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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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Weg entweder über Belgien und England, von wo sie mit den Dampfern der
Cunard- und der Jumar-Linie nach New-Aork befördert wird; oder sie gelangt
mit den Steamern des Norddeutschen Lloyd (von Bremen) und der Hamburg
Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (von Hamburg), neuerdings auch
mit den Dampfern des Stettiner Lloyd (von Stettin), zur Versendung. Lange
Zeit haben die Portosätze für Briefe zwischen Deutschland und Amerika ihre
Höhe unbeweglich behauptet; sie betrugen auf der Englischen Linie ursprünglich
13 Sgr., auf den Deutsch-Amerikanischen Linien 6'/2 Sgr,, entsprachen also
ebensowenig dem mächtigen Aufschwünge, welchen der Verkehr der beiden Hemi¬
sphären genommen hatte, wie dem Gedanken der Einführung eines Weltportos,
welches den Culminationspunkt der modernen Entwickelung des Postwesenö
bildet. Den ersten Anlaß zu einer Reform der Portosätze für die Deutsch-
Amerikanische Correspondenz nahm die Reichs - PostVerwaltung aus der Ein¬
richtung directer Fahrten des Stettiner Lloyd, einer jungen unternehmenden
Linie, zwischen Stettin und New-Hort. Diese Gesellschaft erbot sich, das See¬
porto (die Gebühr für den Seetransport der Briefpackete) zwischen Stettin und
New-Z)ort so niedrig zu stellen, daß die Post im Stande war, das Porto für
die mit diesen Dampfern zu befördernde Correspondenz auf 2Vs Sgr. (6 Cents)
für den einfachen Brief zu ermäßigen. Der norddeutsche Lloyd und die Ham¬
burger Actien-Gesellschaft entschlossen sich nach mehrfachen Verhandlungen, den
Anforderungen des Reichs-General-Postamts entsprechend, denselben Seeporto¬
satz für ihre Routen anzunehmen. In Folge dessen ist vom 1. October 1871
ab das Porto auf allen drei Deutsch -Amerikanischen Linien gleich¬
mäßig normirt worden; es beträgt 2^ Sgr. (6 Cents) für den frankirten
Brief und ü Sgr. (12 Cents) für den unfrankirten Brief, bei einem Gewichte
von 13 Grammen bei der Einlieferung in Amerika und von je 1 Loth für
Briefe aus Deutschland. Zugleich gelang durch Verhandlungen mit der
Belgischen, Großbritannischer und der Washingtoner PostVerwaltung sowie
mit den Britischen und Amerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaften das
Porto zwischen Deutschland und Amerika auf der Route über Belgien
und England bis aus 3 Sgr. für den einfachen Brief zu ermäßigen. Deutsch¬
land kann sich zu diesen, durch den Einfluß seines einheitlichen Staats¬
postwesens erreichten Ergebnissen mit Recht beglückwünschen. Hier wie
in anderen Beziehungen documentirt die Einheit des Reichs sich dem
Auslande gegenüber in lebensvoller, wirksamer Weise. Möchte nur auch bald
mit Frankreich ein ähnliches Resultat erzielt werden! Leider sind die äußerst
starren fiscalischen Anschauungen in Versailles einer Erleichterung des inter¬
nationalen Verkehrs durchaus entgegen. Die PostVerwaltung der Vereinigten
Staaten hat deshalb schon seit längerer Zeit den unmittelbaren Verkehr, d. h.
die Auswechselung directer Briefpackete mit Frankreich, abgebrochen. Aehnliche


Weg entweder über Belgien und England, von wo sie mit den Dampfern der
Cunard- und der Jumar-Linie nach New-Aork befördert wird; oder sie gelangt
mit den Steamern des Norddeutschen Lloyd (von Bremen) und der Hamburg
Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (von Hamburg), neuerdings auch
mit den Dampfern des Stettiner Lloyd (von Stettin), zur Versendung. Lange
Zeit haben die Portosätze für Briefe zwischen Deutschland und Amerika ihre
Höhe unbeweglich behauptet; sie betrugen auf der Englischen Linie ursprünglich
13 Sgr., auf den Deutsch-Amerikanischen Linien 6'/2 Sgr,, entsprachen also
ebensowenig dem mächtigen Aufschwünge, welchen der Verkehr der beiden Hemi¬
sphären genommen hatte, wie dem Gedanken der Einführung eines Weltportos,
welches den Culminationspunkt der modernen Entwickelung des Postwesenö
bildet. Den ersten Anlaß zu einer Reform der Portosätze für die Deutsch-
Amerikanische Correspondenz nahm die Reichs - PostVerwaltung aus der Ein¬
richtung directer Fahrten des Stettiner Lloyd, einer jungen unternehmenden
Linie, zwischen Stettin und New-Hort. Diese Gesellschaft erbot sich, das See¬
porto (die Gebühr für den Seetransport der Briefpackete) zwischen Stettin und
New-Z)ort so niedrig zu stellen, daß die Post im Stande war, das Porto für
die mit diesen Dampfern zu befördernde Correspondenz auf 2Vs Sgr. (6 Cents)
für den einfachen Brief zu ermäßigen. Der norddeutsche Lloyd und die Ham¬
burger Actien-Gesellschaft entschlossen sich nach mehrfachen Verhandlungen, den
Anforderungen des Reichs-General-Postamts entsprechend, denselben Seeporto¬
satz für ihre Routen anzunehmen. In Folge dessen ist vom 1. October 1871
ab das Porto auf allen drei Deutsch -Amerikanischen Linien gleich¬
mäßig normirt worden; es beträgt 2^ Sgr. (6 Cents) für den frankirten
Brief und ü Sgr. (12 Cents) für den unfrankirten Brief, bei einem Gewichte
von 13 Grammen bei der Einlieferung in Amerika und von je 1 Loth für
Briefe aus Deutschland. Zugleich gelang durch Verhandlungen mit der
Belgischen, Großbritannischer und der Washingtoner PostVerwaltung sowie
mit den Britischen und Amerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaften das
Porto zwischen Deutschland und Amerika auf der Route über Belgien
und England bis aus 3 Sgr. für den einfachen Brief zu ermäßigen. Deutsch¬
land kann sich zu diesen, durch den Einfluß seines einheitlichen Staats¬
postwesens erreichten Ergebnissen mit Recht beglückwünschen. Hier wie
in anderen Beziehungen documentirt die Einheit des Reichs sich dem
Auslande gegenüber in lebensvoller, wirksamer Weise. Möchte nur auch bald
mit Frankreich ein ähnliches Resultat erzielt werden! Leider sind die äußerst
starren fiscalischen Anschauungen in Versailles einer Erleichterung des inter¬
nationalen Verkehrs durchaus entgegen. Die PostVerwaltung der Vereinigten
Staaten hat deshalb schon seit längerer Zeit den unmittelbaren Verkehr, d. h.
die Auswechselung directer Briefpackete mit Frankreich, abgebrochen. Aehnliche


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[0042] Weg entweder über Belgien und England, von wo sie mit den Dampfern der Cunard- und der Jumar-Linie nach New-Aork befördert wird; oder sie gelangt mit den Steamern des Norddeutschen Lloyd (von Bremen) und der Hamburg Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (von Hamburg), neuerdings auch mit den Dampfern des Stettiner Lloyd (von Stettin), zur Versendung. Lange Zeit haben die Portosätze für Briefe zwischen Deutschland und Amerika ihre Höhe unbeweglich behauptet; sie betrugen auf der Englischen Linie ursprünglich 13 Sgr., auf den Deutsch-Amerikanischen Linien 6'/2 Sgr,, entsprachen also ebensowenig dem mächtigen Aufschwünge, welchen der Verkehr der beiden Hemi¬ sphären genommen hatte, wie dem Gedanken der Einführung eines Weltportos, welches den Culminationspunkt der modernen Entwickelung des Postwesenö bildet. Den ersten Anlaß zu einer Reform der Portosätze für die Deutsch- Amerikanische Correspondenz nahm die Reichs - PostVerwaltung aus der Ein¬ richtung directer Fahrten des Stettiner Lloyd, einer jungen unternehmenden Linie, zwischen Stettin und New-Hort. Diese Gesellschaft erbot sich, das See¬ porto (die Gebühr für den Seetransport der Briefpackete) zwischen Stettin und New-Z)ort so niedrig zu stellen, daß die Post im Stande war, das Porto für die mit diesen Dampfern zu befördernde Correspondenz auf 2Vs Sgr. (6 Cents) für den einfachen Brief zu ermäßigen. Der norddeutsche Lloyd und die Ham¬ burger Actien-Gesellschaft entschlossen sich nach mehrfachen Verhandlungen, den Anforderungen des Reichs-General-Postamts entsprechend, denselben Seeporto¬ satz für ihre Routen anzunehmen. In Folge dessen ist vom 1. October 1871 ab das Porto auf allen drei Deutsch -Amerikanischen Linien gleich¬ mäßig normirt worden; es beträgt 2^ Sgr. (6 Cents) für den frankirten Brief und ü Sgr. (12 Cents) für den unfrankirten Brief, bei einem Gewichte von 13 Grammen bei der Einlieferung in Amerika und von je 1 Loth für Briefe aus Deutschland. Zugleich gelang durch Verhandlungen mit der Belgischen, Großbritannischer und der Washingtoner PostVerwaltung sowie mit den Britischen und Amerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaften das Porto zwischen Deutschland und Amerika auf der Route über Belgien und England bis aus 3 Sgr. für den einfachen Brief zu ermäßigen. Deutsch¬ land kann sich zu diesen, durch den Einfluß seines einheitlichen Staats¬ postwesens erreichten Ergebnissen mit Recht beglückwünschen. Hier wie in anderen Beziehungen documentirt die Einheit des Reichs sich dem Auslande gegenüber in lebensvoller, wirksamer Weise. Möchte nur auch bald mit Frankreich ein ähnliches Resultat erzielt werden! Leider sind die äußerst starren fiscalischen Anschauungen in Versailles einer Erleichterung des inter¬ nationalen Verkehrs durchaus entgegen. Die PostVerwaltung der Vereinigten Staaten hat deshalb schon seit längerer Zeit den unmittelbaren Verkehr, d. h. die Auswechselung directer Briefpackete mit Frankreich, abgebrochen. Aehnliche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/42>, abgerufen am 05.02.2025.