Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.Altserbien nach Norden heraufwindet und in ihrem untern Laufe die westliche Stadtartigen Orten begegnet der Reisende, welcher das Drinathal aus¬ Kehren wir auf das rechte Ufer zurück und wandern wir von Losnitza Altserbien nach Norden heraufwindet und in ihrem untern Laufe die westliche Stadtartigen Orten begegnet der Reisende, welcher das Drinathal aus¬ Kehren wir auf das rechte Ufer zurück und wandern wir von Losnitza <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0279" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127675"/> <p xml:id="ID_909" prev="#ID_908"> Altserbien nach Norden heraufwindet und in ihrem untern Laufe die westliche<lb/> Grenze des Fürstenthums Serbien gegenüber den unter der Herrschaft des<lb/> Sultans stehenden Landschaften bildet. Es ist ein ziemlich stattlicher Strom,<lb/> der einige Inseln umfließt und in seiner Nordhälfte auf beiden Ufern von<lb/> gewaltigen Höhen begleitet wird, welche sich bisweilen buchtenartig von ihm ent¬<lb/> fernen und Raum zu Ackerland und Wiesen lassen, an vielen Stellen aber<lb/> dicht an das Wasser herantreten, sodaß die Straße über sie auf- und abzu¬<lb/> wettern genöthigt ist. Das Flachland jener Einbuchtungen des Flußthales<lb/> ist großentheils in Cultur genommen. Doch trifft man selten ein Dorf. Die<lb/> Berge darüber sind die Waldeinöde, die sie vor tausend Jahren waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_910"> Stadtartigen Orten begegnet der Reisende, welcher das Drinathal aus¬<lb/> wärts zieht, sehr selten. Auf dem östlichen, serbischen Ufer befinden sich deren<lb/> nur drei, die zugleich Zollstätten und Quarantänestationen des Cordons sind,<lb/> welcher gegen die Pest gezogen ist: Ratza, wo die Drina in die save mündet<lb/> Losnitza und Liubovia. Keines dieser Städtchen hat viel über tausend Ein¬<lb/> wohner. Auf der westlichen oder linken Flußseite steht nur eine Stadt, die<lb/> böhmische Festung Zwornik, ein ziemlich ansehnlicher Ort, der aber als Festung<lb/> wenig zu bedeuten hat, da seine Werke verfallen sind und deren Armirung<lb/> höchst mangelhaft ist. Er zerfällt in drei Theile: neben der Stadt liegt am<lb/> Wasser die untere Festung, und über jener erhebt sich auf waldbewachsener<lb/> Kuppe ein Fort, welches früher durch einen den Berg im Zickzack erklimmen¬<lb/> den, mit Thürmen bewehrten Weg in directer Verbindung mit der untern<lb/> Festung stand, jetzt aber, da die Mauern und Thürme dieser Communication<lb/> zum Theil zusammengefallen und in den Weg zwischen ihnen gestürzt sind,<lb/> nur noch auf einem weiten, lediglich für Fußgänger und Saumthiere gang¬<lb/> baren Umweg von der Stadt aus erreicht werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_911" next="#ID_912"> Kehren wir auf das rechte Ufer zurück und wandern wir von Losnitza<lb/> südwärts, so kommen wir auf der Straße, die von diesem Städtchen an nur<lb/> ein Naturweg. etwas besser als ein Ziegenpfad, ist, an zahlreichen Karaulen,<lb/> kleinen Blockhäusern vorüber, welche den Zweck haben, den Uebergang von<lb/> Reisenden, Waaren und Viehheerden zwischen den genannten drei Zoll- und<lb/> Quarantänestationen zu verhindern, und gewöhnlich eine Besatzung von zwei<lb/> oder drei serbischen Grenzwächtern haben. Einige Wegstunden südlich aber<lb/> von dem Karaul Nadalj und schräg über von der Festung Zwornik wird diese<lb/> Kette serbischer Posten plötzlich auf eine Strecke von einer kleinen Meile durch<lb/> einen Zwickel türkischen Gebiets unterbrochen, in welchem der Gegenstand<lb/> unserer Betrachtung liegt. Der Fluß sieht hier die Gutschewo-Berge nach<lb/> Osten einbiegen und dann wieder nach Westen vorspringen, sodaß eine der<lb/> oben geschilderten halbkreisförmigen Einbuchtungen entsteht, in der sich, um¬<lb/> geben von Aeckern, Obstgärten und Wiesen, zwei kleine Türkendörfer, die zu-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0279]
Altserbien nach Norden heraufwindet und in ihrem untern Laufe die westliche
Grenze des Fürstenthums Serbien gegenüber den unter der Herrschaft des
Sultans stehenden Landschaften bildet. Es ist ein ziemlich stattlicher Strom,
der einige Inseln umfließt und in seiner Nordhälfte auf beiden Ufern von
gewaltigen Höhen begleitet wird, welche sich bisweilen buchtenartig von ihm ent¬
fernen und Raum zu Ackerland und Wiesen lassen, an vielen Stellen aber
dicht an das Wasser herantreten, sodaß die Straße über sie auf- und abzu¬
wettern genöthigt ist. Das Flachland jener Einbuchtungen des Flußthales
ist großentheils in Cultur genommen. Doch trifft man selten ein Dorf. Die
Berge darüber sind die Waldeinöde, die sie vor tausend Jahren waren.
Stadtartigen Orten begegnet der Reisende, welcher das Drinathal aus¬
wärts zieht, sehr selten. Auf dem östlichen, serbischen Ufer befinden sich deren
nur drei, die zugleich Zollstätten und Quarantänestationen des Cordons sind,
welcher gegen die Pest gezogen ist: Ratza, wo die Drina in die save mündet
Losnitza und Liubovia. Keines dieser Städtchen hat viel über tausend Ein¬
wohner. Auf der westlichen oder linken Flußseite steht nur eine Stadt, die
böhmische Festung Zwornik, ein ziemlich ansehnlicher Ort, der aber als Festung
wenig zu bedeuten hat, da seine Werke verfallen sind und deren Armirung
höchst mangelhaft ist. Er zerfällt in drei Theile: neben der Stadt liegt am
Wasser die untere Festung, und über jener erhebt sich auf waldbewachsener
Kuppe ein Fort, welches früher durch einen den Berg im Zickzack erklimmen¬
den, mit Thürmen bewehrten Weg in directer Verbindung mit der untern
Festung stand, jetzt aber, da die Mauern und Thürme dieser Communication
zum Theil zusammengefallen und in den Weg zwischen ihnen gestürzt sind,
nur noch auf einem weiten, lediglich für Fußgänger und Saumthiere gang¬
baren Umweg von der Stadt aus erreicht werden kann.
Kehren wir auf das rechte Ufer zurück und wandern wir von Losnitza
südwärts, so kommen wir auf der Straße, die von diesem Städtchen an nur
ein Naturweg. etwas besser als ein Ziegenpfad, ist, an zahlreichen Karaulen,
kleinen Blockhäusern vorüber, welche den Zweck haben, den Uebergang von
Reisenden, Waaren und Viehheerden zwischen den genannten drei Zoll- und
Quarantänestationen zu verhindern, und gewöhnlich eine Besatzung von zwei
oder drei serbischen Grenzwächtern haben. Einige Wegstunden südlich aber
von dem Karaul Nadalj und schräg über von der Festung Zwornik wird diese
Kette serbischer Posten plötzlich auf eine Strecke von einer kleinen Meile durch
einen Zwickel türkischen Gebiets unterbrochen, in welchem der Gegenstand
unserer Betrachtung liegt. Der Fluß sieht hier die Gutschewo-Berge nach
Osten einbiegen und dann wieder nach Westen vorspringen, sodaß eine der
oben geschilderten halbkreisförmigen Einbuchtungen entsteht, in der sich, um¬
geben von Aeckern, Obstgärten und Wiesen, zwei kleine Türkendörfer, die zu-
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