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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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neuen Provinz für Deutschland in militärischer Beziehung. Ist doch ihr
Besitz an sich von unschätzbarer Wichtigkeit als Vormauer oder "Glacis" für
Deutschland, wie sich der Reichskanzler in der ersten Verhandlung mit Favre
in Ferriöres ausdrückte. Mit Zuversicht können wir unseren großen Feld¬
herren und Kriegskundigen ihre weitere Befestigung gegen Angriffe von Westen
überlassen; das wird gewiß so vortrefflich geschehen, als der jetzige Stand¬
punkt der Kriegswissenschaft irgend lehrt. Wenden wir uns demnach wieder
zu unserm hauptsächlichen Vorhaben, nämlich zur Erörterung der Friedens¬
aufgaben der deutschen Regierung.

Betrachten wir dabei wieder zunächst den gegenwärtigen Zustand des
Landes, so gibt uns ein Zahlenverhältniß sofort einen Fingerzeig für die hohe
Cultur desselben, nämlich seine starke verhältnißmäßige Volkszahl.
Alle vier hier in Betracht kommenden Bezirke*) gehören zu den volkreichsten
oder doch den volkreicheren Frankreichs, diejenigen des Nieder- und des Ober¬
rheins nehmen unter allen Bevölkerungsziffern den 5. und 6,, der Moselbezirk
in seinen bisherigen französischen Grenzen immer noch den 18. Platz ein, sie
hatten nach der Zählung von 1866 bezw. 7122, 7107 und 4637 Einwohner
auf der deutschen Geviertmeile. Dem Niederrhein gingen nur die Bezirke der
Seine (Paris) mit 249.076, des" Nordens mit 13,492, der Rhone (Lyon) mit
13.391, und der Unter-Seine (worin Rouen mit 100.000 und Havre mit
75,000 Seelen) mit 7235 Einw. auf 1 Quadr.-Meile vor. Nur das Nord¬
departement oder Französisch-Flandern verdankt unter diesen vier Bezirken
seine höhere Cultur, welche schon durch seine dichtere Bevölkerung angedeutet
wird, seinen ebenfalls deutschen (vlamischen) Bewohnern und nicht seiner
günstigen Lage, wie die Bezirke der Seine und der Rhone, welche die beiden
größten Städte des Reiches einschließen, und der Bezirk der Unter-Seine, als
Küstenstrich vor der Hauptstadt. Die verhältnißmäßige Volkszahl von ganz
Frankreich war im Jahre 1866 3858, also immer noch beträchtlich niedriger
als diejenige des Moselbezirks, und um ein Geringes niedriger als die des
Murthebezirks mit 3872 Einw. auf der Quadr.-Meile. Das Bevölkerungs¬
mittel des preußischen Staates steht nach der Zählung von 1867 demjenigen
von Frankreich ganz nahe, es beträgt nämlich 3823 auf der Quadr.-Meile.
Sonach nimmt auch Elsaß nebst Lothringen zu jenem in dieser Hinsicht die¬
selbe Stellung ein, wie zu diesem; oder genauer genommen eine weniger
günstige. Denn, wie bei Frankreichs mittlerer Bevölkerung diejenige dieser
Bezirke mitgerechnet ist, so muß auch, um den richtigen Vergleich zu ziehen,
die Bevölkerung dieser Provinzen zur Berechnung der mittleren Bevölkerung
Preußens mitgerechnet werden.



Die Cantone Schirmeck und Saales bleiben wegen ihres geringen Umfangs hier und
weiter außer Betracht.

neuen Provinz für Deutschland in militärischer Beziehung. Ist doch ihr
Besitz an sich von unschätzbarer Wichtigkeit als Vormauer oder „Glacis" für
Deutschland, wie sich der Reichskanzler in der ersten Verhandlung mit Favre
in Ferriöres ausdrückte. Mit Zuversicht können wir unseren großen Feld¬
herren und Kriegskundigen ihre weitere Befestigung gegen Angriffe von Westen
überlassen; das wird gewiß so vortrefflich geschehen, als der jetzige Stand¬
punkt der Kriegswissenschaft irgend lehrt. Wenden wir uns demnach wieder
zu unserm hauptsächlichen Vorhaben, nämlich zur Erörterung der Friedens¬
aufgaben der deutschen Regierung.

Betrachten wir dabei wieder zunächst den gegenwärtigen Zustand des
Landes, so gibt uns ein Zahlenverhältniß sofort einen Fingerzeig für die hohe
Cultur desselben, nämlich seine starke verhältnißmäßige Volkszahl.
Alle vier hier in Betracht kommenden Bezirke*) gehören zu den volkreichsten
oder doch den volkreicheren Frankreichs, diejenigen des Nieder- und des Ober¬
rheins nehmen unter allen Bevölkerungsziffern den 5. und 6,, der Moselbezirk
in seinen bisherigen französischen Grenzen immer noch den 18. Platz ein, sie
hatten nach der Zählung von 1866 bezw. 7122, 7107 und 4637 Einwohner
auf der deutschen Geviertmeile. Dem Niederrhein gingen nur die Bezirke der
Seine (Paris) mit 249.076, des« Nordens mit 13,492, der Rhone (Lyon) mit
13.391, und der Unter-Seine (worin Rouen mit 100.000 und Havre mit
75,000 Seelen) mit 7235 Einw. auf 1 Quadr.-Meile vor. Nur das Nord¬
departement oder Französisch-Flandern verdankt unter diesen vier Bezirken
seine höhere Cultur, welche schon durch seine dichtere Bevölkerung angedeutet
wird, seinen ebenfalls deutschen (vlamischen) Bewohnern und nicht seiner
günstigen Lage, wie die Bezirke der Seine und der Rhone, welche die beiden
größten Städte des Reiches einschließen, und der Bezirk der Unter-Seine, als
Küstenstrich vor der Hauptstadt. Die verhältnißmäßige Volkszahl von ganz
Frankreich war im Jahre 1866 3858, also immer noch beträchtlich niedriger
als diejenige des Moselbezirks, und um ein Geringes niedriger als die des
Murthebezirks mit 3872 Einw. auf der Quadr.-Meile. Das Bevölkerungs¬
mittel des preußischen Staates steht nach der Zählung von 1867 demjenigen
von Frankreich ganz nahe, es beträgt nämlich 3823 auf der Quadr.-Meile.
Sonach nimmt auch Elsaß nebst Lothringen zu jenem in dieser Hinsicht die¬
selbe Stellung ein, wie zu diesem; oder genauer genommen eine weniger
günstige. Denn, wie bei Frankreichs mittlerer Bevölkerung diejenige dieser
Bezirke mitgerechnet ist, so muß auch, um den richtigen Vergleich zu ziehen,
die Bevölkerung dieser Provinzen zur Berechnung der mittleren Bevölkerung
Preußens mitgerechnet werden.



Die Cantone Schirmeck und Saales bleiben wegen ihres geringen Umfangs hier und
weiter außer Betracht.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/51>, abgerufen am 28.12.2024.