Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Begriff war, sich den Todesstoß zu geben, kam die Tochter des Landmanns -- Simonis war nach ihrer Befreiung aus den Fesseln sofort in das Haus Inzwischen war Mesopotamia, welche wie wir oben gesehen, bei der Fest¬ Aber auch Sorächos und der wirkliche Nhodanes -- denn sie waren end¬ Wie Garmos sah, daß die Mesopotamia nicht die Simonis sei, so über¬ Der ebenfalls gefangene Euphrates ward dem Scharfrichter -- seinem Begriff war, sich den Todesstoß zu geben, kam die Tochter des Landmanns — Simonis war nach ihrer Befreiung aus den Fesseln sofort in das Haus Inzwischen war Mesopotamia, welche wie wir oben gesehen, bei der Fest¬ Aber auch Sorächos und der wirkliche Nhodanes — denn sie waren end¬ Wie Garmos sah, daß die Mesopotamia nicht die Simonis sei, so über¬ Der ebenfalls gefangene Euphrates ward dem Scharfrichter — seinem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192519"/> <p xml:id="ID_826" prev="#ID_825"> Begriff war, sich den Todesstoß zu geben, kam die Tochter des Landmanns —<lb/> welche den hier vergrabenen goldenen Schmuck heben wollte — herbei und<lb/> schrie laut: „O Nhodanes! nicht Simonis ist es, die hier begraben liegt!"<lb/> Und sie lief herzu und schnitt den Strick des Sorächos ab, nahm dem Nho¬<lb/> danes das Schwert aus der Hand und überzeugte ihn mit Mühe von seinem<lb/> Irrthum, indem sie ihm die Geschichte von dem unglücklichen Mädchen und<lb/> dem vergrabenen Golde erzählte und, wie sie gekommen, dies zu heben. —</p><lb/> <p xml:id="ID_827"> Simonis war nach ihrer Befreiung aus den Fesseln sofort in das Haus<lb/> des Landmanns geeilt, noch wuthentbrannt gegen dessen Tochter. Als sie<lb/> diese hier nicht fand, fragte sie nach ihr bei deren Vater, welcher ihr den<lb/> Weg zeigte. Sie folgte ihr nun mit bloßem Schwert. So kam sie an den<lb/> > Ort, wo Nhodanes dalag und jene allein (denn Sorächos war fortgegangen,<lb/> einen Arzt zu suchen) bei ihm saß und seine Brustwunde sanft streichelte. Da<lb/> wurde sie von Zorn und Eifersucht noch mehr entflammt und stürzte auf<lb/> ihre Feindin los. Doch Nhodanes überwand durch geistige Kraft feine durch<lb/> die Wunde erzeugte Schwäche, vertrat der Simonis den Weg und hinderte<lb/> sie, etwas zu thun, indem er das Schwert ihr entriß. Da eilte Simonis im<lb/> höchsten Zorne fort, rasenden Laufes, und rief dem Nhodanes nur noch die<lb/> Worte zu: „Ich lade Dich auf morgen ein zu meiner Hochzeit mit dem Gar-<lb/> mos!" Sorächos kam nun herzu und tröstete, nachdem er alles erfahren hatte,<lb/> den Nhodanes. Die Wunde desselben ward geheilt und sie geleiteten die<lb/> Tochter des Landmanns, nachdem diese das verborgene Gold gehoben hatte,<lb/> mit den Schätzen zu ihrem Vater zurück. —</p><lb/> <p xml:id="ID_828"> Inzwischen war Mesopotamia, welche wie wir oben gesehen, bei der Fest¬<lb/> nehmung des Priesters ihres Vaters und ihres Bruders Euphrates, weil man<lb/> sie für Simonis hielt, geflohen war, von Sakas gefangen worden, und ward<lb/> als vermeintliche Simonis mit dem bereits festgenommenen Euphrates, den<lb/> man für Nhodanes hielt, zum Garmos geführt. —</p><lb/> <p xml:id="ID_829"> Aber auch Sorächos und der wirkliche Nhodanes — denn sie waren end¬<lb/> lich gefangen worden — wurden zum Garmos geführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_830"> Wie Garmos sah, daß die Mesopotamia nicht die Simonis sei, so über¬<lb/> gab er sie — um für die Zukunft derartige Verwechselungen zu verhüten —<lb/> dem Zobaras mit dem Befehl, sie an dem Ufer des Euphrat enthaupten zu<lb/> lassen. Zobaras aber trank von der Liebesquelle und verliebte sich in die Me¬<lb/> sopotamia. Er rettete sie und geleitete sie zu Berenike, der Königin von<lb/> Aegypten, bei welcher sich Mesopotamia schon einmal auf ihrer Flucht ver¬<lb/> borgen hatte. Berenike feierte die Hochzeit der Mesopotamia und des Zobaras.<lb/> Deßhalb bedrohten sich Garmos und Berenike mit Krieg. —</p><lb/> <p xml:id="ID_831" next="#ID_832"> Der ebenfalls gefangene Euphrates ward dem Scharfrichter — seinem<lb/> Vater, dem frühern Priester — zur Hinrichtung übergeben und von ihm er-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
Begriff war, sich den Todesstoß zu geben, kam die Tochter des Landmanns —
welche den hier vergrabenen goldenen Schmuck heben wollte — herbei und
schrie laut: „O Nhodanes! nicht Simonis ist es, die hier begraben liegt!"
Und sie lief herzu und schnitt den Strick des Sorächos ab, nahm dem Nho¬
danes das Schwert aus der Hand und überzeugte ihn mit Mühe von seinem
Irrthum, indem sie ihm die Geschichte von dem unglücklichen Mädchen und
dem vergrabenen Golde erzählte und, wie sie gekommen, dies zu heben. —
Simonis war nach ihrer Befreiung aus den Fesseln sofort in das Haus
des Landmanns geeilt, noch wuthentbrannt gegen dessen Tochter. Als sie
diese hier nicht fand, fragte sie nach ihr bei deren Vater, welcher ihr den
Weg zeigte. Sie folgte ihr nun mit bloßem Schwert. So kam sie an den
> Ort, wo Nhodanes dalag und jene allein (denn Sorächos war fortgegangen,
einen Arzt zu suchen) bei ihm saß und seine Brustwunde sanft streichelte. Da
wurde sie von Zorn und Eifersucht noch mehr entflammt und stürzte auf
ihre Feindin los. Doch Nhodanes überwand durch geistige Kraft feine durch
die Wunde erzeugte Schwäche, vertrat der Simonis den Weg und hinderte
sie, etwas zu thun, indem er das Schwert ihr entriß. Da eilte Simonis im
höchsten Zorne fort, rasenden Laufes, und rief dem Nhodanes nur noch die
Worte zu: „Ich lade Dich auf morgen ein zu meiner Hochzeit mit dem Gar-
mos!" Sorächos kam nun herzu und tröstete, nachdem er alles erfahren hatte,
den Nhodanes. Die Wunde desselben ward geheilt und sie geleiteten die
Tochter des Landmanns, nachdem diese das verborgene Gold gehoben hatte,
mit den Schätzen zu ihrem Vater zurück. —
Inzwischen war Mesopotamia, welche wie wir oben gesehen, bei der Fest¬
nehmung des Priesters ihres Vaters und ihres Bruders Euphrates, weil man
sie für Simonis hielt, geflohen war, von Sakas gefangen worden, und ward
als vermeintliche Simonis mit dem bereits festgenommenen Euphrates, den
man für Nhodanes hielt, zum Garmos geführt. —
Aber auch Sorächos und der wirkliche Nhodanes — denn sie waren end¬
lich gefangen worden — wurden zum Garmos geführt.
Wie Garmos sah, daß die Mesopotamia nicht die Simonis sei, so über¬
gab er sie — um für die Zukunft derartige Verwechselungen zu verhüten —
dem Zobaras mit dem Befehl, sie an dem Ufer des Euphrat enthaupten zu
lassen. Zobaras aber trank von der Liebesquelle und verliebte sich in die Me¬
sopotamia. Er rettete sie und geleitete sie zu Berenike, der Königin von
Aegypten, bei welcher sich Mesopotamia schon einmal auf ihrer Flucht ver¬
borgen hatte. Berenike feierte die Hochzeit der Mesopotamia und des Zobaras.
Deßhalb bedrohten sich Garmos und Berenike mit Krieg. —
Der ebenfalls gefangene Euphrates ward dem Scharfrichter — seinem
Vater, dem frühern Priester — zur Hinrichtung übergeben und von ihm er-
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