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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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Krieges zwischen den europäischen Mächten einnehmen?" zu Gunsten Polens
Vorbehalte zu machen. Der Pole Jaroslav Dombrowski, soeben dem Bunde
beigetreten, erklärte, daß seine politischen Ueberzeugungen ihn verhinderten,
gegen den Krieg zu Protestiren, so lange die Völker nicht das Recht hätten,
über sich selbst zu verfügen. Er las dann eine Adresse an den Congreß
^or, in welcher 228 in Paris lebende polnische Flüchtlinge ihr republikanisches
Glaubesbekenntniß ablegten und dem Centralrathe der Internationale ihre
unbedingte Hingebung erklärten. Ein anderer Pole, Zionkowski, schlug eine
Adresse an den Präsidenten Juarez vor, welche demselben Glück wünschte zu
dem Befehle, "den Tyrann Maximilian, den Bruder eines der Unterdrücker
Polens," erschießen zu lassen, ein Vorschlag, der von dem Congresse mit eini¬
gen Abänderungen angenommen wurde.

Einige Wochen später erschien ein Manifest der polnischen Section der
Internationale, in welchem jene mit Namensunterschrift ihrer Mitglieder er¬
klärte, "daß sie die Waffen so lange nicht niederlegen werde, so lange eine
Monarchie oder irgend eine nicht republikanische Regierung besteht, so lange
es eine Geistlichkeit und eine Aristokratie giebt, welche der republikanischen,
demokratischen und socialen Regierungsform entgegen sind, die allein den
Grundsätzen und dem Ziel entspricht, nach welchem jeder Patriot von Gesin-
nungstüchtigkeit hinstreben muß, Sie erklärt, daß sie sich als republikanische,
demokratische und socialistische Gesellschaft constituirt hat. Ihr Wirkungsge-
bier ist nicht blos in Polen, sondern in jedem Lande, wo die Freiheit noch
nicht festgestellt ist."

Bei den späteren Zusammenkünften der Internationale machten die Polen
sich stets durch ihre gewaltigen Reden bemerklich, und zu gleicher Zeit pre¬
digten ihre Journale die wildesten Grundsätze, Atheismus, Fürstenmord, Gü¬
tergemeinschaft, Abschaffung der Familie und dergl, Dinge, die sie auch in
den abendlichen Clubs der pariser Demokraten vortrugen und zwar mit einem
Fanatismus, der selbst den der Jacobiner und Hebertisten überbot, welche
1871 den Generalstab der Commune bildeten.

Voll Eifer für die von den verschiedenen Congressen der Internationale
Aufgestellten Ideen constituirten sich die polnischen Flüchtlinge dieser Klasse
^68 zu einer Centralcommune in Paris, die Provinzialcommunen in den
leisten Frankreichs und an verschiedenen andern Orden Europas errichtete,
Wo es Gruppen von Flüchtlingen gab.

In einem Manifest, unterzeichnet von Alexander Biernawski, Bossal,
Jaroslav Dombrowski, Jarmund, Boleslav Swietorzecki, Valerius Wrob-
lewski und dem Abbe Zulinski. hieß es:

"Das Comite, welches die polnische Emigration vertritt, beschließt zum
^weck einer festen Organisation der Emigration, wie folgt! 1. An jedem Orte


Krieges zwischen den europäischen Mächten einnehmen?" zu Gunsten Polens
Vorbehalte zu machen. Der Pole Jaroslav Dombrowski, soeben dem Bunde
beigetreten, erklärte, daß seine politischen Ueberzeugungen ihn verhinderten,
gegen den Krieg zu Protestiren, so lange die Völker nicht das Recht hätten,
über sich selbst zu verfügen. Er las dann eine Adresse an den Congreß
^or, in welcher 228 in Paris lebende polnische Flüchtlinge ihr republikanisches
Glaubesbekenntniß ablegten und dem Centralrathe der Internationale ihre
unbedingte Hingebung erklärten. Ein anderer Pole, Zionkowski, schlug eine
Adresse an den Präsidenten Juarez vor, welche demselben Glück wünschte zu
dem Befehle, „den Tyrann Maximilian, den Bruder eines der Unterdrücker
Polens," erschießen zu lassen, ein Vorschlag, der von dem Congresse mit eini¬
gen Abänderungen angenommen wurde.

Einige Wochen später erschien ein Manifest der polnischen Section der
Internationale, in welchem jene mit Namensunterschrift ihrer Mitglieder er¬
klärte, „daß sie die Waffen so lange nicht niederlegen werde, so lange eine
Monarchie oder irgend eine nicht republikanische Regierung besteht, so lange
es eine Geistlichkeit und eine Aristokratie giebt, welche der republikanischen,
demokratischen und socialen Regierungsform entgegen sind, die allein den
Grundsätzen und dem Ziel entspricht, nach welchem jeder Patriot von Gesin-
nungstüchtigkeit hinstreben muß, Sie erklärt, daß sie sich als republikanische,
demokratische und socialistische Gesellschaft constituirt hat. Ihr Wirkungsge-
bier ist nicht blos in Polen, sondern in jedem Lande, wo die Freiheit noch
nicht festgestellt ist."

Bei den späteren Zusammenkünften der Internationale machten die Polen
sich stets durch ihre gewaltigen Reden bemerklich, und zu gleicher Zeit pre¬
digten ihre Journale die wildesten Grundsätze, Atheismus, Fürstenmord, Gü¬
tergemeinschaft, Abschaffung der Familie und dergl, Dinge, die sie auch in
den abendlichen Clubs der pariser Demokraten vortrugen und zwar mit einem
Fanatismus, der selbst den der Jacobiner und Hebertisten überbot, welche
1871 den Generalstab der Commune bildeten.

Voll Eifer für die von den verschiedenen Congressen der Internationale
Aufgestellten Ideen constituirten sich die polnischen Flüchtlinge dieser Klasse
^68 zu einer Centralcommune in Paris, die Provinzialcommunen in den
leisten Frankreichs und an verschiedenen andern Orden Europas errichtete,
Wo es Gruppen von Flüchtlingen gab.

In einem Manifest, unterzeichnet von Alexander Biernawski, Bossal,
Jaroslav Dombrowski, Jarmund, Boleslav Swietorzecki, Valerius Wrob-
lewski und dem Abbe Zulinski. hieß es:

„Das Comite, welches die polnische Emigration vertritt, beschließt zum
^weck einer festen Organisation der Emigration, wie folgt! 1. An jedem Orte


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[0253] Krieges zwischen den europäischen Mächten einnehmen?" zu Gunsten Polens Vorbehalte zu machen. Der Pole Jaroslav Dombrowski, soeben dem Bunde beigetreten, erklärte, daß seine politischen Ueberzeugungen ihn verhinderten, gegen den Krieg zu Protestiren, so lange die Völker nicht das Recht hätten, über sich selbst zu verfügen. Er las dann eine Adresse an den Congreß ^or, in welcher 228 in Paris lebende polnische Flüchtlinge ihr republikanisches Glaubesbekenntniß ablegten und dem Centralrathe der Internationale ihre unbedingte Hingebung erklärten. Ein anderer Pole, Zionkowski, schlug eine Adresse an den Präsidenten Juarez vor, welche demselben Glück wünschte zu dem Befehle, „den Tyrann Maximilian, den Bruder eines der Unterdrücker Polens," erschießen zu lassen, ein Vorschlag, der von dem Congresse mit eini¬ gen Abänderungen angenommen wurde. Einige Wochen später erschien ein Manifest der polnischen Section der Internationale, in welchem jene mit Namensunterschrift ihrer Mitglieder er¬ klärte, „daß sie die Waffen so lange nicht niederlegen werde, so lange eine Monarchie oder irgend eine nicht republikanische Regierung besteht, so lange es eine Geistlichkeit und eine Aristokratie giebt, welche der republikanischen, demokratischen und socialen Regierungsform entgegen sind, die allein den Grundsätzen und dem Ziel entspricht, nach welchem jeder Patriot von Gesin- nungstüchtigkeit hinstreben muß, Sie erklärt, daß sie sich als republikanische, demokratische und socialistische Gesellschaft constituirt hat. Ihr Wirkungsge- bier ist nicht blos in Polen, sondern in jedem Lande, wo die Freiheit noch nicht festgestellt ist." Bei den späteren Zusammenkünften der Internationale machten die Polen sich stets durch ihre gewaltigen Reden bemerklich, und zu gleicher Zeit pre¬ digten ihre Journale die wildesten Grundsätze, Atheismus, Fürstenmord, Gü¬ tergemeinschaft, Abschaffung der Familie und dergl, Dinge, die sie auch in den abendlichen Clubs der pariser Demokraten vortrugen und zwar mit einem Fanatismus, der selbst den der Jacobiner und Hebertisten überbot, welche 1871 den Generalstab der Commune bildeten. Voll Eifer für die von den verschiedenen Congressen der Internationale Aufgestellten Ideen constituirten sich die polnischen Flüchtlinge dieser Klasse ^68 zu einer Centralcommune in Paris, die Provinzialcommunen in den leisten Frankreichs und an verschiedenen andern Orden Europas errichtete, Wo es Gruppen von Flüchtlingen gab. In einem Manifest, unterzeichnet von Alexander Biernawski, Bossal, Jaroslav Dombrowski, Jarmund, Boleslav Swietorzecki, Valerius Wrob- lewski und dem Abbe Zulinski. hieß es: „Das Comite, welches die polnische Emigration vertritt, beschließt zum ^weck einer festen Organisation der Emigration, wie folgt! 1. An jedem Orte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/253>, abgerufen am 06.02.2025.