Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.von ihnen sprach Professor Munzinger aus der Schweiz, und ein Curiosum Eine andere Gruppe, die sich aus der Menge durch gemeinsame Eigen¬ Sehr werthvoll erscheint die Thatsache, daß auch den öffentlichen Sitzun¬ Welche weitgehende Bedeutung man der letzteren im Auslande beilegt, Noch eine Reihe von interessanten Einzelnheiten wäre aus der öffentlichen D. Red. ') Hofe 41.
von ihnen sprach Professor Munzinger aus der Schweiz, und ein Curiosum Eine andere Gruppe, die sich aus der Menge durch gemeinsame Eigen¬ Sehr werthvoll erscheint die Thatsache, daß auch den öffentlichen Sitzun¬ Welche weitgehende Bedeutung man der letzteren im Auslande beilegt, Noch eine Reihe von interessanten Einzelnheiten wäre aus der öffentlichen D. Red. ') Hofe 41.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0082" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192382"/> <p xml:id="ID_292" prev="#ID_291"> von ihnen sprach Professor Munzinger aus der Schweiz, und ein Curiosum<lb/> war jedenfalls die in holländischer Aussprache gehaltene deutsche Rede, welche<lb/> ein junger Geistlicher aus Utrecht vortrug. Sie ist bei weitem unverständ¬<lb/> licher geblieben, als die Worte des Pater Hyacinthe, allein die Persönlichkeit<lb/> des jungen Mannes besaß soviel Ernst und Würde, daß er selbst in dieser<lb/> fragmentarischen Form die höchste Aufmerksamkeit und lauten Dank gewann.<lb/> Die Sympathien, welche Professor Schwicker aus Ungarn mitbrachte, hatten<lb/> insoferne ganz besonderen Werth, weil Ungarn kraft seiner Kirchenverfassung<lb/> am meisten Ursache hat, gegen die römischen Uebergriffe zu Protestiren, weil<lb/> es mit einem Wort dabei am meisten zu verlieren hat. Hierzu kommt, daß<lb/> man in Ungarn allein noch Aussicht hat, einen der dortigen Bischöfe für die<lb/> Altkatholiken zu gewinnen, und daß überhaupt die Magyaren in Sachen der<lb/> Opposition sehr schätzbare Bundesgenossen sind. Auch hinter der Persönlich¬<lb/> keit des Pfarrer Anton, der Wien zu vertreten hatte, steht eine Zahl von<lb/> nahezu 3000 Familien, die zum Theil durch ihre Stellung und ihre ma¬<lb/> teriellen Mittel doppelt ins Gewicht fallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_293"> Eine andere Gruppe, die sich aus der Menge durch gemeinsame Eigen¬<lb/> thümlichkeiten und ein spezielles Gepräge hervorthat, war das kleine Häuflein<lb/> der pflichttreuen und deshalb gemaßregelten Priester, deren Persönlichkeit die<lb/> vollen Sympathien des Publicums fand. Wir haben auf die einzelnen be¬<lb/> reits im ersten Theile") hingewiesen und fügen hier nur die Bemerkung bei,<lb/> daß dieselben in der öffentlichen Versammlung durch Dr. Tangermann ver¬<lb/> treten wurden, der im Namen seiner Leidensgefährten sprach.</p><lb/> <p xml:id="ID_294"> Sehr werthvoll erscheint die Thatsache, daß auch den öffentlichen Sitzun¬<lb/> gen (sowie den geheimen) zahlreiche Abgeordnete der Fortschrittspartei an¬<lb/> wohnten, unter ihnen Stauffenberg, Volk und Marquardfen. Denn da die<lb/> Lage der Altkatholiken im Landtag unvermeidlich zur Sprache kommt, so war<lb/> von Belang, daß gerade die Wortführer der liberalen Partei ein so voll¬<lb/> ständiges und günstiges Bild von den Zielen der Bewegung erlangten.</p><lb/> <p xml:id="ID_295"> Welche weitgehende Bedeutung man der letzteren im Auslande beilegt,<lb/> dafür haben wir einen greifbaren Beweis (um nur einen anzuführen) in<lb/> dem massenhaften Zudrange fremder, meistentheils eigens angekommener Be¬<lb/> richterstatter. Zwei lange Tafeln waren von denselben in Beschlag genom¬<lb/> men und mehrere derselben vertraten sogar englische und amerikanische Journale.</p><lb/> <p xml:id="ID_296" next="#ID_297"> Noch eine Reihe von interessanten Einzelnheiten wäre aus der öffentlichen<lb/> Versammlung zu berichten, wenn wir nicht fürchten müßten, den Leser allzu¬<lb/> lange in Anspruch zu nehmen. Diejenige, die bisher in der Oöffentlichkeit am<lb/> meisten Sensation gemacht hat, ist ohne Zweifel die Abwesenheit Döllingers.<lb/> Natürlich haben die Ultramontanen und auch viele liberale Journale den</p><lb/> <note xml:id="FID_8" place="foot"><note type="byline"> D. Red.</note> ') Hofe 41. </note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0082]
von ihnen sprach Professor Munzinger aus der Schweiz, und ein Curiosum
war jedenfalls die in holländischer Aussprache gehaltene deutsche Rede, welche
ein junger Geistlicher aus Utrecht vortrug. Sie ist bei weitem unverständ¬
licher geblieben, als die Worte des Pater Hyacinthe, allein die Persönlichkeit
des jungen Mannes besaß soviel Ernst und Würde, daß er selbst in dieser
fragmentarischen Form die höchste Aufmerksamkeit und lauten Dank gewann.
Die Sympathien, welche Professor Schwicker aus Ungarn mitbrachte, hatten
insoferne ganz besonderen Werth, weil Ungarn kraft seiner Kirchenverfassung
am meisten Ursache hat, gegen die römischen Uebergriffe zu Protestiren, weil
es mit einem Wort dabei am meisten zu verlieren hat. Hierzu kommt, daß
man in Ungarn allein noch Aussicht hat, einen der dortigen Bischöfe für die
Altkatholiken zu gewinnen, und daß überhaupt die Magyaren in Sachen der
Opposition sehr schätzbare Bundesgenossen sind. Auch hinter der Persönlich¬
keit des Pfarrer Anton, der Wien zu vertreten hatte, steht eine Zahl von
nahezu 3000 Familien, die zum Theil durch ihre Stellung und ihre ma¬
teriellen Mittel doppelt ins Gewicht fallen.
Eine andere Gruppe, die sich aus der Menge durch gemeinsame Eigen¬
thümlichkeiten und ein spezielles Gepräge hervorthat, war das kleine Häuflein
der pflichttreuen und deshalb gemaßregelten Priester, deren Persönlichkeit die
vollen Sympathien des Publicums fand. Wir haben auf die einzelnen be¬
reits im ersten Theile") hingewiesen und fügen hier nur die Bemerkung bei,
daß dieselben in der öffentlichen Versammlung durch Dr. Tangermann ver¬
treten wurden, der im Namen seiner Leidensgefährten sprach.
Sehr werthvoll erscheint die Thatsache, daß auch den öffentlichen Sitzun¬
gen (sowie den geheimen) zahlreiche Abgeordnete der Fortschrittspartei an¬
wohnten, unter ihnen Stauffenberg, Volk und Marquardfen. Denn da die
Lage der Altkatholiken im Landtag unvermeidlich zur Sprache kommt, so war
von Belang, daß gerade die Wortführer der liberalen Partei ein so voll¬
ständiges und günstiges Bild von den Zielen der Bewegung erlangten.
Welche weitgehende Bedeutung man der letzteren im Auslande beilegt,
dafür haben wir einen greifbaren Beweis (um nur einen anzuführen) in
dem massenhaften Zudrange fremder, meistentheils eigens angekommener Be¬
richterstatter. Zwei lange Tafeln waren von denselben in Beschlag genom¬
men und mehrere derselben vertraten sogar englische und amerikanische Journale.
Noch eine Reihe von interessanten Einzelnheiten wäre aus der öffentlichen
Versammlung zu berichten, wenn wir nicht fürchten müßten, den Leser allzu¬
lange in Anspruch zu nehmen. Diejenige, die bisher in der Oöffentlichkeit am
meisten Sensation gemacht hat, ist ohne Zweifel die Abwesenheit Döllingers.
Natürlich haben die Ultramontanen und auch viele liberale Journale den
D. Red. ') Hofe 41.
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