Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

gefordert haben, daß sie stets in Bezug auf das herrschende Frankensystem
wiederholen: "Ein Frank wird in Gold durch '°/zi Gramm Münzgoldes,
durch °/zi Gramm Feingoldes dargestellt. Ist es möglich, daß man sich
mit derartigen Gewichten einverstanden erkläre, wenn die Goldwährung ein¬
geführt wird? Kann man jemals den Bruch von "/z^ Gramm Feingoldes
als universelle Münzeinheit annehmen? Gibt es überhaupt irgend eine
Uebereinstimmung, einen Zusammenhang zwischen allen Diesem und dem gesetzlich
bestehenden metrischen Maß- und Gewichtssysteme? *) So lange man rationell
handeln will, kann man beim Ueber gange zur Goldwährung keine
anderen als eins der folgenden Gewichte als Münzeinheit be¬
nutzen: 1 Gramm, 2 Gramm, S Gramm, 10 Gramm oder ein Vielfaches
von 10 Gramm, (vo 1'unitormit6 6k8 mormtues Mr U. I^on, ivZönisur
en etiet clef xcmt? et eluniss^Sö su retraite. Paris 1858. 8. 16 --19.)

Herr Dr. Weibezahn wußte ferner, daß in Belgien außer dem Minister
M. Frere Orban, als Vertreter der Negierung, sich Herr Baron Nothomb
eifrig für allgemeine Einführung des metrischen Münzsystems durch Wort
und Schrift bemüht hat, wie daß auch in England bereits Stimmen für
Annahme metrischer Münzen, Maße und Gewichte laut geworden sind. Die
neueste Denkschrift der nordamerikanischen Regierung (Grenzboten V. -- VII.
Heft 1871) ist vom Anfang bis zum Ende nichts als eine Apologie des me¬
trischen Münzsystems. Sie sagt (S. 198): "Ebenso vortheilhaft wie dies Sy¬
stem für die Verein. Staaten ist, würde es ohne Veränderung dem "neuen
deutschen Münzsysteme" anzupassen sein, indem 2 Eagles (20 Dollars) mit 3
deutschen Goldkronen (30 Goldthalern) ^) gleichen Werth haben würden. (Die
Amerikaner lassen sich nämlich nicht im Entferntesten einfallen, daß Deutsch¬
land, welches die Goldkrone besitzt, sie wieder aufgeben könnte).
Die nordcimerikanische und belgische Regierung wird Herr Dr. Weibezahn
schwerlich der Phantasterei in Bezug auf unbegründete Vorliebe für irgend
ein Münzsystem anklagen wollen.

Wenn er nun alles eben Gesagte wußte, wenn er selbst anerkannt hatte,
"das metrische ist unbedingt das rationellste Münzsystem"; wenn er so viele
und so gewichtige Stimmen in allen übrigen großen Ländern bemüht sah,
diesem Systeme praktische Geltung zu verschaffen; wenn er ferner bedenken
mußte, daß die Frage der Münzreform ein wirkliches Studium erfordert, um




') Sollte sich dieses Werthvechnltniß erheblich ändern, so läßt sich weder im Betreffe me¬
trischer Münzen, noch des Franken-, noch irgend welch andern Münzsystems die Wcrthrelation
der jetzigen Silbermünzen zu den künftigen Goldmünzen in irgend einer Weise zum Voraus
berechnen.
--
) Die Vereinsmünze würde also ein Goldstück von Z Kronen sein, und halte ich dafür,
es sei besser, daß zunächst die Kronen selbst in der Emulation auf Deutschland beschränkt
würden.

gefordert haben, daß sie stets in Bezug auf das herrschende Frankensystem
wiederholen: „Ein Frank wird in Gold durch '°/zi Gramm Münzgoldes,
durch °/zi Gramm Feingoldes dargestellt. Ist es möglich, daß man sich
mit derartigen Gewichten einverstanden erkläre, wenn die Goldwährung ein¬
geführt wird? Kann man jemals den Bruch von "/z^ Gramm Feingoldes
als universelle Münzeinheit annehmen? Gibt es überhaupt irgend eine
Uebereinstimmung, einen Zusammenhang zwischen allen Diesem und dem gesetzlich
bestehenden metrischen Maß- und Gewichtssysteme? *) So lange man rationell
handeln will, kann man beim Ueber gange zur Goldwährung keine
anderen als eins der folgenden Gewichte als Münzeinheit be¬
nutzen: 1 Gramm, 2 Gramm, S Gramm, 10 Gramm oder ein Vielfaches
von 10 Gramm, (vo 1'unitormit6 6k8 mormtues Mr U. I^on, ivZönisur
en etiet clef xcmt? et eluniss^Sö su retraite. Paris 1858. 8. 16 —19.)

Herr Dr. Weibezahn wußte ferner, daß in Belgien außer dem Minister
M. Frere Orban, als Vertreter der Negierung, sich Herr Baron Nothomb
eifrig für allgemeine Einführung des metrischen Münzsystems durch Wort
und Schrift bemüht hat, wie daß auch in England bereits Stimmen für
Annahme metrischer Münzen, Maße und Gewichte laut geworden sind. Die
neueste Denkschrift der nordamerikanischen Regierung (Grenzboten V. — VII.
Heft 1871) ist vom Anfang bis zum Ende nichts als eine Apologie des me¬
trischen Münzsystems. Sie sagt (S. 198): „Ebenso vortheilhaft wie dies Sy¬
stem für die Verein. Staaten ist, würde es ohne Veränderung dem „neuen
deutschen Münzsysteme" anzupassen sein, indem 2 Eagles (20 Dollars) mit 3
deutschen Goldkronen (30 Goldthalern) ^) gleichen Werth haben würden. (Die
Amerikaner lassen sich nämlich nicht im Entferntesten einfallen, daß Deutsch¬
land, welches die Goldkrone besitzt, sie wieder aufgeben könnte).
Die nordcimerikanische und belgische Regierung wird Herr Dr. Weibezahn
schwerlich der Phantasterei in Bezug auf unbegründete Vorliebe für irgend
ein Münzsystem anklagen wollen.

Wenn er nun alles eben Gesagte wußte, wenn er selbst anerkannt hatte,
„das metrische ist unbedingt das rationellste Münzsystem"; wenn er so viele
und so gewichtige Stimmen in allen übrigen großen Ländern bemüht sah,
diesem Systeme praktische Geltung zu verschaffen; wenn er ferner bedenken
mußte, daß die Frage der Münzreform ein wirkliches Studium erfordert, um




') Sollte sich dieses Werthvechnltniß erheblich ändern, so läßt sich weder im Betreffe me¬
trischer Münzen, noch des Franken-, noch irgend welch andern Münzsystems die Wcrthrelation
der jetzigen Silbermünzen zu den künftigen Goldmünzen in irgend einer Weise zum Voraus
berechnen.
) Die Vereinsmünze würde also ein Goldstück von Z Kronen sein, und halte ich dafür,
es sei besser, daß zunächst die Kronen selbst in der Emulation auf Deutschland beschränkt
würden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0350" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126132"/>
          <p xml:id="ID_1095" prev="#ID_1094"> gefordert haben, daß sie stets in Bezug auf das herrschende Frankensystem<lb/>
wiederholen: &#x201E;Ein Frank wird in Gold durch '°/zi Gramm Münzgoldes,<lb/>
durch °/zi Gramm Feingoldes dargestellt. Ist es möglich, daß man sich<lb/>
mit derartigen Gewichten einverstanden erkläre, wenn die Goldwährung ein¬<lb/>
geführt wird? Kann man jemals den Bruch von "/z^ Gramm Feingoldes<lb/>
als universelle Münzeinheit annehmen? Gibt es überhaupt irgend eine<lb/>
Uebereinstimmung, einen Zusammenhang zwischen allen Diesem und dem gesetzlich<lb/>
bestehenden metrischen Maß- und Gewichtssysteme? *) So lange man rationell<lb/>
handeln will, kann man beim Ueber gange zur Goldwährung keine<lb/>
anderen als eins der folgenden Gewichte als Münzeinheit be¬<lb/>
nutzen: 1 Gramm, 2 Gramm, S Gramm, 10 Gramm oder ein Vielfaches<lb/>
von 10 Gramm, (vo 1'unitormit6 6k8 mormtues Mr U. I^on, ivZönisur<lb/>
en etiet clef xcmt? et eluniss^Sö su retraite.  Paris 1858.  8. 16 &#x2014;19.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1096"> Herr Dr. Weibezahn wußte ferner, daß in Belgien außer dem Minister<lb/>
M. Frere Orban, als Vertreter der Negierung, sich Herr Baron Nothomb<lb/>
eifrig für allgemeine Einführung des metrischen Münzsystems durch Wort<lb/>
und Schrift bemüht hat, wie daß auch in England bereits Stimmen für<lb/>
Annahme metrischer Münzen, Maße und Gewichte laut geworden sind. Die<lb/>
neueste Denkschrift der nordamerikanischen Regierung (Grenzboten V. &#x2014; VII.<lb/>
Heft 1871) ist vom Anfang bis zum Ende nichts als eine Apologie des me¬<lb/>
trischen Münzsystems. Sie sagt (S. 198): &#x201E;Ebenso vortheilhaft wie dies Sy¬<lb/>
stem für die Verein. Staaten ist, würde es ohne Veränderung dem &#x201E;neuen<lb/>
deutschen Münzsysteme" anzupassen sein, indem 2 Eagles (20 Dollars) mit 3<lb/>
deutschen Goldkronen (30 Goldthalern) ^) gleichen Werth haben würden. (Die<lb/>
Amerikaner lassen sich nämlich nicht im Entferntesten einfallen, daß Deutsch¬<lb/>
land, welches die Goldkrone besitzt, sie wieder aufgeben könnte).<lb/>
Die nordcimerikanische und belgische Regierung wird Herr Dr. Weibezahn<lb/>
schwerlich der Phantasterei in Bezug auf unbegründete Vorliebe für irgend<lb/>
ein Münzsystem anklagen wollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1097" next="#ID_1098"> Wenn er nun alles eben Gesagte wußte, wenn er selbst anerkannt hatte,<lb/>
&#x201E;das metrische ist unbedingt das rationellste Münzsystem"; wenn er so viele<lb/>
und so gewichtige Stimmen in allen übrigen großen Ländern bemüht sah,<lb/>
diesem Systeme praktische Geltung zu verschaffen; wenn er ferner bedenken<lb/>
mußte, daß die Frage der Münzreform ein wirkliches Studium erfordert, um</p><lb/>
          <note xml:id="FID_126" place="foot"> ') Sollte sich dieses Werthvechnltniß erheblich ändern, so läßt sich weder im Betreffe me¬<lb/>
trischer Münzen, noch des Franken-, noch irgend welch andern Münzsystems die Wcrthrelation<lb/>
der jetzigen Silbermünzen zu den künftigen Goldmünzen in irgend einer Weise zum Voraus<lb/>
berechnen.<lb/>
&#x2014;</note><lb/>
          <note xml:id="FID_127" place="foot"> ) Die Vereinsmünze würde also ein Goldstück von Z Kronen sein, und halte ich dafür,<lb/>
es sei besser, daß zunächst die Kronen selbst in der Emulation auf Deutschland beschränkt<lb/>
würden.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0350] gefordert haben, daß sie stets in Bezug auf das herrschende Frankensystem wiederholen: „Ein Frank wird in Gold durch '°/zi Gramm Münzgoldes, durch °/zi Gramm Feingoldes dargestellt. Ist es möglich, daß man sich mit derartigen Gewichten einverstanden erkläre, wenn die Goldwährung ein¬ geführt wird? Kann man jemals den Bruch von "/z^ Gramm Feingoldes als universelle Münzeinheit annehmen? Gibt es überhaupt irgend eine Uebereinstimmung, einen Zusammenhang zwischen allen Diesem und dem gesetzlich bestehenden metrischen Maß- und Gewichtssysteme? *) So lange man rationell handeln will, kann man beim Ueber gange zur Goldwährung keine anderen als eins der folgenden Gewichte als Münzeinheit be¬ nutzen: 1 Gramm, 2 Gramm, S Gramm, 10 Gramm oder ein Vielfaches von 10 Gramm, (vo 1'unitormit6 6k8 mormtues Mr U. I^on, ivZönisur en etiet clef xcmt? et eluniss^Sö su retraite. Paris 1858. 8. 16 —19.) Herr Dr. Weibezahn wußte ferner, daß in Belgien außer dem Minister M. Frere Orban, als Vertreter der Negierung, sich Herr Baron Nothomb eifrig für allgemeine Einführung des metrischen Münzsystems durch Wort und Schrift bemüht hat, wie daß auch in England bereits Stimmen für Annahme metrischer Münzen, Maße und Gewichte laut geworden sind. Die neueste Denkschrift der nordamerikanischen Regierung (Grenzboten V. — VII. Heft 1871) ist vom Anfang bis zum Ende nichts als eine Apologie des me¬ trischen Münzsystems. Sie sagt (S. 198): „Ebenso vortheilhaft wie dies Sy¬ stem für die Verein. Staaten ist, würde es ohne Veränderung dem „neuen deutschen Münzsysteme" anzupassen sein, indem 2 Eagles (20 Dollars) mit 3 deutschen Goldkronen (30 Goldthalern) ^) gleichen Werth haben würden. (Die Amerikaner lassen sich nämlich nicht im Entferntesten einfallen, daß Deutsch¬ land, welches die Goldkrone besitzt, sie wieder aufgeben könnte). Die nordcimerikanische und belgische Regierung wird Herr Dr. Weibezahn schwerlich der Phantasterei in Bezug auf unbegründete Vorliebe für irgend ein Münzsystem anklagen wollen. Wenn er nun alles eben Gesagte wußte, wenn er selbst anerkannt hatte, „das metrische ist unbedingt das rationellste Münzsystem"; wenn er so viele und so gewichtige Stimmen in allen übrigen großen Ländern bemüht sah, diesem Systeme praktische Geltung zu verschaffen; wenn er ferner bedenken mußte, daß die Frage der Münzreform ein wirkliches Studium erfordert, um ') Sollte sich dieses Werthvechnltniß erheblich ändern, so läßt sich weder im Betreffe me¬ trischer Münzen, noch des Franken-, noch irgend welch andern Münzsystems die Wcrthrelation der jetzigen Silbermünzen zu den künftigen Goldmünzen in irgend einer Weise zum Voraus berechnen. — ) Die Vereinsmünze würde also ein Goldstück von Z Kronen sein, und halte ich dafür, es sei besser, daß zunächst die Kronen selbst in der Emulation auf Deutschland beschränkt würden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/350
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/350>, abgerufen am 29.09.2024.