Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.nommene Gesichtspunkt dieser Einheit fast in jedem Kapitel seiner Wirth¬ Fröbel hat die allgemeine Wirthschaftslehre in 16 Kapiteln dargestellt. Im zweiten Kapitel wird das Vermögen als Inbegriff der menschlichen Im vierten Kapitel wird der Werthbegriff aufgestellt. Fröbel bestimmt nommene Gesichtspunkt dieser Einheit fast in jedem Kapitel seiner Wirth¬ Fröbel hat die allgemeine Wirthschaftslehre in 16 Kapiteln dargestellt. Im zweiten Kapitel wird das Vermögen als Inbegriff der menschlichen Im vierten Kapitel wird der Werthbegriff aufgestellt. Fröbel bestimmt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0118" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192418"/> <p xml:id="ID_455" prev="#ID_454"> nommene Gesichtspunkt dieser Einheit fast in jedem Kapitel seiner Wirth¬<lb/> schaftslehre fruchtbar und überzeugend.</p><lb/> <p xml:id="ID_456"> Fröbel hat die allgemeine Wirthschaftslehre in 16 Kapiteln dargestellt.<lb/> In dem ersten Kapitel wird die Wirthschaft als Vermögensbildung erklärt.<lb/> Wenn das Thier innerhalb der Schranken seiner natürlichen Vermögensaus¬<lb/> stattung beharrt, so steigert der Mensch immerfort sein Vermögen durch Neu¬<lb/> bildung. Dies ist der Begriff der Wirthschaft als eines die Menschheit unter¬<lb/> scheidenden Grundzuges. Gleich hier bei diesem ersten grundlegenden Begriff<lb/> tritt der Gedanke des unendlichen Werthes bestimmend hinzu. Denn welcher<lb/> Mensch würde seiner Wirthschaft nicht bald Grenzen setzen, wenn sein Antheil<lb/> an der Vermögensbildung nur ihm zu Gute käme, oder auch nur seinen<lb/> nächsten Angehörigen, wenn er anders deren hat? Die Idee der solidarischen<lb/> Menschheit tritt hier in das Bewußtsein, wenn auch für die Mehrzahl der<lb/> wirthschaftenden Menschen noch verhüllt. Der gewöhnliche Mensch hört nicht<lb/> auf zu wirthschaften, weil er glaubt, er könne das noch zu Erwerbende zur<lb/> Befriedigung eines ungeahnten Wunsches brauchen; oder weil er sich über¬<lb/> haupt nicht von seinem Dasein und der dazu gehörenden wirthschaftlichen<lb/> Thätigkeit in der Vorstellung ernstlich trennen kann; oder weil ihm schmei¬<lb/> chelt, als reicher Mann zu sterben; oder weil er wirklich Angehörige hat, die<lb/> er glücklich zu machen wünscht. Hinter dem Allen liegt aber der Trieb über<lb/> das eigene Dasein hinaus, der unendliche Trieb der Menschheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_457"> Im zweiten Kapitel wird das Vermögen als Inbegriff der menschlichen<lb/> Machtmittel erklärt. Im dritten Kapitel werden die Bedingungen des Ver¬<lb/> mögens aufgesucht und die Bestandtheile desselben entwickelt. Die Letzteren<lb/> sind dreierlei: individuelle Anlagen und Fertigkeiten; natürliche oder ver¬<lb/> arbeitete Erzeugnisse der äußeren Natur; sociale Anlagen und Gebilde.</p><lb/> <p xml:id="ID_458" next="#ID_459"> Im vierten Kapitel wird der Werthbegriff aufgestellt. Fröbel bestimmt<lb/> diesen Begriff als Inhalt des Vermögens. Deutlicher wäre wohl gewesen,<lb/> wenn der Werth als die Einheit des Vermögens erklärt worden wäre. Wohl¬<lb/> gemerkt nicht als die formal zusammenfassende Einheit bloß, sondern als die¬<lb/> jenige Einheit, in welche die verschiedenen Vermögensbestandtheile sich ideell<lb/> auflösen und durch welche sie unter einander vergleichbar werden. Es ist der<lb/> Werthbegriff, welcher bewirkt, daß die qualitative Verschiedenheit der Ver¬<lb/> mögensbestandtheile auf einen quantitativen Unterschied reducirbar wird. Im<lb/> fünften Kapitel wird die Lehre vom Geld behandelt. Das Geld ist nichts<lb/> anderes als die Darstellung des Werthes, d. i. der verwirklichten Einheit des<lb/> Vermögens. Darum begründet das Geld die Solidarität der Menschheit,<lb/> weil es die Einheit nicht nur des individuellen, sondern des gesellschaftlichen<lb/> Vermögens verwirklicht. Das Geld ist, und auf diesen Punkt in Fröbel's<lb/> Darstellung machen wir besonders aufmerksam, seiner wahren Bedeutung nach</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0118]
nommene Gesichtspunkt dieser Einheit fast in jedem Kapitel seiner Wirth¬
schaftslehre fruchtbar und überzeugend.
Fröbel hat die allgemeine Wirthschaftslehre in 16 Kapiteln dargestellt.
In dem ersten Kapitel wird die Wirthschaft als Vermögensbildung erklärt.
Wenn das Thier innerhalb der Schranken seiner natürlichen Vermögensaus¬
stattung beharrt, so steigert der Mensch immerfort sein Vermögen durch Neu¬
bildung. Dies ist der Begriff der Wirthschaft als eines die Menschheit unter¬
scheidenden Grundzuges. Gleich hier bei diesem ersten grundlegenden Begriff
tritt der Gedanke des unendlichen Werthes bestimmend hinzu. Denn welcher
Mensch würde seiner Wirthschaft nicht bald Grenzen setzen, wenn sein Antheil
an der Vermögensbildung nur ihm zu Gute käme, oder auch nur seinen
nächsten Angehörigen, wenn er anders deren hat? Die Idee der solidarischen
Menschheit tritt hier in das Bewußtsein, wenn auch für die Mehrzahl der
wirthschaftenden Menschen noch verhüllt. Der gewöhnliche Mensch hört nicht
auf zu wirthschaften, weil er glaubt, er könne das noch zu Erwerbende zur
Befriedigung eines ungeahnten Wunsches brauchen; oder weil er sich über¬
haupt nicht von seinem Dasein und der dazu gehörenden wirthschaftlichen
Thätigkeit in der Vorstellung ernstlich trennen kann; oder weil ihm schmei¬
chelt, als reicher Mann zu sterben; oder weil er wirklich Angehörige hat, die
er glücklich zu machen wünscht. Hinter dem Allen liegt aber der Trieb über
das eigene Dasein hinaus, der unendliche Trieb der Menschheit.
Im zweiten Kapitel wird das Vermögen als Inbegriff der menschlichen
Machtmittel erklärt. Im dritten Kapitel werden die Bedingungen des Ver¬
mögens aufgesucht und die Bestandtheile desselben entwickelt. Die Letzteren
sind dreierlei: individuelle Anlagen und Fertigkeiten; natürliche oder ver¬
arbeitete Erzeugnisse der äußeren Natur; sociale Anlagen und Gebilde.
Im vierten Kapitel wird der Werthbegriff aufgestellt. Fröbel bestimmt
diesen Begriff als Inhalt des Vermögens. Deutlicher wäre wohl gewesen,
wenn der Werth als die Einheit des Vermögens erklärt worden wäre. Wohl¬
gemerkt nicht als die formal zusammenfassende Einheit bloß, sondern als die¬
jenige Einheit, in welche die verschiedenen Vermögensbestandtheile sich ideell
auflösen und durch welche sie unter einander vergleichbar werden. Es ist der
Werthbegriff, welcher bewirkt, daß die qualitative Verschiedenheit der Ver¬
mögensbestandtheile auf einen quantitativen Unterschied reducirbar wird. Im
fünften Kapitel wird die Lehre vom Geld behandelt. Das Geld ist nichts
anderes als die Darstellung des Werthes, d. i. der verwirklichten Einheit des
Vermögens. Darum begründet das Geld die Solidarität der Menschheit,
weil es die Einheit nicht nur des individuellen, sondern des gesellschaftlichen
Vermögens verwirklicht. Das Geld ist, und auf diesen Punkt in Fröbel's
Darstellung machen wir besonders aufmerksam, seiner wahren Bedeutung nach
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