Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ihnen andere Sclaven des Setapos, die unterdeß ihren Herrn ermordet gefun¬
den hatten, voller Zorn entgegen, ergriffen die Simonis und führten sie als
Mörderin gefesselt zum Garmos. Sorächos überbrachte, Staub auf das Haupt
gestreut und mit zerrissenem Gewände die Nachricht von solchem Unglück dem
Nhodanes. Dieser wollte sich selbst todten, ward aber von Sorächos daran
gehindert. --

Als Garmos von Sakas die Nachricht, daß Rhodanes gefangen, und vom
Goldschmidt den Brief, daß man Simonis habe, erhalten hatte, freute er sich,
opferte, machte alles zur Hochzeit bereit, und ließ im ganzen Reiche ausrufen,
man solle allenthalben alle Gefangenen freilassen. Da der Ausruf an das
ganze Volk gerichtet war, wurde auch Simonis, die eben von den Sclaven
des Setapos gefesselt gen Babylon geführt wurde, ihrer Ketten entledigt und
freigelassen. --

Garmos maß nach den Nachrichten vom Sakas und vom Goldschmidt
diesen die Einholung des Nhodanes und der Simonis bei, er zürnte deßhalb
dem Damas, dem dies nicht gelungen war, und ließ ihn hinrichten. Der
Scharfrichter, dem Damas zur Hinrichtung übergeben wurde, war jener Prie¬
ster der Aphrodite, den Damas selbst einst vom Priester zum Scharfrichter
gemacht hatte. --

Jetzt erhielt Garmos von dem Goldschmidt die Nachricht, daß Simonis
entflohen sei, und ließ nun den Goldschmidt hinrichten, und die Wächter,
denen die vermeintliche Simonis entronnen war, sammt ihren Weibern und
Kindern lebendig begraben. ---

In jene abgelegene Herberge, in welcher ein Sclave seine Geliebte Tro-
phine ermordet hatte, kam mittlerweile der hyrkanische Hund des Nhodanes
und fand hier die Leichname des unglücklichen Mädchens und des Sclaven.
Er fraß den Leichnam des Sclaven vollständig und dann zum Theil den des
Mädchens. Da kam an diesen Ort der Vater der Simonis. Als er den Hund
des Nhodanes erkannte und den halbverzehrten Leichnam des Mädchens er¬
blickte, da hielt er diesen für den Leichnam seiner Tochter, schlachtete den Hund
zum Todtenopfer, begrub die Ueberreste des Mädchens, schrieb mit dem Blute
des Thieres auf dem Grabhügel:


"hier liegt die schöne Simonis begraben"

und hing sich an einem Stricke auf.

An dieselbe Stelle kamen Nhodanes und Sorächos. Als diese den auf
dem Grabe liegenden getödteten Hund und den Vater der Simonis erhängt
und die Aufschrift sahen, da brachte sich zuerst Rhodanes eine Wunde bei und
schrieb mit seinem eigenen Blute neben die Grabschrift der Simonis:


"und Nhodanes der schone".

Sodann erhängte sich Sorächos selbst an einem Stricke. Als Nhodcmcs im


Gmizlwte" it. 1871. g?

ihnen andere Sclaven des Setapos, die unterdeß ihren Herrn ermordet gefun¬
den hatten, voller Zorn entgegen, ergriffen die Simonis und führten sie als
Mörderin gefesselt zum Garmos. Sorächos überbrachte, Staub auf das Haupt
gestreut und mit zerrissenem Gewände die Nachricht von solchem Unglück dem
Nhodanes. Dieser wollte sich selbst todten, ward aber von Sorächos daran
gehindert. —

Als Garmos von Sakas die Nachricht, daß Rhodanes gefangen, und vom
Goldschmidt den Brief, daß man Simonis habe, erhalten hatte, freute er sich,
opferte, machte alles zur Hochzeit bereit, und ließ im ganzen Reiche ausrufen,
man solle allenthalben alle Gefangenen freilassen. Da der Ausruf an das
ganze Volk gerichtet war, wurde auch Simonis, die eben von den Sclaven
des Setapos gefesselt gen Babylon geführt wurde, ihrer Ketten entledigt und
freigelassen. —

Garmos maß nach den Nachrichten vom Sakas und vom Goldschmidt
diesen die Einholung des Nhodanes und der Simonis bei, er zürnte deßhalb
dem Damas, dem dies nicht gelungen war, und ließ ihn hinrichten. Der
Scharfrichter, dem Damas zur Hinrichtung übergeben wurde, war jener Prie¬
ster der Aphrodite, den Damas selbst einst vom Priester zum Scharfrichter
gemacht hatte. —

Jetzt erhielt Garmos von dem Goldschmidt die Nachricht, daß Simonis
entflohen sei, und ließ nun den Goldschmidt hinrichten, und die Wächter,
denen die vermeintliche Simonis entronnen war, sammt ihren Weibern und
Kindern lebendig begraben. —-

In jene abgelegene Herberge, in welcher ein Sclave seine Geliebte Tro-
phine ermordet hatte, kam mittlerweile der hyrkanische Hund des Nhodanes
und fand hier die Leichname des unglücklichen Mädchens und des Sclaven.
Er fraß den Leichnam des Sclaven vollständig und dann zum Theil den des
Mädchens. Da kam an diesen Ort der Vater der Simonis. Als er den Hund
des Nhodanes erkannte und den halbverzehrten Leichnam des Mädchens er¬
blickte, da hielt er diesen für den Leichnam seiner Tochter, schlachtete den Hund
zum Todtenopfer, begrub die Ueberreste des Mädchens, schrieb mit dem Blute
des Thieres auf dem Grabhügel:


„hier liegt die schöne Simonis begraben"

und hing sich an einem Stricke auf.

An dieselbe Stelle kamen Nhodanes und Sorächos. Als diese den auf
dem Grabe liegenden getödteten Hund und den Vater der Simonis erhängt
und die Aufschrift sahen, da brachte sich zuerst Rhodanes eine Wunde bei und
schrieb mit seinem eigenen Blute neben die Grabschrift der Simonis:


„und Nhodanes der schone".

Sodann erhängte sich Sorächos selbst an einem Stricke. Als Nhodcmcs im


Gmizlwte» it. 1871. g?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0217" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192518"/>
          <p xml:id="ID_818" prev="#ID_817"> ihnen andere Sclaven des Setapos, die unterdeß ihren Herrn ermordet gefun¬<lb/>
den hatten, voller Zorn entgegen, ergriffen die Simonis und führten sie als<lb/>
Mörderin gefesselt zum Garmos. Sorächos überbrachte, Staub auf das Haupt<lb/>
gestreut und mit zerrissenem Gewände die Nachricht von solchem Unglück dem<lb/>
Nhodanes. Dieser wollte sich selbst todten, ward aber von Sorächos daran<lb/>
gehindert. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_819"> Als Garmos von Sakas die Nachricht, daß Rhodanes gefangen, und vom<lb/>
Goldschmidt den Brief, daß man Simonis habe, erhalten hatte, freute er sich,<lb/>
opferte, machte alles zur Hochzeit bereit, und ließ im ganzen Reiche ausrufen,<lb/>
man solle allenthalben alle Gefangenen freilassen. Da der Ausruf an das<lb/>
ganze Volk gerichtet war, wurde auch Simonis, die eben von den Sclaven<lb/>
des Setapos gefesselt gen Babylon geführt wurde, ihrer Ketten entledigt und<lb/>
freigelassen. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_820"> Garmos maß nach den Nachrichten vom Sakas und vom Goldschmidt<lb/>
diesen die Einholung des Nhodanes und der Simonis bei, er zürnte deßhalb<lb/>
dem Damas, dem dies nicht gelungen war, und ließ ihn hinrichten. Der<lb/>
Scharfrichter, dem Damas zur Hinrichtung übergeben wurde, war jener Prie¬<lb/>
ster der Aphrodite, den Damas selbst einst vom Priester zum Scharfrichter<lb/>
gemacht hatte. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_821"> Jetzt erhielt Garmos von dem Goldschmidt die Nachricht, daß Simonis<lb/>
entflohen sei, und ließ nun den Goldschmidt hinrichten, und die Wächter,<lb/>
denen die vermeintliche Simonis entronnen war, sammt ihren Weibern und<lb/>
Kindern lebendig begraben. &#x2014;-</p><lb/>
          <p xml:id="ID_822"> In jene abgelegene Herberge, in welcher ein Sclave seine Geliebte Tro-<lb/>
phine ermordet hatte, kam mittlerweile der hyrkanische Hund des Nhodanes<lb/>
und fand hier die Leichname des unglücklichen Mädchens und des Sclaven.<lb/>
Er fraß den Leichnam des Sclaven vollständig und dann zum Theil den des<lb/>
Mädchens. Da kam an diesen Ort der Vater der Simonis. Als er den Hund<lb/>
des Nhodanes erkannte und den halbverzehrten Leichnam des Mädchens er¬<lb/>
blickte, da hielt er diesen für den Leichnam seiner Tochter, schlachtete den Hund<lb/>
zum Todtenopfer, begrub die Ueberreste des Mädchens, schrieb mit dem Blute<lb/>
des Thieres auf dem Grabhügel:</p><lb/>
          <quote> &#x201E;hier liegt die schöne Simonis begraben"</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_823"> und hing sich an einem Stricke auf.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_824"> An dieselbe Stelle kamen Nhodanes und Sorächos. Als diese den auf<lb/>
dem Grabe liegenden getödteten Hund und den Vater der Simonis erhängt<lb/>
und die Aufschrift sahen, da brachte sich zuerst Rhodanes eine Wunde bei und<lb/>
schrieb mit seinem eigenen Blute neben die Grabschrift der Simonis:</p><lb/>
          <quote> &#x201E;und Nhodanes der schone".</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_825" next="#ID_826"> Sodann erhängte sich Sorächos selbst an einem Stricke. Als Nhodcmcs im</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Gmizlwte» it. 1871. g?</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0217] ihnen andere Sclaven des Setapos, die unterdeß ihren Herrn ermordet gefun¬ den hatten, voller Zorn entgegen, ergriffen die Simonis und führten sie als Mörderin gefesselt zum Garmos. Sorächos überbrachte, Staub auf das Haupt gestreut und mit zerrissenem Gewände die Nachricht von solchem Unglück dem Nhodanes. Dieser wollte sich selbst todten, ward aber von Sorächos daran gehindert. — Als Garmos von Sakas die Nachricht, daß Rhodanes gefangen, und vom Goldschmidt den Brief, daß man Simonis habe, erhalten hatte, freute er sich, opferte, machte alles zur Hochzeit bereit, und ließ im ganzen Reiche ausrufen, man solle allenthalben alle Gefangenen freilassen. Da der Ausruf an das ganze Volk gerichtet war, wurde auch Simonis, die eben von den Sclaven des Setapos gefesselt gen Babylon geführt wurde, ihrer Ketten entledigt und freigelassen. — Garmos maß nach den Nachrichten vom Sakas und vom Goldschmidt diesen die Einholung des Nhodanes und der Simonis bei, er zürnte deßhalb dem Damas, dem dies nicht gelungen war, und ließ ihn hinrichten. Der Scharfrichter, dem Damas zur Hinrichtung übergeben wurde, war jener Prie¬ ster der Aphrodite, den Damas selbst einst vom Priester zum Scharfrichter gemacht hatte. — Jetzt erhielt Garmos von dem Goldschmidt die Nachricht, daß Simonis entflohen sei, und ließ nun den Goldschmidt hinrichten, und die Wächter, denen die vermeintliche Simonis entronnen war, sammt ihren Weibern und Kindern lebendig begraben. —- In jene abgelegene Herberge, in welcher ein Sclave seine Geliebte Tro- phine ermordet hatte, kam mittlerweile der hyrkanische Hund des Nhodanes und fand hier die Leichname des unglücklichen Mädchens und des Sclaven. Er fraß den Leichnam des Sclaven vollständig und dann zum Theil den des Mädchens. Da kam an diesen Ort der Vater der Simonis. Als er den Hund des Nhodanes erkannte und den halbverzehrten Leichnam des Mädchens er¬ blickte, da hielt er diesen für den Leichnam seiner Tochter, schlachtete den Hund zum Todtenopfer, begrub die Ueberreste des Mädchens, schrieb mit dem Blute des Thieres auf dem Grabhügel: „hier liegt die schöne Simonis begraben" und hing sich an einem Stricke auf. An dieselbe Stelle kamen Nhodanes und Sorächos. Als diese den auf dem Grabe liegenden getödteten Hund und den Vater der Simonis erhängt und die Aufschrift sahen, da brachte sich zuerst Rhodanes eine Wunde bei und schrieb mit seinem eigenen Blute neben die Grabschrift der Simonis: „und Nhodanes der schone". Sodann erhängte sich Sorächos selbst an einem Stricke. Als Nhodcmcs im Gmizlwte» it. 1871. g?

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/217
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/217>, abgerufen am 11.02.2025.