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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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einen Friedenscongreß abzuhalten, allen Tyrannen und Volksunterdrückern
den Krieg, und Dank den Leistungen der Redner, die sehr wenig mit einander
harmonirten, wurde das Gebäude, wo man seine Sitzungen hielt, mit jedem
Tage seines malerischen Spitznamens der "Schachtel voll Backpfeifen" (boten
u,ux Mes) würdiger.

Trotz des gegenseitigen Argwohns waren die Mitglieder der beiden Con-
gresse geschaffen, sich zu verstehen. Sie vereinigten sich in der Stadt, welche
Herr Rouher, der Mcekaiser, "1s, cito ach lacs" nannte. Hier schlug Gustav
Chaudey, der 1871 von den Banditen, von denen einige damals mit ihm
Pläne für den ewigen Frieden entwarfen, schändlich ermordert werden sollte,
hoch von der Rednerbühne herab einen Bündnisvertrag vor, kraft dessen die
Arbeiter den Bourgeois bei der Wiedereroberung der politischen Freiheiten
Beistand leisten sollten, während die Bourgeoisie der wirthschaftlichen Be¬
freiung des Proletariats ihre Mitwirkung liebe. Der Friedenscongreß endigte
unter dem schallenden Gelächter ganz Europas mit einer allgemeinen Katz¬
balgerei und mit einer homerischen Auswechselung internationaler Püffe. Dem
ungeachtet oder vielleicht in Folge dessen hatten sich die Bourgeoisdemagogie
und die Proletarierdemagogie einander genähert, und die Internationale nahm
nun an zwei revolutionären Kundgebungen theil, welche ungefähr sechs
Wochen später stattfanden: sie stellte ihr Contingent zu der Demonstration
am Grabe Marius auf dem Kirchhof von Montmartre (2. November) und
zu der Versammlung auf dem Boulevard Montmartre, die zwei Tage nachher
gegen die Occupation Roms durch die Franzosen protestirte.

Die Deputirten der Seine waren, obwohl sehr viele ihrer Wähler zu den
beiden Fractionen der revolutionären Partei zählten, bei diesem "Stelldichein
der streitenden Demokratie", wie Fribourg die Sache nannte, nicht erschienen.
Ihre Abwesenheit erregte große Entrüstung, und die Mitglieder der Inter¬
nationale richteten eine geharnischte Erklärung an sie, in welcher sie aufge¬
fordert wurden, ihr Mandat niederzulegen. Natürlich hatten diese Deputaten
soviel Achtung vor sich selbst und ihren Wählern, daß sie dieser unverschäm¬
ten und albernen Forderung'keine Folge gaben.

Die französischen Gründer der Genossenschaft hatten sich also bewegen
lassen, dem Kaiserthum Trotz zu bieten, und die Regierung entschied sich, den
Handschuh aufzunehmen. Man stellte bei mehreren der Führer Haussuchungen
an, da dieselben aber keine Beweise für deren Theilnahme an politischen Um¬
trieben oder Verschwörungen lieferten, mußte man sich darauf beschränken, daß
man gegen die Commission des Bureaus auf der Rue des Grevilliers eine
Untersuchung wegen Theilnahme an einer unerlaubten Gesellschaft einleitete.
Unter den 15 Angeklagten befanden sich die bereits genannten Tolain, später
Mitglied der Commune, Camelinat, unter der Commune Director der Pariser


einen Friedenscongreß abzuhalten, allen Tyrannen und Volksunterdrückern
den Krieg, und Dank den Leistungen der Redner, die sehr wenig mit einander
harmonirten, wurde das Gebäude, wo man seine Sitzungen hielt, mit jedem
Tage seines malerischen Spitznamens der „Schachtel voll Backpfeifen» (boten
u,ux Mes) würdiger.

Trotz des gegenseitigen Argwohns waren die Mitglieder der beiden Con-
gresse geschaffen, sich zu verstehen. Sie vereinigten sich in der Stadt, welche
Herr Rouher, der Mcekaiser, „1s, cito ach lacs" nannte. Hier schlug Gustav
Chaudey, der 1871 von den Banditen, von denen einige damals mit ihm
Pläne für den ewigen Frieden entwarfen, schändlich ermordert werden sollte,
hoch von der Rednerbühne herab einen Bündnisvertrag vor, kraft dessen die
Arbeiter den Bourgeois bei der Wiedereroberung der politischen Freiheiten
Beistand leisten sollten, während die Bourgeoisie der wirthschaftlichen Be¬
freiung des Proletariats ihre Mitwirkung liebe. Der Friedenscongreß endigte
unter dem schallenden Gelächter ganz Europas mit einer allgemeinen Katz¬
balgerei und mit einer homerischen Auswechselung internationaler Püffe. Dem
ungeachtet oder vielleicht in Folge dessen hatten sich die Bourgeoisdemagogie
und die Proletarierdemagogie einander genähert, und die Internationale nahm
nun an zwei revolutionären Kundgebungen theil, welche ungefähr sechs
Wochen später stattfanden: sie stellte ihr Contingent zu der Demonstration
am Grabe Marius auf dem Kirchhof von Montmartre (2. November) und
zu der Versammlung auf dem Boulevard Montmartre, die zwei Tage nachher
gegen die Occupation Roms durch die Franzosen protestirte.

Die Deputirten der Seine waren, obwohl sehr viele ihrer Wähler zu den
beiden Fractionen der revolutionären Partei zählten, bei diesem „Stelldichein
der streitenden Demokratie", wie Fribourg die Sache nannte, nicht erschienen.
Ihre Abwesenheit erregte große Entrüstung, und die Mitglieder der Inter¬
nationale richteten eine geharnischte Erklärung an sie, in welcher sie aufge¬
fordert wurden, ihr Mandat niederzulegen. Natürlich hatten diese Deputaten
soviel Achtung vor sich selbst und ihren Wählern, daß sie dieser unverschäm¬
ten und albernen Forderung'keine Folge gaben.

Die französischen Gründer der Genossenschaft hatten sich also bewegen
lassen, dem Kaiserthum Trotz zu bieten, und die Regierung entschied sich, den
Handschuh aufzunehmen. Man stellte bei mehreren der Führer Haussuchungen
an, da dieselben aber keine Beweise für deren Theilnahme an politischen Um¬
trieben oder Verschwörungen lieferten, mußte man sich darauf beschränken, daß
man gegen die Commission des Bureaus auf der Rue des Grevilliers eine
Untersuchung wegen Theilnahme an einer unerlaubten Gesellschaft einleitete.
Unter den 15 Angeklagten befanden sich die bereits genannten Tolain, später
Mitglied der Commune, Camelinat, unter der Commune Director der Pariser


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/181>, abgerufen am 22.12.2024.