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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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fährdet zu werden -- dies ist, wenn man den Fanatismus und die Wildheit
des Damascener Pöbels bedenkt, um so wunderbarer, als man den Hassan in
Damaskus kannte und seine Geschichte dort bereits ruchbar geworden war - -
gelangte Hassan durch die Stadt zu der Wohnung der dortigen amerikanischen
Missionare und ebenso nach Beirut zurück; er wurde dabei begleitet von dem
im Missionsdienste stehenden Schweizer Waldmaier, der ihm nach Damaskus
gefolgt war, um, sofern es nöthig, für ihn thätig zu sein, -- Nach kurzem
Aufenthalt in Beirut brachte man Hassan zunächst in den Libanon, wo für
ihn wegen der dort bestehenden Religionsfreiheit nichts zu fürchten war; dort
trat er auch, indem er die Taufe empfing, formell zum protestantischen
Christenthum über. Einige Wochen später aber verließ er Syrien, um nach
seinem Heimathlande Egypten überzusiedeln. Seit jener Zeit haben wir nichts
mehr über ihn gehört.

Das war das Schicksal einer einzelnen Conversion zum protestantischen
Christenthum, das der Moslem höher achtet als irgend eine andere der christ¬
lichen Confessionen; und zwar in Beirut, dessen Bevölkerung zu zwei Dritt¬
theilen dem Christenthum angehört, und -- wie wir noch hervorheben wollen
-- obwohl die Vertreter der protestantischen Großmächte sich nachdrücklich für
den Convertiten verwendet hatten!




Me "Fojiverbindungen für die deutsche Hccupationsarmee
in Frankreich.

Damit die aus vier Divisionen bestehenden Truppen der deutschen Oceu-
pations-Armee wenigstens in geistiger Beziehung mit den Angehörigen in der
Heimath in regem Verkehr bleiben, hat die Reichs-Postverwaltung einen vor
züglichen Beförderungsdienst organisirt, so daß Briefe aus Berlin bis zum
Sitze des Ober-Commandos in Nancy innerhalb 24 Stunden, nach den
äußersten Grenzorten des besetzten Gebietes aber in 30 Stunden gelangen.
Diese große Beschleunigung gegenüber der Beförderungszeit während des
Krieges ist einestheils den nunmehr vollkommen geregelten Betriebsverhält¬
nissen auf den französischen Eisenbahnstrecken, anderntheils dem Umstände zu-
zuschreiben, daß die Feldpostcorrespondenz jetzt nicht mehr auf bestimmte in¬
ländische Sammelstellen behufs Sortirung nach Truppentheilen geleitet, son¬
dern direct dem Bestimmungsorte zugeführt wird, nachdem die Truppen feste
Standquartiere bezogen haben, und die Angehörigen in die Lage gesetzt sind,
aus den Briefen den Aufenthaltsort der Adressaten genau anzugeben.


fährdet zu werden — dies ist, wenn man den Fanatismus und die Wildheit
des Damascener Pöbels bedenkt, um so wunderbarer, als man den Hassan in
Damaskus kannte und seine Geschichte dort bereits ruchbar geworden war - -
gelangte Hassan durch die Stadt zu der Wohnung der dortigen amerikanischen
Missionare und ebenso nach Beirut zurück; er wurde dabei begleitet von dem
im Missionsdienste stehenden Schweizer Waldmaier, der ihm nach Damaskus
gefolgt war, um, sofern es nöthig, für ihn thätig zu sein, — Nach kurzem
Aufenthalt in Beirut brachte man Hassan zunächst in den Libanon, wo für
ihn wegen der dort bestehenden Religionsfreiheit nichts zu fürchten war; dort
trat er auch, indem er die Taufe empfing, formell zum protestantischen
Christenthum über. Einige Wochen später aber verließ er Syrien, um nach
seinem Heimathlande Egypten überzusiedeln. Seit jener Zeit haben wir nichts
mehr über ihn gehört.

Das war das Schicksal einer einzelnen Conversion zum protestantischen
Christenthum, das der Moslem höher achtet als irgend eine andere der christ¬
lichen Confessionen; und zwar in Beirut, dessen Bevölkerung zu zwei Dritt¬
theilen dem Christenthum angehört, und — wie wir noch hervorheben wollen
— obwohl die Vertreter der protestantischen Großmächte sich nachdrücklich für
den Convertiten verwendet hatten!




Me "Fojiverbindungen für die deutsche Hccupationsarmee
in Frankreich.

Damit die aus vier Divisionen bestehenden Truppen der deutschen Oceu-
pations-Armee wenigstens in geistiger Beziehung mit den Angehörigen in der
Heimath in regem Verkehr bleiben, hat die Reichs-Postverwaltung einen vor
züglichen Beförderungsdienst organisirt, so daß Briefe aus Berlin bis zum
Sitze des Ober-Commandos in Nancy innerhalb 24 Stunden, nach den
äußersten Grenzorten des besetzten Gebietes aber in 30 Stunden gelangen.
Diese große Beschleunigung gegenüber der Beförderungszeit während des
Krieges ist einestheils den nunmehr vollkommen geregelten Betriebsverhält¬
nissen auf den französischen Eisenbahnstrecken, anderntheils dem Umstände zu-
zuschreiben, daß die Feldpostcorrespondenz jetzt nicht mehr auf bestimmte in¬
ländische Sammelstellen behufs Sortirung nach Truppentheilen geleitet, son¬
dern direct dem Bestimmungsorte zugeführt wird, nachdem die Truppen feste
Standquartiere bezogen haben, und die Angehörigen in die Lage gesetzt sind,
aus den Briefen den Aufenthaltsort der Adressaten genau anzugeben.


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[0359] fährdet zu werden — dies ist, wenn man den Fanatismus und die Wildheit des Damascener Pöbels bedenkt, um so wunderbarer, als man den Hassan in Damaskus kannte und seine Geschichte dort bereits ruchbar geworden war - - gelangte Hassan durch die Stadt zu der Wohnung der dortigen amerikanischen Missionare und ebenso nach Beirut zurück; er wurde dabei begleitet von dem im Missionsdienste stehenden Schweizer Waldmaier, der ihm nach Damaskus gefolgt war, um, sofern es nöthig, für ihn thätig zu sein, — Nach kurzem Aufenthalt in Beirut brachte man Hassan zunächst in den Libanon, wo für ihn wegen der dort bestehenden Religionsfreiheit nichts zu fürchten war; dort trat er auch, indem er die Taufe empfing, formell zum protestantischen Christenthum über. Einige Wochen später aber verließ er Syrien, um nach seinem Heimathlande Egypten überzusiedeln. Seit jener Zeit haben wir nichts mehr über ihn gehört. Das war das Schicksal einer einzelnen Conversion zum protestantischen Christenthum, das der Moslem höher achtet als irgend eine andere der christ¬ lichen Confessionen; und zwar in Beirut, dessen Bevölkerung zu zwei Dritt¬ theilen dem Christenthum angehört, und — wie wir noch hervorheben wollen — obwohl die Vertreter der protestantischen Großmächte sich nachdrücklich für den Convertiten verwendet hatten! Me "Fojiverbindungen für die deutsche Hccupationsarmee in Frankreich. Damit die aus vier Divisionen bestehenden Truppen der deutschen Oceu- pations-Armee wenigstens in geistiger Beziehung mit den Angehörigen in der Heimath in regem Verkehr bleiben, hat die Reichs-Postverwaltung einen vor züglichen Beförderungsdienst organisirt, so daß Briefe aus Berlin bis zum Sitze des Ober-Commandos in Nancy innerhalb 24 Stunden, nach den äußersten Grenzorten des besetzten Gebietes aber in 30 Stunden gelangen. Diese große Beschleunigung gegenüber der Beförderungszeit während des Krieges ist einestheils den nunmehr vollkommen geregelten Betriebsverhält¬ nissen auf den französischen Eisenbahnstrecken, anderntheils dem Umstände zu- zuschreiben, daß die Feldpostcorrespondenz jetzt nicht mehr auf bestimmte in¬ ländische Sammelstellen behufs Sortirung nach Truppentheilen geleitet, son¬ dern direct dem Bestimmungsorte zugeführt wird, nachdem die Truppen feste Standquartiere bezogen haben, und die Angehörigen in die Lage gesetzt sind, aus den Briefen den Aufenthaltsort der Adressaten genau anzugeben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/359>, abgerufen am 22.07.2024.