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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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sanken zu schenken. Das "Curschmann-Album" (in hoher und tiefer Aus¬
gabe) enthält 83 Gesänge. Es wäre zu wünschen, daß man dieser Sammlung
auch noch beigefügt hätte: die Scene und Arie "Romeo" und drei Lieder aus
dem Cyklus: "Die Perle aus Lindahaide" (7 Romanzen von Förster, wovon
4 von C. Eckert componirt wurden), Curschmanns Schwanengesang, bei den
Vermählungsfeierlichkeiten des Kronprinzen von Dänemark und der Herzogin
von Mecklenburg-Strelitz, Is. Juni 1841 zuerst ausgeführt. Warum hat
man, um weniger Nummern willen, die Ausgabe nicht vollkommen complet
hergestellt? Ein zweites Heft, in Format und Ausstattung sich dem Album
anschließend, enthält Curschmanns sämmtliche Lieder für 2 und 3 Stimmen,
9 Piecen, darunter eine Bearbeitung von fremder Hand. Auch in diesem
Hefte vermissen wir eine Nummer: das hübsche achtstimmige Weihnachtslied
(die heiligen 3 Könige von H. Heine), Op. 19. Was nun die Lieder Cursch¬
manns überhaupt anlangt, so liegt ihr Schwerpunkt weniger in ihrer Tiefe
und Bedeutsamkeit, als in ihrer anmuthigen Melodik, ein in unserer melodic-
armen Zeit kaum zu unterschätzendes Moment. Curschmanns Gesänge zeichnen
sich aus durch geistreiche Auffassung der meist sehr schönen Poesien, durch
natürliche Sangbarkeit, anziehende Sentimentalität und Naivetät und eine
innige, wohlthuende Empfindung. Der Tonsetzer hat ein ungewöhnliches
Verständniß für das Klingende und verräth zugleich Kenntniß der Harmonie,
obwohl letztere Seite nicht besonders in den Vordergrund tritt, da außer in¬
teressanten Einzelzügen, wodurch dem melodischen Ausdruck vermehrte Bedeu¬
tung gegeben werden soll, er sich bescheiden und klug zu beherrschen weiß.
Rellstab urtheilt über Curschmanns Lieder: "Sie haben mehr Manier als
Styl, sind aber in dieser immer geistreich und oft von unwiderstehlichem
Zauber. Der Componist ist nicht das, was man fruchtbar nennt, aber alle
seine Tonsätze sind in ihrer Art ausgezeichnet, fast keiner fällt bis auf die
Linie der Gewöhnlichkeit." Besonderen Erfolg hatten die Lieder: "Bächlein
laß dein Rauschen sein" und das fein humoristische: "Der kleine Hans". Von
großer Schönheit sind: "Die stillen Wanderer", Op. S. "Frühlingslied" und
"Lauf der Welt", Op. 1, "Feldeinwärts flog ein Vögelein" und "die Elfen¬
königin", Op- 2, "Willkommen, o Gottes Sonne", "Jägerlied" und "Waldes¬
gruß", Op. 3, "Heimkehr" und "Morgenlied", Op. 4. Aus den Liedern des
Brautstandes, Op. 14, 15 und 16: "Ihr lichten Sterne", "An Rose", "Lenz¬
verjüngung", "der Waldvöglein Sang", Op. 18 und andere. Sehr glücklich
hat Curschmann einige Wiegen- und Kinderlieder, mit geringerem Erfolg
mehrere religiöse Gesänge (Op. 23), und mit großem Geschick wieder eine An¬
zahl italienischer Canzonetten componirt. Unter den mehrstimmigen Tonsätzen
finden sich einige An der Tendere, besonders 2 Canons für 3 Soprane, Op. 7,
u d ein Terzett "Dithyrambo" für drei Tenöre, Op. 10. Möge nun der edle


sanken zu schenken. Das „Curschmann-Album" (in hoher und tiefer Aus¬
gabe) enthält 83 Gesänge. Es wäre zu wünschen, daß man dieser Sammlung
auch noch beigefügt hätte: die Scene und Arie „Romeo" und drei Lieder aus
dem Cyklus: „Die Perle aus Lindahaide" (7 Romanzen von Förster, wovon
4 von C. Eckert componirt wurden), Curschmanns Schwanengesang, bei den
Vermählungsfeierlichkeiten des Kronprinzen von Dänemark und der Herzogin
von Mecklenburg-Strelitz, Is. Juni 1841 zuerst ausgeführt. Warum hat
man, um weniger Nummern willen, die Ausgabe nicht vollkommen complet
hergestellt? Ein zweites Heft, in Format und Ausstattung sich dem Album
anschließend, enthält Curschmanns sämmtliche Lieder für 2 und 3 Stimmen,
9 Piecen, darunter eine Bearbeitung von fremder Hand. Auch in diesem
Hefte vermissen wir eine Nummer: das hübsche achtstimmige Weihnachtslied
(die heiligen 3 Könige von H. Heine), Op. 19. Was nun die Lieder Cursch¬
manns überhaupt anlangt, so liegt ihr Schwerpunkt weniger in ihrer Tiefe
und Bedeutsamkeit, als in ihrer anmuthigen Melodik, ein in unserer melodic-
armen Zeit kaum zu unterschätzendes Moment. Curschmanns Gesänge zeichnen
sich aus durch geistreiche Auffassung der meist sehr schönen Poesien, durch
natürliche Sangbarkeit, anziehende Sentimentalität und Naivetät und eine
innige, wohlthuende Empfindung. Der Tonsetzer hat ein ungewöhnliches
Verständniß für das Klingende und verräth zugleich Kenntniß der Harmonie,
obwohl letztere Seite nicht besonders in den Vordergrund tritt, da außer in¬
teressanten Einzelzügen, wodurch dem melodischen Ausdruck vermehrte Bedeu¬
tung gegeben werden soll, er sich bescheiden und klug zu beherrschen weiß.
Rellstab urtheilt über Curschmanns Lieder: „Sie haben mehr Manier als
Styl, sind aber in dieser immer geistreich und oft von unwiderstehlichem
Zauber. Der Componist ist nicht das, was man fruchtbar nennt, aber alle
seine Tonsätze sind in ihrer Art ausgezeichnet, fast keiner fällt bis auf die
Linie der Gewöhnlichkeit." Besonderen Erfolg hatten die Lieder: „Bächlein
laß dein Rauschen sein" und das fein humoristische: „Der kleine Hans". Von
großer Schönheit sind: „Die stillen Wanderer", Op. S. „Frühlingslied" und
„Lauf der Welt", Op. 1, „Feldeinwärts flog ein Vögelein" und „die Elfen¬
königin", Op- 2, „Willkommen, o Gottes Sonne", „Jägerlied" und „Waldes¬
gruß", Op. 3, „Heimkehr" und „Morgenlied", Op. 4. Aus den Liedern des
Brautstandes, Op. 14, 15 und 16: „Ihr lichten Sterne", „An Rose", „Lenz¬
verjüngung", „der Waldvöglein Sang", Op. 18 und andere. Sehr glücklich
hat Curschmann einige Wiegen- und Kinderlieder, mit geringerem Erfolg
mehrere religiöse Gesänge (Op. 23), und mit großem Geschick wieder eine An¬
zahl italienischer Canzonetten componirt. Unter den mehrstimmigen Tonsätzen
finden sich einige An der Tendere, besonders 2 Canons für 3 Soprane, Op. 7,
u d ein Terzett „Dithyrambo" für drei Tenöre, Op. 10. Möge nun der edle


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/82>, abgerufen am 22.12.2024.