Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Krieg raubt einem Lande nicht allein Alle, die im Felde fallen, oder ge¬
fangen weggeführt werden, er wirkt auch verheerend und entvölkernd durch
Krankheiten, und deßhalb ist ein so großer Verlust an Menschen vorhanden.
Nicht daß in großen Schlachten immerdar viele Todte sind, denn in der Regel
wird von sieben Mann nur einer verwundet und von fünfundzwanzig Mann
einer getödtet. So war es bei Ligny und bei Belle Alliance.

In den 41 Monaten des französisch-spanischen Krieges starben 24,930
englische Soldaten an Krankheit und nur 8999 wurden auf den Schlachtfel¬
dern getödtet oder starben in Folge von Verwundungen. Im ganzen Kriege
starben

an Krankheit: > im Kampf:
Gemeine 42 Procent 11.4 Procent,
Offiziere 6.6 - 3.7

In den einzelnen großen Schlachten war der Verlust nach amtlichen Berichten

der britischen Truppen:

Todte. Verwundete.
Waterloo 1771 6892
Salamanca 388 2714
Victoria 501 2807
Talavera 670 3406
Trafalgar 449 1211
Kopenhagen 234 689.

Nach einer Berechnung des Sir Richard Hennegat. Chef des Trains der
vereinigten Armeen unter Wellington, wurden in der Schlacht von Victoria
3,673,000 Musketenschüsfe von den Engländern gegen den Feind abgefeuert,
von welchen 8000 Mann getödtet oder verwundet wurden, so daß auf 439
Schüsse nur ein Opfer kam, welche'Zahl aber eigentlich noch zu hoch ist, da
ein Theil der Tödtungen und Verwundungen den Kanonen anheimfiel, von
welchen 90 Stück durchschnittlich jedes 73 Schüsse feuerten.

Friedrich der Große schätzt in seiner Geschichte des siebenjährigen
Krieges den erlittenen Verlust aller kriegführenden Mächte auf 853,000 Todte
und zwar 180,000 Preußen, 140,000 Oestreicher, 120,000 Russen, 200,000
Franzosen, 160,000 Engländer und Alliirte, 28,000 deutsche Reichstruppen
und 20,000 Schweden.

Der orientalische Krieg von 1853 -- 56 raffte 500.000 Menschen weg.
davon im Kampfe oder in Folge von Wunden 177,000, an Krankheiten
334,000, worunter Russen 256,000, Türken 98,000, Franzosen 107,000, Eng¬
länder 45,000, Italiener 2600 und Griechen 2500 Mann. Der Krieg im
Kaukasus von 1829 -- 60 kostete 330,000; der indobritische 196,000; der
russisch-türkische 1828--29: 193,000; der polnische Jnsurreetionskrieg 190,000;
de< spanische Bürgerkrieg 172,000; der griechische Befreiungskrieg 148.000.


Der Krieg raubt einem Lande nicht allein Alle, die im Felde fallen, oder ge¬
fangen weggeführt werden, er wirkt auch verheerend und entvölkernd durch
Krankheiten, und deßhalb ist ein so großer Verlust an Menschen vorhanden.
Nicht daß in großen Schlachten immerdar viele Todte sind, denn in der Regel
wird von sieben Mann nur einer verwundet und von fünfundzwanzig Mann
einer getödtet. So war es bei Ligny und bei Belle Alliance.

In den 41 Monaten des französisch-spanischen Krieges starben 24,930
englische Soldaten an Krankheit und nur 8999 wurden auf den Schlachtfel¬
dern getödtet oder starben in Folge von Verwundungen. Im ganzen Kriege
starben

an Krankheit: > im Kampf:
Gemeine 42 Procent 11.4 Procent,
Offiziere 6.6 - 3.7

In den einzelnen großen Schlachten war der Verlust nach amtlichen Berichten

der britischen Truppen:

Todte. Verwundete.
Waterloo 1771 6892
Salamanca 388 2714
Victoria 501 2807
Talavera 670 3406
Trafalgar 449 1211
Kopenhagen 234 689.

Nach einer Berechnung des Sir Richard Hennegat. Chef des Trains der
vereinigten Armeen unter Wellington, wurden in der Schlacht von Victoria
3,673,000 Musketenschüsfe von den Engländern gegen den Feind abgefeuert,
von welchen 8000 Mann getödtet oder verwundet wurden, so daß auf 439
Schüsse nur ein Opfer kam, welche'Zahl aber eigentlich noch zu hoch ist, da
ein Theil der Tödtungen und Verwundungen den Kanonen anheimfiel, von
welchen 90 Stück durchschnittlich jedes 73 Schüsse feuerten.

Friedrich der Große schätzt in seiner Geschichte des siebenjährigen
Krieges den erlittenen Verlust aller kriegführenden Mächte auf 853,000 Todte
und zwar 180,000 Preußen, 140,000 Oestreicher, 120,000 Russen, 200,000
Franzosen, 160,000 Engländer und Alliirte, 28,000 deutsche Reichstruppen
und 20,000 Schweden.

Der orientalische Krieg von 1853 — 56 raffte 500.000 Menschen weg.
davon im Kampfe oder in Folge von Wunden 177,000, an Krankheiten
334,000, worunter Russen 256,000, Türken 98,000, Franzosen 107,000, Eng¬
länder 45,000, Italiener 2600 und Griechen 2500 Mann. Der Krieg im
Kaukasus von 1829 — 60 kostete 330,000; der indobritische 196,000; der
russisch-türkische 1828—29: 193,000; der polnische Jnsurreetionskrieg 190,000;
de< spanische Bürgerkrieg 172,000; der griechische Befreiungskrieg 148.000.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126520"/>
          <p xml:id="ID_757"> Der Krieg raubt einem Lande nicht allein Alle, die im Felde fallen, oder ge¬<lb/>
fangen weggeführt werden, er wirkt auch verheerend und entvölkernd durch<lb/>
Krankheiten, und deßhalb ist ein so großer Verlust an Menschen vorhanden.<lb/>
Nicht daß in großen Schlachten immerdar viele Todte sind, denn in der Regel<lb/>
wird von sieben Mann nur einer verwundet und von fünfundzwanzig Mann<lb/>
einer getödtet.  So war es bei Ligny und bei Belle Alliance.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_758"> In den 41 Monaten des französisch-spanischen Krieges starben 24,930<lb/>
englische Soldaten an Krankheit und nur 8999 wurden auf den Schlachtfel¬<lb/>
dern getödtet oder starben in Folge von Verwundungen. Im ganzen Kriege<lb/>
starben</p><lb/>
          <list>
            <item> an Krankheit: &gt; im Kampf:</item>
            <item> Gemeine 42 Procent 11.4 Procent,</item>
            <item> Offiziere 6.6   - 3.7</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_759"> In den einzelnen großen Schlachten war der Verlust nach amtlichen Berichten</p><lb/>
          <p xml:id="ID_760"> der britischen Truppen:</p><lb/>
          <list>
            <item> Todte. Verwundete.</item>
            <item> Waterloo  1771 6892</item>
            <item> Salamanca 388 2714</item>
            <item> Victoria   501 2807</item>
            <item> Talavera   670 3406</item>
            <item> Trafalgar  449 1211</item>
            <item> Kopenhagen 234 689.</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_761"> Nach einer Berechnung des Sir Richard Hennegat. Chef des Trains der<lb/>
vereinigten Armeen unter Wellington, wurden in der Schlacht von Victoria<lb/>
3,673,000 Musketenschüsfe von den Engländern gegen den Feind abgefeuert,<lb/>
von welchen 8000 Mann getödtet oder verwundet wurden, so daß auf 439<lb/>
Schüsse nur ein Opfer kam, welche'Zahl aber eigentlich noch zu hoch ist, da<lb/>
ein Theil der Tödtungen und Verwundungen den Kanonen anheimfiel, von<lb/>
welchen 90 Stück durchschnittlich jedes 73 Schüsse feuerten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_762"> Friedrich der Große schätzt in seiner Geschichte des siebenjährigen<lb/>
Krieges den erlittenen Verlust aller kriegführenden Mächte auf 853,000 Todte<lb/>
und zwar 180,000 Preußen, 140,000 Oestreicher, 120,000 Russen, 200,000<lb/>
Franzosen, 160,000 Engländer und Alliirte, 28,000 deutsche Reichstruppen<lb/>
und 20,000 Schweden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_763" next="#ID_764"> Der orientalische Krieg von 1853 &#x2014; 56 raffte 500.000 Menschen weg.<lb/>
davon im Kampfe oder in Folge von Wunden 177,000, an Krankheiten<lb/>
334,000, worunter Russen 256,000, Türken 98,000, Franzosen 107,000, Eng¬<lb/>
länder 45,000, Italiener 2600 und Griechen 2500 Mann. Der Krieg im<lb/>
Kaukasus von 1829 &#x2014; 60 kostete 330,000; der indobritische 196,000; der<lb/>
russisch-türkische 1828&#x2014;29: 193,000; der polnische Jnsurreetionskrieg 190,000;<lb/>
de&lt; spanische Bürgerkrieg 172,000; der griechische Befreiungskrieg 148.000.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0244] Der Krieg raubt einem Lande nicht allein Alle, die im Felde fallen, oder ge¬ fangen weggeführt werden, er wirkt auch verheerend und entvölkernd durch Krankheiten, und deßhalb ist ein so großer Verlust an Menschen vorhanden. Nicht daß in großen Schlachten immerdar viele Todte sind, denn in der Regel wird von sieben Mann nur einer verwundet und von fünfundzwanzig Mann einer getödtet. So war es bei Ligny und bei Belle Alliance. In den 41 Monaten des französisch-spanischen Krieges starben 24,930 englische Soldaten an Krankheit und nur 8999 wurden auf den Schlachtfel¬ dern getödtet oder starben in Folge von Verwundungen. Im ganzen Kriege starben an Krankheit: > im Kampf: Gemeine 42 Procent 11.4 Procent, Offiziere 6.6 - 3.7 In den einzelnen großen Schlachten war der Verlust nach amtlichen Berichten der britischen Truppen: Todte. Verwundete. Waterloo 1771 6892 Salamanca 388 2714 Victoria 501 2807 Talavera 670 3406 Trafalgar 449 1211 Kopenhagen 234 689. Nach einer Berechnung des Sir Richard Hennegat. Chef des Trains der vereinigten Armeen unter Wellington, wurden in der Schlacht von Victoria 3,673,000 Musketenschüsfe von den Engländern gegen den Feind abgefeuert, von welchen 8000 Mann getödtet oder verwundet wurden, so daß auf 439 Schüsse nur ein Opfer kam, welche'Zahl aber eigentlich noch zu hoch ist, da ein Theil der Tödtungen und Verwundungen den Kanonen anheimfiel, von welchen 90 Stück durchschnittlich jedes 73 Schüsse feuerten. Friedrich der Große schätzt in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges den erlittenen Verlust aller kriegführenden Mächte auf 853,000 Todte und zwar 180,000 Preußen, 140,000 Oestreicher, 120,000 Russen, 200,000 Franzosen, 160,000 Engländer und Alliirte, 28,000 deutsche Reichstruppen und 20,000 Schweden. Der orientalische Krieg von 1853 — 56 raffte 500.000 Menschen weg. davon im Kampfe oder in Folge von Wunden 177,000, an Krankheiten 334,000, worunter Russen 256,000, Türken 98,000, Franzosen 107,000, Eng¬ länder 45,000, Italiener 2600 und Griechen 2500 Mann. Der Krieg im Kaukasus von 1829 — 60 kostete 330,000; der indobritische 196,000; der russisch-türkische 1828—29: 193,000; der polnische Jnsurreetionskrieg 190,000; de< spanische Bürgerkrieg 172,000; der griechische Befreiungskrieg 148.000.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/244
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/244>, abgerufen am 24.07.2024.