Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Überschwemmung zurückließ, -- Das Thal Velinus blühte fortan wieder Damit ist aber die Geschichte dieses Wasserfalles noch keineswegs, selbst Aber selbst der Ausweg des M. Curius Dentatus hielt nicht auf ewig Aber jetzt fingen die Bewohner des Nerathales mit Klagen an. Der Überschwemmung zurückließ, — Das Thal Velinus blühte fortan wieder Damit ist aber die Geschichte dieses Wasserfalles noch keineswegs, selbst Aber selbst der Ausweg des M. Curius Dentatus hielt nicht auf ewig Aber jetzt fingen die Bewohner des Nerathales mit Klagen an. Der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0184" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192485"/> <p xml:id="ID_708" prev="#ID_707"> Überschwemmung zurückließ, — Das Thal Velinus blühte fortan wieder<lb/> so auf, daß ihm der Ehrentitel „Tempe" beigelegt wurde. —</p><lb/> <p xml:id="ID_709"> Damit ist aber die Geschichte dieses Wasserfalles noch keineswegs, selbst<lb/> nicht in Bezug aus's Alterthum erschöpft. Tacitus berichtet uns, daß, als<lb/> zu Tiberius Zeiten der Tiber Rom überschwemmte, Atejus Capito und Lucius<lb/> Aruntius beauftragt wurden, eine Abhülfe dafür zu finden. Sie beantragten,<lb/> daß die Flüsse und See'n, durch welche der Tiber anwüchse, abgelenkt würden.<lb/> Dagegen widersetzten sich außer den Florentinern, die die Ablenkung der Chiana<lb/> in den Arno als ihr Verderben bezeichneten, auch die Bewohner von Rimini,<lb/> die dasselbe von der Nera (im Alterthum nar) behaupteten, sowie die Reati-<lb/> ner, welche erklärten, daß ihr Thal überschwemmt würde, wenn man den<lb/> Velinus bei seinem Einfluß in den nar verstopfte. Auf den Rath des Piso<lb/> wurde denn auch dieser Plan aufgegeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_710"> Aber selbst der Ausweg des M. Curius Dentatus hielt nicht auf ewig<lb/> vor. Im Flußbett des Velinus befanden sich zahlreiche Höhlen, die sich all-<lb/> mälig durch Niederschlag ausfüllten, so daß um's Jahr 1400 eine neue große<lb/> Überschwemmung des Velino eintrat. Die Nietiner legten daher einen neuen<lb/> Kanal an, geriethen aber dadurch mit den Ternianern in Conflict, weil sie<lb/> sich nicht vorher mit denselben darüber vereinigt hatten, und diesen doch der<lb/> Bezirk der Marmore gehörte. Der Condottiere Brannio Fortebraccio führte<lb/> deßhalb in Auftrag der Ternianer einen neuen Kanal aus, den er durch einen<lb/> Wachtthurm von dem berühmten Ingenieur Aristoteles von Bologna befesti¬<lb/> gen ließ. Als aber bald darauf in Rom eine neue Überschwemmung eintrat,<lb/> so maß man die Schuld dem Brannio bei, der sich durch den verstärkten Zu¬<lb/> fluß zum Tiber an Rom hätte rächen wollen, von wo er kurz vorher ver¬<lb/> trieben worden. — Aber auch dem Velinothal selbst half der Kanal nicht viel,<lb/> indem bald darauf dasselbe von einer neuen Überschwemmung heimgesucht<lb/> wurde. Der Papst Paul III. beauftragte deßhalb den Architekten Antonio<lb/> ti San Gallo mit der Renovirung des Canals, der aber während der Arbeit<lb/> im Jahre 1546 starb. — Trotz dreier Emissäre, die dem Thale gegeben wor¬<lb/> den, blieb es sumpfig. Clemens VIII. nahm auf die Bitten der Reatiner<lb/> hin die Vertiefung des Canals von Dentatus in die Hand, und ließ sich<lb/> dafür von denselben jährlich ein halbes Pfund Gold für den Bau des S. Pe¬<lb/> ter bezahlen. Der Architekt Fontana führte zwei Wasserleitungen auf Bö¬<lb/> gen davon ab, in die Acqua Paolina und Clementina; aber bald darauf trat<lb/> eine neue Überschwemmung in Rom ein, wenn auch nicht von dorther.<lb/> Dagegen dienten die Wasserleitungsbögen den neapolitanischen Briganten zum<lb/> Uebertritt in römisches Gebiet, so daß eine Schutzmauer gegen dieselben er¬<lb/> richtet werden mußte.</p><lb/> <p xml:id="ID_711" next="#ID_712"> Aber jetzt fingen die Bewohner des Nerathales mit Klagen an. Der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0184]
Überschwemmung zurückließ, — Das Thal Velinus blühte fortan wieder
so auf, daß ihm der Ehrentitel „Tempe" beigelegt wurde. —
Damit ist aber die Geschichte dieses Wasserfalles noch keineswegs, selbst
nicht in Bezug aus's Alterthum erschöpft. Tacitus berichtet uns, daß, als
zu Tiberius Zeiten der Tiber Rom überschwemmte, Atejus Capito und Lucius
Aruntius beauftragt wurden, eine Abhülfe dafür zu finden. Sie beantragten,
daß die Flüsse und See'n, durch welche der Tiber anwüchse, abgelenkt würden.
Dagegen widersetzten sich außer den Florentinern, die die Ablenkung der Chiana
in den Arno als ihr Verderben bezeichneten, auch die Bewohner von Rimini,
die dasselbe von der Nera (im Alterthum nar) behaupteten, sowie die Reati-
ner, welche erklärten, daß ihr Thal überschwemmt würde, wenn man den
Velinus bei seinem Einfluß in den nar verstopfte. Auf den Rath des Piso
wurde denn auch dieser Plan aufgegeben.
Aber selbst der Ausweg des M. Curius Dentatus hielt nicht auf ewig
vor. Im Flußbett des Velinus befanden sich zahlreiche Höhlen, die sich all-
mälig durch Niederschlag ausfüllten, so daß um's Jahr 1400 eine neue große
Überschwemmung des Velino eintrat. Die Nietiner legten daher einen neuen
Kanal an, geriethen aber dadurch mit den Ternianern in Conflict, weil sie
sich nicht vorher mit denselben darüber vereinigt hatten, und diesen doch der
Bezirk der Marmore gehörte. Der Condottiere Brannio Fortebraccio führte
deßhalb in Auftrag der Ternianer einen neuen Kanal aus, den er durch einen
Wachtthurm von dem berühmten Ingenieur Aristoteles von Bologna befesti¬
gen ließ. Als aber bald darauf in Rom eine neue Überschwemmung eintrat,
so maß man die Schuld dem Brannio bei, der sich durch den verstärkten Zu¬
fluß zum Tiber an Rom hätte rächen wollen, von wo er kurz vorher ver¬
trieben worden. — Aber auch dem Velinothal selbst half der Kanal nicht viel,
indem bald darauf dasselbe von einer neuen Überschwemmung heimgesucht
wurde. Der Papst Paul III. beauftragte deßhalb den Architekten Antonio
ti San Gallo mit der Renovirung des Canals, der aber während der Arbeit
im Jahre 1546 starb. — Trotz dreier Emissäre, die dem Thale gegeben wor¬
den, blieb es sumpfig. Clemens VIII. nahm auf die Bitten der Reatiner
hin die Vertiefung des Canals von Dentatus in die Hand, und ließ sich
dafür von denselben jährlich ein halbes Pfund Gold für den Bau des S. Pe¬
ter bezahlen. Der Architekt Fontana führte zwei Wasserleitungen auf Bö¬
gen davon ab, in die Acqua Paolina und Clementina; aber bald darauf trat
eine neue Überschwemmung in Rom ein, wenn auch nicht von dorther.
Dagegen dienten die Wasserleitungsbögen den neapolitanischen Briganten zum
Uebertritt in römisches Gebiet, so daß eine Schutzmauer gegen dieselben er¬
richtet werden mußte.
Aber jetzt fingen die Bewohner des Nerathales mit Klagen an. Der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |