Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Was unterscheidet Götter von Menschen?
Aehnliche Klopstock'scher Hymnenpoesie verwandte Gedichte aus der Zeit
Und eingedenk der Herder'schen Andeutung, daß dieser Ton auch wohl Alle diese Gedichte sind der beste Beweis dafür, daß Herder ein Recht Ihre Fürstliche Haben auf Universitäten. Von Arnold Wettiner. (Schluß.) Schon im Jahre 1557, als Melanchthon zur Reorganisation der Uni¬ Was unterscheidet Götter von Menschen?
Aehnliche Klopstock'scher Hymnenpoesie verwandte Gedichte aus der Zeit
Und eingedenk der Herder'schen Andeutung, daß dieser Ton auch wohl Alle diese Gedichte sind der beste Beweis dafür, daß Herder ein Recht Ihre Fürstliche Haben auf Universitäten. Von Arnold Wettiner. (Schluß.) Schon im Jahre 1557, als Melanchthon zur Reorganisation der Uni¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192366"/> <p xml:id="ID_240"> Was unterscheidet Götter von Menschen?</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_18" type="poem"> <l> Ein kleiner Ring<lb/> Bekränzt unser Leben,<lb/> Und viele Geschlechter<lb/> Reihen sich dauernd<lb/> An ihres Daseins<lb/> Unendliche Kette.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_241"> Aehnliche Klopstock'scher Hymnenpoesie verwandte Gedichte aus der Zeit<lb/> vor Goethe's Übersiedelung nach Weimar sind: Der Wanderer, An Schwa¬<lb/> ger Kronos, Adler und Taube, Herbstgefühl, Gesang der Geister über den<lb/> Wassern. In dem letzten ist der eigenthümliche Glieder-Parallelismus der<lb/> Psalmenpoesie bemerkbar, wie ihn Klopstock nachgeahmt und Herder oft charak-<lb/> terisirt hat:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_19" type="poem"> <l> Seele des Menschen,<lb/> Wie gleichst du dem Wasser!<lb/> Schicksal des Menschen,<lb/> Wie gleichst du dem Wind!</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_242"> Und eingedenk der Herder'schen Andeutung, daß dieser Ton auch wohl<lb/> für einen deutschen Shakespeare sich eigne, verwerthete ihn Goethe auch für<lb/> das dramatische Fragment Prometheus; auch der erste Entwurf der Iphigenia<lb/> ist dieser Art, der Dichtung von dem Tantalidengeschlecht, das darum ein so<lb/> furchtbares Schicksal hatte, weil ihnen um die Stirne geschmiedet war ein<lb/> ehernes Band: „Mäßigung, Rath und Weisheit war ihnen verborgen. Zur<lb/> Wuth ward jede Begier und ihre Wuth war unendlich."</p><lb/> <p xml:id="ID_243"> Alle diese Gedichte sind der beste Beweis dafür, daß Herder ein Recht<lb/> hatte, diese Seite der Klopstock'schen Poesie nicht anzutasten, sondern auch<lb/> der neuen Zeit, die sonst mit der Vergangenheit schroff abbrechen sollte, zu<lb/> weiterer Pflege und Ausbildung zu empfehlen. (Schluß folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ihre Fürstliche Haben auf Universitäten.<lb/><note type="byline"> Von Arnold Wettiner.</note> (Schluß.) </head><lb/> <p xml:id="ID_244" next="#ID_245"> Schon im Jahre 1557, als Melanchthon zur Reorganisation der Uni¬<lb/> versität Heidelberg gegangen war, verließ der dritte Theil der Studenten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
Was unterscheidet Götter von Menschen?
Ein kleiner Ring
Bekränzt unser Leben,
Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd
An ihres Daseins
Unendliche Kette.
Aehnliche Klopstock'scher Hymnenpoesie verwandte Gedichte aus der Zeit
vor Goethe's Übersiedelung nach Weimar sind: Der Wanderer, An Schwa¬
ger Kronos, Adler und Taube, Herbstgefühl, Gesang der Geister über den
Wassern. In dem letzten ist der eigenthümliche Glieder-Parallelismus der
Psalmenpoesie bemerkbar, wie ihn Klopstock nachgeahmt und Herder oft charak-
terisirt hat:
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
Und eingedenk der Herder'schen Andeutung, daß dieser Ton auch wohl
für einen deutschen Shakespeare sich eigne, verwerthete ihn Goethe auch für
das dramatische Fragment Prometheus; auch der erste Entwurf der Iphigenia
ist dieser Art, der Dichtung von dem Tantalidengeschlecht, das darum ein so
furchtbares Schicksal hatte, weil ihnen um die Stirne geschmiedet war ein
ehernes Band: „Mäßigung, Rath und Weisheit war ihnen verborgen. Zur
Wuth ward jede Begier und ihre Wuth war unendlich."
Alle diese Gedichte sind der beste Beweis dafür, daß Herder ein Recht
hatte, diese Seite der Klopstock'schen Poesie nicht anzutasten, sondern auch
der neuen Zeit, die sonst mit der Vergangenheit schroff abbrechen sollte, zu
weiterer Pflege und Ausbildung zu empfehlen. (Schluß folgt.)
Ihre Fürstliche Haben auf Universitäten.
Von Arnold Wettiner. (Schluß.)
Schon im Jahre 1557, als Melanchthon zur Reorganisation der Uni¬
versität Heidelberg gegangen war, verließ der dritte Theil der Studenten
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