Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Sobald man aber nun zu der Ueberzeugung gekommen war, daß man mit Wie wichtig die von den hier in Vergleich gebrachten Musikalienhand¬ Sobald man aber nun zu der Ueberzeugung gekommen war, daß man mit Wie wichtig die von den hier in Vergleich gebrachten Musikalienhand¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0425" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192726"/> <p xml:id="ID_1563" prev="#ID_1562"> Sobald man aber nun zu der Ueberzeugung gekommen war, daß man mit<lb/> den alten Preisbestimmungen nicht fortbestehen konnte, haben sich auch hier<lb/> wie anderwärts die Concurrenzunternehmungen in staunenswerther Ueberbie-<lb/> tung gehäuft und selbst die stolzesten Handlungen mußten sich endlich beque¬<lb/> men , im allgemeinen großen Strome mit zu schwimmen. In auffallendem<lb/> Ringen traten besonders drei Handlungen in den letzten 10 Jahren vor die<lb/> Deffentlichkeit: Holle in Wolfenbüttel, Litolff in Braunschweig und Pe-<lb/> ters in Leipzig. Was von ihnen 75 — 80 Procent billiger als in anderen<lb/> Ausgaben geboten wurde, bestand nicht etwa in Werken untergeordneten<lb/> Werthes, oder in flüchtigen, uncorrecten und unvollständigen Ausgaben; es<lb/> enthielt vielmehr das Beste und Hervorragendste, was auf musikalischen Ge¬<lb/> biete überhaupt geschaffen ward, in meist completen, wohlgeordneten, im Ar¬<lb/> rangement sorgfältig und tüchtig hergestellten Folgen. Die Werke von I. S.<lb/> Bach, Beethoven, Clementi, Diabelli, Dussek, Field. Händel, Haydn, Hummel,<lb/> Kuhlau, Mozart, Schubert und Weber, eine Sammlung vorzüglicher Opern<lb/> und Oratorien in Partitur und Clavierauszügen, andere Sammlungen unter¬<lb/> geordneteren Werthes gar nicht in Betracht gezogen, wurden zu Nutz und<lb/> Frommen der musikalischen Welt hier in rascher Aufeinanderfolge veröffent¬<lb/> licht. Selbstverständlich konnten bei fabelhafter Wohlfeilheit Druck, Papier und<lb/> Ausstattung nicht gleichen Schritt halten mit der Güte und sonstigen Treff¬<lb/> lichkeit des Gebotenen. Jedermann kennt die Ausgaben der drei genannten<lb/> Handlungen, wir haben also nicht nöthig, auf die Eigenthümlichkeiten der<lb/> verschiedenen Ausstattungen, auf das was jede darin zu wünschen übrig läßt,<lb/> hier näher einzugehen. Da uns zunächst die Edition Peters beschäftigt, so ist<lb/> zu constatiren, daß sie ihren Concurrenten zuletzt den Rang abgelaufen hat.<lb/> Diese Ausgabe zählt nach einem kürzlich in Circulation gesetzten Verzeichnisse<lb/> 1043 Nummern, während die Litolff'sche nur 604 ausweist; die sehr reichhal¬<lb/> tige Holle'sche können wir der Zahl nach nicht bestimmen. Jedenfalls ist die<lb/> Edition Peters die reichhaltigste; die Preise, durchweg sehr niedrig gestellt,<lb/> differiren in den verschiedenen Ausgaben um wenige Groschen. Zu wünschen<lb/> ^äre für die Edition Peters hauptsächlich ein etwas größeres und ansehn¬<lb/> licheres Format.</p><lb/> <p xml:id="ID_1564" next="#ID_1565"> Wie wichtig die von den hier in Vergleich gebrachten Musikalienhand¬<lb/> lungen erstrebte Billigkeit der musikalischen Classiker selbst bedeutenden Musikern<lb/> ^'r Jetztzeit erscheint, geht aus dem Umstände hervor, daß sich an den ver¬<lb/> schiedenen Unternehmungen viele derselben mit Vorliebe betheiligten. So in-<lb/> ^ressirten sich für die Ausgaben von Holle: Chrysander, Dietrich, Ente, Geiß-<lb/> ler. Knarr, Liszt, Markull, Stolze und Witting; für die Litolff'sche Biblio¬<lb/> thek neben Blumenstengel. Leibrock, Markull, Meves, Rebbeling und Miete-<lb/> ^ann, als unermüdliche Arrangeurs alles Arrangirbaren: Winkler und Koh-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0425]
Sobald man aber nun zu der Ueberzeugung gekommen war, daß man mit
den alten Preisbestimmungen nicht fortbestehen konnte, haben sich auch hier
wie anderwärts die Concurrenzunternehmungen in staunenswerther Ueberbie-
tung gehäuft und selbst die stolzesten Handlungen mußten sich endlich beque¬
men , im allgemeinen großen Strome mit zu schwimmen. In auffallendem
Ringen traten besonders drei Handlungen in den letzten 10 Jahren vor die
Deffentlichkeit: Holle in Wolfenbüttel, Litolff in Braunschweig und Pe-
ters in Leipzig. Was von ihnen 75 — 80 Procent billiger als in anderen
Ausgaben geboten wurde, bestand nicht etwa in Werken untergeordneten
Werthes, oder in flüchtigen, uncorrecten und unvollständigen Ausgaben; es
enthielt vielmehr das Beste und Hervorragendste, was auf musikalischen Ge¬
biete überhaupt geschaffen ward, in meist completen, wohlgeordneten, im Ar¬
rangement sorgfältig und tüchtig hergestellten Folgen. Die Werke von I. S.
Bach, Beethoven, Clementi, Diabelli, Dussek, Field. Händel, Haydn, Hummel,
Kuhlau, Mozart, Schubert und Weber, eine Sammlung vorzüglicher Opern
und Oratorien in Partitur und Clavierauszügen, andere Sammlungen unter¬
geordneteren Werthes gar nicht in Betracht gezogen, wurden zu Nutz und
Frommen der musikalischen Welt hier in rascher Aufeinanderfolge veröffent¬
licht. Selbstverständlich konnten bei fabelhafter Wohlfeilheit Druck, Papier und
Ausstattung nicht gleichen Schritt halten mit der Güte und sonstigen Treff¬
lichkeit des Gebotenen. Jedermann kennt die Ausgaben der drei genannten
Handlungen, wir haben also nicht nöthig, auf die Eigenthümlichkeiten der
verschiedenen Ausstattungen, auf das was jede darin zu wünschen übrig läßt,
hier näher einzugehen. Da uns zunächst die Edition Peters beschäftigt, so ist
zu constatiren, daß sie ihren Concurrenten zuletzt den Rang abgelaufen hat.
Diese Ausgabe zählt nach einem kürzlich in Circulation gesetzten Verzeichnisse
1043 Nummern, während die Litolff'sche nur 604 ausweist; die sehr reichhal¬
tige Holle'sche können wir der Zahl nach nicht bestimmen. Jedenfalls ist die
Edition Peters die reichhaltigste; die Preise, durchweg sehr niedrig gestellt,
differiren in den verschiedenen Ausgaben um wenige Groschen. Zu wünschen
^äre für die Edition Peters hauptsächlich ein etwas größeres und ansehn¬
licheres Format.
Wie wichtig die von den hier in Vergleich gebrachten Musikalienhand¬
lungen erstrebte Billigkeit der musikalischen Classiker selbst bedeutenden Musikern
^'r Jetztzeit erscheint, geht aus dem Umstände hervor, daß sich an den ver¬
schiedenen Unternehmungen viele derselben mit Vorliebe betheiligten. So in-
^ressirten sich für die Ausgaben von Holle: Chrysander, Dietrich, Ente, Geiß-
ler. Knarr, Liszt, Markull, Stolze und Witting; für die Litolff'sche Biblio¬
thek neben Blumenstengel. Leibrock, Markull, Meves, Rebbeling und Miete-
^ann, als unermüdliche Arrangeurs alles Arrangirbaren: Winkler und Koh-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |