Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.trug, werden allezeit als ein historisches Moment von Bedeutung betrachtet Wir werden nicht versäumen, über den zweiten Band Ranke's, der die Mris und Frankreich" Es ist kein deutsches Urtheil, welches wir im Folgenden mittheilen. Ein "Die Pariser haben eine Art, frivol zu sein, an sich, die mich aus dem trug, werden allezeit als ein historisches Moment von Bedeutung betrachtet Wir werden nicht versäumen, über den zweiten Band Ranke's, der die Mris und Frankreich» Es ist kein deutsches Urtheil, welches wir im Folgenden mittheilen. Ein „Die Pariser haben eine Art, frivol zu sein, an sich, die mich aus dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192532"/> <p xml:id="ID_875" prev="#ID_874"> trug, werden allezeit als ein historisches Moment von Bedeutung betrachtet<lb/> werden müssen." Ranke hebt wiederholt die guten Seiten dieser Reformten¬<lb/> denzen hervor; besonders Karl August erweckt ihm freudige Theilnahme und<lb/> eine Art von Hochachtung und Bewunderung. Jedoch dringt auch bei ihm<lb/> immer deutlicher aus dem Fortgang der Erzählung die Ueberzeugung hervor,<lb/> daß innerhalb der Verfassung Deutschlands eine wirkliche Reform des Reiches<lb/> ein Hirngespinnst oder Schattenbild und nichts anderes sein konnte. Zwar<lb/> spricht Ranke es nicht aus, aber darauf führt auch seine ganze Erörterung<lb/> hin. daß ohne eine Vernichtung des Reiches in seinen alten Formen eine<lb/> Neubelebung nicht zu denken war. Nicht die frommen Wünsche einzelner<lb/> Patrioten, erst das wuchtige Schwert des Stärkeren konnte Rettung schaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_876"> Wir werden nicht versäumen, über den zweiten Band Ranke's, der die<lb/> Einwirkungen der Revolution vom Westen her auf das alte Reich schildern<lb/> m<note type="byline"> or.</note> uß, an dieser Stelle weiter zu berichten. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Mris und Frankreich»</head><lb/> <p xml:id="ID_877"> Es ist kein deutsches Urtheil, welches wir im Folgenden mittheilen. Ein<lb/> französisches Blatt, das vielverbreitete „Fxäut ?utile^ in Lyon, veröffentlicht<lb/> schon seit einiger Zeit ,,I.<Mrv!Z d'un ViIIag'0ol8", deren 31., vom 27. Octo-<lb/> ber datirt und gleich den früheren von dem „ländlichen Wähler Jean Guil-<lb/> laume" unterzeichnet, eine gewisse Seite des Charakters der Pariser in nach¬<lb/> stehenden überaus treffenden Worten abconterfeir:</p><lb/> <p xml:id="ID_878" next="#ID_879"> „Die Pariser haben eine Art, frivol zu sein, an sich, die mich aus dem<lb/> Häuschen bringt. Es ist ein Gethue, als ob sie über alles lachen müßten,<lb/> was anderen Leuten die Thränen in die Augen treibt. Alles wird ihnen<lb/> Gegenstand des Witzereißens, selbst das Unglück des Landes und Volkes, und<lb/> sie bilden sich ein. das Vaterland gerettet zu haben, wenn sie den Feind unter<lb/> dem Gewicht von ein paar Dutzend Calembours zerschmettert haben. Dazu<lb/> kommt noch eine gewisse Gleichgültigkeit und Geringschätzung in Betreff alles<lb/> dessen, was sich draußen vor ihren Thoren begiebt. Geht man aus ihrer<lb/> Stadt hinaus, so giebts da nur noch mangelhafte Dinge und lächerliche We¬<lb/> sen. Der Mittelmann der Provinz ist ein wunderliches Ding, vom Schöpfer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
trug, werden allezeit als ein historisches Moment von Bedeutung betrachtet
werden müssen." Ranke hebt wiederholt die guten Seiten dieser Reformten¬
denzen hervor; besonders Karl August erweckt ihm freudige Theilnahme und
eine Art von Hochachtung und Bewunderung. Jedoch dringt auch bei ihm
immer deutlicher aus dem Fortgang der Erzählung die Ueberzeugung hervor,
daß innerhalb der Verfassung Deutschlands eine wirkliche Reform des Reiches
ein Hirngespinnst oder Schattenbild und nichts anderes sein konnte. Zwar
spricht Ranke es nicht aus, aber darauf führt auch seine ganze Erörterung
hin. daß ohne eine Vernichtung des Reiches in seinen alten Formen eine
Neubelebung nicht zu denken war. Nicht die frommen Wünsche einzelner
Patrioten, erst das wuchtige Schwert des Stärkeren konnte Rettung schaffen.
Wir werden nicht versäumen, über den zweiten Band Ranke's, der die
Einwirkungen der Revolution vom Westen her auf das alte Reich schildern
m or. uß, an dieser Stelle weiter zu berichten.
Mris und Frankreich»
Es ist kein deutsches Urtheil, welches wir im Folgenden mittheilen. Ein
französisches Blatt, das vielverbreitete „Fxäut ?utile^ in Lyon, veröffentlicht
schon seit einiger Zeit ,,I.<Mrv!Z d'un ViIIag'0ol8", deren 31., vom 27. Octo-
ber datirt und gleich den früheren von dem „ländlichen Wähler Jean Guil-
laume" unterzeichnet, eine gewisse Seite des Charakters der Pariser in nach¬
stehenden überaus treffenden Worten abconterfeir:
„Die Pariser haben eine Art, frivol zu sein, an sich, die mich aus dem
Häuschen bringt. Es ist ein Gethue, als ob sie über alles lachen müßten,
was anderen Leuten die Thränen in die Augen treibt. Alles wird ihnen
Gegenstand des Witzereißens, selbst das Unglück des Landes und Volkes, und
sie bilden sich ein. das Vaterland gerettet zu haben, wenn sie den Feind unter
dem Gewicht von ein paar Dutzend Calembours zerschmettert haben. Dazu
kommt noch eine gewisse Gleichgültigkeit und Geringschätzung in Betreff alles
dessen, was sich draußen vor ihren Thoren begiebt. Geht man aus ihrer
Stadt hinaus, so giebts da nur noch mangelhafte Dinge und lächerliche We¬
sen. Der Mittelmann der Provinz ist ein wunderliches Ding, vom Schöpfer
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