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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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eignen in ein Petschaft zu vereinigen wäre. Ich bin zwar Mitglied von Ge¬
sellschaften, von denen ich mich nicht öffentlich schreiben mögte, allein bey die¬
ser Gesellschaft wünschte ich es insbesondere thun zu dürfen. Wenn das In¬
stitut auch ferner so fortgeht, daß nichts gedruckt, sondern Alles geschrieben
wird, so müssen die Schriften der Gesellschaft sich allzeit wenigstens gegen
anderer Gesellschaften Schriften, die einmal gedruckt sind, verhalten, wie der
Werth einer geschriebenen Zeitung zu einer gedruckten. Also die Allervortheil->
hafteste Disproportion von der Welt. Nicht zu gedenken, daß diese Manu¬
skripte so gut wie andere, die man in Bibliotheken aufbewahrt, zu einem un¬
endlichen Werthe aufgespeichert werden, zumal wenn so gutes Papier dazu
genommen werden sollte, daß man sich dessen zu Bekleidung der Bücher so
gut wie Pergament bedienen könnte. Nicht zu gedenken, was für herrliche
Varianten und Andres I-oetivnum durch das viele Abschreiben entstehen mü߬
ten. Ich erkenne daher die Erlaubniß, durch meine geringe Arbeiten etwas
hierzu beitragen zu dürfen, mit dem unterthänigsten Danke an und werde
mich bemühen, in der Folge dieses unverdienten Zutrauens mich immer wür¬
diger zu machen.

Der erste Beitrag Mercks war jedenfalls die Mitbearbeitung der Preis¬
frage, wie "eine unoccupirte Gesellschaft für Langeweile zu verwahren sei." Aus
der Inhaltsübersicht ergiebt sich, daß er in keinem der abschriftlichen Jour¬
nale steht. Wir haben ihn erst wieder aufgefunden und in ^. 3 dem II.
Stücke zugetheilt, obwohl die später zu Setzende Einlieferung der Arbeit dies
nicht zuläßt, da das zweite Stück bereits gegen Ende August erschien. Für
das fehlende XVlI. Stück paßt sie schwerlich der Zeit nach, da Merck wohl
nicht erst im Jahre 1782 seine Thätigkeit begann. Ueberhaupt walten noch
Zweifel, ob Einsiedel die Arbeit in den Cours setzte, er strich wenigstens eine
bedenkliche, gegen den Anstand verstoßende Stelle. Fräulein v. Goechhausen
schrieb aber Merck's Arbeit ab und auch diese Abschrift fand sich im Nach¬
laß der Herzogin Amalia. Ebenso findet sich Herder's Gedicht "Du kannst
nicht mahlen." welches jedenfalls für das Journal berechnet war, in keinem
der Exemplare.*) Auch nach anderer Seite hin war in weitern Kreisen die
Gründung der Tiefurter Gesellschaft bekannt. Einsiedel's Bruder unterzog
von Freiberg aus im Herbst 1781 das Treiben der Gesellschaft in einem
Briefe an Frau v. Herder**) einer scharfen Kritik, indem er auf die Frage
des Journals "Was wirkt am meisten, Malerei oder Musik" zurückkam: Ich
wüßte außer dem Nonsens der Frage nichts zu sagen, schrieb er; es thut
dieses der Tiefurter gelehrten Gesellschaft gar keinen Eintrag, denn Fragen




") Wir haben es in A. 3 an den Schluß gestellt.- Es ist betitelt "Entscheidung zweier
Preisfragen des T. I. Original Herders."
") Dünher v. u. a. Herder.

eignen in ein Petschaft zu vereinigen wäre. Ich bin zwar Mitglied von Ge¬
sellschaften, von denen ich mich nicht öffentlich schreiben mögte, allein bey die¬
ser Gesellschaft wünschte ich es insbesondere thun zu dürfen. Wenn das In¬
stitut auch ferner so fortgeht, daß nichts gedruckt, sondern Alles geschrieben
wird, so müssen die Schriften der Gesellschaft sich allzeit wenigstens gegen
anderer Gesellschaften Schriften, die einmal gedruckt sind, verhalten, wie der
Werth einer geschriebenen Zeitung zu einer gedruckten. Also die Allervortheil->
hafteste Disproportion von der Welt. Nicht zu gedenken, daß diese Manu¬
skripte so gut wie andere, die man in Bibliotheken aufbewahrt, zu einem un¬
endlichen Werthe aufgespeichert werden, zumal wenn so gutes Papier dazu
genommen werden sollte, daß man sich dessen zu Bekleidung der Bücher so
gut wie Pergament bedienen könnte. Nicht zu gedenken, was für herrliche
Varianten und Andres I-oetivnum durch das viele Abschreiben entstehen mü߬
ten. Ich erkenne daher die Erlaubniß, durch meine geringe Arbeiten etwas
hierzu beitragen zu dürfen, mit dem unterthänigsten Danke an und werde
mich bemühen, in der Folge dieses unverdienten Zutrauens mich immer wür¬
diger zu machen.

Der erste Beitrag Mercks war jedenfalls die Mitbearbeitung der Preis¬
frage, wie „eine unoccupirte Gesellschaft für Langeweile zu verwahren sei." Aus
der Inhaltsübersicht ergiebt sich, daß er in keinem der abschriftlichen Jour¬
nale steht. Wir haben ihn erst wieder aufgefunden und in ^. 3 dem II.
Stücke zugetheilt, obwohl die später zu Setzende Einlieferung der Arbeit dies
nicht zuläßt, da das zweite Stück bereits gegen Ende August erschien. Für
das fehlende XVlI. Stück paßt sie schwerlich der Zeit nach, da Merck wohl
nicht erst im Jahre 1782 seine Thätigkeit begann. Ueberhaupt walten noch
Zweifel, ob Einsiedel die Arbeit in den Cours setzte, er strich wenigstens eine
bedenkliche, gegen den Anstand verstoßende Stelle. Fräulein v. Goechhausen
schrieb aber Merck's Arbeit ab und auch diese Abschrift fand sich im Nach¬
laß der Herzogin Amalia. Ebenso findet sich Herder's Gedicht „Du kannst
nicht mahlen." welches jedenfalls für das Journal berechnet war, in keinem
der Exemplare.*) Auch nach anderer Seite hin war in weitern Kreisen die
Gründung der Tiefurter Gesellschaft bekannt. Einsiedel's Bruder unterzog
von Freiberg aus im Herbst 1781 das Treiben der Gesellschaft in einem
Briefe an Frau v. Herder**) einer scharfen Kritik, indem er auf die Frage
des Journals „Was wirkt am meisten, Malerei oder Musik" zurückkam: Ich
wüßte außer dem Nonsens der Frage nichts zu sagen, schrieb er; es thut
dieses der Tiefurter gelehrten Gesellschaft gar keinen Eintrag, denn Fragen




") Wir haben es in A. 3 an den Schluß gestellt.- Es ist betitelt „Entscheidung zweier
Preisfragen des T. I. Original Herders."
") Dünher v. u. a. Herder.
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[0294] eignen in ein Petschaft zu vereinigen wäre. Ich bin zwar Mitglied von Ge¬ sellschaften, von denen ich mich nicht öffentlich schreiben mögte, allein bey die¬ ser Gesellschaft wünschte ich es insbesondere thun zu dürfen. Wenn das In¬ stitut auch ferner so fortgeht, daß nichts gedruckt, sondern Alles geschrieben wird, so müssen die Schriften der Gesellschaft sich allzeit wenigstens gegen anderer Gesellschaften Schriften, die einmal gedruckt sind, verhalten, wie der Werth einer geschriebenen Zeitung zu einer gedruckten. Also die Allervortheil-> hafteste Disproportion von der Welt. Nicht zu gedenken, daß diese Manu¬ skripte so gut wie andere, die man in Bibliotheken aufbewahrt, zu einem un¬ endlichen Werthe aufgespeichert werden, zumal wenn so gutes Papier dazu genommen werden sollte, daß man sich dessen zu Bekleidung der Bücher so gut wie Pergament bedienen könnte. Nicht zu gedenken, was für herrliche Varianten und Andres I-oetivnum durch das viele Abschreiben entstehen mü߬ ten. Ich erkenne daher die Erlaubniß, durch meine geringe Arbeiten etwas hierzu beitragen zu dürfen, mit dem unterthänigsten Danke an und werde mich bemühen, in der Folge dieses unverdienten Zutrauens mich immer wür¬ diger zu machen. Der erste Beitrag Mercks war jedenfalls die Mitbearbeitung der Preis¬ frage, wie „eine unoccupirte Gesellschaft für Langeweile zu verwahren sei." Aus der Inhaltsübersicht ergiebt sich, daß er in keinem der abschriftlichen Jour¬ nale steht. Wir haben ihn erst wieder aufgefunden und in ^. 3 dem II. Stücke zugetheilt, obwohl die später zu Setzende Einlieferung der Arbeit dies nicht zuläßt, da das zweite Stück bereits gegen Ende August erschien. Für das fehlende XVlI. Stück paßt sie schwerlich der Zeit nach, da Merck wohl nicht erst im Jahre 1782 seine Thätigkeit begann. Ueberhaupt walten noch Zweifel, ob Einsiedel die Arbeit in den Cours setzte, er strich wenigstens eine bedenkliche, gegen den Anstand verstoßende Stelle. Fräulein v. Goechhausen schrieb aber Merck's Arbeit ab und auch diese Abschrift fand sich im Nach¬ laß der Herzogin Amalia. Ebenso findet sich Herder's Gedicht „Du kannst nicht mahlen." welches jedenfalls für das Journal berechnet war, in keinem der Exemplare.*) Auch nach anderer Seite hin war in weitern Kreisen die Gründung der Tiefurter Gesellschaft bekannt. Einsiedel's Bruder unterzog von Freiberg aus im Herbst 1781 das Treiben der Gesellschaft in einem Briefe an Frau v. Herder**) einer scharfen Kritik, indem er auf die Frage des Journals „Was wirkt am meisten, Malerei oder Musik" zurückkam: Ich wüßte außer dem Nonsens der Frage nichts zu sagen, schrieb er; es thut dieses der Tiefurter gelehrten Gesellschaft gar keinen Eintrag, denn Fragen ") Wir haben es in A. 3 an den Schluß gestellt.- Es ist betitelt „Entscheidung zweier Preisfragen des T. I. Original Herders." ") Dünher v. u. a. Herder.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/294>, abgerufen am 25.07.2024.