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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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Artikel mehr aus Deutschland zu beziehen, die man anderswoher besser und
billiger beziehen könne; 4. den Buchhändlern in Deutschland zwar serner noch
französische Bücher zu liefern (wie freundlich!), aber nicht mehr durch Ver¬
mittelung deutscher Häuser in Paris, sondern entweder direct oder durch
französische Commissionaire; S. der fünfte Punkt hat sollen den anderen Ge¬
setzeskraft verleihen, aber man hat sich nicht über die Mittel einigen können,
die angewandt werden sollten, um alle Buchhändler zur Unterzeichnung dieser
Gesetztafeln zu bringen, und die Überschreitungen zu bestrafen. Da der welt¬
liche Arm dem Cercle nicht zur Verfügung steht, und viele Anwesende in
das nur geistliche Mittel des Bannes kein rechtes Vertrauen gehabt haben, so
hat sich die Versammlung vertagt, und seitdem hat die "Commune" kaltes
Wasser über diese Kindereien gegossen. -- Dem einen der Rädelsführer be¬
gegnete ich neulich und fragte ihn, wie weit die Ausarbeitung des Laie av
Mutes gediehen sei; "Vous necs toujours ?rusÄen" war seine Antwort,
O. und ich lachte ihn herzlich aus.


Lieber M.

Ich schreibe Dir heute abermals, weil morgen früh unser Bote 'wieder
nach Saint-Denis geht, und auch weil ich Zeit habe. Seit heute früh 9 Uhr
ist Waffenstillstand, um den Bewohnern der bombardirten Ortschaften Neuilly,
Levallois le. das Ausziehen möglich zu machen, und Abends um 5 soll der
Spuk wieder angehen; ich werde um 5 in den Champs Elyftes zu sein suchen,
um den Wiederbeginn der Feindseligkeiten mit anzusehen. -- Vorgestern war
ein Befehl des General Cluseret angeschlagen, in welchem derselbe bekannt
macht, daß kein Elsässer und kein Lothringer zum Nationalgardendienst ge¬
zwungen werden kann, und daß er dem Publicum Einsicht genug zutraut,
um ihm jede weitere Erklärung dieser Maßregel zu erlassen. -- Ich hatte
schon gehört, daß einige Elsässer bei der Nordamerikanischen Gesandtschaft
Schutz gegen den Rekrutirungszwcmg gesucht hatten, und wie es scheint, hat
dies geholfen. Es ist merkwürdig zu sehen, welche höllische Manschetten die
Leute hier vor den Preußen haben! Ich glaube, wenn es' eines Tages heißen
sollte: Die Preußen rücken gegen die Wälle an, da gäbe es einen allgemeinen
Reißaus. Ich will die Sache übrigens zu benutzen suchen, und habe meinen
Concierge dahin instruirt, daß er den Nationalgardisten, die etwa kommen
möchten, um mich fortzuschleppen, sagen solle, soviel er wüßte, wäreich aus
Straßburg. Während der Belagerung bin ich oft für einen Elsässer gehalten
worden, wegen des deutschen Namens und des verwünschten harten und weichen b;
das war bei den damaligen Verhältnissen ganz vortheilhaft, und ohne es je¬
mals zuzugeben, habe ich es doch hier und da stillschweigend durchgehen lassen.


Artikel mehr aus Deutschland zu beziehen, die man anderswoher besser und
billiger beziehen könne; 4. den Buchhändlern in Deutschland zwar serner noch
französische Bücher zu liefern (wie freundlich!), aber nicht mehr durch Ver¬
mittelung deutscher Häuser in Paris, sondern entweder direct oder durch
französische Commissionaire; S. der fünfte Punkt hat sollen den anderen Ge¬
setzeskraft verleihen, aber man hat sich nicht über die Mittel einigen können,
die angewandt werden sollten, um alle Buchhändler zur Unterzeichnung dieser
Gesetztafeln zu bringen, und die Überschreitungen zu bestrafen. Da der welt¬
liche Arm dem Cercle nicht zur Verfügung steht, und viele Anwesende in
das nur geistliche Mittel des Bannes kein rechtes Vertrauen gehabt haben, so
hat sich die Versammlung vertagt, und seitdem hat die „Commune" kaltes
Wasser über diese Kindereien gegossen. — Dem einen der Rädelsführer be¬
gegnete ich neulich und fragte ihn, wie weit die Ausarbeitung des Laie av
Mutes gediehen sei; „Vous necs toujours ?rusÄen" war seine Antwort,
O. und ich lachte ihn herzlich aus.


Lieber M.

Ich schreibe Dir heute abermals, weil morgen früh unser Bote 'wieder
nach Saint-Denis geht, und auch weil ich Zeit habe. Seit heute früh 9 Uhr
ist Waffenstillstand, um den Bewohnern der bombardirten Ortschaften Neuilly,
Levallois le. das Ausziehen möglich zu machen, und Abends um 5 soll der
Spuk wieder angehen; ich werde um 5 in den Champs Elyftes zu sein suchen,
um den Wiederbeginn der Feindseligkeiten mit anzusehen. — Vorgestern war
ein Befehl des General Cluseret angeschlagen, in welchem derselbe bekannt
macht, daß kein Elsässer und kein Lothringer zum Nationalgardendienst ge¬
zwungen werden kann, und daß er dem Publicum Einsicht genug zutraut,
um ihm jede weitere Erklärung dieser Maßregel zu erlassen. — Ich hatte
schon gehört, daß einige Elsässer bei der Nordamerikanischen Gesandtschaft
Schutz gegen den Rekrutirungszwcmg gesucht hatten, und wie es scheint, hat
dies geholfen. Es ist merkwürdig zu sehen, welche höllische Manschetten die
Leute hier vor den Preußen haben! Ich glaube, wenn es' eines Tages heißen
sollte: Die Preußen rücken gegen die Wälle an, da gäbe es einen allgemeinen
Reißaus. Ich will die Sache übrigens zu benutzen suchen, und habe meinen
Concierge dahin instruirt, daß er den Nationalgardisten, die etwa kommen
möchten, um mich fortzuschleppen, sagen solle, soviel er wüßte, wäreich aus
Straßburg. Während der Belagerung bin ich oft für einen Elsässer gehalten
worden, wegen des deutschen Namens und des verwünschten harten und weichen b;
das war bei den damaligen Verhältnissen ganz vortheilhaft, und ohne es je¬
mals zuzugeben, habe ich es doch hier und da stillschweigend durchgehen lassen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/412>, abgerufen am 29.12.2024.