Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Princips; der Untergang der großen Armee war dagegen nur ein Ereigniß, ein Als der Kaiser in Smorgoni sein Heer verließ, war er über den Ge- man über die That selbst einig sei, das verstand sich von selbst. Man drängte sich sogleich um Lavie, die Ausführung zu berathen und es wurde beschlossen, der älteste der anwesenden Hauptleute sollte mit seiner Compagnie ins Haus dringen, den Mameluken und Jeden, der sich wehre und natürlich Napoleon selbst niederstoßen. Dann wollten die deutschen Regimenter mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Nüssen übergehn, und von der Mannschaft des 113. französischen Regiments, das fast ganz aus Piemontesen bestand, war man überzeugt, daß sie herzlich gern dasselbe thun werd e. Die Ausführung war leicht; Seslowin stand mit seinem Streifcorps südlich der Stadt ganz in der Nähe. -- Aber wie weit ist von der Vorstellung einer solchen That zu der That selbst! -- Dem ältesten Hauptmann, Herrn von S. von den weimarscher Grenadieren, fiel nun erst ein, daß die That, die man ihm zumuthe, ein Mord sei und sich mit der Ehre eines deutschen Edelmannes und Officiers schlecht vertrage. Da Lapie den Anschlag gemacht habe, stehe ihm auch die Ausführung zu; Lapie wendete ein: er befestige keine Compagnie und habe daher keine Leute, deren er so sicher sei, wie Herr von S. -- Während so einer dem andern die Ausführung zuschob, trat Coulaincourt in die Thür, schlug in die Hände und rief ungeduldig - "An vier"! pourauoi us vartons nous xg,s?" -- Gleich darauf fuhren Napoleon's Wagen und Schlitten vor; er feste sich, sorgfältig in Pelze gehüllt, mit Coulaincourt in den Wagen und fuhr davon. Der "raoment" war verloren. (Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals Grasen von Toll.) IKiers: llistoire ne Oonsuwt et gg l'Lmvire. rorne 15. "(just svsewols c^us
oetts oolörs vordre I" vlrilosopiiie, quel spsowole, Äonnö ü, la Nation 1" plus intslli- gvuts ac I'IZuroxe!" ruft Thiers in bescheidener Verzweiflung aus. Princips; der Untergang der großen Armee war dagegen nur ein Ereigniß, ein Als der Kaiser in Smorgoni sein Heer verließ, war er über den Ge- man über die That selbst einig sei, das verstand sich von selbst. Man drängte sich sogleich um Lavie, die Ausführung zu berathen und es wurde beschlossen, der älteste der anwesenden Hauptleute sollte mit seiner Compagnie ins Haus dringen, den Mameluken und Jeden, der sich wehre und natürlich Napoleon selbst niederstoßen. Dann wollten die deutschen Regimenter mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Nüssen übergehn, und von der Mannschaft des 113. französischen Regiments, das fast ganz aus Piemontesen bestand, war man überzeugt, daß sie herzlich gern dasselbe thun werd e. Die Ausführung war leicht; Seslowin stand mit seinem Streifcorps südlich der Stadt ganz in der Nähe. — Aber wie weit ist von der Vorstellung einer solchen That zu der That selbst! — Dem ältesten Hauptmann, Herrn von S. von den weimarscher Grenadieren, fiel nun erst ein, daß die That, die man ihm zumuthe, ein Mord sei und sich mit der Ehre eines deutschen Edelmannes und Officiers schlecht vertrage. Da Lapie den Anschlag gemacht habe, stehe ihm auch die Ausführung zu; Lapie wendete ein: er befestige keine Compagnie und habe daher keine Leute, deren er so sicher sei, wie Herr von S. — Während so einer dem andern die Ausführung zuschob, trat Coulaincourt in die Thür, schlug in die Hände und rief ungeduldig - „An vier»! pourauoi us vartons nous xg,s?" — Gleich darauf fuhren Napoleon's Wagen und Schlitten vor; er feste sich, sorgfältig in Pelze gehüllt, mit Coulaincourt in den Wagen und fuhr davon. Der „raoment" war verloren. (Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals Grasen von Toll.) IKiers: llistoire ne Oonsuwt et gg l'Lmvire. rorne 15. „(just svsewols c^us
oetts oolörs vordre I» vlrilosopiiie, quel spsowole, Äonnö ü, la Nation 1» plus intslli- gvuts ac I'IZuroxe!" ruft Thiers in bescheidener Verzweiflung aus. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128252"/> <p xml:id="ID_1093" prev="#ID_1092"> Princips; der Untergang der großen Armee war dagegen nur ein Ereigniß, ein<lb/> Verlust. — In diesem Sinne ist jener vom glühenden Hasse beseelte Ausdruck)<lb/> gegen die „Ideologie" zu deuten, dem sich der Imperator gegenüber dem<lb/> Staatsrath überließ. „Li'est u, 1'la6oIoZie, ü, eetts tüiMreuse in6eg,-<lb/> xliMiM" so rief er, pu' it kaut attribuer tous les maldeurs 6e la braves!"<lb/> Ihr schrieb er das Auftreten der Blutmenschen, ihr das Princip des Volks¬<lb/> widerstandes*) (is xrineixs no l'insurrection eomms un cksvoir) zu, dies<lb/> Princip, das er so furchtbar haßte, Weiler fühlte, wie verderblich es ihm sei,<lb/> und das er doch selbst, als die Invasion von 1814 hereinbrach, zu dem seinen<lb/> zu machen gezwungen ward. — Vorläufig freilich war er noch weit entfernt,<lb/> auf diesen ungeheuren Hebelarm zu drücken: das durch Senatsconsulte in<lb/> Bewegung zu Setzende Pumpwerk der Conscription schien zunächst ja noch<lb/> vollständig auszureichen. Aber indem wir die Maßnahmen ins Auge fassen,<lb/> welche der Kaiser ergriff, um ein wieder schlagfertiges Heer aufzustellen,<lb/> werden wir doch schon Einrichtungen begegegnen, welche darauf hindeuten,<lb/> daß auch dieser autokratische Wille der Nothwendigkeit immer näher gerückt<lb/> wurde, auf die vom Volksgeiste gehobene Volkskraft widerwillig zurückzugreifen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1094" next="#ID_1095"> Als der Kaiser in Smorgoni sein Heer verließ, war er über den Ge-<lb/> sammtumfang der Verluste so schlecht unterrichtet, daß er hoffte, die „große<lb/> Armee" noch aus ihren eigenen Elementen reorganisiren zu können. Er<lb/> schätzte ihre Einbuße auf die Hälfte des Effectivstandes; und aus dieser An¬<lb/> schauung heraus begann er am 30. December 1812 zu Paris seine Herstel-</p><lb/> <note xml:id="FID_73" prev="#FID_72" place="foot"> man über die That selbst einig sei, das verstand sich von selbst. Man drängte<lb/> sich sogleich um Lavie, die Ausführung zu berathen und es wurde beschlossen, der älteste der<lb/> anwesenden Hauptleute sollte mit seiner Compagnie ins Haus dringen, den Mameluken und<lb/> Jeden, der sich wehre und natürlich Napoleon selbst niederstoßen. Dann wollten die deutschen<lb/> Regimenter mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Nüssen übergehn, und von<lb/> der Mannschaft des 113. französischen Regiments, das fast ganz aus Piemontesen<lb/> bestand, war man überzeugt, daß sie herzlich gern dasselbe thun werd e. Die<lb/> Ausführung war leicht; Seslowin stand mit seinem Streifcorps südlich der Stadt ganz in der<lb/> Nähe. — Aber wie weit ist von der Vorstellung einer solchen That zu der That selbst! —<lb/> Dem ältesten Hauptmann, Herrn von S. von den weimarscher Grenadieren, fiel nun erst ein,<lb/> daß die That, die man ihm zumuthe, ein Mord sei und sich mit der Ehre eines deutschen<lb/> Edelmannes und Officiers schlecht vertrage. Da Lapie den Anschlag gemacht habe, stehe ihm<lb/> auch die Ausführung zu; Lapie wendete ein: er befestige keine Compagnie und habe daher<lb/> keine Leute, deren er so sicher sei, wie Herr von S. — Während so einer dem andern die<lb/> Ausführung zuschob, trat Coulaincourt in die Thür, schlug in die Hände und rief ungeduldig -<lb/> „An vier»! pourauoi us vartons nous xg,s?" — Gleich darauf fuhren Napoleon's Wagen und<lb/> Schlitten vor; er feste sich, sorgfältig in Pelze gehüllt, mit Coulaincourt in den Wagen und<lb/> fuhr davon. Der „raoment" war verloren. (Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals<lb/> Grasen von Toll.)</note><lb/> <note xml:id="FID_74" place="foot"> IKiers: llistoire ne Oonsuwt et gg l'Lmvire. rorne 15. „(just svsewols c^us<lb/> oetts oolörs vordre I» vlrilosopiiie, quel spsowole, Äonnö ü, la Nation 1» plus intslli-<lb/> gvuts ac I'IZuroxe!" ruft Thiers in bescheidener Verzweiflung aus.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
Princips; der Untergang der großen Armee war dagegen nur ein Ereigniß, ein
Verlust. — In diesem Sinne ist jener vom glühenden Hasse beseelte Ausdruck)
gegen die „Ideologie" zu deuten, dem sich der Imperator gegenüber dem
Staatsrath überließ. „Li'est u, 1'la6oIoZie, ü, eetts tüiMreuse in6eg,-
xliMiM" so rief er, pu' it kaut attribuer tous les maldeurs 6e la braves!"
Ihr schrieb er das Auftreten der Blutmenschen, ihr das Princip des Volks¬
widerstandes*) (is xrineixs no l'insurrection eomms un cksvoir) zu, dies
Princip, das er so furchtbar haßte, Weiler fühlte, wie verderblich es ihm sei,
und das er doch selbst, als die Invasion von 1814 hereinbrach, zu dem seinen
zu machen gezwungen ward. — Vorläufig freilich war er noch weit entfernt,
auf diesen ungeheuren Hebelarm zu drücken: das durch Senatsconsulte in
Bewegung zu Setzende Pumpwerk der Conscription schien zunächst ja noch
vollständig auszureichen. Aber indem wir die Maßnahmen ins Auge fassen,
welche der Kaiser ergriff, um ein wieder schlagfertiges Heer aufzustellen,
werden wir doch schon Einrichtungen begegegnen, welche darauf hindeuten,
daß auch dieser autokratische Wille der Nothwendigkeit immer näher gerückt
wurde, auf die vom Volksgeiste gehobene Volkskraft widerwillig zurückzugreifen.
Als der Kaiser in Smorgoni sein Heer verließ, war er über den Ge-
sammtumfang der Verluste so schlecht unterrichtet, daß er hoffte, die „große
Armee" noch aus ihren eigenen Elementen reorganisiren zu können. Er
schätzte ihre Einbuße auf die Hälfte des Effectivstandes; und aus dieser An¬
schauung heraus begann er am 30. December 1812 zu Paris seine Herstel-
man über die That selbst einig sei, das verstand sich von selbst. Man drängte
sich sogleich um Lavie, die Ausführung zu berathen und es wurde beschlossen, der älteste der
anwesenden Hauptleute sollte mit seiner Compagnie ins Haus dringen, den Mameluken und
Jeden, der sich wehre und natürlich Napoleon selbst niederstoßen. Dann wollten die deutschen
Regimenter mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Nüssen übergehn, und von
der Mannschaft des 113. französischen Regiments, das fast ganz aus Piemontesen
bestand, war man überzeugt, daß sie herzlich gern dasselbe thun werd e. Die
Ausführung war leicht; Seslowin stand mit seinem Streifcorps südlich der Stadt ganz in der
Nähe. — Aber wie weit ist von der Vorstellung einer solchen That zu der That selbst! —
Dem ältesten Hauptmann, Herrn von S. von den weimarscher Grenadieren, fiel nun erst ein,
daß die That, die man ihm zumuthe, ein Mord sei und sich mit der Ehre eines deutschen
Edelmannes und Officiers schlecht vertrage. Da Lapie den Anschlag gemacht habe, stehe ihm
auch die Ausführung zu; Lapie wendete ein: er befestige keine Compagnie und habe daher
keine Leute, deren er so sicher sei, wie Herr von S. — Während so einer dem andern die
Ausführung zuschob, trat Coulaincourt in die Thür, schlug in die Hände und rief ungeduldig -
„An vier»! pourauoi us vartons nous xg,s?" — Gleich darauf fuhren Napoleon's Wagen und
Schlitten vor; er feste sich, sorgfältig in Pelze gehüllt, mit Coulaincourt in den Wagen und
fuhr davon. Der „raoment" war verloren. (Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals
Grasen von Toll.)
IKiers: llistoire ne Oonsuwt et gg l'Lmvire. rorne 15. „(just svsewols c^us
oetts oolörs vordre I» vlrilosopiiie, quel spsowole, Äonnö ü, la Nation 1» plus intslli-
gvuts ac I'IZuroxe!" ruft Thiers in bescheidener Verzweiflung aus.
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