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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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in den Händen von Katholiken und in Folge dessen waren die Stellen der
^ommiLsioiiLi-Z ot' Emigration auch mit Katholiken, wenigstens zum größten
Theile, besetzt. Das ist hier selbstverständlich. Der Clerk, welcher dem Ein¬
wanderer die Messingmarke für sein Gepäck einbändige, der Geldwechsler in
der Rotunde, welcher die europäischen Geldsorten der Ankömmlinge in ameri¬
kanische umsetzt, die Agenten der Eisenbahncompagnien, welche die Einwanderer
mit Fahrkarten zum Transport nach dem Westen versehen, der Kosthausbe-
fitzer, der in der Rotunde Zulaß hat und dort sich Gäste holen da>f, die Clerks
im Briefbureau und im I^tour Lxeliargö (der Arbeitsnachweisungsanstalt),
die Beamten in den Einwanderer-Hospitälern auf Ward's- oder Blackwell's-
Jsland -- sie sind alle, oder fast alle, heute in den Händen der Jesuiten oder
der streng katholischen Partei. Castle Garden, dieser überaus wichtige Punkt
der Vereinigten Staaten, durch welchen sich Hunderttausende in unser Land
alljährlich ergießen, es ist heute eine große Station der Jesuiten. Der colos¬
sale Einfluß, welchen diese dadurch gewinnen, kann kaum unterschätzt werden,
jeder Einwanderer ist ihren Einflüssen hier ausgesetzt und bei jedem, Protestant
oder Katholik, wissen sie etwas sitzen zu lassen, was ihre Zwecke fördert.

Die Tractätchen, Warnungs- und Belehrungsschriften, welche durch die
verschiedenen oben bezeichneten Commissionäre in die Hände der Einwanderer
gelangen, sind nun wieder theilweise von den Jesuiten oder ihren Anhängern
verfaßt oder inspirirt. In allen Sprachen sind sie vorhanden und werden den
Ankömmlingen in die Hände gedrückt. Daß viel gutes darin steht, soll nicht
geleugnet werden, aber unter dem Guten verbirgt sich auch das Gift, welches
dem Einwanderer eingeflößt wird. So wird ein deutscher Rathgeber für An¬
kömmlinge vertheilt, welcher mit dem bei den Jesuiten üblichen "Jesus, Maria,
Joseph" beginnt und auf dem die deutsche katholische Union als Herausgeber
genannt ist. Dem Einwanderer wird hier gerathen, sich von den Eingebornen
möglichst fern zu halten, im Umgange sich möglichst auf Katholiken zu be¬
schränken, vor allem aber sich vor jeder Berührung mit Baptisten und Me¬
thodisten zu hüten. Amerika sei ein überaus gefährliches Land für Leib und
Seele, und damit der Einwanderer den Gefahren entgehen könne, solle er sich
an seinen Priester halten, der ihm den nöthigen guten Rath ertheilen würde.
Vor allem aber warnt die katholische Union vor dem Besuche der Staats¬
schulen. "Haltet Eure Kinderheißt es in dem Rathgeber, "ferne
von den Staats Schulen, welche man besser heidnische Schulen
oder noch schlimmer nennt." Und das sind dieselben Leute, welche
heute hier das Verlangen aussprechen, daß die öffentlichen Schulfonds getheilt
werden, damit ein Theil zur Gründung strenggläubiger katholischer Schulen
verwandt werden könne I

So empfängt die schwarze Partei den Einwanderer, sie erfüllt ihn mit


Grenzboten III. 1872. 34

in den Händen von Katholiken und in Folge dessen waren die Stellen der
^ommiLsioiiLi-Z ot' Emigration auch mit Katholiken, wenigstens zum größten
Theile, besetzt. Das ist hier selbstverständlich. Der Clerk, welcher dem Ein¬
wanderer die Messingmarke für sein Gepäck einbändige, der Geldwechsler in
der Rotunde, welcher die europäischen Geldsorten der Ankömmlinge in ameri¬
kanische umsetzt, die Agenten der Eisenbahncompagnien, welche die Einwanderer
mit Fahrkarten zum Transport nach dem Westen versehen, der Kosthausbe-
fitzer, der in der Rotunde Zulaß hat und dort sich Gäste holen da>f, die Clerks
im Briefbureau und im I^tour Lxeliargö (der Arbeitsnachweisungsanstalt),
die Beamten in den Einwanderer-Hospitälern auf Ward's- oder Blackwell's-
Jsland — sie sind alle, oder fast alle, heute in den Händen der Jesuiten oder
der streng katholischen Partei. Castle Garden, dieser überaus wichtige Punkt
der Vereinigten Staaten, durch welchen sich Hunderttausende in unser Land
alljährlich ergießen, es ist heute eine große Station der Jesuiten. Der colos¬
sale Einfluß, welchen diese dadurch gewinnen, kann kaum unterschätzt werden,
jeder Einwanderer ist ihren Einflüssen hier ausgesetzt und bei jedem, Protestant
oder Katholik, wissen sie etwas sitzen zu lassen, was ihre Zwecke fördert.

Die Tractätchen, Warnungs- und Belehrungsschriften, welche durch die
verschiedenen oben bezeichneten Commissionäre in die Hände der Einwanderer
gelangen, sind nun wieder theilweise von den Jesuiten oder ihren Anhängern
verfaßt oder inspirirt. In allen Sprachen sind sie vorhanden und werden den
Ankömmlingen in die Hände gedrückt. Daß viel gutes darin steht, soll nicht
geleugnet werden, aber unter dem Guten verbirgt sich auch das Gift, welches
dem Einwanderer eingeflößt wird. So wird ein deutscher Rathgeber für An¬
kömmlinge vertheilt, welcher mit dem bei den Jesuiten üblichen „Jesus, Maria,
Joseph" beginnt und auf dem die deutsche katholische Union als Herausgeber
genannt ist. Dem Einwanderer wird hier gerathen, sich von den Eingebornen
möglichst fern zu halten, im Umgange sich möglichst auf Katholiken zu be¬
schränken, vor allem aber sich vor jeder Berührung mit Baptisten und Me¬
thodisten zu hüten. Amerika sei ein überaus gefährliches Land für Leib und
Seele, und damit der Einwanderer den Gefahren entgehen könne, solle er sich
an seinen Priester halten, der ihm den nöthigen guten Rath ertheilen würde.
Vor allem aber warnt die katholische Union vor dem Besuche der Staats¬
schulen. „Haltet Eure Kinderheißt es in dem Rathgeber, „ferne
von den Staats Schulen, welche man besser heidnische Schulen
oder noch schlimmer nennt." Und das sind dieselben Leute, welche
heute hier das Verlangen aussprechen, daß die öffentlichen Schulfonds getheilt
werden, damit ein Theil zur Gründung strenggläubiger katholischer Schulen
verwandt werden könne I

So empfängt die schwarze Partei den Einwanderer, sie erfüllt ihn mit


Grenzboten III. 1872. 34
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[0269] in den Händen von Katholiken und in Folge dessen waren die Stellen der ^ommiLsioiiLi-Z ot' Emigration auch mit Katholiken, wenigstens zum größten Theile, besetzt. Das ist hier selbstverständlich. Der Clerk, welcher dem Ein¬ wanderer die Messingmarke für sein Gepäck einbändige, der Geldwechsler in der Rotunde, welcher die europäischen Geldsorten der Ankömmlinge in ameri¬ kanische umsetzt, die Agenten der Eisenbahncompagnien, welche die Einwanderer mit Fahrkarten zum Transport nach dem Westen versehen, der Kosthausbe- fitzer, der in der Rotunde Zulaß hat und dort sich Gäste holen da>f, die Clerks im Briefbureau und im I^tour Lxeliargö (der Arbeitsnachweisungsanstalt), die Beamten in den Einwanderer-Hospitälern auf Ward's- oder Blackwell's- Jsland — sie sind alle, oder fast alle, heute in den Händen der Jesuiten oder der streng katholischen Partei. Castle Garden, dieser überaus wichtige Punkt der Vereinigten Staaten, durch welchen sich Hunderttausende in unser Land alljährlich ergießen, es ist heute eine große Station der Jesuiten. Der colos¬ sale Einfluß, welchen diese dadurch gewinnen, kann kaum unterschätzt werden, jeder Einwanderer ist ihren Einflüssen hier ausgesetzt und bei jedem, Protestant oder Katholik, wissen sie etwas sitzen zu lassen, was ihre Zwecke fördert. Die Tractätchen, Warnungs- und Belehrungsschriften, welche durch die verschiedenen oben bezeichneten Commissionäre in die Hände der Einwanderer gelangen, sind nun wieder theilweise von den Jesuiten oder ihren Anhängern verfaßt oder inspirirt. In allen Sprachen sind sie vorhanden und werden den Ankömmlingen in die Hände gedrückt. Daß viel gutes darin steht, soll nicht geleugnet werden, aber unter dem Guten verbirgt sich auch das Gift, welches dem Einwanderer eingeflößt wird. So wird ein deutscher Rathgeber für An¬ kömmlinge vertheilt, welcher mit dem bei den Jesuiten üblichen „Jesus, Maria, Joseph" beginnt und auf dem die deutsche katholische Union als Herausgeber genannt ist. Dem Einwanderer wird hier gerathen, sich von den Eingebornen möglichst fern zu halten, im Umgange sich möglichst auf Katholiken zu be¬ schränken, vor allem aber sich vor jeder Berührung mit Baptisten und Me¬ thodisten zu hüten. Amerika sei ein überaus gefährliches Land für Leib und Seele, und damit der Einwanderer den Gefahren entgehen könne, solle er sich an seinen Priester halten, der ihm den nöthigen guten Rath ertheilen würde. Vor allem aber warnt die katholische Union vor dem Besuche der Staats¬ schulen. „Haltet Eure Kinderheißt es in dem Rathgeber, „ferne von den Staats Schulen, welche man besser heidnische Schulen oder noch schlimmer nennt." Und das sind dieselben Leute, welche heute hier das Verlangen aussprechen, daß die öffentlichen Schulfonds getheilt werden, damit ein Theil zur Gründung strenggläubiger katholischer Schulen verwandt werden könne I So empfängt die schwarze Partei den Einwanderer, sie erfüllt ihn mit Grenzboten III. 1872. 34

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/269>, abgerufen am 22.07.2024.