Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.statten begann, hat die Einmischung der Gendarmerie die Arbeiter nur auf¬ Arbeiter von Roubaix, was auch eure ge-rechten Beschwerden sein mögen, Man sieht, daß die Vertreter der Internationale zwar in allen Punkten statten begann, hat die Einmischung der Gendarmerie die Arbeiter nur auf¬ Arbeiter von Roubaix, was auch eure ge-rechten Beschwerden sein mögen, Man sieht, daß die Vertreter der Internationale zwar in allen Punkten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127539"/> <p xml:id="ID_446" prev="#ID_445"> statten begann, hat die Einmischung der Gendarmerie die Arbeiter nur auf¬<lb/> regen können, da sie darin einen Druck und eine Drohung erblickten.</p><lb/> <p xml:id="ID_447"> Arbeiter von Roubaix, was auch eure ge-rechten Beschwerden sein mögen,<lb/> nichts kann die Acte der Zerstörung rechtfertigen, deren ihr euch schuldig ge¬<lb/> macht habt. Bedenkt, daß die Maschine als Werkzeug der Arbeit euch heilig<lb/> sein muß. Bedenkt, daß solche Gewaltthaten eure Sache und die aller Ar¬<lb/> beiter compromittiren müssen. Bedenkt, daß ihr damit den Gegnern der Frei¬<lb/> heit und den Verleumdern des Volkes Waffen liefert. Die Arbeitseinstellung<lb/> dauert fort, neue Verhaftungen sind vorgenommen worden. Wir erinnern<lb/> alle Mitglieder des internationalen Arbeiterbundes daran, daß es in diesem<lb/> Augenblicke zu Roubaix Brüder giebt, welche leiden. Mag es unter ihnen<lb/> Leute geben, die in augenblicklicher Verwirrung sich Gewaltschritte zu Schul¬<lb/> den kommen ließen, die wir verurtheilen, es herrscht zwischen uns Solidarität<lb/> des Interesses und des Elendes, und dem Streit liegen gerechte Beschwerden<lb/> zu Grunde, welche die Fabrikanten beseitigen müssen. Es giebt endlich Fa¬<lb/> milien ohne Haupt, möge jeder von uns ihnen mit moralischem und materi¬<lb/> ellem Beistand zu Hülfe kommen."</p><lb/> <p xml:id="ID_448" next="#ID_449"> Man sieht, daß die Vertreter der Internationale zwar in allen Punkten<lb/> den Arbeitgebern Unrecht geben, aber wenigstens anerkennen, daß die Arbeiter<lb/> bedauerliche Excesse verübt haben, und daß sie nicht zögern, letztere zu tadeln.<lb/> Sie tadeln selbst nicht ohne eine gewisse Energie der Sprache. Indeß hätten sie,<lb/> wie damals ein Artikel des „Journal des De'half" hervorhob, doch noch wesent¬<lb/> lich anders sprechen sollen. „Sie hätten nicht zu den Arbeitern sagen sollen:<lb/> Die Ursachen der Arbeitseinstellung und dessen, was ihr folgte, liegen in der<lb/> Anwesenheit der Gendarmen in den Fabriken, in der Einführung der neuen<lb/> Arbeitsmethode, in der Aufstellung eines strengeren Fabrik-Reglements; sie<lb/> hätten ihnen vielmehr sagen sollen, daß die Ursachen der traurigen Ereignisse,<lb/> die nicht zufälligen oder blos nebenhergehenden, sondern dominirenden Ur¬<lb/> sachen, die Unwissenheit der Arbeiter in Betreff ihrer eigentlichen Interessen<lb/> und die Schwäche waren, mit der sich eine gewisse Anzahl derselben schlechten<lb/> Neigungen überläßt. Es wäre klüger gewesen, der Bevölkerung vorzustellen,<lb/> daß, wenn sie bessere Gewohnheiten hätte, wenn sie sich von den Schenken<lb/> fernhielten, die im Norden viel zu sehr besucht werden, sie nicht so sehr den<lb/> Zufällen preisgegeben sein würden, welche die Arbeit ins Stocken bringen<lb/> können. Die Correspondenten des internationalen Bundes hätten ihrer Rolle<lb/> als intelligente Führer und Wegweiser besser entsprochen, wenn sie zu den<lb/> Arbeitern gesagt hätten: Ihr seid unwissend, unterrichtet euch, benutzt die<lb/> Gelegenheiten, die euch heutzutage geboten sind, euch zu belehren. Mehreren<lb/> von euch mangelt es an Nüchternheit, mögen sie sich bessern, mögen sie sechs<lb/> Tage in der Woche arbeiten, mögen sie etwas von ihren Ersparnissen für die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0143]
statten begann, hat die Einmischung der Gendarmerie die Arbeiter nur auf¬
regen können, da sie darin einen Druck und eine Drohung erblickten.
Arbeiter von Roubaix, was auch eure ge-rechten Beschwerden sein mögen,
nichts kann die Acte der Zerstörung rechtfertigen, deren ihr euch schuldig ge¬
macht habt. Bedenkt, daß die Maschine als Werkzeug der Arbeit euch heilig
sein muß. Bedenkt, daß solche Gewaltthaten eure Sache und die aller Ar¬
beiter compromittiren müssen. Bedenkt, daß ihr damit den Gegnern der Frei¬
heit und den Verleumdern des Volkes Waffen liefert. Die Arbeitseinstellung
dauert fort, neue Verhaftungen sind vorgenommen worden. Wir erinnern
alle Mitglieder des internationalen Arbeiterbundes daran, daß es in diesem
Augenblicke zu Roubaix Brüder giebt, welche leiden. Mag es unter ihnen
Leute geben, die in augenblicklicher Verwirrung sich Gewaltschritte zu Schul¬
den kommen ließen, die wir verurtheilen, es herrscht zwischen uns Solidarität
des Interesses und des Elendes, und dem Streit liegen gerechte Beschwerden
zu Grunde, welche die Fabrikanten beseitigen müssen. Es giebt endlich Fa¬
milien ohne Haupt, möge jeder von uns ihnen mit moralischem und materi¬
ellem Beistand zu Hülfe kommen."
Man sieht, daß die Vertreter der Internationale zwar in allen Punkten
den Arbeitgebern Unrecht geben, aber wenigstens anerkennen, daß die Arbeiter
bedauerliche Excesse verübt haben, und daß sie nicht zögern, letztere zu tadeln.
Sie tadeln selbst nicht ohne eine gewisse Energie der Sprache. Indeß hätten sie,
wie damals ein Artikel des „Journal des De'half" hervorhob, doch noch wesent¬
lich anders sprechen sollen. „Sie hätten nicht zu den Arbeitern sagen sollen:
Die Ursachen der Arbeitseinstellung und dessen, was ihr folgte, liegen in der
Anwesenheit der Gendarmen in den Fabriken, in der Einführung der neuen
Arbeitsmethode, in der Aufstellung eines strengeren Fabrik-Reglements; sie
hätten ihnen vielmehr sagen sollen, daß die Ursachen der traurigen Ereignisse,
die nicht zufälligen oder blos nebenhergehenden, sondern dominirenden Ur¬
sachen, die Unwissenheit der Arbeiter in Betreff ihrer eigentlichen Interessen
und die Schwäche waren, mit der sich eine gewisse Anzahl derselben schlechten
Neigungen überläßt. Es wäre klüger gewesen, der Bevölkerung vorzustellen,
daß, wenn sie bessere Gewohnheiten hätte, wenn sie sich von den Schenken
fernhielten, die im Norden viel zu sehr besucht werden, sie nicht so sehr den
Zufällen preisgegeben sein würden, welche die Arbeit ins Stocken bringen
können. Die Correspondenten des internationalen Bundes hätten ihrer Rolle
als intelligente Führer und Wegweiser besser entsprochen, wenn sie zu den
Arbeitern gesagt hätten: Ihr seid unwissend, unterrichtet euch, benutzt die
Gelegenheiten, die euch heutzutage geboten sind, euch zu belehren. Mehreren
von euch mangelt es an Nüchternheit, mögen sie sich bessern, mögen sie sechs
Tage in der Woche arbeiten, mögen sie etwas von ihren Ersparnissen für die
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