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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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dem Eingang gegenüber sich in eine Tribüne verengert. In dieser Tribüne
wurden die 7 Prachtsärge, der eine aus Marmor, die übrigen aus Travertin,
gefunden, welche jetzt in der Villa Baglioni stehen. In den 4 Seiten¬
kammern zunächst der Tribüne sind Todtenbetten in den Fels bartartig ein¬
gehauen. Das innere Portal des Eingangs, so wie das Portal der Tri¬
büne sind mit allerlei Symbolen, Sonnendiscus :c. in schönem Relief geschmückt.
Das Dach dieses unterirdischen Grabes ist, wie meist bei etruskischen Gräbern,
als Imitation eines hölzernen Dachstuhles behandelt; eine Praxis, die in
ihrer primitiven Naivetät an die gleichfalls directen Nachahmungen der Holz-
construction an den Grabfassaden Lykiens erinnert. -- An den eben genann¬
ten Aschenkisten selber ist der untere Theil, worin die Gebeine ruhten, als
viereckiger Opferaltar mit angehängten Weihbecken, Stierschädeln und Opfer¬
gewinden behandelt, während der Deckel bei den meisten als Ruhebett mit
der halb lieg enden Figur des Verstorbenen dargestellt ist. Bei dem einen
sieht man auch noch die Balkenköpfe des Scheiterhaufens darunter, wäh¬
rend ein anderer Deckel als Thronsessel mit der aufrecht sitzenden Figur
des Verstorbenen charakterisirt ist. Alle diese Modifikationen sind Fingerzeige,
wie eng die Motive des Altars, der Bahre, des Standbildes in Hin¬
sicht auf die Idee des Grabmonuments im Allgemeinen schließlich zu¬
sammenhängen. -- Von einem kegelförmigen Tumulus (Grabhügel), der
meist den etruskischen, sowie auch den lydischen und altgriechischen
Familiengräbern eigen ist, hat man über dem Grabe der Volumnier keine
Spur entdecken können.

Außer diesem Grabe sind von etrurischen Bauten noch Theile der Stadt¬
mauer, sowie das im höchsten Grad malerische Thor, das jetzt den Namen
g>reo 6<z1Ja, via veecliig, führt, erhalten. Denn ohne Zweifel stammt die An¬
lage und der untere Theil desselben wenigstens noch aus etrurischer Zeit.
Dasselbe schließt den alten Stadttheil, der sich auf der Höhe des Berges be¬
findet, gegen die neueren tiefer gelegenen ab, und macht, gemeinsam mit
mehreren stattlichen Palästen der^ Srimani, einen der malerischsten Plätze
aus. Das Thor besteht aus einem mächtigen Bogen, über dem sich ein
dorisches Gebälk, sowie die Inschrift ^.uZustÄ I>erusig, befindet, während
zwei colossale viereckige Thürme dasselbe flankiren. Diese Thürme, sowie das
Mittelstück wurden später noch erhöht und auf einem derselben erhebt sich,
wie ein Schwalbennest, ein zierliches Haus mit luftiger Loggia aus dem töten
Jahrhundert. Die Inschrift ^uZusta Vörusis, ist von Augustus angebracht
worden, der die Stadt zu einer römischen Colonie machte und von Grund
aus wieder aufbaute, nachdem dieselbe nach siebenjähriger Belagerung sich ihm
hatte ergeben müssen und von einem fanatischen Bürger, Cajus Cestius, in
Brand gesteckt worden war. Nur ein Tempel des Vulkan (sonderbare Ironie


dem Eingang gegenüber sich in eine Tribüne verengert. In dieser Tribüne
wurden die 7 Prachtsärge, der eine aus Marmor, die übrigen aus Travertin,
gefunden, welche jetzt in der Villa Baglioni stehen. In den 4 Seiten¬
kammern zunächst der Tribüne sind Todtenbetten in den Fels bartartig ein¬
gehauen. Das innere Portal des Eingangs, so wie das Portal der Tri¬
büne sind mit allerlei Symbolen, Sonnendiscus :c. in schönem Relief geschmückt.
Das Dach dieses unterirdischen Grabes ist, wie meist bei etruskischen Gräbern,
als Imitation eines hölzernen Dachstuhles behandelt; eine Praxis, die in
ihrer primitiven Naivetät an die gleichfalls directen Nachahmungen der Holz-
construction an den Grabfassaden Lykiens erinnert. — An den eben genann¬
ten Aschenkisten selber ist der untere Theil, worin die Gebeine ruhten, als
viereckiger Opferaltar mit angehängten Weihbecken, Stierschädeln und Opfer¬
gewinden behandelt, während der Deckel bei den meisten als Ruhebett mit
der halb lieg enden Figur des Verstorbenen dargestellt ist. Bei dem einen
sieht man auch noch die Balkenköpfe des Scheiterhaufens darunter, wäh¬
rend ein anderer Deckel als Thronsessel mit der aufrecht sitzenden Figur
des Verstorbenen charakterisirt ist. Alle diese Modifikationen sind Fingerzeige,
wie eng die Motive des Altars, der Bahre, des Standbildes in Hin¬
sicht auf die Idee des Grabmonuments im Allgemeinen schließlich zu¬
sammenhängen. — Von einem kegelförmigen Tumulus (Grabhügel), der
meist den etruskischen, sowie auch den lydischen und altgriechischen
Familiengräbern eigen ist, hat man über dem Grabe der Volumnier keine
Spur entdecken können.

Außer diesem Grabe sind von etrurischen Bauten noch Theile der Stadt¬
mauer, sowie das im höchsten Grad malerische Thor, das jetzt den Namen
g>reo 6<z1Ja, via veecliig, führt, erhalten. Denn ohne Zweifel stammt die An¬
lage und der untere Theil desselben wenigstens noch aus etrurischer Zeit.
Dasselbe schließt den alten Stadttheil, der sich auf der Höhe des Berges be¬
findet, gegen die neueren tiefer gelegenen ab, und macht, gemeinsam mit
mehreren stattlichen Palästen der^ Srimani, einen der malerischsten Plätze
aus. Das Thor besteht aus einem mächtigen Bogen, über dem sich ein
dorisches Gebälk, sowie die Inschrift ^.uZustÄ I>erusig, befindet, während
zwei colossale viereckige Thürme dasselbe flankiren. Diese Thürme, sowie das
Mittelstück wurden später noch erhöht und auf einem derselben erhebt sich,
wie ein Schwalbennest, ein zierliches Haus mit luftiger Loggia aus dem töten
Jahrhundert. Die Inschrift ^uZusta Vörusis, ist von Augustus angebracht
worden, der die Stadt zu einer römischen Colonie machte und von Grund
aus wieder aufbaute, nachdem dieselbe nach siebenjähriger Belagerung sich ihm
hatte ergeben müssen und von einem fanatischen Bürger, Cajus Cestius, in
Brand gesteckt worden war. Nur ein Tempel des Vulkan (sonderbare Ironie


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/62>, abgerufen am 24.07.2024.