Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.ergreifend spricht sich darin die tiefe Innigkeit des Volksgemüthes aus. wie "Stad nimm ihr' d' Hand -- 's Hat'S Niemand g'wißt, wie die eigenthümliche rauflustige Keckheit der "Schnadahüpfeln", z. B. "Und machst von mein Deandl oder die heimlichen Gedanken der Spinnstuben: "Wie die Deandln reden." Die va (eine): "Der hat an Heuwag'n voller Geld Die ander: Freunden anspruchsloser Volksweisen ist diese reizende Sammlung so Daneben haben die verdienstvollen Sammlungen des Freiherrn Fra nz ergreifend spricht sich darin die tiefe Innigkeit des Volksgemüthes aus. wie „Stad nimm ihr' d' Hand — 's Hat'S Niemand g'wißt, wie die eigenthümliche rauflustige Keckheit der „Schnadahüpfeln", z. B. „Und machst von mein Deandl oder die heimlichen Gedanken der Spinnstuben: „Wie die Deandln reden." Die va (eine): „Der hat an Heuwag'n voller Geld Die ander: Freunden anspruchsloser Volksweisen ist diese reizende Sammlung so Daneben haben die verdienstvollen Sammlungen des Freiherrn Fra nz <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192748"/> <p xml:id="ID_1633" prev="#ID_1632"> ergreifend spricht sich darin die tiefe Innigkeit des Volksgemüthes aus. wie<lb/> z. B. in dem Lied: „Wie's Decadi g'storben is '</p><lb/> <quote> „Stad nimm ihr' d' Hand — 's Hat'S Niemand g'wißt,<lb/> Warum mir ward so bang. —<lb/> I hab' halt g'avant. i g«ob ihr d' Hand<lb/> Amak — zum Hochzeitgang/'</quote><lb/> <p xml:id="ID_1634"> wie die eigenthümliche rauflustige Keckheit der „Schnadahüpfeln", z. B.</p><lb/> <quote> „Und machst von mein Deandl<lb/> Allwelt so« G'schroa,<lb/> Na kriegst amal oane.<lb/> Das; d' moanst, Du kriegst zwoa!"</quote><lb/> <p xml:id="ID_1635"> oder die heimlichen Gedanken der Spinnstuben: „Wie die Deandln reden."</p><lb/> <p xml:id="ID_1636"> Die va (eine):</p><lb/> <quote> „Der hat an Heuwag'n voller Geld<lb/> Und dös Mordssach, dös der noch kriegt!"<lb/> „Was nutzt a Heuwag'n mir voll Geld?<lb/> Wenn der an Ochs is. der'n zichgt!"</quote><lb/> <p xml:id="ID_1637"> Die ander: </p><lb/> <p xml:id="ID_1638"> Freunden anspruchsloser Volksweisen ist diese reizende Sammlung so<lb/> warm zu empfehlen, als die Reisebilder von Karl Stieler, welche den<lb/> begleitenden Text bilden zu den „Posthornklängen für das chromatische Horn,<lb/> gesammelt von Herzog Maximilian in Bayern," München, Braun und Schnei¬<lb/> der. Denn selten ist die Poesie der Postkutsche der guten alten Zeit in Wort,<lb/> Bild und Melodie so liebevoll und fesselnd geschildert worden, als in diesem<lb/> Bändchen. Und wenn hier auch in ungebundener Rede die begleitenden<lb/> Worte Stieler's die verklungenen Melodieen des fränkischen, schwäbischen,<lb/> Preußischen Posthorns begleiten, so verräth doch jeder Satz die emportragende<lb/> Kraft der echten Dichterfeder.</p><lb/> <p xml:id="ID_1639" next="#ID_1640"> Daneben haben die verdienstvollen Sammlungen des Freiherrn Fra nz<lb/> Will), von Ditfurth, „Die historischen Volkslieder des bal¬<lb/> tischen Heeres", Nördlingen, Verlag von C. G. Beck, und „Die histori¬<lb/> schen Volkslieder des siebenjährigen Krieges, der Freiheitskriege, und der<lb/> Jahre 1870—1871", 3 Bändchen, Berlin, Franz Lipperheide, 1871. den soldati¬<lb/> schen Ernst und Scherz bei rühmlichen Waffenthaten mit Fleiß und Sorgfalt<lb/> zusammengetragen. Daß die Sammlung von höchstem historischen Interesse<lb/> ist, bedarf nicht der Versicherung. Namentlich lehrt eine Bergleichung der<lb/> specifisch bairischen Heerliedersammlung mit der gesamtdeutschen in erfreu¬<lb/> licher Weise, wie der rohe Landsknechtssinn, der die Kämpfer für die heilige Liga<lb/> vordem erfüllte, seit den Tagen Friedrichs des Großen immer mehr zu jener<lb/> beiligen opfermuthigen Vaterlandsliebe des deutschen Kriegers sich emporhebt,<lb/> von welcher die braven Baiern im letzten Feldzuge so unvergängliche Beweise<lb/> gegeben haben. — An frischem, häufig derbem, aber immer urkräftigem und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
ergreifend spricht sich darin die tiefe Innigkeit des Volksgemüthes aus. wie
z. B. in dem Lied: „Wie's Decadi g'storben is '
„Stad nimm ihr' d' Hand — 's Hat'S Niemand g'wißt,
Warum mir ward so bang. —
I hab' halt g'avant. i g«ob ihr d' Hand
Amak — zum Hochzeitgang/'
wie die eigenthümliche rauflustige Keckheit der „Schnadahüpfeln", z. B.
„Und machst von mein Deandl
Allwelt so« G'schroa,
Na kriegst amal oane.
Das; d' moanst, Du kriegst zwoa!"
oder die heimlichen Gedanken der Spinnstuben: „Wie die Deandln reden."
Die va (eine):
„Der hat an Heuwag'n voller Geld
Und dös Mordssach, dös der noch kriegt!"
„Was nutzt a Heuwag'n mir voll Geld?
Wenn der an Ochs is. der'n zichgt!"
Die ander:
Freunden anspruchsloser Volksweisen ist diese reizende Sammlung so
warm zu empfehlen, als die Reisebilder von Karl Stieler, welche den
begleitenden Text bilden zu den „Posthornklängen für das chromatische Horn,
gesammelt von Herzog Maximilian in Bayern," München, Braun und Schnei¬
der. Denn selten ist die Poesie der Postkutsche der guten alten Zeit in Wort,
Bild und Melodie so liebevoll und fesselnd geschildert worden, als in diesem
Bändchen. Und wenn hier auch in ungebundener Rede die begleitenden
Worte Stieler's die verklungenen Melodieen des fränkischen, schwäbischen,
Preußischen Posthorns begleiten, so verräth doch jeder Satz die emportragende
Kraft der echten Dichterfeder.
Daneben haben die verdienstvollen Sammlungen des Freiherrn Fra nz
Will), von Ditfurth, „Die historischen Volkslieder des bal¬
tischen Heeres", Nördlingen, Verlag von C. G. Beck, und „Die histori¬
schen Volkslieder des siebenjährigen Krieges, der Freiheitskriege, und der
Jahre 1870—1871", 3 Bändchen, Berlin, Franz Lipperheide, 1871. den soldati¬
schen Ernst und Scherz bei rühmlichen Waffenthaten mit Fleiß und Sorgfalt
zusammengetragen. Daß die Sammlung von höchstem historischen Interesse
ist, bedarf nicht der Versicherung. Namentlich lehrt eine Bergleichung der
specifisch bairischen Heerliedersammlung mit der gesamtdeutschen in erfreu¬
licher Weise, wie der rohe Landsknechtssinn, der die Kämpfer für die heilige Liga
vordem erfüllte, seit den Tagen Friedrichs des Großen immer mehr zu jener
beiligen opfermuthigen Vaterlandsliebe des deutschen Kriegers sich emporhebt,
von welcher die braven Baiern im letzten Feldzuge so unvergängliche Beweise
gegeben haben. — An frischem, häufig derbem, aber immer urkräftigem und
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