Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.römischen Regierung und namentlich mit Antonius zu Stande, der an ihm römischen Regierung und namentlich mit Antonius zu Stande, der an ihm <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0015" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126331"/> <p xml:id="ID_19" prev="#ID_18" next="#ID_20"> römischen Regierung und namentlich mit Antonius zu Stande, der an ihm<lb/> einen Rückhalt gegen Octavian haben wollte. Sextus versprach Einstellung<lb/> der Feindseligkeiten, sollte dagegen Oberbefehlshaber zur See werden und als<lb/> Entschädigung für sein väterliches Vermögen, das confiscire worden war, 41<lb/> Millionen Thaler aus der Staatscasse erhalten. Die Senatspartei wünschte<lb/> ihn ebenfalls als Stütze gegen die Machthaber zu gewinnen, wie man recht<lb/> deutlich aus Cicero's philippischen Reden sieht. Dort wird nicht blos der<lb/> Borschlag gemacht, dem Lepidus für das Zustandebringen der Aussöhnung<lb/> eine vergoldete Reiterstatue zu errichten, sondern auch dem Sextus Pompejus<lb/> ein besonderer Dank votirt, daß er seine guten Dienste dem Staat angeboten.<lb/> Außerdem setzt Cicero voraus, daß die Eigenthümer der pompejanischen Be¬<lb/> sitzungen dieselben dem Sohne für den Auctionspreis wieder zurückzugeben<lb/> verpflichtet wären. Leider besaß nur Antonius selbst das prächtige, wohlein¬<lb/> gerichtete Haus der Familie in dem Quartier der Carmen, die schönen Gärten<lb/> bei Rom und die Villa zu Tusculum. Und da er außerdem jene 41 Millio¬<lb/> nen bereits auf eigne Faust aus dem Staatsschatze erhoben und verwendet<lb/> hatte, so stimmte er bald darauf mit desto leichterem Herzen dem Beschlusse der<lb/> beiden anderen Triumvirn bei, durch welchen der Heimathlose unter die Zahl<lb/> der Mörder Cäsars gerechnet und in die Acht erklärt ward. Sextus hatte die<lb/> italienische Küste noch nicht wiedergesehen, sondern war vorsichtig mit seiner<lb/> Flotte zu Massilia geblieben, die Aufforderung des Senats, zur Armee vor<lb/> Mutina zu stoßen, mit der Entschuldigung zurückweisend, er fürchte bei den<lb/> Veteranen Cäsars Anstoß zu erregen. Dio Cassius berichtet ausdrücklich, daß<lb/> er vor der Proscription seine Flotte ohne Bedrückungen der Inseln und Kü¬<lb/> sten unterhalten habe. Als er aber die Nachricht erhielt, daß er unter Cä¬<lb/> sars Mördern verurtheilt und daß ein Preis auf seinen Kopf gesetzt sei, rüstete<lb/> er sich zum verzweifelten Kriege, ließ Kriegsschiffe bauen und nahm alle Ver¬<lb/> bannten und dem empörenden Blutbade der Triumvirn Entronnenen, auch<lb/> Sclaven und Seeräuber bei sich auf. Ja, er schickte Herolde umher, um sie<lb/> zu sich einzuladen, versprach den Freien und Sclaven, die einen Geächteten<lb/> retten würden, das Doppelte des von den Triumvirn verheißenen Blutlohns<lb/> und entsendete Fahrzeuge aller Art an die Küsten Italiens und Griechen¬<lb/> lands, welche die Herumirrenden und Versteckten durch Signale an sich zu<lb/> locken suchten. Der Krieg selbst wurde fortan nach Flibustierweise geführt.<lb/> Man begnügte sich nicht mit der Wegnahme und Vernichtung der feindlichen<lb/> Schiffe, sondern plünderte und brandschatzte auch die Küstengegenden. Sein<lb/> Hauptaugenmerk aber richtete Sextus von nun an auf Sieilien, dessen Besitz<lb/> ihm wegen des Reichthums seiner Hilfsmittel am wünschenswertesten erschien.<lb/> Gouverneur der Insel war ein Namensvetter von ihm, Pompejus Eithynicus.<lb/> Mylä und Tyndaris sielen ohne Schwertstreich in seine Hände; Messana</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
römischen Regierung und namentlich mit Antonius zu Stande, der an ihm
einen Rückhalt gegen Octavian haben wollte. Sextus versprach Einstellung
der Feindseligkeiten, sollte dagegen Oberbefehlshaber zur See werden und als
Entschädigung für sein väterliches Vermögen, das confiscire worden war, 41
Millionen Thaler aus der Staatscasse erhalten. Die Senatspartei wünschte
ihn ebenfalls als Stütze gegen die Machthaber zu gewinnen, wie man recht
deutlich aus Cicero's philippischen Reden sieht. Dort wird nicht blos der
Borschlag gemacht, dem Lepidus für das Zustandebringen der Aussöhnung
eine vergoldete Reiterstatue zu errichten, sondern auch dem Sextus Pompejus
ein besonderer Dank votirt, daß er seine guten Dienste dem Staat angeboten.
Außerdem setzt Cicero voraus, daß die Eigenthümer der pompejanischen Be¬
sitzungen dieselben dem Sohne für den Auctionspreis wieder zurückzugeben
verpflichtet wären. Leider besaß nur Antonius selbst das prächtige, wohlein¬
gerichtete Haus der Familie in dem Quartier der Carmen, die schönen Gärten
bei Rom und die Villa zu Tusculum. Und da er außerdem jene 41 Millio¬
nen bereits auf eigne Faust aus dem Staatsschatze erhoben und verwendet
hatte, so stimmte er bald darauf mit desto leichterem Herzen dem Beschlusse der
beiden anderen Triumvirn bei, durch welchen der Heimathlose unter die Zahl
der Mörder Cäsars gerechnet und in die Acht erklärt ward. Sextus hatte die
italienische Küste noch nicht wiedergesehen, sondern war vorsichtig mit seiner
Flotte zu Massilia geblieben, die Aufforderung des Senats, zur Armee vor
Mutina zu stoßen, mit der Entschuldigung zurückweisend, er fürchte bei den
Veteranen Cäsars Anstoß zu erregen. Dio Cassius berichtet ausdrücklich, daß
er vor der Proscription seine Flotte ohne Bedrückungen der Inseln und Kü¬
sten unterhalten habe. Als er aber die Nachricht erhielt, daß er unter Cä¬
sars Mördern verurtheilt und daß ein Preis auf seinen Kopf gesetzt sei, rüstete
er sich zum verzweifelten Kriege, ließ Kriegsschiffe bauen und nahm alle Ver¬
bannten und dem empörenden Blutbade der Triumvirn Entronnenen, auch
Sclaven und Seeräuber bei sich auf. Ja, er schickte Herolde umher, um sie
zu sich einzuladen, versprach den Freien und Sclaven, die einen Geächteten
retten würden, das Doppelte des von den Triumvirn verheißenen Blutlohns
und entsendete Fahrzeuge aller Art an die Küsten Italiens und Griechen¬
lands, welche die Herumirrenden und Versteckten durch Signale an sich zu
locken suchten. Der Krieg selbst wurde fortan nach Flibustierweise geführt.
Man begnügte sich nicht mit der Wegnahme und Vernichtung der feindlichen
Schiffe, sondern plünderte und brandschatzte auch die Küstengegenden. Sein
Hauptaugenmerk aber richtete Sextus von nun an auf Sieilien, dessen Besitz
ihm wegen des Reichthums seiner Hilfsmittel am wünschenswertesten erschien.
Gouverneur der Insel war ein Namensvetter von ihm, Pompejus Eithynicus.
Mylä und Tyndaris sielen ohne Schwertstreich in seine Hände; Messana
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