Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.röhren. Raketen u. s. w. versehen" -- die elektrischen Batterien und Raketen Mit besonderem Interesse folgen wir den Angaben Freycinets über die röhren. Raketen u. s. w. versehen" — die elektrischen Batterien und Raketen Mit besonderem Interesse folgen wir den Angaben Freycinets über die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128226"/> <p xml:id="ID_994" prev="#ID_993"> röhren. Raketen u. s. w. versehen" — die elektrischen Batterien und Raketen<lb/> durften natürlich nicht fehlen — und besaß, was jedenfalls werthvoller war,<lb/> sehr ausgedehnte Requisitionsbefugnisse. In der diesem Corps entsprechenden<lb/> special-Direction in Tours beschäftigte man sich „besonders mit dem Ver¬<lb/> fahren der elektrischen Beleuchtung und den Signalsystemen. In dem Augen¬<lb/> blicke, als die Loire-Armee sich Paris zu nähern hoffte (!), bereitete das Genie¬<lb/> corps ein Verfahren der Correspondenz durch Leuchtsignale vermittelst elektri¬<lb/> scher Apparate vor(!), welche entweder auf einem festgehaltenen Ballon oder<lb/> auf einem hohen Gerüst angebracht werden sollten. Man gab die Hoffnung<lb/> nicht auf(!), so von Pithiviers Mittheilungen nach Paris befördern zu<lb/> können/'</p><lb/> <p xml:id="ID_995" next="#ID_996"> Mit besonderem Interesse folgen wir den Angaben Freycinets über die<lb/> Intendantur unter Gambetta, da diese von allen Seiten heftig angegriffen<lb/> worden ist. Freycinet lehnt die Verantwortlichkeit hierfür, und namentlich<lb/> für die allseitig getadelte schlechte Ausstattung der Mobilgarden und mobili-<lb/> sirten Garden auf das Entschiedenste vom Kriegsministerium ab. Denn: „die<lb/> Verwaltung übernahm sie vom Minister des Innern vollständig ausgerüstet<lb/> und bewaffnet und hatte sie nur zu unterhalten." Diese Aufgabe habe die<lb/> Verwaltung des Kriegsministeriums in vorwurfsfreier Weise erfüllt. Wir<lb/> zweifeln nicht daran, und ebensowenig an der Versicherung Freycinets, daß<lb/> unter den 224 Intendanten oder Unterintendanten und den 178 Verwaltungs¬<lb/> beamten, welche unter Gambetta angestellt worden sind, nicht ein Fall von<lb/> Unehrlichkeit vorgekommen ist. Aber wenn sich der Delegirte des Kriegs¬<lb/> ministers durch diese Jncompetenzeinrede schützt und die Verantwortlichkeit<lb/> für die schlechte Ausrüstung der Moblots dem Minister des Innern zuschreibt,<lb/> so vergißt er, daß Gambetta, sein Chef, eben auch dieser verantwortliche Minister<lb/> des Innern war. Indessen scheint überall mehr die Qualität als die Quan¬<lb/> tität dieser Ausrüstung, auch bei den regulären Truppen, übel bestellt gewesen<lb/> zu sein, denn Freycinet versichert uns, daß jeder von den 600,000 Mann, die<lb/> das Kriegsministerium ausgerüstet hatte, durchschnittlich 1 Mantel, 1 Waffen¬<lb/> rock, 1^/2 Paar(!) Hosen, 1 wollene Jacke, 1 Paar Unterhosen, 1 Tornister,<lb/> 2 Decken oder Schaffelle, 2 Flanellbinden, 3 Hemden und 3 Paar Schuhe<lb/> erhalten habe. Ganz besondere Schwierigkeiten bot der Intendantur die Ver¬<lb/> pflegung der Armeen; man half sich hauptsächlich durch mobile Maga-<lb/> zine, d. h. durch Befrachtung der Eisenbahnwaggons mit einem zehntägigen<lb/> Mundvorrath, der je nach der Vor- oder Rückwärtsbewegung der Armeen<lb/> dieser folgte. Aber wenn man bedenkt, daß hierfür pro Corps täglich 40<lb/> Waggons erforderlich waren, mithin täglich bei zwölf Armeecorps 4800 be-<lb/> ladene Waggons bald hier, bald dort die Bahnschienen verstopften, so wird<lb/> man sich nicht wundern, daß diese Verstopfungen unter Umständen z. B. den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0298]
röhren. Raketen u. s. w. versehen" — die elektrischen Batterien und Raketen
durften natürlich nicht fehlen — und besaß, was jedenfalls werthvoller war,
sehr ausgedehnte Requisitionsbefugnisse. In der diesem Corps entsprechenden
special-Direction in Tours beschäftigte man sich „besonders mit dem Ver¬
fahren der elektrischen Beleuchtung und den Signalsystemen. In dem Augen¬
blicke, als die Loire-Armee sich Paris zu nähern hoffte (!), bereitete das Genie¬
corps ein Verfahren der Correspondenz durch Leuchtsignale vermittelst elektri¬
scher Apparate vor(!), welche entweder auf einem festgehaltenen Ballon oder
auf einem hohen Gerüst angebracht werden sollten. Man gab die Hoffnung
nicht auf(!), so von Pithiviers Mittheilungen nach Paris befördern zu
können/'
Mit besonderem Interesse folgen wir den Angaben Freycinets über die
Intendantur unter Gambetta, da diese von allen Seiten heftig angegriffen
worden ist. Freycinet lehnt die Verantwortlichkeit hierfür, und namentlich
für die allseitig getadelte schlechte Ausstattung der Mobilgarden und mobili-
sirten Garden auf das Entschiedenste vom Kriegsministerium ab. Denn: „die
Verwaltung übernahm sie vom Minister des Innern vollständig ausgerüstet
und bewaffnet und hatte sie nur zu unterhalten." Diese Aufgabe habe die
Verwaltung des Kriegsministeriums in vorwurfsfreier Weise erfüllt. Wir
zweifeln nicht daran, und ebensowenig an der Versicherung Freycinets, daß
unter den 224 Intendanten oder Unterintendanten und den 178 Verwaltungs¬
beamten, welche unter Gambetta angestellt worden sind, nicht ein Fall von
Unehrlichkeit vorgekommen ist. Aber wenn sich der Delegirte des Kriegs¬
ministers durch diese Jncompetenzeinrede schützt und die Verantwortlichkeit
für die schlechte Ausrüstung der Moblots dem Minister des Innern zuschreibt,
so vergißt er, daß Gambetta, sein Chef, eben auch dieser verantwortliche Minister
des Innern war. Indessen scheint überall mehr die Qualität als die Quan¬
tität dieser Ausrüstung, auch bei den regulären Truppen, übel bestellt gewesen
zu sein, denn Freycinet versichert uns, daß jeder von den 600,000 Mann, die
das Kriegsministerium ausgerüstet hatte, durchschnittlich 1 Mantel, 1 Waffen¬
rock, 1^/2 Paar(!) Hosen, 1 wollene Jacke, 1 Paar Unterhosen, 1 Tornister,
2 Decken oder Schaffelle, 2 Flanellbinden, 3 Hemden und 3 Paar Schuhe
erhalten habe. Ganz besondere Schwierigkeiten bot der Intendantur die Ver¬
pflegung der Armeen; man half sich hauptsächlich durch mobile Maga-
zine, d. h. durch Befrachtung der Eisenbahnwaggons mit einem zehntägigen
Mundvorrath, der je nach der Vor- oder Rückwärtsbewegung der Armeen
dieser folgte. Aber wenn man bedenkt, daß hierfür pro Corps täglich 40
Waggons erforderlich waren, mithin täglich bei zwölf Armeecorps 4800 be-
ladene Waggons bald hier, bald dort die Bahnschienen verstopften, so wird
man sich nicht wundern, daß diese Verstopfungen unter Umständen z. B. den
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |