Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

In einem andern Artikel desselben Blattes über dieselben blutigen Vor¬
gänge lesen wir nachstehende Tirade:

"Der Soldat und der Gendarme werden, wenn sie einmal die Uniform
angezogen haben und losgelassen worden sind, wilde Thiere; folglich wird die
Freiheit eines Landes, in welchem Stande der Civilisation es sich auch befin¬
den möge, immer so lange bedroht sein, als es 'eine Armee hat. Es gibt
keine intelligenten Bayonnette. Noch weniger darf man auf die Intelligenz
der Officiere rechnen. Diese Unglücklichen sind, ausgemergelt durch die Faul¬
heit und die Laster, welche ihr Leben mit sich bringt, irgend welcher anstän-
ständigen Empfindung unfähig. Wenn wir einmal die Armee verabschieden,
wird man die Herren zwingen müssen, sich einer langen hygienischen und
moralischen Behandlung zu unterwerfen, bevor man aus ihnen Arbeiter machen
kann. Mittlerweile verpflichten wir alle Familienväter, nicht zu dulden, daß
ihre Kinder diese Laufbahn einschlagen, welche zur Liederlichkeit und zum
Meuchelmorde führt."

Testut hat aus verschiedenen Journalen der Internationale noch eine
Anzahl Stellen genommen, die viel heftiger und gehässiger sind, als die hier
citirten. Sehen wir zuerst, wie die Bourgeois, diese Faullenzer, welche, wie die
Welt weiß, ihr Vermögen mit übereinander geschlagenen oder in den Schoß
gelegten Händen zu erwerben Pflegen, von den Organen derjenigen tractirt
werden, die allein das Recht haben, sich Arbeiter zu nennen.

Die "l^auto" sagt in ihrer Nummer vom 23. Januar 1869:

"Die Bourgeois haben Angst unter der Perücke. Die Furcht läßt sie
lautes Geschrei ausstoßen. Indem sie diese furchtbare Macht sehen, die sich
vor ihrer Nase organisirt, und welche sie eines Tages verschlingen wird, wissen
sie nicht mehr, welchen Heiligen sie um Hülfe anrufen sollen. Sie sehen die
Vorrechte des Capitals verschwinden, könnten sie doch desselben schönen Todes
sterben. So sei es!"

Wenn sie sich aber nicht entschließen, diesen frommen und menschenfreund¬
lichen Wunsch zu erfüllen, welche Zukunft wartet ihrer dann in der Republik
der Internationale? Die "HZalitö" vom 27. Nov. belehrt uns darüber mit
folgenden Worten:

"Wenn die sociale Revolution die Bourgeois aus Gründen des öffent¬
lichen Wohls expropriirt haben wird, wie sie einst den Adel und die Geist¬
lichkeit expropriirt haben, was wird dann aus ihnen werden?.

Wir können darauf nicht mit Bestimmtheit antworten, aber es ist wahr¬
scheinlich, daß die neue Ordnung der Dinge ihnen, nach dem Ausdruck eines
unserer Freunde, ein unendlich werthvolleres Gut geben wird, gut bezahlte
Arbeit nach Belieben, damit sie nicht mehr von der Arbeit anderer Leute zu
leben gezwungen sind, wie bisher. Im Fall, daß sie ihrerseits arbeitsunfähig


In einem andern Artikel desselben Blattes über dieselben blutigen Vor¬
gänge lesen wir nachstehende Tirade:

„Der Soldat und der Gendarme werden, wenn sie einmal die Uniform
angezogen haben und losgelassen worden sind, wilde Thiere; folglich wird die
Freiheit eines Landes, in welchem Stande der Civilisation es sich auch befin¬
den möge, immer so lange bedroht sein, als es 'eine Armee hat. Es gibt
keine intelligenten Bayonnette. Noch weniger darf man auf die Intelligenz
der Officiere rechnen. Diese Unglücklichen sind, ausgemergelt durch die Faul¬
heit und die Laster, welche ihr Leben mit sich bringt, irgend welcher anstän-
ständigen Empfindung unfähig. Wenn wir einmal die Armee verabschieden,
wird man die Herren zwingen müssen, sich einer langen hygienischen und
moralischen Behandlung zu unterwerfen, bevor man aus ihnen Arbeiter machen
kann. Mittlerweile verpflichten wir alle Familienväter, nicht zu dulden, daß
ihre Kinder diese Laufbahn einschlagen, welche zur Liederlichkeit und zum
Meuchelmorde führt."

Testut hat aus verschiedenen Journalen der Internationale noch eine
Anzahl Stellen genommen, die viel heftiger und gehässiger sind, als die hier
citirten. Sehen wir zuerst, wie die Bourgeois, diese Faullenzer, welche, wie die
Welt weiß, ihr Vermögen mit übereinander geschlagenen oder in den Schoß
gelegten Händen zu erwerben Pflegen, von den Organen derjenigen tractirt
werden, die allein das Recht haben, sich Arbeiter zu nennen.

Die „l^auto" sagt in ihrer Nummer vom 23. Januar 1869:

„Die Bourgeois haben Angst unter der Perücke. Die Furcht läßt sie
lautes Geschrei ausstoßen. Indem sie diese furchtbare Macht sehen, die sich
vor ihrer Nase organisirt, und welche sie eines Tages verschlingen wird, wissen
sie nicht mehr, welchen Heiligen sie um Hülfe anrufen sollen. Sie sehen die
Vorrechte des Capitals verschwinden, könnten sie doch desselben schönen Todes
sterben. So sei es!"

Wenn sie sich aber nicht entschließen, diesen frommen und menschenfreund¬
lichen Wunsch zu erfüllen, welche Zukunft wartet ihrer dann in der Republik
der Internationale? Die „HZalitö" vom 27. Nov. belehrt uns darüber mit
folgenden Worten:

„Wenn die sociale Revolution die Bourgeois aus Gründen des öffent¬
lichen Wohls expropriirt haben wird, wie sie einst den Adel und die Geist¬
lichkeit expropriirt haben, was wird dann aus ihnen werden?.

Wir können darauf nicht mit Bestimmtheit antworten, aber es ist wahr¬
scheinlich, daß die neue Ordnung der Dinge ihnen, nach dem Ausdruck eines
unserer Freunde, ein unendlich werthvolleres Gut geben wird, gut bezahlte
Arbeit nach Belieben, damit sie nicht mehr von der Arbeit anderer Leute zu
leben gezwungen sind, wie bisher. Im Fall, daß sie ihrerseits arbeitsunfähig


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127467"/>
            <p xml:id="ID_239"> In einem andern Artikel desselben Blattes über dieselben blutigen Vor¬<lb/>
gänge lesen wir nachstehende Tirade:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_240"> &#x201E;Der Soldat und der Gendarme werden, wenn sie einmal die Uniform<lb/>
angezogen haben und losgelassen worden sind, wilde Thiere; folglich wird die<lb/>
Freiheit eines Landes, in welchem Stande der Civilisation es sich auch befin¬<lb/>
den möge, immer so lange bedroht sein, als es 'eine Armee hat. Es gibt<lb/>
keine intelligenten Bayonnette. Noch weniger darf man auf die Intelligenz<lb/>
der Officiere rechnen. Diese Unglücklichen sind, ausgemergelt durch die Faul¬<lb/>
heit und die Laster, welche ihr Leben mit sich bringt, irgend welcher anstän-<lb/>
ständigen Empfindung unfähig. Wenn wir einmal die Armee verabschieden,<lb/>
wird man die Herren zwingen müssen, sich einer langen hygienischen und<lb/>
moralischen Behandlung zu unterwerfen, bevor man aus ihnen Arbeiter machen<lb/>
kann. Mittlerweile verpflichten wir alle Familienväter, nicht zu dulden, daß<lb/>
ihre Kinder diese Laufbahn einschlagen, welche zur Liederlichkeit und zum<lb/>
Meuchelmorde führt."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_241"> Testut hat aus verschiedenen Journalen der Internationale noch eine<lb/>
Anzahl Stellen genommen, die viel heftiger und gehässiger sind, als die hier<lb/>
citirten. Sehen wir zuerst, wie die Bourgeois, diese Faullenzer, welche, wie die<lb/>
Welt weiß, ihr Vermögen mit übereinander geschlagenen oder in den Schoß<lb/>
gelegten Händen zu erwerben Pflegen, von den Organen derjenigen tractirt<lb/>
werden, die allein das Recht haben, sich Arbeiter zu nennen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_242"> Die &#x201E;l^auto" sagt in ihrer Nummer vom 23. Januar 1869:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_243"> &#x201E;Die Bourgeois haben Angst unter der Perücke. Die Furcht läßt sie<lb/>
lautes Geschrei ausstoßen. Indem sie diese furchtbare Macht sehen, die sich<lb/>
vor ihrer Nase organisirt, und welche sie eines Tages verschlingen wird, wissen<lb/>
sie nicht mehr, welchen Heiligen sie um Hülfe anrufen sollen. Sie sehen die<lb/>
Vorrechte des Capitals verschwinden, könnten sie doch desselben schönen Todes<lb/>
sterben.  So sei es!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_244"> Wenn sie sich aber nicht entschließen, diesen frommen und menschenfreund¬<lb/>
lichen Wunsch zu erfüllen, welche Zukunft wartet ihrer dann in der Republik<lb/>
der Internationale? Die &#x201E;HZalitö" vom 27. Nov. belehrt uns darüber mit<lb/>
folgenden Worten:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_245"> &#x201E;Wenn die sociale Revolution die Bourgeois aus Gründen des öffent¬<lb/>
lichen Wohls expropriirt haben wird, wie sie einst den Adel und die Geist¬<lb/>
lichkeit expropriirt haben, was wird dann aus ihnen werden?.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_246" next="#ID_247"> Wir können darauf nicht mit Bestimmtheit antworten, aber es ist wahr¬<lb/>
scheinlich, daß die neue Ordnung der Dinge ihnen, nach dem Ausdruck eines<lb/>
unserer Freunde, ein unendlich werthvolleres Gut geben wird, gut bezahlte<lb/>
Arbeit nach Belieben, damit sie nicht mehr von der Arbeit anderer Leute zu<lb/>
leben gezwungen sind, wie bisher. Im Fall, daß sie ihrerseits arbeitsunfähig</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0071] In einem andern Artikel desselben Blattes über dieselben blutigen Vor¬ gänge lesen wir nachstehende Tirade: „Der Soldat und der Gendarme werden, wenn sie einmal die Uniform angezogen haben und losgelassen worden sind, wilde Thiere; folglich wird die Freiheit eines Landes, in welchem Stande der Civilisation es sich auch befin¬ den möge, immer so lange bedroht sein, als es 'eine Armee hat. Es gibt keine intelligenten Bayonnette. Noch weniger darf man auf die Intelligenz der Officiere rechnen. Diese Unglücklichen sind, ausgemergelt durch die Faul¬ heit und die Laster, welche ihr Leben mit sich bringt, irgend welcher anstän- ständigen Empfindung unfähig. Wenn wir einmal die Armee verabschieden, wird man die Herren zwingen müssen, sich einer langen hygienischen und moralischen Behandlung zu unterwerfen, bevor man aus ihnen Arbeiter machen kann. Mittlerweile verpflichten wir alle Familienväter, nicht zu dulden, daß ihre Kinder diese Laufbahn einschlagen, welche zur Liederlichkeit und zum Meuchelmorde führt." Testut hat aus verschiedenen Journalen der Internationale noch eine Anzahl Stellen genommen, die viel heftiger und gehässiger sind, als die hier citirten. Sehen wir zuerst, wie die Bourgeois, diese Faullenzer, welche, wie die Welt weiß, ihr Vermögen mit übereinander geschlagenen oder in den Schoß gelegten Händen zu erwerben Pflegen, von den Organen derjenigen tractirt werden, die allein das Recht haben, sich Arbeiter zu nennen. Die „l^auto" sagt in ihrer Nummer vom 23. Januar 1869: „Die Bourgeois haben Angst unter der Perücke. Die Furcht läßt sie lautes Geschrei ausstoßen. Indem sie diese furchtbare Macht sehen, die sich vor ihrer Nase organisirt, und welche sie eines Tages verschlingen wird, wissen sie nicht mehr, welchen Heiligen sie um Hülfe anrufen sollen. Sie sehen die Vorrechte des Capitals verschwinden, könnten sie doch desselben schönen Todes sterben. So sei es!" Wenn sie sich aber nicht entschließen, diesen frommen und menschenfreund¬ lichen Wunsch zu erfüllen, welche Zukunft wartet ihrer dann in der Republik der Internationale? Die „HZalitö" vom 27. Nov. belehrt uns darüber mit folgenden Worten: „Wenn die sociale Revolution die Bourgeois aus Gründen des öffent¬ lichen Wohls expropriirt haben wird, wie sie einst den Adel und die Geist¬ lichkeit expropriirt haben, was wird dann aus ihnen werden?. Wir können darauf nicht mit Bestimmtheit antworten, aber es ist wahr¬ scheinlich, daß die neue Ordnung der Dinge ihnen, nach dem Ausdruck eines unserer Freunde, ein unendlich werthvolleres Gut geben wird, gut bezahlte Arbeit nach Belieben, damit sie nicht mehr von der Arbeit anderer Leute zu leben gezwungen sind, wie bisher. Im Fall, daß sie ihrerseits arbeitsunfähig

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/71
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/71>, abgerufen am 22.12.2024.