Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.lors" zugestanden. Das konnte nicht von seinem Gönner, dem Grafen Vitz- Doch kehren wir vom allgemeinen Ueberblick dieser Verhältnisse zum Jahre lors" zugestanden. Das konnte nicht von seinem Gönner, dem Grafen Vitz- Doch kehren wir vom allgemeinen Ueberblick dieser Verhältnisse zum Jahre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0448" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127856"/> <p xml:id="ID_1455" prev="#ID_1454"> lors" zugestanden. Das konnte nicht von seinem Gönner, dem Grafen Vitz-<lb/> thum, ausgegangen sein. Als aber für Weber am 11. Februar 1817 die<lb/> Stellung als „königlicher Capellmeister" officiell ausgesprochen wurde,<lb/> erhob sich der vom Hofe bevorzugte Morlacchi fast unverhüllt als Weber's<lb/> Gegner. Eine Kette der verletzendsten Erfahrungen von dieser Seite her<lb/> trübte von nun an die ganze Dauer von Weber's Wirksamkeit in Dresden<lb/> bis zu seinem Tode, und diese Erfahrungen wurden noch schwerer und ein¬<lb/> schneidender, als der Kampf zwischen der deutschen und italienischen Oper bei<lb/> dem Dresdener Puvlicum wie im Allgemeinen in Deutschland, und bald über<lb/> dies hinaus, immer größeren und bedeutungsvollerer Ausdruck gewann, das<lb/> heißt, als „der Freischütz" 1821 nicht nur Deutschland, sondern auch bald<lb/> darauf die ganze musikalische Welt durchflog. — Auf Weber konnten diese<lb/> drückenden Verhältnisse nicht ohne nachtheilige Wirkungen bleiben, namentlich<lb/> auf seine schwächliche Gesundheit. Um so bewunderungswürdiger erscheinen<lb/> dafür seine Arbeiten, die ihren in immerwährenden aufreibenden Erregungen<lb/> erhaltenen Schöpfer schließlich in die Reihe der ersten deutschen Tonmeister er¬<lb/> hoben. War doch schon Weber's Amtsthätigkeit allein überaus an¬<lb/> strengend; denn neben der Direction der deutschen Oper, neben dem Dienst<lb/> an der katholischen Hofkirche, den er mit Morlacchi theilte, mußte er Letzteren<lb/> nicht nur häufig im Kirchendienst vertreten, sondern auch in der Leitung der<lb/> italienischen Oper, da Morlacchi sich oft beurlauben ließ, z. B. zwischen 1817<lb/> und 18 acht volle Monate. Zu alledem lag Weber noch die Leitung der<lb/> königlichen Hof- und Tafelmusik ob, ferner das Beschaffen der Sänger und<lb/> Capellmusiker. wie ihm endlich auch die Composition fast aller am Hofe bei<lb/> vielfachen festlichen Gelegenheiten nothwendig werdenden Musik zufiel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1456" next="#ID_1457"> Doch kehren wir vom allgemeinen Ueberblick dieser Verhältnisse zum Jahre<lb/> 1817 zurück. — Unter den Personen, die Weber bald nach Antritt seiner<lb/> Stellung in Dresden näher kennen lernte, befanden sich zunächst der Archäo-<lb/> loge A. Boettiger. Langbein, Arthur vom Nordstern, Carl Förster (der Petrarca-<lb/> Uebersetzer). Carl Winkler (pseud, Theodor Hell). G. Schilling. Ed. Gehe.<lb/> Helmina von Chezy und Andere; L, Tieck, war ihm schon von Berlin seit<lb/> dem Jahre 1814 bekannt. Der Mann jedoch, der für ihn am wichtigsten<lb/> werden sollte, war der Dichter Friedrich Kind, den er schon früher in<lb/> Dresden kennen gelernt. Weber, schon jahrelang nach einem ihm zusagenden<lb/> Operntexte aussehend, wußte Kind lebhaft zur Ausführung eines solchen an¬<lb/> zuregen, und als dieser ihm das Sujet des „Freischütz" darbot, ergriff<lb/> Weber es um so lebhafter, als schon im Jahre 1810 sein Freund Alexander<lb/> von Dusch dasselbe für ihn zu einem Operntexte zu bearbeiten begonnen hatte,<lb/> ohne daß es zur Vollendung gekommen war. Kind, sofort ganz von der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0448]
lors" zugestanden. Das konnte nicht von seinem Gönner, dem Grafen Vitz-
thum, ausgegangen sein. Als aber für Weber am 11. Februar 1817 die
Stellung als „königlicher Capellmeister" officiell ausgesprochen wurde,
erhob sich der vom Hofe bevorzugte Morlacchi fast unverhüllt als Weber's
Gegner. Eine Kette der verletzendsten Erfahrungen von dieser Seite her
trübte von nun an die ganze Dauer von Weber's Wirksamkeit in Dresden
bis zu seinem Tode, und diese Erfahrungen wurden noch schwerer und ein¬
schneidender, als der Kampf zwischen der deutschen und italienischen Oper bei
dem Dresdener Puvlicum wie im Allgemeinen in Deutschland, und bald über
dies hinaus, immer größeren und bedeutungsvollerer Ausdruck gewann, das
heißt, als „der Freischütz" 1821 nicht nur Deutschland, sondern auch bald
darauf die ganze musikalische Welt durchflog. — Auf Weber konnten diese
drückenden Verhältnisse nicht ohne nachtheilige Wirkungen bleiben, namentlich
auf seine schwächliche Gesundheit. Um so bewunderungswürdiger erscheinen
dafür seine Arbeiten, die ihren in immerwährenden aufreibenden Erregungen
erhaltenen Schöpfer schließlich in die Reihe der ersten deutschen Tonmeister er¬
hoben. War doch schon Weber's Amtsthätigkeit allein überaus an¬
strengend; denn neben der Direction der deutschen Oper, neben dem Dienst
an der katholischen Hofkirche, den er mit Morlacchi theilte, mußte er Letzteren
nicht nur häufig im Kirchendienst vertreten, sondern auch in der Leitung der
italienischen Oper, da Morlacchi sich oft beurlauben ließ, z. B. zwischen 1817
und 18 acht volle Monate. Zu alledem lag Weber noch die Leitung der
königlichen Hof- und Tafelmusik ob, ferner das Beschaffen der Sänger und
Capellmusiker. wie ihm endlich auch die Composition fast aller am Hofe bei
vielfachen festlichen Gelegenheiten nothwendig werdenden Musik zufiel.
Doch kehren wir vom allgemeinen Ueberblick dieser Verhältnisse zum Jahre
1817 zurück. — Unter den Personen, die Weber bald nach Antritt seiner
Stellung in Dresden näher kennen lernte, befanden sich zunächst der Archäo-
loge A. Boettiger. Langbein, Arthur vom Nordstern, Carl Förster (der Petrarca-
Uebersetzer). Carl Winkler (pseud, Theodor Hell). G. Schilling. Ed. Gehe.
Helmina von Chezy und Andere; L, Tieck, war ihm schon von Berlin seit
dem Jahre 1814 bekannt. Der Mann jedoch, der für ihn am wichtigsten
werden sollte, war der Dichter Friedrich Kind, den er schon früher in
Dresden kennen gelernt. Weber, schon jahrelang nach einem ihm zusagenden
Operntexte aussehend, wußte Kind lebhaft zur Ausführung eines solchen an¬
zuregen, und als dieser ihm das Sujet des „Freischütz" darbot, ergriff
Weber es um so lebhafter, als schon im Jahre 1810 sein Freund Alexander
von Dusch dasselbe für ihn zu einem Operntexte zu bearbeiten begonnen hatte,
ohne daß es zur Vollendung gekommen war. Kind, sofort ganz von der
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