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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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ferner, daß unter Washington's Präsidentschaft der ganze politische, commercielle
und geistige Verkehr der Union durch 300,000 Briefe jährlich repräsentirt
wurde, während jetzt jährlich 590 Millionen Briefe das weite Gebiet der Ver¬
einigten Staaten durcheilen, so illustriren solche Angaben, wie kaum andere,
das wunderbare Wachsthum des neuesten Staatswesens der westlichen Hemi¬
sphäre. Im Jahre 1790 kostete ein Brief von Savannah nach New-Uork
Cents, heutzutage wird er auf den weitesten Entfernungen in der Union
für 10 Cents befördert. Wenn Frankreich durch das Gesetz vom 24. August
1871, welches das Porto im Innern seines Gebiets um ein Viertel, von 20
auf 25 Centimes erhöhte, seinem Budget aufzuhelfen geglaubt hat, so zeigt
die Statistik, daß diese dem Culturschritt gegenüber höchst gefährliche Ma߬
regel nicht einmal das gewünschte Ergebniß in finanzieller Hinsicht geliefert,
außerdem aber die Entwickelung der internationalen Verkehrsbeziehungen
Frankreichs erheblich beeinträchtigt hat.

Die Statistik der deutschen Reichs-Postverwaltung für das
Jahr 1871 weist erfreulichere Resultate auf, von welchen die Nation mit Genug¬
thuung Kenntniß nehmen kann. Die Zahl der Postanstalte n hat sich von
4645 im Jahre 1870 auf 4927 vermehrt (auf je 1,61 Quadratmeilen kommt eine
Poststelle). Während mit der Aufhebung dänischer und schwedischer Postan-
stalten (in Lübeck und Hamburg) die letzten Reste ausländischer Postregalien
auf deutschem Gebiet beseitigt sind, hat das deutsche Reich im Interesse des
Orienthandels im Frühjahr 1870 ein deutsches Postamt in Constantinopel
errichtet. Die Bequemlichkeit der Benutzung der Postanlagen wird durch
24,703 Briefkasten (in 20,310 Orten) erhöht (Steigerung gegen 1870:
2312 Briefkasten). Die Posten legten im Jahre 1871 die ungeheure
Strecke von 13,326,165 Meilen zurück (davon 6,026,152 auf Eisenbahnen;
7,220,237 auf Landstraßen, 79,776 Meilen auf Wasserstraßen); es überwiegt
also in Deutschland noch immer der Landstraßen-Transport. Täglich be¬
standen 5400 PostVerbindungen ohne die Dampfschiffsgelegenheiten/ Der
Briefverkehr im Innern hat sich gegen denjenigen von 1870 um 19,.. Pro-
cent vermehrt; die Zahl der frankirten Briefe um 17,z Procent. Vermindert
hat sich (und dies gereicht eben so zum Vortheil des Publicums, wie es den
Postbetrieb vereinfacht) die Zahl der unfrankirten Briefe, und zwar um 7,..
Procent. Der G e sammtb riefverkeh r weist folgende Ziffern auf: interner
332,861,352; von fremden Ländern: 38,516,675; nach fremden Län¬
dern: 40.358.110; im Transit durch Deutschland: 30.298,436 Stück
Briefe; Totalsumme: 442,034,573 Stück. Außerdem wurden 202,865.474
Zeitungsnummern durch die Post besorgt. An ex traordin air en Zei¬
tungsbeilagen sind vom Einführungstage, dem 15. Oktober 1871 bis
Ende December 1871 bereits 450,518 Exemplare befördert worden, gewiß ein


ferner, daß unter Washington's Präsidentschaft der ganze politische, commercielle
und geistige Verkehr der Union durch 300,000 Briefe jährlich repräsentirt
wurde, während jetzt jährlich 590 Millionen Briefe das weite Gebiet der Ver¬
einigten Staaten durcheilen, so illustriren solche Angaben, wie kaum andere,
das wunderbare Wachsthum des neuesten Staatswesens der westlichen Hemi¬
sphäre. Im Jahre 1790 kostete ein Brief von Savannah nach New-Uork
Cents, heutzutage wird er auf den weitesten Entfernungen in der Union
für 10 Cents befördert. Wenn Frankreich durch das Gesetz vom 24. August
1871, welches das Porto im Innern seines Gebiets um ein Viertel, von 20
auf 25 Centimes erhöhte, seinem Budget aufzuhelfen geglaubt hat, so zeigt
die Statistik, daß diese dem Culturschritt gegenüber höchst gefährliche Ma߬
regel nicht einmal das gewünschte Ergebniß in finanzieller Hinsicht geliefert,
außerdem aber die Entwickelung der internationalen Verkehrsbeziehungen
Frankreichs erheblich beeinträchtigt hat.

Die Statistik der deutschen Reichs-Postverwaltung für das
Jahr 1871 weist erfreulichere Resultate auf, von welchen die Nation mit Genug¬
thuung Kenntniß nehmen kann. Die Zahl der Postanstalte n hat sich von
4645 im Jahre 1870 auf 4927 vermehrt (auf je 1,61 Quadratmeilen kommt eine
Poststelle). Während mit der Aufhebung dänischer und schwedischer Postan-
stalten (in Lübeck und Hamburg) die letzten Reste ausländischer Postregalien
auf deutschem Gebiet beseitigt sind, hat das deutsche Reich im Interesse des
Orienthandels im Frühjahr 1870 ein deutsches Postamt in Constantinopel
errichtet. Die Bequemlichkeit der Benutzung der Postanlagen wird durch
24,703 Briefkasten (in 20,310 Orten) erhöht (Steigerung gegen 1870:
2312 Briefkasten). Die Posten legten im Jahre 1871 die ungeheure
Strecke von 13,326,165 Meilen zurück (davon 6,026,152 auf Eisenbahnen;
7,220,237 auf Landstraßen, 79,776 Meilen auf Wasserstraßen); es überwiegt
also in Deutschland noch immer der Landstraßen-Transport. Täglich be¬
standen 5400 PostVerbindungen ohne die Dampfschiffsgelegenheiten/ Der
Briefverkehr im Innern hat sich gegen denjenigen von 1870 um 19,.. Pro-
cent vermehrt; die Zahl der frankirten Briefe um 17,z Procent. Vermindert
hat sich (und dies gereicht eben so zum Vortheil des Publicums, wie es den
Postbetrieb vereinfacht) die Zahl der unfrankirten Briefe, und zwar um 7,..
Procent. Der G e sammtb riefverkeh r weist folgende Ziffern auf: interner
332,861,352; von fremden Ländern: 38,516,675; nach fremden Län¬
dern: 40.358.110; im Transit durch Deutschland: 30.298,436 Stück
Briefe; Totalsumme: 442,034,573 Stück. Außerdem wurden 202,865.474
Zeitungsnummern durch die Post besorgt. An ex traordin air en Zei¬
tungsbeilagen sind vom Einführungstage, dem 15. Oktober 1871 bis
Ende December 1871 bereits 450,518 Exemplare befördert worden, gewiß ein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/312>, abgerufen am 22.12.2024.