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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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einer vernichtenden Kritik unterzieht. Denn dafür ist glücklicherweise gesorgt,
daß innerhalb der Reichscompetenz das entscheidende und allein veachtens-
/t. werthe Wort immer und nur in Berlin gesprochen wird.




Kleine Besprechungen.

Von Georg Hiltl's Kriegswerk über den deutschen Krieg gegen
Frankreich ist die zweite Lieferung (bei Velhagen und Klasing, Bielefeld und
Leipzig) soeben erschienen. Wir haben bereits früher über dieses Unternehmen
uns freundlich ausgesprochen und können Angesichts der zweiten Lieferung un¬
ser früheres Urtheil nur wiederholen. Von selbst drängt das gleichzeitige Er¬
scheinen des großen Generalstabswerkes die Frage auf, ob dieser ganzen un-
officiellen Kriegsliteratur nicht mit einem Male der Hals gebrochen werde, ob
sie überall neben der großen im Moltkeschen Lapidarstil verfaßten officiellen
Darstellung des Krieges den Schatten einer Existenzberechtigung habe. Wir
antworten darauf dasselbe wie beim Erscheinen der ersten Lieferung dieses
Werkes. Mit allen sogenannten streng militärisch-strategischen Bearbeitungen
des letzten Krieges wird es nun wohl vorbei sein. Dagegen bleiben nach wie
vor und vielleicht selbst für das Werk des großen Generalstabs stellenweise
werthvoll Schilderungen, welche der Verfasser als Augenzeuge oder nach den
Wahrnehmungen anderer Augenzeugen entwirft. Darin liegt auch der blei¬
bende Werth des Hilll'schen Buchs und der Kriegszeichnungen von Wolde-
mar Friedrich, welche dasselbe ebenso selbständig illustriren, als der Text
sie begleitet. Beide, Schriftsteller und Künstler schreiben und bilden nach
eigenen flüchtigen, auf blutiger Wahlstatt oder ermüdendem Marsche aufs Papier
geworfenen Zeichen und Strichen und gerade die Originalität des Momentes
und die Wahrheit der mitempfundenen, mitdurchlebten Stunde bedeutender
Ereignisse verleiht Wort und Bild eine zum Herzen sprechende Kraft und Un¬
mittelbarkeit, welche nur erhöht wird dadurch, daß dem Werke die größte
Sorgfalt in der äußern Ausstattung gewidmet ist, und daher der gefällige
und ergreifende Inhalt auch in einer vollendeten Form sich darbietet.

Von demselben Verfasser (und in demselben Verlag), ist in diesen
Tagen der Schluß des gleichfalls von uns bereits früher rühmend erwähnten
vaterländischen Romans "der Münzthurm" erschienen, dessen beide Schluß-
bändchen den Titel "der Sturz des Meisters" führen, und wie die ersten zu
den sorgfältigsten Leistungen der vorzüglichen Detailmalereien Georg Hiltl's
aus dem Werdegang des preußischen Königsgeschlechtes und seiner bedeutendsten
Strebensgenossen gehören.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Blum.
Verlag von F. L. Hcrvin. -- Druck von Hiithcl Ä Segler in Leipzig.

einer vernichtenden Kritik unterzieht. Denn dafür ist glücklicherweise gesorgt,
daß innerhalb der Reichscompetenz das entscheidende und allein veachtens-
/t. werthe Wort immer und nur in Berlin gesprochen wird.




Kleine Besprechungen.

Von Georg Hiltl's Kriegswerk über den deutschen Krieg gegen
Frankreich ist die zweite Lieferung (bei Velhagen und Klasing, Bielefeld und
Leipzig) soeben erschienen. Wir haben bereits früher über dieses Unternehmen
uns freundlich ausgesprochen und können Angesichts der zweiten Lieferung un¬
ser früheres Urtheil nur wiederholen. Von selbst drängt das gleichzeitige Er¬
scheinen des großen Generalstabswerkes die Frage auf, ob dieser ganzen un-
officiellen Kriegsliteratur nicht mit einem Male der Hals gebrochen werde, ob
sie überall neben der großen im Moltkeschen Lapidarstil verfaßten officiellen
Darstellung des Krieges den Schatten einer Existenzberechtigung habe. Wir
antworten darauf dasselbe wie beim Erscheinen der ersten Lieferung dieses
Werkes. Mit allen sogenannten streng militärisch-strategischen Bearbeitungen
des letzten Krieges wird es nun wohl vorbei sein. Dagegen bleiben nach wie
vor und vielleicht selbst für das Werk des großen Generalstabs stellenweise
werthvoll Schilderungen, welche der Verfasser als Augenzeuge oder nach den
Wahrnehmungen anderer Augenzeugen entwirft. Darin liegt auch der blei¬
bende Werth des Hilll'schen Buchs und der Kriegszeichnungen von Wolde-
mar Friedrich, welche dasselbe ebenso selbständig illustriren, als der Text
sie begleitet. Beide, Schriftsteller und Künstler schreiben und bilden nach
eigenen flüchtigen, auf blutiger Wahlstatt oder ermüdendem Marsche aufs Papier
geworfenen Zeichen und Strichen und gerade die Originalität des Momentes
und die Wahrheit der mitempfundenen, mitdurchlebten Stunde bedeutender
Ereignisse verleiht Wort und Bild eine zum Herzen sprechende Kraft und Un¬
mittelbarkeit, welche nur erhöht wird dadurch, daß dem Werke die größte
Sorgfalt in der äußern Ausstattung gewidmet ist, und daher der gefällige
und ergreifende Inhalt auch in einer vollendeten Form sich darbietet.

Von demselben Verfasser (und in demselben Verlag), ist in diesen
Tagen der Schluß des gleichfalls von uns bereits früher rühmend erwähnten
vaterländischen Romans „der Münzthurm" erschienen, dessen beide Schluß-
bändchen den Titel „der Sturz des Meisters" führen, und wie die ersten zu
den sorgfältigsten Leistungen der vorzüglichen Detailmalereien Georg Hiltl's
aus dem Werdegang des preußischen Königsgeschlechtes und seiner bedeutendsten
Strebensgenossen gehören.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Blum.
Verlag von F. L. Hcrvin. — Druck von Hiithcl Ä Segler in Leipzig.
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[0244] einer vernichtenden Kritik unterzieht. Denn dafür ist glücklicherweise gesorgt, daß innerhalb der Reichscompetenz das entscheidende und allein veachtens- /t. werthe Wort immer und nur in Berlin gesprochen wird. Kleine Besprechungen. Von Georg Hiltl's Kriegswerk über den deutschen Krieg gegen Frankreich ist die zweite Lieferung (bei Velhagen und Klasing, Bielefeld und Leipzig) soeben erschienen. Wir haben bereits früher über dieses Unternehmen uns freundlich ausgesprochen und können Angesichts der zweiten Lieferung un¬ ser früheres Urtheil nur wiederholen. Von selbst drängt das gleichzeitige Er¬ scheinen des großen Generalstabswerkes die Frage auf, ob dieser ganzen un- officiellen Kriegsliteratur nicht mit einem Male der Hals gebrochen werde, ob sie überall neben der großen im Moltkeschen Lapidarstil verfaßten officiellen Darstellung des Krieges den Schatten einer Existenzberechtigung habe. Wir antworten darauf dasselbe wie beim Erscheinen der ersten Lieferung dieses Werkes. Mit allen sogenannten streng militärisch-strategischen Bearbeitungen des letzten Krieges wird es nun wohl vorbei sein. Dagegen bleiben nach wie vor und vielleicht selbst für das Werk des großen Generalstabs stellenweise werthvoll Schilderungen, welche der Verfasser als Augenzeuge oder nach den Wahrnehmungen anderer Augenzeugen entwirft. Darin liegt auch der blei¬ bende Werth des Hilll'schen Buchs und der Kriegszeichnungen von Wolde- mar Friedrich, welche dasselbe ebenso selbständig illustriren, als der Text sie begleitet. Beide, Schriftsteller und Künstler schreiben und bilden nach eigenen flüchtigen, auf blutiger Wahlstatt oder ermüdendem Marsche aufs Papier geworfenen Zeichen und Strichen und gerade die Originalität des Momentes und die Wahrheit der mitempfundenen, mitdurchlebten Stunde bedeutender Ereignisse verleiht Wort und Bild eine zum Herzen sprechende Kraft und Un¬ mittelbarkeit, welche nur erhöht wird dadurch, daß dem Werke die größte Sorgfalt in der äußern Ausstattung gewidmet ist, und daher der gefällige und ergreifende Inhalt auch in einer vollendeten Form sich darbietet. Von demselben Verfasser (und in demselben Verlag), ist in diesen Tagen der Schluß des gleichfalls von uns bereits früher rühmend erwähnten vaterländischen Romans „der Münzthurm" erschienen, dessen beide Schluß- bändchen den Titel „der Sturz des Meisters" führen, und wie die ersten zu den sorgfältigsten Leistungen der vorzüglichen Detailmalereien Georg Hiltl's aus dem Werdegang des preußischen Königsgeschlechtes und seiner bedeutendsten Strebensgenossen gehören. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Blum. Verlag von F. L. Hcrvin. — Druck von Hiithcl Ä Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/244>, abgerufen am 22.12.2024.