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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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Ecke der Kammer stund geschrieben: I'riäsrioo 'Wildslmo Keroi et ?atri
Vatrias Vietoriis törra Mari^us partis eum tortissimiL vueidus Ztrsnuissimo
miUtö reäeuuti grawlatur universa Vatria.^)

Bei dem Rüsthause ist der prächtige Marstall, darin sehr schöne Pferde
stehen. Vom Zeughaus ist nur der eine Flügel fertig, es wird ein großes
und prächtiges Gebäude. Werden unten auf dem Boden 178 Geschütze
stehen, sowohl große als kleine eroberte, auch von der letzten Belagerung von
Huy. Zwei große Pontons von Kupfer, allerhand Mortiers, darunter der
große LOOpfündige Steine wirft und eine Bombe von 860 Pfd. Dann ein
Paläster, welcher Granaten auf 1S00 Schritte wirst.

In dem Gießhause wurden die vier Theile der Welt gegossen, davon
^sig. meistentheils schon fertig, aber noch nicht auspoliret. Selbiges wieget
über 400 Centner. ist wohl 30 Fuß lang und wenn es poliret wird, muß
ein Centner Pulver hinein. Die Kugel wieget 100 Pfund. Das Glocken¬
spiel, welches in den großen Thurm kommt, wird auch allhier gegossen. An
dem großen Thurm wird noch stets gearbeitet und wenn er zur Perfection
kommt, soll es ein hoher und galanter werden. Der Dom -- in welchem die
Königin beigesetzt und ohne sie noch allerlei Begräbnis? zu sehen -- wie auch
die anderen Kirchen. Fabriken und andern xudliyuön Gebäude mehr, das
Alles zu besehen, würden wohl 6 Wochen Zeit dazu gehören, da wir doch
nur 2 Tage da waren. Summa Berlin ist eine von den besten und schönsten
Städten und ein anderes Paris. Die Häuser sind meistentheils aus italienische
Manier gebauet, daß viele vor ansehnliche Pallaste passiren können. Die
Gassen sind sehr regulär und breit und durch die ganze Nacht brennen die
Laternen. Der Handel floriret und es werden täglich neue Fabriken errichtet.
Der Zulauf von Menschen vermehret sich noch immer, sonderlich von Franzosen.

Unser Logement war in Berlin bet Madam Schönauer, nicht weit vom
Posthaus.

Wenn man nach Charlottenburg will, muß man durch die schöne Lin¬
denallee in der Dorotheenstadt fahren, hernach in einer durch den Wald gehauenen
Allee, allwo sehr viele Hirsche und Rehe zu sehen sind. Es lieget bei dem
Dorfe Lützen, weswegen es früher auch Lützenberg geheißen, nun aber zu
Ehren der verstorbenen Königin Charlottenburg genennet wird. Es ist ein
herrlich Haus, darinnen allerlei kostbare Gemächer und Cabinette, sonderlich
viel von Spiegels. In dem großen Saal ist ein herrlicher Prospect nach
verschiedenen Lusthäusern, und anstatt des Marmors findet man hier Steine,
die in des Königs Land wachsen, welche aber so schön als Marmor sind.



-) Einige dieser Sehenswürdigreiten sind bereits früher in der "Europa" in dem Artikel
"die Raritätenliebhaberei im vorigen Jahrhundert" mit angeführt.
Grenzboten til. 1872. 28

Ecke der Kammer stund geschrieben: I'riäsrioo 'Wildslmo Keroi et ?atri
Vatrias Vietoriis törra Mari^us partis eum tortissimiL vueidus Ztrsnuissimo
miUtö reäeuuti grawlatur universa Vatria.^)

Bei dem Rüsthause ist der prächtige Marstall, darin sehr schöne Pferde
stehen. Vom Zeughaus ist nur der eine Flügel fertig, es wird ein großes
und prächtiges Gebäude. Werden unten auf dem Boden 178 Geschütze
stehen, sowohl große als kleine eroberte, auch von der letzten Belagerung von
Huy. Zwei große Pontons von Kupfer, allerhand Mortiers, darunter der
große LOOpfündige Steine wirft und eine Bombe von 860 Pfd. Dann ein
Paläster, welcher Granaten auf 1S00 Schritte wirst.

In dem Gießhause wurden die vier Theile der Welt gegossen, davon
^sig. meistentheils schon fertig, aber noch nicht auspoliret. Selbiges wieget
über 400 Centner. ist wohl 30 Fuß lang und wenn es poliret wird, muß
ein Centner Pulver hinein. Die Kugel wieget 100 Pfund. Das Glocken¬
spiel, welches in den großen Thurm kommt, wird auch allhier gegossen. An
dem großen Thurm wird noch stets gearbeitet und wenn er zur Perfection
kommt, soll es ein hoher und galanter werden. Der Dom — in welchem die
Königin beigesetzt und ohne sie noch allerlei Begräbnis? zu sehen — wie auch
die anderen Kirchen. Fabriken und andern xudliyuön Gebäude mehr, das
Alles zu besehen, würden wohl 6 Wochen Zeit dazu gehören, da wir doch
nur 2 Tage da waren. Summa Berlin ist eine von den besten und schönsten
Städten und ein anderes Paris. Die Häuser sind meistentheils aus italienische
Manier gebauet, daß viele vor ansehnliche Pallaste passiren können. Die
Gassen sind sehr regulär und breit und durch die ganze Nacht brennen die
Laternen. Der Handel floriret und es werden täglich neue Fabriken errichtet.
Der Zulauf von Menschen vermehret sich noch immer, sonderlich von Franzosen.

Unser Logement war in Berlin bet Madam Schönauer, nicht weit vom
Posthaus.

Wenn man nach Charlottenburg will, muß man durch die schöne Lin¬
denallee in der Dorotheenstadt fahren, hernach in einer durch den Wald gehauenen
Allee, allwo sehr viele Hirsche und Rehe zu sehen sind. Es lieget bei dem
Dorfe Lützen, weswegen es früher auch Lützenberg geheißen, nun aber zu
Ehren der verstorbenen Königin Charlottenburg genennet wird. Es ist ein
herrlich Haus, darinnen allerlei kostbare Gemächer und Cabinette, sonderlich
viel von Spiegels. In dem großen Saal ist ein herrlicher Prospect nach
verschiedenen Lusthäusern, und anstatt des Marmors findet man hier Steine,
die in des Königs Land wachsen, welche aber so schön als Marmor sind.



-) Einige dieser Sehenswürdigreiten sind bereits früher in der „Europa" in dem Artikel
„die Raritätenliebhaberei im vorigen Jahrhundert" mit angeführt.
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[0225] Ecke der Kammer stund geschrieben: I'riäsrioo 'Wildslmo Keroi et ?atri Vatrias Vietoriis törra Mari^us partis eum tortissimiL vueidus Ztrsnuissimo miUtö reäeuuti grawlatur universa Vatria.^) Bei dem Rüsthause ist der prächtige Marstall, darin sehr schöne Pferde stehen. Vom Zeughaus ist nur der eine Flügel fertig, es wird ein großes und prächtiges Gebäude. Werden unten auf dem Boden 178 Geschütze stehen, sowohl große als kleine eroberte, auch von der letzten Belagerung von Huy. Zwei große Pontons von Kupfer, allerhand Mortiers, darunter der große LOOpfündige Steine wirft und eine Bombe von 860 Pfd. Dann ein Paläster, welcher Granaten auf 1S00 Schritte wirst. In dem Gießhause wurden die vier Theile der Welt gegossen, davon ^sig. meistentheils schon fertig, aber noch nicht auspoliret. Selbiges wieget über 400 Centner. ist wohl 30 Fuß lang und wenn es poliret wird, muß ein Centner Pulver hinein. Die Kugel wieget 100 Pfund. Das Glocken¬ spiel, welches in den großen Thurm kommt, wird auch allhier gegossen. An dem großen Thurm wird noch stets gearbeitet und wenn er zur Perfection kommt, soll es ein hoher und galanter werden. Der Dom — in welchem die Königin beigesetzt und ohne sie noch allerlei Begräbnis? zu sehen — wie auch die anderen Kirchen. Fabriken und andern xudliyuön Gebäude mehr, das Alles zu besehen, würden wohl 6 Wochen Zeit dazu gehören, da wir doch nur 2 Tage da waren. Summa Berlin ist eine von den besten und schönsten Städten und ein anderes Paris. Die Häuser sind meistentheils aus italienische Manier gebauet, daß viele vor ansehnliche Pallaste passiren können. Die Gassen sind sehr regulär und breit und durch die ganze Nacht brennen die Laternen. Der Handel floriret und es werden täglich neue Fabriken errichtet. Der Zulauf von Menschen vermehret sich noch immer, sonderlich von Franzosen. Unser Logement war in Berlin bet Madam Schönauer, nicht weit vom Posthaus. Wenn man nach Charlottenburg will, muß man durch die schöne Lin¬ denallee in der Dorotheenstadt fahren, hernach in einer durch den Wald gehauenen Allee, allwo sehr viele Hirsche und Rehe zu sehen sind. Es lieget bei dem Dorfe Lützen, weswegen es früher auch Lützenberg geheißen, nun aber zu Ehren der verstorbenen Königin Charlottenburg genennet wird. Es ist ein herrlich Haus, darinnen allerlei kostbare Gemächer und Cabinette, sonderlich viel von Spiegels. In dem großen Saal ist ein herrlicher Prospect nach verschiedenen Lusthäusern, und anstatt des Marmors findet man hier Steine, die in des Königs Land wachsen, welche aber so schön als Marmor sind. -) Einige dieser Sehenswürdigreiten sind bereits früher in der „Europa" in dem Artikel „die Raritätenliebhaberei im vorigen Jahrhundert" mit angeführt. Grenzboten til. 1872. 28

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/225>, abgerufen am 22.12.2024.