Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.das Gute oder Böse verliert, welches sich hinter denselben verbirgt. Man "Es ist Zeit", so schließt das Blatt seine Betrachtung, "diesem sittlichen Wir haben dem nichts hinzuzufügen, als unsere ungetheilte Beistimmung. "Bald nach Ausbruch der Jnsurrection vom 18. März begab ich mich Als ich an dem prachtvollen Palast im Faubourg Se. Germain ankam, das Gute oder Böse verliert, welches sich hinter denselben verbirgt. Man „Es ist Zeit", so schließt das Blatt seine Betrachtung, „diesem sittlichen Wir haben dem nichts hinzuzufügen, als unsere ungetheilte Beistimmung. „Bald nach Ausbruch der Jnsurrection vom 18. März begab ich mich Als ich an dem prachtvollen Palast im Faubourg Se. Germain ankam, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192718"/> <p xml:id="ID_1530" prev="#ID_1529"> das Gute oder Böse verliert, welches sich hinter denselben verbirgt. Man<lb/> möchte sagen, daß sie in Ermangelung wirklicher Helden, die sie bewundern<lb/> kann, das Bedürfniß empfindet, sich um jeden Preis Helden zu machen,<lb/> müßte sie auch dabei soweit gehen, daß sie sie unter den ärgsten Feinden der<lb/> bürgerlichen Gesellschaft und von den Bänken der Angeklagten im Criminal-<lb/> gericht zu nehmen hätte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1531"> „Es ist Zeit", so schließt das Blatt seine Betrachtung, „diesem sittlichen<lb/> Niedergang entgegenzuwirken, er würde sonst binnen Kurzem den Namen<lb/> eines heruntergekommenen Volkes rechtfertigen, den man uns zu geben an¬<lb/> fängt. Es ist Zeit, daß wir uns erinnern, daß je glücklicher ein Mensch ver¬<lb/> anlagt ist, desto größer seine Verpflichtungen gegen die Gesellschaft sind, und<lb/> diese desto mehr Recht hat, an dem Tage, wo er jene Pflicht außer Augen<lb/> gehest hat, strenge Rechenschaft von ihm zu fordern. Statt dessen thun wir<lb/> das Gegentheil, ohne gewahr zu werden, daß jede derartige Schwäche für<lb/> brillante Mittelmäßigkeiten, für ungeduldige Strebsamkeit, für dreist auftre¬<lb/> tende Gelüste eine Ermuthigung ist, sich Alles für gestattet zu halten, voraus¬<lb/> gesetzt, daß sie verstehen, die Nachsicht des Publicums dadurch zu gewinnen,<lb/> daß sie sich mit einem falschen Nimbus umgeben. Hüten wir uns! Denn<lb/> so wird man, wie das spanische Amerika, ein Land für Pronuncin-<lb/> Miento's."</p><lb/> <p xml:id="ID_1532"> Wir haben dem nichts hinzuzufügen, als unsere ungetheilte Beistimmung.<lb/> Und mit dieser Einleitung können wir die folgenden Mittheilungen eines eng¬<lb/> lischen Correspondenten der „Dans News" ohne viel weitere Bemerkungen<lb/> wiedergeben. Man wird darin einiges, was über Capirän Rössel schon ge¬<lb/> sagt wurde, indireet bestätigt finden, anderes zu berichtigen wissen. Unser<lb/> Engländer, der, wie man sehen wird, stark für Rössel eingenommen ist, er¬<lb/> zählt uns:</p><lb/> <p xml:id="ID_1533"> „Bald nach Ausbruch der Jnsurrection vom 18. März begab ich mich<lb/> w das Kriegsministerium, um mir einen Passirschein zu verschaffen, ohne den<lb/> Ulan kaum seiner Freiheit, um nicht zu sagen seines Lebens sicher war, vor¬<lb/> züglich, wenn man, wie ich, sich in dem Fall befand, seinem Berufe als<lb/> Journalist nachgehen, unablässig auf der Suche nach Neuigkeiten sein, und<lb/> jeden Menschen, der nützlichen Bescheid geben konnte, nach allen Richtungen<lb/> hin ausfragen zu müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1534" next="#ID_1535"> Als ich an dem prachtvollen Palast im Faubourg Se. Germain ankam,<lb/> welcher unserm ärmlichen londoner Kriegsministerium entspricht, wurde ich se>-<lb/> sort in das Zimmer gewiesen, in welchem Oberst Rössel beschäftigt war, einer<lb/> ^hr gemischten Masse von Leuten Audienz zu ertheilen. Das Zimmer war<lb/> doll von Officieren der Nationalgarde, die in Uniformen der glänzendsten<lb/> Art steckten und von oben bis unten mit Tressen und Troddeln bedeckt waren,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
das Gute oder Böse verliert, welches sich hinter denselben verbirgt. Man
möchte sagen, daß sie in Ermangelung wirklicher Helden, die sie bewundern
kann, das Bedürfniß empfindet, sich um jeden Preis Helden zu machen,
müßte sie auch dabei soweit gehen, daß sie sie unter den ärgsten Feinden der
bürgerlichen Gesellschaft und von den Bänken der Angeklagten im Criminal-
gericht zu nehmen hätte."
„Es ist Zeit", so schließt das Blatt seine Betrachtung, „diesem sittlichen
Niedergang entgegenzuwirken, er würde sonst binnen Kurzem den Namen
eines heruntergekommenen Volkes rechtfertigen, den man uns zu geben an¬
fängt. Es ist Zeit, daß wir uns erinnern, daß je glücklicher ein Mensch ver¬
anlagt ist, desto größer seine Verpflichtungen gegen die Gesellschaft sind, und
diese desto mehr Recht hat, an dem Tage, wo er jene Pflicht außer Augen
gehest hat, strenge Rechenschaft von ihm zu fordern. Statt dessen thun wir
das Gegentheil, ohne gewahr zu werden, daß jede derartige Schwäche für
brillante Mittelmäßigkeiten, für ungeduldige Strebsamkeit, für dreist auftre¬
tende Gelüste eine Ermuthigung ist, sich Alles für gestattet zu halten, voraus¬
gesetzt, daß sie verstehen, die Nachsicht des Publicums dadurch zu gewinnen,
daß sie sich mit einem falschen Nimbus umgeben. Hüten wir uns! Denn
so wird man, wie das spanische Amerika, ein Land für Pronuncin-
Miento's."
Wir haben dem nichts hinzuzufügen, als unsere ungetheilte Beistimmung.
Und mit dieser Einleitung können wir die folgenden Mittheilungen eines eng¬
lischen Correspondenten der „Dans News" ohne viel weitere Bemerkungen
wiedergeben. Man wird darin einiges, was über Capirän Rössel schon ge¬
sagt wurde, indireet bestätigt finden, anderes zu berichtigen wissen. Unser
Engländer, der, wie man sehen wird, stark für Rössel eingenommen ist, er¬
zählt uns:
„Bald nach Ausbruch der Jnsurrection vom 18. März begab ich mich
w das Kriegsministerium, um mir einen Passirschein zu verschaffen, ohne den
Ulan kaum seiner Freiheit, um nicht zu sagen seines Lebens sicher war, vor¬
züglich, wenn man, wie ich, sich in dem Fall befand, seinem Berufe als
Journalist nachgehen, unablässig auf der Suche nach Neuigkeiten sein, und
jeden Menschen, der nützlichen Bescheid geben konnte, nach allen Richtungen
hin ausfragen zu müssen.
Als ich an dem prachtvollen Palast im Faubourg Se. Germain ankam,
welcher unserm ärmlichen londoner Kriegsministerium entspricht, wurde ich se>-
sort in das Zimmer gewiesen, in welchem Oberst Rössel beschäftigt war, einer
^hr gemischten Masse von Leuten Audienz zu ertheilen. Das Zimmer war
doll von Officieren der Nationalgarde, die in Uniformen der glänzendsten
Art steckten und von oben bis unten mit Tressen und Troddeln bedeckt waren,
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