Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.sich einstellen werden. Mit der deutschen Besatzung, an 8000 Mann, zieht Wenn diese Darstellung der gegenwärtigen Zustände in Metz und diese sich einstellen werden. Mit der deutschen Besatzung, an 8000 Mann, zieht Wenn diese Darstellung der gegenwärtigen Zustände in Metz und diese <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126020"/> <p xml:id="ID_739" prev="#ID_738"> sich einstellen werden. Mit der deutschen Besatzung, an 8000 Mann, zieht<lb/> ohne Zweifel eine deutsche Bevölkerung von Beamten, Professoren, Lehrern,<lb/> Predigern und anderen ein, die auch wieder deutsche Dienstboten mitbringen.<lb/> Wir dürfen diesen Zuwachs recht wohl aus ein paar hundert Familien, im<lb/> ganzen etwa auf zweitausend Köpfe veranschlagen. Alsdann wird rasch und<lb/> unausbleiblich eine Einwanderung folgen von Kaufleuten, Gewerbtreibenden,<lb/> Gesellen und Tagarbeitern der verschiedensten Art, die wir kaum geringer, als<lb/> auf S000 Köpfe annehmen können. Zum Maßstab nehme man, wie an¬<lb/> sehnlich die Bevölkerung ist, welche die niederrheinischen und Westfälischen<lb/> Städte fehr bald aus den alten Provinzen Preußens erhielten und man ver¬<lb/> gesse dabei nicht zwei Umstände. Das reiche Absatzgebiet des Metzer Landes<lb/> öffnet sich nach Deutschland hin, und seine natürlichen Hilfsquellen müssen<lb/> eben deßhalb, sobald es Deutschland einverleibt ist, um so ergiebiger werden.<lb/> Zusammen würde also Metz eine neue deutsche Bevölkerung von wenigstens<lb/> 12,000 Köpfen erhalten. Addiren wir diese 12,000 Zuwänderer mit jenen<lb/> 12—13,000 Deutschen, die jetzt schon in Metz vorhanden sind, so ergeben sich<lb/> reichlich 24,000 Deutsche, die es wohl mit 32,000 Franzosen ausnehmen<lb/> können. Gute Deutsche Schulen aber, Volksschulen, Bürgerschulen und ein<lb/> Gymnasium, werden sehr bald bis in den Schoß der Familien hinein ihre<lb/> Wirkung üben. Demjenigen Elemente, welches die Regierung ausübt, stehen<lb/> zahllose laute und stille Vortheile zu Gebote. Haben "doch 'so viel Tausende<lb/> unserer Landsleute, wie mancher erst bet der grausamen Austreibung der<lb/> Deutschen erfuhr, unter den schwierigsten Verhältnissen sich im Auslande Ver¬<lb/> dienst und gute Stellung erworben, und zwar durch nichts anderes, als durch<lb/> Ueberlegenheit ihrer Bildung; denn an Fleiß und Sparsamkeit steht der Fran¬<lb/> zose gewiß nicht zurück. Unter einer deutschen Regierung werden sie in Metz<lb/> nicht mehr im mißgünstigen Auslande sich befinden, sondern sich einiger Er¬<lb/> leichterung bei ihrer Ansiedelung, der Sicherheit in ihren Geschäften und einer<lb/> unparteiischen Justiz erfreuen. Im Uebrigen ist nicht deutsche Art eine fremde<lb/> Nationalität zu vergewaltigen, und auch die französische in Metz kann sicher<lb/> sein, für ihre wahrhaften Interessen stets Schutz und Förderung zu finden.<lb/> Unzweifelhaft aber wird sich die deutsche Ueberlegenheit ebenso geltend machen,<lb/> wie in Pest und Posen, und kein Verständiger der deutschen Regierung ver¬<lb/> denken, wenn sie der Verdeutschung von Metz, die sofort nach Friedensschluß<lb/> von selbst beginnen wird, keine Hindernisse in den Weg legt. Jedes Volk,<lb/> das gesund ist und seinen Werth und Beruf auf der Erde fühlt, hegt auch<lb/> ein gut Stück nationalen Egoismus."</p><lb/> <p xml:id="ID_740" next="#ID_741"> Wenn diese Darstellung der gegenwärtigen Zustände in Metz und diese<lb/> Hoffnung auf die Zukunft auch vollkommen begründet ist, so können wir<lb/> doch mit einem Vorschlage nicht zurückhalten, der jedenfalls die Verdeutschung<lb/> dieser Stadt in hohem Grade beschleunigen muß. In den preußischen Ost¬<lb/> provinzen, wo Deutschthum und Slaventhum mit einander im Kampf liegen,<lb/> heimisch, weiß der Verfasser, wie wichtig für die Verdeutschung der dortigen Städte<lb/> die Nachbarschaft von deutschen Dörfern ist. Von dort beziehen die deutschen<lb/> Bürger und Beamten immer vorzugsweise ihre Dienstboten, indem sie ihnen<lb/> mit Recht den Vorzug vor den polnischen geben. Es wird aber eine in aller<lb/> Welt gemachte Erfahrung sein, daß die Kinder der Familie viel mehr von den<lb/> Dienstboten, als selbst von der Mutter, geschweige dem Vater, sprechen lernen.<lb/> Daher die vielen Sprachfehler bei ihnen, wenn auch die Eltern sich tadellos<lb/> ausdrücken. Daher auch der schwere Stand für die Deutschen und das<lb/> Deutschthum in Prag, daß es dort trotz seiner Ueberlegenheit an Cultur<lb/> nimmer die Oberhand zu gewinnen vermag: denn es giebt in der Nähe gar</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
sich einstellen werden. Mit der deutschen Besatzung, an 8000 Mann, zieht
ohne Zweifel eine deutsche Bevölkerung von Beamten, Professoren, Lehrern,
Predigern und anderen ein, die auch wieder deutsche Dienstboten mitbringen.
Wir dürfen diesen Zuwachs recht wohl aus ein paar hundert Familien, im
ganzen etwa auf zweitausend Köpfe veranschlagen. Alsdann wird rasch und
unausbleiblich eine Einwanderung folgen von Kaufleuten, Gewerbtreibenden,
Gesellen und Tagarbeitern der verschiedensten Art, die wir kaum geringer, als
auf S000 Köpfe annehmen können. Zum Maßstab nehme man, wie an¬
sehnlich die Bevölkerung ist, welche die niederrheinischen und Westfälischen
Städte fehr bald aus den alten Provinzen Preußens erhielten und man ver¬
gesse dabei nicht zwei Umstände. Das reiche Absatzgebiet des Metzer Landes
öffnet sich nach Deutschland hin, und seine natürlichen Hilfsquellen müssen
eben deßhalb, sobald es Deutschland einverleibt ist, um so ergiebiger werden.
Zusammen würde also Metz eine neue deutsche Bevölkerung von wenigstens
12,000 Köpfen erhalten. Addiren wir diese 12,000 Zuwänderer mit jenen
12—13,000 Deutschen, die jetzt schon in Metz vorhanden sind, so ergeben sich
reichlich 24,000 Deutsche, die es wohl mit 32,000 Franzosen ausnehmen
können. Gute Deutsche Schulen aber, Volksschulen, Bürgerschulen und ein
Gymnasium, werden sehr bald bis in den Schoß der Familien hinein ihre
Wirkung üben. Demjenigen Elemente, welches die Regierung ausübt, stehen
zahllose laute und stille Vortheile zu Gebote. Haben "doch 'so viel Tausende
unserer Landsleute, wie mancher erst bet der grausamen Austreibung der
Deutschen erfuhr, unter den schwierigsten Verhältnissen sich im Auslande Ver¬
dienst und gute Stellung erworben, und zwar durch nichts anderes, als durch
Ueberlegenheit ihrer Bildung; denn an Fleiß und Sparsamkeit steht der Fran¬
zose gewiß nicht zurück. Unter einer deutschen Regierung werden sie in Metz
nicht mehr im mißgünstigen Auslande sich befinden, sondern sich einiger Er¬
leichterung bei ihrer Ansiedelung, der Sicherheit in ihren Geschäften und einer
unparteiischen Justiz erfreuen. Im Uebrigen ist nicht deutsche Art eine fremde
Nationalität zu vergewaltigen, und auch die französische in Metz kann sicher
sein, für ihre wahrhaften Interessen stets Schutz und Förderung zu finden.
Unzweifelhaft aber wird sich die deutsche Ueberlegenheit ebenso geltend machen,
wie in Pest und Posen, und kein Verständiger der deutschen Regierung ver¬
denken, wenn sie der Verdeutschung von Metz, die sofort nach Friedensschluß
von selbst beginnen wird, keine Hindernisse in den Weg legt. Jedes Volk,
das gesund ist und seinen Werth und Beruf auf der Erde fühlt, hegt auch
ein gut Stück nationalen Egoismus."
Wenn diese Darstellung der gegenwärtigen Zustände in Metz und diese
Hoffnung auf die Zukunft auch vollkommen begründet ist, so können wir
doch mit einem Vorschlage nicht zurückhalten, der jedenfalls die Verdeutschung
dieser Stadt in hohem Grade beschleunigen muß. In den preußischen Ost¬
provinzen, wo Deutschthum und Slaventhum mit einander im Kampf liegen,
heimisch, weiß der Verfasser, wie wichtig für die Verdeutschung der dortigen Städte
die Nachbarschaft von deutschen Dörfern ist. Von dort beziehen die deutschen
Bürger und Beamten immer vorzugsweise ihre Dienstboten, indem sie ihnen
mit Recht den Vorzug vor den polnischen geben. Es wird aber eine in aller
Welt gemachte Erfahrung sein, daß die Kinder der Familie viel mehr von den
Dienstboten, als selbst von der Mutter, geschweige dem Vater, sprechen lernen.
Daher die vielen Sprachfehler bei ihnen, wenn auch die Eltern sich tadellos
ausdrücken. Daher auch der schwere Stand für die Deutschen und das
Deutschthum in Prag, daß es dort trotz seiner Ueberlegenheit an Cultur
nimmer die Oberhand zu gewinnen vermag: denn es giebt in der Nähe gar
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