Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Friedrich nach Wolgast einen viele Seiten langen wirthschaftlichen Klage¬ Mit solchen Speisekammer-Nöthen wechseln die Klagen des armen Hof¬ Ueberdies peinigt den armen Küssow fortwährend die Sehnsucht nach Friedrich nach Wolgast einen viele Seiten langen wirthschaftlichen Klage¬ Mit solchen Speisekammer-Nöthen wechseln die Klagen des armen Hof¬ Ueberdies peinigt den armen Küssow fortwährend die Sehnsucht nach <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0068" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192368"/> <p xml:id="ID_249" prev="#ID_248"> Friedrich nach Wolgast einen viele Seiten langen wirthschaftlichen Klage¬<lb/> brief: „Für die Edelleute und Knaben haben Betten gemangelt, daß ich drei<lb/> Stand Betten habe miethen müssen; muß auf ein halb Jahr 7 Thaler<lb/> geben, würde auf ein Jahr 14 Thaler laufen. Wenn nun Euer Fürstliche<lb/> Gnaden drei Stand Betten mit allem Zubehör von den Aemtern gegen<lb/> Michaelis könnten schicken lassen, so wären E, F. G. der Unkosten enthoben.<lb/> Sonst wird so viel drauf gehn, wie vermeldet. Lichte sind hier sehr theuer,<lb/> und würde den Winter über ein Großes aufgehn, wenn sie alle sollten hier<lb/> erkauft werden; möchte nicht unrathsam sein, E. F G. ließen so viel Lichte<lb/> herschicken, daß nieine gnädigen Herrn und Diener den Winter könnten aus¬<lb/> kommen. Alles ist sehr theuer hier. Hielte dafür, wenn E. F. G. nach voll¬<lb/> zogener Ernte etliche Ochsen und Schafe anherschickten, würden meine gnädigen<lb/> Herren des Ausgebens etwas verschonet. Der Koch zeigt an, daß nur eine<lb/> Tonne Butter mit ander geschickt, welche fast auf sein soll. Nun ist die But¬<lb/> ter hier außen sehr theuer und nicht wohl zu bekommen; aus der greifs-<lb/> waldischen Rechnung findet sich, daß alle Jahr acht Tonnen Butter drauf<lb/> gegangen. Darum werden E. F. G. gnädige Vorsehung thun lassen, daß<lb/> etliche Tonnen Butter förderlich werden anhergeschickt; denn Alles hier zu<lb/> kaufen läuft sehr in's Geld. Es werden E. F. G. auch gnädige Vorsehung<lb/> thun lassen, daß gegen Michaelis allerlei trockene Waare möge ander geschickt<lb/> werden, also: trockne Lachse, Pekel, Störe, Brandt-Wildprett, Pointe, Wild-<lb/> prett, etwa 20 gute Seiten Speck, ne;in Stockfisch, Schollen und Rochen und<lb/> daß die Butter möge mit dem Ersten heraußer kommen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_250"> Mit solchen Speisekammer-Nöthen wechseln die Klagen des armen Hof¬<lb/> meisters über beständigen Geldmangel nicht sparsam ab. Bald klagt er in<lb/> seinen Briefen an den Kanzler von Eickstedt. an den einflußreichen Groß-<lb/> Hofmeister Ulrich von Schwerin oder an S. F. G. Herzog Johann Friedrich<lb/> jammervoll über das viele Trinkgeld und sonstige Kosten auf der Herreise,<lb/> bald, daß viel draus gehe, „denn I. F. G. von fremden Herrn, Grafen und<lb/> vom Adel viel Ueberlaufens haben. Nun es aber angefangen und I. F. G.<lb/> hier sind, muß es ausgeführt werden, sonst würde es I. F. G. und dem<lb/> ganzen Lande schimpflich sein." Oder: „das Gesinde, Koch und Kellerknechte<lb/> halten dringend um ihre gewöhnliche Besoldung, Winterkleidung und andere<lb/> Gebürnisse an!" — und es ist kein Geld in der Kasse I. F. G.</p><lb/> <p xml:id="ID_251" next="#ID_252"> Ueberdies peinigt den armen Küssow fortwährend die Sehnsucht nach<lb/> Weib und Kind in der Heimat und die Sorge um seine Wirthschaft. Er<lb/> schreibt keinen Brief an den Herzog Johann Friedrich oder an den Kanzler<lb/> und Großhofmeister, ohne gar kläglich um Enthebung von seinem Hofmeister¬<lb/> posten zu bitten. Ja, als er hört, daß Herzog Erich von Braunschweig auf<lb/> seinem abenteuerlichen Kriegszuge schon in Mecklenburg Hause und nächstens</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0068]
Friedrich nach Wolgast einen viele Seiten langen wirthschaftlichen Klage¬
brief: „Für die Edelleute und Knaben haben Betten gemangelt, daß ich drei
Stand Betten habe miethen müssen; muß auf ein halb Jahr 7 Thaler
geben, würde auf ein Jahr 14 Thaler laufen. Wenn nun Euer Fürstliche
Gnaden drei Stand Betten mit allem Zubehör von den Aemtern gegen
Michaelis könnten schicken lassen, so wären E, F. G. der Unkosten enthoben.
Sonst wird so viel drauf gehn, wie vermeldet. Lichte sind hier sehr theuer,
und würde den Winter über ein Großes aufgehn, wenn sie alle sollten hier
erkauft werden; möchte nicht unrathsam sein, E. F G. ließen so viel Lichte
herschicken, daß nieine gnädigen Herrn und Diener den Winter könnten aus¬
kommen. Alles ist sehr theuer hier. Hielte dafür, wenn E. F. G. nach voll¬
zogener Ernte etliche Ochsen und Schafe anherschickten, würden meine gnädigen
Herren des Ausgebens etwas verschonet. Der Koch zeigt an, daß nur eine
Tonne Butter mit ander geschickt, welche fast auf sein soll. Nun ist die But¬
ter hier außen sehr theuer und nicht wohl zu bekommen; aus der greifs-
waldischen Rechnung findet sich, daß alle Jahr acht Tonnen Butter drauf
gegangen. Darum werden E. F. G. gnädige Vorsehung thun lassen, daß
etliche Tonnen Butter förderlich werden anhergeschickt; denn Alles hier zu
kaufen läuft sehr in's Geld. Es werden E. F. G. auch gnädige Vorsehung
thun lassen, daß gegen Michaelis allerlei trockene Waare möge ander geschickt
werden, also: trockne Lachse, Pekel, Störe, Brandt-Wildprett, Pointe, Wild-
prett, etwa 20 gute Seiten Speck, ne;in Stockfisch, Schollen und Rochen und
daß die Butter möge mit dem Ersten heraußer kommen!"
Mit solchen Speisekammer-Nöthen wechseln die Klagen des armen Hof¬
meisters über beständigen Geldmangel nicht sparsam ab. Bald klagt er in
seinen Briefen an den Kanzler von Eickstedt. an den einflußreichen Groß-
Hofmeister Ulrich von Schwerin oder an S. F. G. Herzog Johann Friedrich
jammervoll über das viele Trinkgeld und sonstige Kosten auf der Herreise,
bald, daß viel draus gehe, „denn I. F. G. von fremden Herrn, Grafen und
vom Adel viel Ueberlaufens haben. Nun es aber angefangen und I. F. G.
hier sind, muß es ausgeführt werden, sonst würde es I. F. G. und dem
ganzen Lande schimpflich sein." Oder: „das Gesinde, Koch und Kellerknechte
halten dringend um ihre gewöhnliche Besoldung, Winterkleidung und andere
Gebürnisse an!" — und es ist kein Geld in der Kasse I. F. G.
Ueberdies peinigt den armen Küssow fortwährend die Sehnsucht nach
Weib und Kind in der Heimat und die Sorge um seine Wirthschaft. Er
schreibt keinen Brief an den Herzog Johann Friedrich oder an den Kanzler
und Großhofmeister, ohne gar kläglich um Enthebung von seinem Hofmeister¬
posten zu bitten. Ja, als er hört, daß Herzog Erich von Braunschweig auf
seinem abenteuerlichen Kriegszuge schon in Mecklenburg Hause und nächstens
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