Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.wohl in sein liebes Pommern einfallen könne, schreibt er tiefbekümmert -- Erst die wiederholte Drohung Küssow's, daß er auf keinen Fall länger Nach der Sitte der Zeit wird unsern Studenten auch noch die Ehre zu Die Wahl Ernst Ludwig's zum Rector berichtet Otto von Ramin am wohl in sein liebes Pommern einfallen könne, schreibt er tiefbekümmert — Erst die wiederholte Drohung Küssow's, daß er auf keinen Fall länger Nach der Sitte der Zeit wird unsern Studenten auch noch die Ehre zu Die Wahl Ernst Ludwig's zum Rector berichtet Otto von Ramin am <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192369"/> <p xml:id="ID_252" prev="#ID_251"> wohl in sein liebes Pommern einfallen könne, schreibt er tiefbekümmert —<lb/> fast in Verzweiflung an den Kanzler von Eickstedt: „Es hat ein gar seltsam<lb/> Ansehn, als ob man mich armen Teufel verderben wolle und ist Alles so<lb/> eingerichtet. Kommt Hennig von Melde — (der ihm versprochene Nachfolger<lb/> als Hofmeister der fürstlichen Studenten) — nicht, werde ich vorrücken und<lb/> sehn, wie es in diesen gefahrvollen Zeiten den Meinen geht, denn ich gräme<lb/> mich jetzt, daß mir schier Hörner aus dem Kopfe wachsen."</p><lb/> <p xml:id="ID_253"> Erst die wiederholte Drohung Küssow's, daß er auf keinen Fall länger<lb/> als bis Ende September in Wittenberg bleiben werde, bewirkt, daß Otto von<lb/> Ramin Anfang October in Wittenberg anlangt, um Küssow abzulösen und<lb/> den Hofmeisterposten bei I. F. G. zu versehn, bis der schon längst bestimmte<lb/> Hofmeister Hennig von Melde im December seine Stelle einnimmt. —</p><lb/> <p xml:id="ID_254"> Nach der Sitte der Zeit wird unsern Studenten auch noch die Ehre zu<lb/> Theil: nach einander zu Rectoren der löblichen Universität Wittenberg er¬<lb/> wählt zu werden. Natürlich ist dies nur ein Ehrenamt. So lehnt auch der<lb/> junge Rektor Herzog Ernst Ludwig „die Neception und Jnscription der Scho¬<lb/> laren als ungelegen, gefährlich und bedenklich" von vornherein ab. Dies wird<lb/> von seinem regierenden Bruder und dessen Räthen höchlich belobt. — Die<lb/> Professoren erwählen zu diesen Ehrenrectoren gern vornehme und reiche Stu¬<lb/> denten, die sich stattlich zu präsentiren wissen und etwas drauf gehn lassen<lb/> können, um ihrer Universität dadurch neuen Glanz zu verleihen---und<lb/> sich die schöne Gelegenheit zu einer solennen Rector-Kostung und anderen<lb/> Gastereien nicht entgehen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_255" next="#ID_256"> Die Wahl Ernst Ludwig's zum Rector berichtet Otto von Ramin am<lb/> 26. October an die Herzöge Johann Friedrich und Bogislav nach<lb/> Wolgast: „Mein gnädiger Fürst und Herr, Herzog Ernst Ludwig wurde am<lb/> Tage innre Lvangelistiu; durch sechs der vornehmsten Professoren, Unter<lb/> welchen Doctor Peucer Orator war, mit vorhergehender Protestation. daß<lb/> solche Aufforderung ihrem alten wohlhergebrachter Gebrauch gemäß, in die<lb/> Schloßkirche von der Universität gefordert; darauf sich S. F. G. in zierlicher<lb/> lateinischer Oration gnädiglich erboten und alsbald mit Herzog Barnim zu<lb/> Roß nach der Kirche vor obgemeldeten Professoren gezogen. Dabei warteten<lb/> unter Andern fünf östreichische Freiherr« I. F. G. auf den Dienst. Als<lb/> man nun zur Kirche kam, führte man S. F. G. in die Sacristei. wo die<lb/> ganze Universität versammelt war. Daselbst wurde von dem gewesenen Rec-<lb/> tor Paulo Grellio, 'Ilnzologmv (lvetorv, nach geschehener unterthäniger Dank¬<lb/> sagung, daß sich S. F. G. so weit gedemüthigt, mit einer langen lateinischen<lb/> Rede der Nagistratus univeisiwtis oder das Rectorat S. F. G. im Beisein<lb/> Herzog Barnims und obgenannter Freiherrn mit besonderem Fleiß unter-<lb/> thänigst befohlen, deferirt und aufgetragen. Demselben antwortet S. F. G.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
wohl in sein liebes Pommern einfallen könne, schreibt er tiefbekümmert —
fast in Verzweiflung an den Kanzler von Eickstedt: „Es hat ein gar seltsam
Ansehn, als ob man mich armen Teufel verderben wolle und ist Alles so
eingerichtet. Kommt Hennig von Melde — (der ihm versprochene Nachfolger
als Hofmeister der fürstlichen Studenten) — nicht, werde ich vorrücken und
sehn, wie es in diesen gefahrvollen Zeiten den Meinen geht, denn ich gräme
mich jetzt, daß mir schier Hörner aus dem Kopfe wachsen."
Erst die wiederholte Drohung Küssow's, daß er auf keinen Fall länger
als bis Ende September in Wittenberg bleiben werde, bewirkt, daß Otto von
Ramin Anfang October in Wittenberg anlangt, um Küssow abzulösen und
den Hofmeisterposten bei I. F. G. zu versehn, bis der schon längst bestimmte
Hofmeister Hennig von Melde im December seine Stelle einnimmt. —
Nach der Sitte der Zeit wird unsern Studenten auch noch die Ehre zu
Theil: nach einander zu Rectoren der löblichen Universität Wittenberg er¬
wählt zu werden. Natürlich ist dies nur ein Ehrenamt. So lehnt auch der
junge Rektor Herzog Ernst Ludwig „die Neception und Jnscription der Scho¬
laren als ungelegen, gefährlich und bedenklich" von vornherein ab. Dies wird
von seinem regierenden Bruder und dessen Räthen höchlich belobt. — Die
Professoren erwählen zu diesen Ehrenrectoren gern vornehme und reiche Stu¬
denten, die sich stattlich zu präsentiren wissen und etwas drauf gehn lassen
können, um ihrer Universität dadurch neuen Glanz zu verleihen---und
sich die schöne Gelegenheit zu einer solennen Rector-Kostung und anderen
Gastereien nicht entgehen zu lassen.
Die Wahl Ernst Ludwig's zum Rector berichtet Otto von Ramin am
26. October an die Herzöge Johann Friedrich und Bogislav nach
Wolgast: „Mein gnädiger Fürst und Herr, Herzog Ernst Ludwig wurde am
Tage innre Lvangelistiu; durch sechs der vornehmsten Professoren, Unter
welchen Doctor Peucer Orator war, mit vorhergehender Protestation. daß
solche Aufforderung ihrem alten wohlhergebrachter Gebrauch gemäß, in die
Schloßkirche von der Universität gefordert; darauf sich S. F. G. in zierlicher
lateinischer Oration gnädiglich erboten und alsbald mit Herzog Barnim zu
Roß nach der Kirche vor obgemeldeten Professoren gezogen. Dabei warteten
unter Andern fünf östreichische Freiherr« I. F. G. auf den Dienst. Als
man nun zur Kirche kam, führte man S. F. G. in die Sacristei. wo die
ganze Universität versammelt war. Daselbst wurde von dem gewesenen Rec-
tor Paulo Grellio, 'Ilnzologmv (lvetorv, nach geschehener unterthäniger Dank¬
sagung, daß sich S. F. G. so weit gedemüthigt, mit einer langen lateinischen
Rede der Nagistratus univeisiwtis oder das Rectorat S. F. G. im Beisein
Herzog Barnims und obgenannter Freiherrn mit besonderem Fleiß unter-
thänigst befohlen, deferirt und aufgetragen. Demselben antwortet S. F. G.
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