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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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den Apparat zu und, nachdem er ihn gestellt, richtete er laut die Frage an
ihn: "Im Namen der Götter meiner Väter frage ich, darf ich dich ver¬
kaufen?"

Bismarck holte tief Athem und blickte sich fast blind, um die Antwort
zu sehen. Er konnte zwar nichts gewahr werden, aber nach den Geberden
des Jndiers zu schließen, mußte es ein bestimmtes "Nein" gewesen sein.

Bebend vor Zorn und in noch üblerer Laune als vorher ging Bismarck
nach Hause.

Der Graf dachte nun jeden Tag an nichts anderes, als wie er den
Apparat sich verschaffen könnte, und deshalb ist es eben nicht zu verwundern,
daß er schon nach Verlauf kurzer Zeit einen Plan fertig hatte.

Er bewog einen seiner Freunde, einen Gutsbesitzer einige Meilen von
da, den englischen Lord zu einem großen abendlichen Feste einzuladen, und
benutzte die Abwesenheit des Lords und seines Dieners, sich Zugang zu dem
Zimmer des letzteren zu verschaffen, wo er dann ohne Weiteres dem Apparat,
nachdem er ihn gestellt, die Frage vorlegte: "Was soll ich thun, um dich zum
Eigenthum zu erhalten?"

Nachdem er einige Mühe gehabt hatte, sich die Schwingungen des Appa¬
rats über den Buchstaben zu deuten, las er ungefähr folgende Antwort
heraus:

"Leg' etwas falsches Geld in seine Schublade und drohe ihm mit einer
Anklage wegen Falschmünzerei, so wirst du ihn in deine Gewalt bekommen
und mich erhalten."

Bismarck eilte sofort weg, verschaffte sich durch seine Verbindungen einige
falsche Goldstücke und legte sie in die Schublade des Jndiers. Darauf ver¬
ließ er innerlichst vergnügt das geheimnißvolle Haus.

Der Graf ließ nun den Jndier durch seinen Kammerdiener als Falsch¬
münzer anzeigen, worauf man sofort, damit jener sich nicht mit Hülfe einer
Frage an den Apparat schnell eine Ausrede oder Rettung verschaffen könne,
zu einer Haussuchung bei ihm schritt, welche natürlicherweise das Ergebniß
hatte, daß man das falsche Geld fand und den alten Diener, trotzdem er
seine Schuld in Abrede stellte, in Haft nahm.

Im Gefängniß besuchte dann Bismarck den unglücklichen alten Diener,
der sehr niedergeschlagen war und ohne langes Bedenken auf den Vorschlag
des Grafen einging, der dahin ging, er, Bismarck, wolle ihm seine Freiheit
auswirken, wenn er, der Jndier, ihm für eine gewisse Summe den Apparat
verkaufen und ihm alle Geheimnisse mittheilen wollte, die etwa mit den ver¬
schiedenen Weisen, mit ihm zu arbeiten, verbunden sein sollten. Der Graf
erfuhr dabei, daß es eine geheime Naturkraft war, welche man bis dahin


den Apparat zu und, nachdem er ihn gestellt, richtete er laut die Frage an
ihn: „Im Namen der Götter meiner Väter frage ich, darf ich dich ver¬
kaufen?"

Bismarck holte tief Athem und blickte sich fast blind, um die Antwort
zu sehen. Er konnte zwar nichts gewahr werden, aber nach den Geberden
des Jndiers zu schließen, mußte es ein bestimmtes „Nein" gewesen sein.

Bebend vor Zorn und in noch üblerer Laune als vorher ging Bismarck
nach Hause.

Der Graf dachte nun jeden Tag an nichts anderes, als wie er den
Apparat sich verschaffen könnte, und deshalb ist es eben nicht zu verwundern,
daß er schon nach Verlauf kurzer Zeit einen Plan fertig hatte.

Er bewog einen seiner Freunde, einen Gutsbesitzer einige Meilen von
da, den englischen Lord zu einem großen abendlichen Feste einzuladen, und
benutzte die Abwesenheit des Lords und seines Dieners, sich Zugang zu dem
Zimmer des letzteren zu verschaffen, wo er dann ohne Weiteres dem Apparat,
nachdem er ihn gestellt, die Frage vorlegte: „Was soll ich thun, um dich zum
Eigenthum zu erhalten?"

Nachdem er einige Mühe gehabt hatte, sich die Schwingungen des Appa¬
rats über den Buchstaben zu deuten, las er ungefähr folgende Antwort
heraus:

„Leg' etwas falsches Geld in seine Schublade und drohe ihm mit einer
Anklage wegen Falschmünzerei, so wirst du ihn in deine Gewalt bekommen
und mich erhalten."

Bismarck eilte sofort weg, verschaffte sich durch seine Verbindungen einige
falsche Goldstücke und legte sie in die Schublade des Jndiers. Darauf ver¬
ließ er innerlichst vergnügt das geheimnißvolle Haus.

Der Graf ließ nun den Jndier durch seinen Kammerdiener als Falsch¬
münzer anzeigen, worauf man sofort, damit jener sich nicht mit Hülfe einer
Frage an den Apparat schnell eine Ausrede oder Rettung verschaffen könne,
zu einer Haussuchung bei ihm schritt, welche natürlicherweise das Ergebniß
hatte, daß man das falsche Geld fand und den alten Diener, trotzdem er
seine Schuld in Abrede stellte, in Haft nahm.

Im Gefängniß besuchte dann Bismarck den unglücklichen alten Diener,
der sehr niedergeschlagen war und ohne langes Bedenken auf den Vorschlag
des Grafen einging, der dahin ging, er, Bismarck, wolle ihm seine Freiheit
auswirken, wenn er, der Jndier, ihm für eine gewisse Summe den Apparat
verkaufen und ihm alle Geheimnisse mittheilen wollte, die etwa mit den ver¬
schiedenen Weisen, mit ihm zu arbeiten, verbunden sein sollten. Der Graf
erfuhr dabei, daß es eine geheime Naturkraft war, welche man bis dahin


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[0195] den Apparat zu und, nachdem er ihn gestellt, richtete er laut die Frage an ihn: „Im Namen der Götter meiner Väter frage ich, darf ich dich ver¬ kaufen?" Bismarck holte tief Athem und blickte sich fast blind, um die Antwort zu sehen. Er konnte zwar nichts gewahr werden, aber nach den Geberden des Jndiers zu schließen, mußte es ein bestimmtes „Nein" gewesen sein. Bebend vor Zorn und in noch üblerer Laune als vorher ging Bismarck nach Hause. Der Graf dachte nun jeden Tag an nichts anderes, als wie er den Apparat sich verschaffen könnte, und deshalb ist es eben nicht zu verwundern, daß er schon nach Verlauf kurzer Zeit einen Plan fertig hatte. Er bewog einen seiner Freunde, einen Gutsbesitzer einige Meilen von da, den englischen Lord zu einem großen abendlichen Feste einzuladen, und benutzte die Abwesenheit des Lords und seines Dieners, sich Zugang zu dem Zimmer des letzteren zu verschaffen, wo er dann ohne Weiteres dem Apparat, nachdem er ihn gestellt, die Frage vorlegte: „Was soll ich thun, um dich zum Eigenthum zu erhalten?" Nachdem er einige Mühe gehabt hatte, sich die Schwingungen des Appa¬ rats über den Buchstaben zu deuten, las er ungefähr folgende Antwort heraus: „Leg' etwas falsches Geld in seine Schublade und drohe ihm mit einer Anklage wegen Falschmünzerei, so wirst du ihn in deine Gewalt bekommen und mich erhalten." Bismarck eilte sofort weg, verschaffte sich durch seine Verbindungen einige falsche Goldstücke und legte sie in die Schublade des Jndiers. Darauf ver¬ ließ er innerlichst vergnügt das geheimnißvolle Haus. Der Graf ließ nun den Jndier durch seinen Kammerdiener als Falsch¬ münzer anzeigen, worauf man sofort, damit jener sich nicht mit Hülfe einer Frage an den Apparat schnell eine Ausrede oder Rettung verschaffen könne, zu einer Haussuchung bei ihm schritt, welche natürlicherweise das Ergebniß hatte, daß man das falsche Geld fand und den alten Diener, trotzdem er seine Schuld in Abrede stellte, in Haft nahm. Im Gefängniß besuchte dann Bismarck den unglücklichen alten Diener, der sehr niedergeschlagen war und ohne langes Bedenken auf den Vorschlag des Grafen einging, der dahin ging, er, Bismarck, wolle ihm seine Freiheit auswirken, wenn er, der Jndier, ihm für eine gewisse Summe den Apparat verkaufen und ihm alle Geheimnisse mittheilen wollte, die etwa mit den ver¬ schiedenen Weisen, mit ihm zu arbeiten, verbunden sein sollten. Der Graf erfuhr dabei, daß es eine geheime Naturkraft war, welche man bis dahin

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/195>, abgerufen am 24.07.2024.