Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.durch die reinste Vaterlandsliebe verklärtem Soldatengeist stehen diesen Volks¬ Neben dieser poetischen Literatur, welche der Krieg hervorgerufen, hat durch die reinste Vaterlandsliebe verklärtem Soldatengeist stehen diesen Volks¬ Neben dieser poetischen Literatur, welche der Krieg hervorgerufen, hat <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0448" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192749"/> <p xml:id="ID_1640" prev="#ID_1639"> durch die reinste Vaterlandsliebe verklärtem Soldatengeist stehen diesen Volks¬<lb/> liedern am nächsten die Gedichte von Hans Küster, des bekannten dramati-<lb/> schen Schriftstellers und Reichstagsabgeordneten für Cottbus, welche unter<lb/> dem Titel „Kaiser und Reich" bei Wilhelm Hertz erschienen sind. Den¬<lb/> jenigen , welche in den Tagen des großen Krieges Leser der Nationalzeitung<lb/> waren, werden in dieser Sammlung manche jener begeisterten Verse wieder<lb/> entgegentreten, die ihnen als glücklicher Ausdruck großer Stunden mit den<lb/> electrischen Botschaften von unsern glorreichen Waffenthaten gleichzeitig vor<lb/> Augen traten. Aber neben dem lauten Päan des Volkslnmpfes und den<lb/> Wallungen des empörten deutschen Tittlichkeitsgefühls über den Lug- und<lb/> Truggeist der Feinde, enthält diese schöne Sammlung auch manchen jener<lb/> Klänge innigsten Gefühls- und Gemüthslebens, welche „Das Lied vom<lb/> Neuen Deutschen Reich von Oscar von Redwitz", (Berlin, Wilhelm<lb/> Hertz.) als eines der bedeutendsten poetischen Producte dieses fruchtbaren Dich¬<lb/> ters, zu einem Lieblingsbuche des deutschen Volkes gemacht, mit kaiserlichen und<lb/> königlichen Ehren überhäuft, und dem Verfasser die schmeichelhaftesten An¬<lb/> erkennungsschreiben Seiten unseres Reichskanzlers, von dem „großen Schwei¬<lb/> ger" Moltke u. s. w. eingetragen haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1641" next="#ID_1642"> Neben dieser poetischen Literatur, welche der Krieg hervorgerufen, hat<lb/> sich auch die kriegerische Prosa in solchem Maße vermehrt, daß, wenn wir<lb/> recht unterrichtet sind, Seiten der höchsten Militärverwaltung, aus eigener<lb/> Initiative des Bundesoberfeldherrn Schritte für nöthig erachtet worden sind,<lb/> wenigstens active Militärpersonen von der Betheiligung an der literarischen<lb/> Massenproduction über den Krieg zurückzuhalten. Wir begreifen derartige<lb/> Maßregeln im Interesse des Dienstes sowohl als des zukünftigen großen<lb/> Werkes des Generalstabs vollkommen. Aber mit dem Vorbehalte, daß mit<lb/> dem letztgenannten, vermuthlich erst in einigen Jahren vollendet vorliegenden<lb/> Werke sich erst die militärischen Quellen vollständig übersehen, die letzten Ur¬<lb/> theile über die militärischen Operationen bei Freund und Feind fällen lassen,<lb/> verträgt sich sehr wohl eine anerkennende Würdigung derjenigen Werke über<lb/> den Krieg, welche vom Standpunkte aller heut bekannten Quellen aus die Un¬<lb/> geduld des deutschen Publikums nach guten Darstellungen unsrer größten<lb/> Geschichtsepoche befriedigen. Wir haben schon vor einiger Zeit unter der Fluth<lb/> dieser Literatur die Arbeiten von A. Niemann „Der französ. Feldzug<lb/> 1870—1871 (Militärische Beschreibung). Hildburghausen, Bibl. Institut,"<lb/> und „Der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich 1870—1871<lb/> von Max v. Eelking, Leipzig. F. W. Grunow." als ganz besonders<lb/> hervorragend bezeichnet. Wir können dieses Urtheil nunmehr, da von beiden<lb/> Werken die zweiten (Schluß-) Bände vorliegen, nur bestätigen. In beiden<lb/> wird der Krieg von Sedan bis zu Ende geführt. Beide Werke zeichnen sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0448]
durch die reinste Vaterlandsliebe verklärtem Soldatengeist stehen diesen Volks¬
liedern am nächsten die Gedichte von Hans Küster, des bekannten dramati-
schen Schriftstellers und Reichstagsabgeordneten für Cottbus, welche unter
dem Titel „Kaiser und Reich" bei Wilhelm Hertz erschienen sind. Den¬
jenigen , welche in den Tagen des großen Krieges Leser der Nationalzeitung
waren, werden in dieser Sammlung manche jener begeisterten Verse wieder
entgegentreten, die ihnen als glücklicher Ausdruck großer Stunden mit den
electrischen Botschaften von unsern glorreichen Waffenthaten gleichzeitig vor
Augen traten. Aber neben dem lauten Päan des Volkslnmpfes und den
Wallungen des empörten deutschen Tittlichkeitsgefühls über den Lug- und
Truggeist der Feinde, enthält diese schöne Sammlung auch manchen jener
Klänge innigsten Gefühls- und Gemüthslebens, welche „Das Lied vom
Neuen Deutschen Reich von Oscar von Redwitz", (Berlin, Wilhelm
Hertz.) als eines der bedeutendsten poetischen Producte dieses fruchtbaren Dich¬
ters, zu einem Lieblingsbuche des deutschen Volkes gemacht, mit kaiserlichen und
königlichen Ehren überhäuft, und dem Verfasser die schmeichelhaftesten An¬
erkennungsschreiben Seiten unseres Reichskanzlers, von dem „großen Schwei¬
ger" Moltke u. s. w. eingetragen haben.
Neben dieser poetischen Literatur, welche der Krieg hervorgerufen, hat
sich auch die kriegerische Prosa in solchem Maße vermehrt, daß, wenn wir
recht unterrichtet sind, Seiten der höchsten Militärverwaltung, aus eigener
Initiative des Bundesoberfeldherrn Schritte für nöthig erachtet worden sind,
wenigstens active Militärpersonen von der Betheiligung an der literarischen
Massenproduction über den Krieg zurückzuhalten. Wir begreifen derartige
Maßregeln im Interesse des Dienstes sowohl als des zukünftigen großen
Werkes des Generalstabs vollkommen. Aber mit dem Vorbehalte, daß mit
dem letztgenannten, vermuthlich erst in einigen Jahren vollendet vorliegenden
Werke sich erst die militärischen Quellen vollständig übersehen, die letzten Ur¬
theile über die militärischen Operationen bei Freund und Feind fällen lassen,
verträgt sich sehr wohl eine anerkennende Würdigung derjenigen Werke über
den Krieg, welche vom Standpunkte aller heut bekannten Quellen aus die Un¬
geduld des deutschen Publikums nach guten Darstellungen unsrer größten
Geschichtsepoche befriedigen. Wir haben schon vor einiger Zeit unter der Fluth
dieser Literatur die Arbeiten von A. Niemann „Der französ. Feldzug
1870—1871 (Militärische Beschreibung). Hildburghausen, Bibl. Institut,"
und „Der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich 1870—1871
von Max v. Eelking, Leipzig. F. W. Grunow." als ganz besonders
hervorragend bezeichnet. Wir können dieses Urtheil nunmehr, da von beiden
Werken die zweiten (Schluß-) Bände vorliegen, nur bestätigen. In beiden
wird der Krieg von Sedan bis zu Ende geführt. Beide Werke zeichnen sich
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