Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Kaiserin Eugenie Alles in Frankreich geleitet haben. Den orientalischen und Rabagas ist in Bordeaux ausgezischt worden. Hier aber hat er eine Die Imperialisten warten darauf, bis Herr Thiers die drei Milliarden Line politische Komödie von Kobert Kamerling. Der Dichter des gedankenreichen Epos: "Ahasver in Rom" betritt in Hamerling hat sich für seine Comödie ein ebenso einfaches wie geschmack¬ Kaiserin Eugenie Alles in Frankreich geleitet haben. Den orientalischen und Rabagas ist in Bordeaux ausgezischt worden. Hier aber hat er eine Die Imperialisten warten darauf, bis Herr Thiers die drei Milliarden Line politische Komödie von Kobert Kamerling. Der Dichter des gedankenreichen Epos: „Ahasver in Rom" betritt in Hamerling hat sich für seine Comödie ein ebenso einfaches wie geschmack¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0118" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128046"/> <p xml:id="ID_327" prev="#ID_326"> Kaiserin Eugenie Alles in Frankreich geleitet haben. Den orientalischen und<lb/> den italienischen Krieg sollen sie auch hervorgerufen haben. Unter den<lb/> Jesuiten spielen Russen eine große Rolle und deren General ist Balabin.</p><lb/> <p xml:id="ID_328"> Rabagas ist in Bordeaux ausgezischt worden. Hier aber hat er eine<lb/> große Menge von Vorstellungen im Vaudeville erlebt. Es fehlt nicht an<lb/> Leuten, die diesem Helden sehr gleichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_329"> Die Imperialisten warten darauf, bis Herr Thiers die drei Milliarden<lb/> bezahlt hat, um sich zu zeigen, aber sie werden wohl länger wie anderthalb<lb/> Jahre zu warten haben, und bis dahin wird wohl Gambetta seine Maßregeln<lb/><note type="byline"> «i.</note> genommen haben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Line politische Komödie von Kobert Kamerling.</head><lb/> <p xml:id="ID_330"> Der Dichter des gedankenreichen Epos: „Ahasver in Rom" betritt in<lb/> seinem neuesten Erzeugniß: „Teut, ein Scherzspiel in zwei Acten" (Hamburg<lb/> 1872, I. F. Richter, zweite Auflage) mit wenig Glück das Gebiet der poli-<lb/> tischen Comödie. In einem recht lustig und frisch geschriebenen metrischen<lb/> Vorwort zu seiner Dichtung giebt er uns für diese überraschende Excursion<lb/> seiner Muse sehr unkünstlerische Erklärungsgründe. Auf die Launenhaftigkeit<lb/> einer „hochgestellten Dame", die sich an unsrer „hochgebauschten Festspielpoesie"<lb/> den Geschmack verdorben hatte und als Erholungsmittel vom „ernsten Dichter"<lb/> ein wunderliches Possenspiel verlangte — auf die ^Freigebigkeit seines Verle¬<lb/> gers, der ihn durch ein reiches Honorar „geködert", wälzt Hamerling die<lb/> Mitschuld an der Entstehung und Veröffentlichung des vorliegenden corpus<lb/> dölieti. Dagegen möchten wir vermuthen, daß Hamerling der edlen Gönnerin<lb/> durch seinen „Teut" nun auch die „Laune" gründlich verdorben haben wird.<lb/> Und was den Verleger betrifft, so würde er logischer gehandelt und der deut¬<lb/> schen Literatur einen unzweifelhaft dankenswertheren Dienst geleistet haben,<lb/> wenn er dem „ernsten Dichter" lieber ein Honorar für die Nicht-Veröffent¬<lb/> lichung des „Teut" gewährt hätte.</p><lb/> <p xml:id="ID_331" next="#ID_332"> Hamerling hat sich für seine Comödie ein ebenso einfaches wie geschmack¬<lb/> loses Recept „zusammengebrodelt" (um seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen,<lb/> denn uns wenigstens ist ,>brodeln" nur als intransitives Verbum bekannt).<lb/> Dieses Recept lautet: Man nehme als Grundthema eine möglichst unmög¬<lb/> liche Allegorie, wegen deren cousequenter Durchführung man sich aber im Ver¬<lb/> lauf der Dichtung keiner Anstrengung hingibt; man setzt ein paar politische<lb/> Anspielungen zurecht, für welche ja im Nothfall Börne's Scherze über den<lb/> deutschen Michel, die sogar vor dreißig Jahren noch ziemlich neu waren, den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0118]
Kaiserin Eugenie Alles in Frankreich geleitet haben. Den orientalischen und
den italienischen Krieg sollen sie auch hervorgerufen haben. Unter den
Jesuiten spielen Russen eine große Rolle und deren General ist Balabin.
Rabagas ist in Bordeaux ausgezischt worden. Hier aber hat er eine
große Menge von Vorstellungen im Vaudeville erlebt. Es fehlt nicht an
Leuten, die diesem Helden sehr gleichen.
Die Imperialisten warten darauf, bis Herr Thiers die drei Milliarden
bezahlt hat, um sich zu zeigen, aber sie werden wohl länger wie anderthalb
Jahre zu warten haben, und bis dahin wird wohl Gambetta seine Maßregeln
«i. genommen haben.
Line politische Komödie von Kobert Kamerling.
Der Dichter des gedankenreichen Epos: „Ahasver in Rom" betritt in
seinem neuesten Erzeugniß: „Teut, ein Scherzspiel in zwei Acten" (Hamburg
1872, I. F. Richter, zweite Auflage) mit wenig Glück das Gebiet der poli-
tischen Comödie. In einem recht lustig und frisch geschriebenen metrischen
Vorwort zu seiner Dichtung giebt er uns für diese überraschende Excursion
seiner Muse sehr unkünstlerische Erklärungsgründe. Auf die Launenhaftigkeit
einer „hochgestellten Dame", die sich an unsrer „hochgebauschten Festspielpoesie"
den Geschmack verdorben hatte und als Erholungsmittel vom „ernsten Dichter"
ein wunderliches Possenspiel verlangte — auf die ^Freigebigkeit seines Verle¬
gers, der ihn durch ein reiches Honorar „geködert", wälzt Hamerling die
Mitschuld an der Entstehung und Veröffentlichung des vorliegenden corpus
dölieti. Dagegen möchten wir vermuthen, daß Hamerling der edlen Gönnerin
durch seinen „Teut" nun auch die „Laune" gründlich verdorben haben wird.
Und was den Verleger betrifft, so würde er logischer gehandelt und der deut¬
schen Literatur einen unzweifelhaft dankenswertheren Dienst geleistet haben,
wenn er dem „ernsten Dichter" lieber ein Honorar für die Nicht-Veröffent¬
lichung des „Teut" gewährt hätte.
Hamerling hat sich für seine Comödie ein ebenso einfaches wie geschmack¬
loses Recept „zusammengebrodelt" (um seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen,
denn uns wenigstens ist ,>brodeln" nur als intransitives Verbum bekannt).
Dieses Recept lautet: Man nehme als Grundthema eine möglichst unmög¬
liche Allegorie, wegen deren cousequenter Durchführung man sich aber im Ver¬
lauf der Dichtung keiner Anstrengung hingibt; man setzt ein paar politische
Anspielungen zurecht, für welche ja im Nothfall Börne's Scherze über den
deutschen Michel, die sogar vor dreißig Jahren noch ziemlich neu waren, den
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