Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Hier ist auch viel Schnitzwerk zu sehen, Poreellain, schöne Schildereien, des In des Königs Cabinet sind schöne Tabacksdosen, allerhand Conterfei In des Kronprinzen sein Gemach stunden zwei große silberne Becher, Abends tractirten wir noch unsere Bekannte und Freunde und fuhren Die Stadt Spandau ist ein ziemlicher Ort, etwas fortificiret, hat eine Hier ist auch viel Schnitzwerk zu sehen, Poreellain, schöne Schildereien, des In des Königs Cabinet sind schöne Tabacksdosen, allerhand Conterfei In des Kronprinzen sein Gemach stunden zwei große silberne Becher, Abends tractirten wir noch unsere Bekannte und Freunde und fuhren Die Stadt Spandau ist ein ziemlicher Ort, etwas fortificiret, hat eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128154"/> <p xml:id="ID_758" prev="#ID_757"> Hier ist auch viel Schnitzwerk zu sehen, Poreellain, schöne Schildereien, des<lb/> Königs Cabinet, 4 Ritterorden sehr kostbar. In des Königs Stuhl ist weich<lb/> sitzen. Die Amtmännin, die mit uns herum ging, sagte, daß der König noch<lb/> desselben Morgens darauf gesessen. Da ihn sein Mohr gefragt, ob er auch<lb/> wohl geschlafen? hat der König geantwortet: „Was bist Du glücklich! Du<lb/> issest, Du trinkest, Du machst Dir lustig, wann Du willst, ich aber muß<lb/> den ganzen Tag und die Nacht all meine Sachen im Kopfe herumgehen<lb/> lassen." —</p><lb/> <p xml:id="ID_759"> In des Königs Cabinet sind schöne Tabacksdosen, allerhand Conterfei<lb/> von dem oranischen Stamm, wie auch all die Churfürsten von Brandenburg<lb/> mit ihren Gemahlinnen und dergleichen Sachen mehr.</p><lb/> <p xml:id="ID_760"> In des Kronprinzen sein Gemach stunden zwei große silberne Becher,<lb/> daraus machen sie sich lustig, wenn sie zu Charlottenburg sind, denn der<lb/> Kronprinz ist Bürgermeister von Lü ezc n und die Cavaliers sind Rathsherren.<lb/> Sonsten hatte der Kronprinz auf seinen Logement verfertigen lassen allerhand<lb/> kleine Bomben, Granaten und dergleichen Sachen mehr. Damit wollte er nach<lb/> seinem Lustschlosse Schönhausen hinaus, und sich daselbst lustig machen.<lb/> Das schöne Orangeriehaus, der schöne Garten hinter dem Hause wird noch<lb/> angenehmer durch die vorüberfließende Spree. Es liegen in einem dazu ge¬<lb/> machten Hafen allerlei kleine Schiffe, worauf sich der König zu divertiren<lb/> pfleget. Man kann auch von Berlin nach Charlottenburg mit der Trekschuyt<lb/> alle Tage kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_761"> Abends tractirten wir noch unsere Bekannte und Freunde und fuhren<lb/> am nächsten Morgen mit unserer neugekauften Chaise nach Spandau.<lb/> Selbiges ist eine Festung und auf die neueste Manier von gebrannten Steinen<lb/> fortificiret, hat 4 Bastions, davon das eine König, das zweite Königin, das<lb/> dritte Kronprinz, das vierte Brandenburg genennet wird. Zwischen König<lb/> und Kronprinzen lieget noch ein klein Ravelin. Sonst ist umher ein schöner<lb/> breiter Graben um und lange Ooiitrc!e8c:g.r^L. Es lieget rings herum im<lb/> Wasser und kann nicht wohl anders als von der Stadt, die an der anderen<lb/> Seite des Flusses lieget, attaquiret werden. Ihre königliche Majestät haben<lb/> auch ein eigen Haus oder Schloß darin erbauen lassen, allda sie sich zu<lb/> Zeiten mit fremder Herrschaft zu divertiren pflegen. Der Commandant hat<lb/> seine Wohnung appart. Diese Festung ist unter anderen deshalb zu recom-<lb/> mandiren, daß sie dazu dienet, daß man einer Familie ungerathene und lieder¬<lb/> liche Söhne da hinein bringet, die dann angeschlossen in der Karre gehen und<lb/> an der Fortifieation arbeiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_762" next="#ID_763"> Die Stadt Spandau ist ein ziemlicher Ort, etwas fortificiret, hat eine<lb/> hübsche Kirche und Markt. Von hier ließen wir unsere aceordirten Pferde<lb/> nach Potsdam abgehen, drei Meilen von Spandau. Selbiges ist wegen des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
Hier ist auch viel Schnitzwerk zu sehen, Poreellain, schöne Schildereien, des
Königs Cabinet, 4 Ritterorden sehr kostbar. In des Königs Stuhl ist weich
sitzen. Die Amtmännin, die mit uns herum ging, sagte, daß der König noch
desselben Morgens darauf gesessen. Da ihn sein Mohr gefragt, ob er auch
wohl geschlafen? hat der König geantwortet: „Was bist Du glücklich! Du
issest, Du trinkest, Du machst Dir lustig, wann Du willst, ich aber muß
den ganzen Tag und die Nacht all meine Sachen im Kopfe herumgehen
lassen." —
In des Königs Cabinet sind schöne Tabacksdosen, allerhand Conterfei
von dem oranischen Stamm, wie auch all die Churfürsten von Brandenburg
mit ihren Gemahlinnen und dergleichen Sachen mehr.
In des Kronprinzen sein Gemach stunden zwei große silberne Becher,
daraus machen sie sich lustig, wenn sie zu Charlottenburg sind, denn der
Kronprinz ist Bürgermeister von Lü ezc n und die Cavaliers sind Rathsherren.
Sonsten hatte der Kronprinz auf seinen Logement verfertigen lassen allerhand
kleine Bomben, Granaten und dergleichen Sachen mehr. Damit wollte er nach
seinem Lustschlosse Schönhausen hinaus, und sich daselbst lustig machen.
Das schöne Orangeriehaus, der schöne Garten hinter dem Hause wird noch
angenehmer durch die vorüberfließende Spree. Es liegen in einem dazu ge¬
machten Hafen allerlei kleine Schiffe, worauf sich der König zu divertiren
pfleget. Man kann auch von Berlin nach Charlottenburg mit der Trekschuyt
alle Tage kommen.
Abends tractirten wir noch unsere Bekannte und Freunde und fuhren
am nächsten Morgen mit unserer neugekauften Chaise nach Spandau.
Selbiges ist eine Festung und auf die neueste Manier von gebrannten Steinen
fortificiret, hat 4 Bastions, davon das eine König, das zweite Königin, das
dritte Kronprinz, das vierte Brandenburg genennet wird. Zwischen König
und Kronprinzen lieget noch ein klein Ravelin. Sonst ist umher ein schöner
breiter Graben um und lange Ooiitrc!e8c:g.r^L. Es lieget rings herum im
Wasser und kann nicht wohl anders als von der Stadt, die an der anderen
Seite des Flusses lieget, attaquiret werden. Ihre königliche Majestät haben
auch ein eigen Haus oder Schloß darin erbauen lassen, allda sie sich zu
Zeiten mit fremder Herrschaft zu divertiren pflegen. Der Commandant hat
seine Wohnung appart. Diese Festung ist unter anderen deshalb zu recom-
mandiren, daß sie dazu dienet, daß man einer Familie ungerathene und lieder¬
liche Söhne da hinein bringet, die dann angeschlossen in der Karre gehen und
an der Fortifieation arbeiten.
Die Stadt Spandau ist ein ziemlicher Ort, etwas fortificiret, hat eine
hübsche Kirche und Markt. Von hier ließen wir unsere aceordirten Pferde
nach Potsdam abgehen, drei Meilen von Spandau. Selbiges ist wegen des
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