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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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zug des obengenannten großen und erschöpfenden Werkes, eine genaue Be¬
schreibung (unter öfterer Hinweisung auf Pasfavants I'ventre-Araveuu') sämmt¬
licher 633 Nummern enthält. Die Nummern des Catalogs stimmen mit jenen
des großen Werkes überein.

Mochte diese höchst werthvolle Sammlung von Denkmälern älterer deut¬
scher Cultur dem deutschen Vaterlande doch für immer erhalten bleiben! --
Ihr würdigster Platz wäre ohne Zweifel im germanischen Museum zu Nürn¬
R. Berg an. berg.




Die großen und principiellen Kämpfe, ohne die es in der bayrischen
Kammer nicht abgeht, hatten eigentlich ihren Abschluß gefunden, nachdem die
Beschwerde des Bischofs von Augsburg und der sogenannte Initiativantrag
.erledigt war. In beiden unterlagen bekanntlich die Klerikalen und so konnte
es nicht ausbleiben, daß dadurch auch die Machtverhältnisse der Parteien
einigermaßen berührt wurden. Die Stimmen auf der rechten Seite, welche
den Muth besaßen in jener principiellen Frage eigener Meinung zu sein und "die
Treulosigkeit" begangen hatten, dieser Meinung sogar durch ihr Votum Aus¬
druck zu geben, waren damit von der Gemeinschaft ihrer schwarzen Genossen
abgelöst. Zwischen ihnen und jenen war das Tafeltuch zerschnitten und die
nationale Partei konnte darauf zählen, daß sie in Fällen von ähnlicher Be¬
schaffenheit die Mithilfe jener Stimmen finden werde. Die Majorität, die
bislang in den Händen der Rechten gelegen war, brach damit zusammen und wenn
auch der Wille der nationalen damit noch nicht die Oberherrschaft erlangt
hatte, so stand doch so viel fest, daß gegen den Willen der nationalen kein
Bescheid mehr zu erzielen war. Denn im schlimmsten Falle bestand Stimmen¬
gleichheit (77:77).

Mit diesem Ergebniß endete der erste sturmbewegte Theil der Session.
Es war unvermeidlich, daß im zweiten nunmehr eine gewisse ruhigere ge¬
schäftsmäßige Behandlung sich wahrnehmen ließ, dem heftigen Ausbruch der
Gegensätze mußte eine gewisse Erschöpfung folgen und der Genugthuung, daß
jeder das, was er eigentlich auf dem Herzen trug, geäußert hatte, schloß sich
das Pflichtgefühl an. daß nun die trockenen mehr administrativen Arbeiten
des Hauses nicht länger verschoben werden dürften. Und in der That, es
war hiefür die höchste Zeit.

Aus diesen Erwägungen ergiebt sich von vornherein das Gepräge, welches


Grenzten n. 1872. 25

zug des obengenannten großen und erschöpfenden Werkes, eine genaue Be¬
schreibung (unter öfterer Hinweisung auf Pasfavants I'ventre-Araveuu') sämmt¬
licher 633 Nummern enthält. Die Nummern des Catalogs stimmen mit jenen
des großen Werkes überein.

Mochte diese höchst werthvolle Sammlung von Denkmälern älterer deut¬
scher Cultur dem deutschen Vaterlande doch für immer erhalten bleiben! —
Ihr würdigster Platz wäre ohne Zweifel im germanischen Museum zu Nürn¬
R. Berg an. berg.




Die großen und principiellen Kämpfe, ohne die es in der bayrischen
Kammer nicht abgeht, hatten eigentlich ihren Abschluß gefunden, nachdem die
Beschwerde des Bischofs von Augsburg und der sogenannte Initiativantrag
.erledigt war. In beiden unterlagen bekanntlich die Klerikalen und so konnte
es nicht ausbleiben, daß dadurch auch die Machtverhältnisse der Parteien
einigermaßen berührt wurden. Die Stimmen auf der rechten Seite, welche
den Muth besaßen in jener principiellen Frage eigener Meinung zu sein und „die
Treulosigkeit" begangen hatten, dieser Meinung sogar durch ihr Votum Aus¬
druck zu geben, waren damit von der Gemeinschaft ihrer schwarzen Genossen
abgelöst. Zwischen ihnen und jenen war das Tafeltuch zerschnitten und die
nationale Partei konnte darauf zählen, daß sie in Fällen von ähnlicher Be¬
schaffenheit die Mithilfe jener Stimmen finden werde. Die Majorität, die
bislang in den Händen der Rechten gelegen war, brach damit zusammen und wenn
auch der Wille der nationalen damit noch nicht die Oberherrschaft erlangt
hatte, so stand doch so viel fest, daß gegen den Willen der nationalen kein
Bescheid mehr zu erzielen war. Denn im schlimmsten Falle bestand Stimmen¬
gleichheit (77:77).

Mit diesem Ergebniß endete der erste sturmbewegte Theil der Session.
Es war unvermeidlich, daß im zweiten nunmehr eine gewisse ruhigere ge¬
schäftsmäßige Behandlung sich wahrnehmen ließ, dem heftigen Ausbruch der
Gegensätze mußte eine gewisse Erschöpfung folgen und der Genugthuung, daß
jeder das, was er eigentlich auf dem Herzen trug, geäußert hatte, schloß sich
das Pflichtgefühl an. daß nun die trockenen mehr administrativen Arbeiten
des Hauses nicht länger verschoben werden dürften. Und in der That, es
war hiefür die höchste Zeit.

Aus diesen Erwägungen ergiebt sich von vornherein das Gepräge, welches


Grenzten n. 1872. 25
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[0201] zug des obengenannten großen und erschöpfenden Werkes, eine genaue Be¬ schreibung (unter öfterer Hinweisung auf Pasfavants I'ventre-Araveuu') sämmt¬ licher 633 Nummern enthält. Die Nummern des Catalogs stimmen mit jenen des großen Werkes überein. Mochte diese höchst werthvolle Sammlung von Denkmälern älterer deut¬ scher Cultur dem deutschen Vaterlande doch für immer erhalten bleiben! — Ihr würdigster Platz wäre ohne Zweifel im germanischen Museum zu Nürn¬ R. Berg an. berg. Die großen und principiellen Kämpfe, ohne die es in der bayrischen Kammer nicht abgeht, hatten eigentlich ihren Abschluß gefunden, nachdem die Beschwerde des Bischofs von Augsburg und der sogenannte Initiativantrag .erledigt war. In beiden unterlagen bekanntlich die Klerikalen und so konnte es nicht ausbleiben, daß dadurch auch die Machtverhältnisse der Parteien einigermaßen berührt wurden. Die Stimmen auf der rechten Seite, welche den Muth besaßen in jener principiellen Frage eigener Meinung zu sein und „die Treulosigkeit" begangen hatten, dieser Meinung sogar durch ihr Votum Aus¬ druck zu geben, waren damit von der Gemeinschaft ihrer schwarzen Genossen abgelöst. Zwischen ihnen und jenen war das Tafeltuch zerschnitten und die nationale Partei konnte darauf zählen, daß sie in Fällen von ähnlicher Be¬ schaffenheit die Mithilfe jener Stimmen finden werde. Die Majorität, die bislang in den Händen der Rechten gelegen war, brach damit zusammen und wenn auch der Wille der nationalen damit noch nicht die Oberherrschaft erlangt hatte, so stand doch so viel fest, daß gegen den Willen der nationalen kein Bescheid mehr zu erzielen war. Denn im schlimmsten Falle bestand Stimmen¬ gleichheit (77:77). Mit diesem Ergebniß endete der erste sturmbewegte Theil der Session. Es war unvermeidlich, daß im zweiten nunmehr eine gewisse ruhigere ge¬ schäftsmäßige Behandlung sich wahrnehmen ließ, dem heftigen Ausbruch der Gegensätze mußte eine gewisse Erschöpfung folgen und der Genugthuung, daß jeder das, was er eigentlich auf dem Herzen trug, geäußert hatte, schloß sich das Pflichtgefühl an. daß nun die trockenen mehr administrativen Arbeiten des Hauses nicht länger verschoben werden dürften. Und in der That, es war hiefür die höchste Zeit. Aus diesen Erwägungen ergiebt sich von vornherein das Gepräge, welches Grenzten n. 1872. 25

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/201>, abgerufen am 22.12.2024.