Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.Aber weiter noch suchte der Marschall dem Kaiser von Mexiko zu schaden. Wir berichten nur streng Beglaubigtes. Wollten wir Klatsch aufwärmen, Bazaine schiffte sich mit seinem Stäbe auf dem "Souverän" ein und Die Geschichte und die öffentliche Meinung urtheilten bekanntlich anders Aber weiter noch suchte der Marschall dem Kaiser von Mexiko zu schaden. Wir berichten nur streng Beglaubigtes. Wollten wir Klatsch aufwärmen, Bazaine schiffte sich mit seinem Stäbe auf dem „Souverän" ein und Die Geschichte und die öffentliche Meinung urtheilten bekanntlich anders <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127918"/> <p xml:id="ID_1647"> Aber weiter noch suchte der Marschall dem Kaiser von Mexiko zu schaden.<lb/> Er berief alle französischen Offiziere, welche in die mexikanische Armee mit<lb/> Bewilligung Napoleons III. eingetreten waren, kurzweg zurück und erklärte<lb/> diejenigen für Deserteure, welche der Aufforderung nicht Folge leisten würden.<lb/> Durch diesen Erlaß waren alle Franzosen, welche ihrem dem Kaiser Maximilian<lb/> geschworenen Eide treu blieben, vogelfrei erklärt und die mexikanischen Republi¬<lb/> kaner übernahmen später, als sie siegreich waren, das Geschäft die „Deserteure"<lb/> zu erschießen. Die französischen Officiere protestirten damals in dem Blatte<lb/> 1o Lourrisr — das in Mexiko erschien — öffentlich gegen die erwähnte Auf¬<lb/> forderung Bazaines. Es heißt da: „der Marschall Bazaine erinnerte an das<lb/> Gesetz, welches sagt, daß jeder Franzose, der ohne Autorisation seiner<lb/> Regierung im Auslande Dienste nehme, seiner Nationalität verlustig betrachtet<lb/> werde. Hieß dies nicht uns zu Parias herabwürdigen, uns, die wir uns im<lb/> Dienste einer von Frankreich gegründeten und durch vier Jahre unterstützten<lb/> Regierung weihen? Wir hatten aber die Autorisation dazu; Sie selbst, Herr<lb/> Marschall, gaben sie uns, Sie selbst haben uns dazu aufgefordert, und Sie<lb/> sind es, der nun unsern Eid brechen will. Der Eid ist heilig und über unser<lb/> Gewissen können Sie nicht verfügen." (Basch I. S. 144 f.).</p><lb/> <p xml:id="ID_1648"> Wir berichten nur streng Beglaubigtes. Wollten wir Klatsch aufwärmen,<lb/> wir könnten Seiten mit kleinen schmutzigen Anekdoten füllen, die in Mexiko<lb/> spielen, und den ehemaligen „Trommler aus Algier" zum Helden haben. Aber<lb/> wozu diese Dinge in Erinnerung bringen, da wir sie nicht beweisen können?</p><lb/> <p xml:id="ID_1649"> Bazaine schiffte sich mit seinem Stäbe auf dem „Souverän" ein und<lb/> landete im April 1867 in Toulon. Als das Schiff im Hafen signalisirt wurde,<lb/> begaben sich der Seepräsect und der Festungscommandant sofort an Bord des<lb/> „Souverän" und kündigten dem Marschall Bazaine an, daß Befehl gegeben<lb/> sei, ihm keine Ehrenbezeigungen zu erweisen. Die Bevölkerung Toulons,<lb/> welche von diesen kaiserlichen Verfügungen durch die 6^6des an Mai, die von<lb/> den Behörden nicht dementirt worden war, bereits Kunde erhalten, drängte<lb/> sich auf den Kai. Der Empfang Bazaines war ein höchst feindseliger. Der<lb/> Marschall mußte, wie sein Freund und ehemaliger Ordonanzofsicier Graf<lb/> Emil Keratrh schreibt (Kaiser Maximilians Erhebung und Fall. Leipzig,<lb/> Duncker Humblot 1867. S. 318), die Menge mit gebrochenem Herzen, aber<lb/> das Haupt hoch aufgerichtet, durchschreiten; er hatte, indem er den Fuß auf<lb/> heimischen Boden setzte, das Bewußtsein, feine Pflicht als französischer Soldat<lb/> vollständig erfüllt zu haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_1650" next="#ID_1651"> Die Geschichte und die öffentliche Meinung urtheilten bekanntlich anders<lb/> als Graf Keratry. Die Bonapartisten schreiben es jetzt auf das Guthaben<lb/> Napoleons III. daß er bei einer Revue, bei welcher er allen Generalen die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
Aber weiter noch suchte der Marschall dem Kaiser von Mexiko zu schaden.
Er berief alle französischen Offiziere, welche in die mexikanische Armee mit
Bewilligung Napoleons III. eingetreten waren, kurzweg zurück und erklärte
diejenigen für Deserteure, welche der Aufforderung nicht Folge leisten würden.
Durch diesen Erlaß waren alle Franzosen, welche ihrem dem Kaiser Maximilian
geschworenen Eide treu blieben, vogelfrei erklärt und die mexikanischen Republi¬
kaner übernahmen später, als sie siegreich waren, das Geschäft die „Deserteure"
zu erschießen. Die französischen Officiere protestirten damals in dem Blatte
1o Lourrisr — das in Mexiko erschien — öffentlich gegen die erwähnte Auf¬
forderung Bazaines. Es heißt da: „der Marschall Bazaine erinnerte an das
Gesetz, welches sagt, daß jeder Franzose, der ohne Autorisation seiner
Regierung im Auslande Dienste nehme, seiner Nationalität verlustig betrachtet
werde. Hieß dies nicht uns zu Parias herabwürdigen, uns, die wir uns im
Dienste einer von Frankreich gegründeten und durch vier Jahre unterstützten
Regierung weihen? Wir hatten aber die Autorisation dazu; Sie selbst, Herr
Marschall, gaben sie uns, Sie selbst haben uns dazu aufgefordert, und Sie
sind es, der nun unsern Eid brechen will. Der Eid ist heilig und über unser
Gewissen können Sie nicht verfügen." (Basch I. S. 144 f.).
Wir berichten nur streng Beglaubigtes. Wollten wir Klatsch aufwärmen,
wir könnten Seiten mit kleinen schmutzigen Anekdoten füllen, die in Mexiko
spielen, und den ehemaligen „Trommler aus Algier" zum Helden haben. Aber
wozu diese Dinge in Erinnerung bringen, da wir sie nicht beweisen können?
Bazaine schiffte sich mit seinem Stäbe auf dem „Souverän" ein und
landete im April 1867 in Toulon. Als das Schiff im Hafen signalisirt wurde,
begaben sich der Seepräsect und der Festungscommandant sofort an Bord des
„Souverän" und kündigten dem Marschall Bazaine an, daß Befehl gegeben
sei, ihm keine Ehrenbezeigungen zu erweisen. Die Bevölkerung Toulons,
welche von diesen kaiserlichen Verfügungen durch die 6^6des an Mai, die von
den Behörden nicht dementirt worden war, bereits Kunde erhalten, drängte
sich auf den Kai. Der Empfang Bazaines war ein höchst feindseliger. Der
Marschall mußte, wie sein Freund und ehemaliger Ordonanzofsicier Graf
Emil Keratrh schreibt (Kaiser Maximilians Erhebung und Fall. Leipzig,
Duncker Humblot 1867. S. 318), die Menge mit gebrochenem Herzen, aber
das Haupt hoch aufgerichtet, durchschreiten; er hatte, indem er den Fuß auf
heimischen Boden setzte, das Bewußtsein, feine Pflicht als französischer Soldat
vollständig erfüllt zu haben."
Die Geschichte und die öffentliche Meinung urtheilten bekanntlich anders
als Graf Keratry. Die Bonapartisten schreiben es jetzt auf das Guthaben
Napoleons III. daß er bei einer Revue, bei welcher er allen Generalen die
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