Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.der ultramontanen Partei die Stirn, unsere deutschen Staatsgymnasien und Wenn wir nun auch unseren katholischen Landsleuten im Allgemeinen Obwohl nun schon mehr als ein Vierteljahr verstrichen ist, seitdem dieser An S. Erc. den Minister des öffentlichen Unterrichts. Wie E. Erc. bekannt ist, wurden am 3. d. M") in Rom das Liceo, -) 3. Den. 1870.
der ultramontanen Partei die Stirn, unsere deutschen Staatsgymnasien und Wenn wir nun auch unseren katholischen Landsleuten im Allgemeinen Obwohl nun schon mehr als ein Vierteljahr verstrichen ist, seitdem dieser An S. Erc. den Minister des öffentlichen Unterrichts. Wie E. Erc. bekannt ist, wurden am 3. d. M") in Rom das Liceo, -) 3. Den. 1870.
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der ultramontanen Partei die Stirn, unsere deutschen Staatsgymnasien und
Universitäten „Teufelsanstalten" zu nennen. Dieser Herr war gegen alle
und jede Einmischung des Staates in die Erziehung seiner zukünftigen Bürger
und wollte dieselbe der Kirche ausgeliefert wissen.
Wenn wir nun auch unseren katholischen Landsleuten im Allgemeinen
mehr Bildung und Frömmigkeit zutrauen, als ihren Glaubensgenossen jen¬
seit der Alpen, so ist es doch bei der stetig zunehmenden Romanisirung der
deutschen Kirche fraglich, wie lange diese Ueberlegenheit noch anhalten würde,
wenn nicht der Staat, dieser „Teufel," seine schützende Hand über diese An¬
stalten halten würde. Wohin es wenigstens unter den Augen des unfehlbaren
Papstes im Mittelpunkt der katholischen Christenheit mit dem Unterricht des
Volkes in höheren und niederen Schulen hat kommen können, davon legt
folgender Bericht, welchen der auch in der wissenschaftlichen Welt Deutsch¬
lands rühmlichst bekannte Commendatore Brioschi abgefaßt hat, einen schrecken¬
erregenden Beweis ab. Wer Rom kannte, wußte freilich, daß der Volks¬
unterricht in keinem Lande Europas so weit zurück war, als in dem Kirchen¬
staate. Wollte man doch hier, um mit About zu reden, „Heilige bilden und
keine Menschen erziehen." Aber so schlimm hat doH Niemand sich die Un¬
wissenheit der römischen Jugend vorstellen können, als nach diesem durchaus
objectiv gehaltenen Berichts für dessen Treue der Name seines Verfassers
noch besondere Bürgschaft einlegt, dieselbe doch thatsächlich ist.
Obwohl nun schon mehr als ein Vierteljahr verstrichen ist, seitdem dieser
Bericht an den Cultusminister Correnti abgeschickt wurde, hat ihn doch noch
kein deutsches Blatt seinem Wortlaute nach mitgetheilt. Nur ganz vereinzelte
Angaben hat man der Curiosität halber aus ihm veröffentlicht. Uns scheint
aber auch heute noch, zumal Angesichts der immer kecker auftretenden Ansprüche
unserer Ultramontanen zeitgemäß, denselben in wortgetreuer Uebersetzung zu
reproduciren. Vielleicht erfüllt sich dann auch das Wort der „Italie nuova,"
über diesen Bericht: „Wenn den ausländischen Regierungen dieses Document
unter die Augen fällt, werden sie es gewiß viel beredter und überzeugender
finden, als die Rundschreiben des in dieser Beziehung so fruchtbaren Cardi-
nals Antonelli." Das gebildete deutsche Publikum wird es gewiß „beredt
und überzeugend" finden und auch für sich eine Lehre daraus ziehen.
An S. Erc. den Minister des öffentlichen Unterrichts.
Wie E. Erc. bekannt ist, wurden am 3. d. M") in Rom das Liceo,
Ginnasio Emilio Quirino Visconti, sowie die mit demselben verbundene
Leuola teeniea, (Realschule) feierlich eröffnet. Danach wurde mit den Auf¬
nahmeprüfungen begonnen. Bei diesen Prüfungen haben sich einige That-
-) 3. Den. 1870.
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