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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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In dieser Tabelle befinden sich Anzeichen, daß die Landwirthschaft in
Deutsch-Lothringen doch nicht so weit hinter der elsassischen zurücksteht. Die
künstlichen Wiesen (Luzerne-, Esparsette-, Kleefelder) nehmen dort an sich,
wie im Vergleich zur Gesammtfläche einen nicht kleineren, sondern einen
größeren Raum ein als hier; daraus muß man schließen, daß in den lothrin¬
gischen Departements mehr Vieh im Stall gefüttert wird, also auch mehr
Dünger darin gewonnen wird, als im Elsaß. Damit ist man das wich¬
tigste Mittel zur Erhöhung der Bodentragbarkeit vorhanden, welches denn
auch seine Schuldigkeit thun wird. Ueber ein zweites Anzeichen sprechen
wir sogleich. Es ist aber ferner aus der Tabelle im Gegensatz zu unserer
vorhergegangenen Darstellung nach Tisserand zu ersehen, daß nicht bloß im
oberen, sondern auch im unteren Elsaß noch ein Theil der Feldfläche als
Schwarzbrache liegen bleibt. Vielleicht löst sich jedoch dieser Widerspruch durch
die verschiedene Zeit der beiden Berichte; möglich, daß die Schwarzbrache, wie
sie von Jahr zu Jahr eingeschränkt wurde, gegenwärtig im Unterelsaß schon
ganz beseitigt ist. Jedenfalls nimmt sie im Lothringischen verhältnißmäßig
fast den zehnfachen Raum ein wie hier -- wiederum ein Anzeichen von zurück¬
gebliebener Wirthschaft.

Eine andere Uebersichtstabelle nach der "8tat. g,Zr." ist folgende, welche
gleichfalls nach den Ermittelungen des Jahres 1862 aufgestellt ist.





Auffallend ist hier der größere Reichthum der deutschen Bezirke, dem
Durchschnitt von ganz Frankreich gegenüber, an Wiesen und Wald bis auf
das Moseldepartement, welches in der Ausdehnung der Wiesen nachsteht.
Die Weingärten nehmen in allen deutschen Bezirken, namentlich aber im
Moselbezirk, einen verhältnißmäßig weit geringeren Raum ein, als durch¬
schnittlich in Frankreich; doch steht das Departement der Murthe den rheini¬
schen nur wenig nach, was eben auch dem nachtheiligen Urtheil über die
dortige Landwirthschaft entgegensteht. Die folgende Tabelle aus derselben
Quelle zeigt aber sogar einen Vorzug in der Ergiebigkeit dieses Gewächses,
dessen Vortrefflichkeit gerade bei der elsassischen Landwirthschaft gerühmt wird.




") OssrÄIs, suIiiÄiss, "Äussaiss.
") Verxers, xöpiniSres, M'ain".

In dieser Tabelle befinden sich Anzeichen, daß die Landwirthschaft in
Deutsch-Lothringen doch nicht so weit hinter der elsassischen zurücksteht. Die
künstlichen Wiesen (Luzerne-, Esparsette-, Kleefelder) nehmen dort an sich,
wie im Vergleich zur Gesammtfläche einen nicht kleineren, sondern einen
größeren Raum ein als hier; daraus muß man schließen, daß in den lothrin¬
gischen Departements mehr Vieh im Stall gefüttert wird, also auch mehr
Dünger darin gewonnen wird, als im Elsaß. Damit ist man das wich¬
tigste Mittel zur Erhöhung der Bodentragbarkeit vorhanden, welches denn
auch seine Schuldigkeit thun wird. Ueber ein zweites Anzeichen sprechen
wir sogleich. Es ist aber ferner aus der Tabelle im Gegensatz zu unserer
vorhergegangenen Darstellung nach Tisserand zu ersehen, daß nicht bloß im
oberen, sondern auch im unteren Elsaß noch ein Theil der Feldfläche als
Schwarzbrache liegen bleibt. Vielleicht löst sich jedoch dieser Widerspruch durch
die verschiedene Zeit der beiden Berichte; möglich, daß die Schwarzbrache, wie
sie von Jahr zu Jahr eingeschränkt wurde, gegenwärtig im Unterelsaß schon
ganz beseitigt ist. Jedenfalls nimmt sie im Lothringischen verhältnißmäßig
fast den zehnfachen Raum ein wie hier — wiederum ein Anzeichen von zurück¬
gebliebener Wirthschaft.

Eine andere Uebersichtstabelle nach der „8tat. g,Zr." ist folgende, welche
gleichfalls nach den Ermittelungen des Jahres 1862 aufgestellt ist.





Auffallend ist hier der größere Reichthum der deutschen Bezirke, dem
Durchschnitt von ganz Frankreich gegenüber, an Wiesen und Wald bis auf
das Moseldepartement, welches in der Ausdehnung der Wiesen nachsteht.
Die Weingärten nehmen in allen deutschen Bezirken, namentlich aber im
Moselbezirk, einen verhältnißmäßig weit geringeren Raum ein, als durch¬
schnittlich in Frankreich; doch steht das Departement der Murthe den rheini¬
schen nur wenig nach, was eben auch dem nachtheiligen Urtheil über die
dortige Landwirthschaft entgegensteht. Die folgende Tabelle aus derselben
Quelle zeigt aber sogar einen Vorzug in der Ergiebigkeit dieses Gewächses,
dessen Vortrefflichkeit gerade bei der elsassischen Landwirthschaft gerühmt wird.




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[0107] In dieser Tabelle befinden sich Anzeichen, daß die Landwirthschaft in Deutsch-Lothringen doch nicht so weit hinter der elsassischen zurücksteht. Die künstlichen Wiesen (Luzerne-, Esparsette-, Kleefelder) nehmen dort an sich, wie im Vergleich zur Gesammtfläche einen nicht kleineren, sondern einen größeren Raum ein als hier; daraus muß man schließen, daß in den lothrin¬ gischen Departements mehr Vieh im Stall gefüttert wird, also auch mehr Dünger darin gewonnen wird, als im Elsaß. Damit ist man das wich¬ tigste Mittel zur Erhöhung der Bodentragbarkeit vorhanden, welches denn auch seine Schuldigkeit thun wird. Ueber ein zweites Anzeichen sprechen wir sogleich. Es ist aber ferner aus der Tabelle im Gegensatz zu unserer vorhergegangenen Darstellung nach Tisserand zu ersehen, daß nicht bloß im oberen, sondern auch im unteren Elsaß noch ein Theil der Feldfläche als Schwarzbrache liegen bleibt. Vielleicht löst sich jedoch dieser Widerspruch durch die verschiedene Zeit der beiden Berichte; möglich, daß die Schwarzbrache, wie sie von Jahr zu Jahr eingeschränkt wurde, gegenwärtig im Unterelsaß schon ganz beseitigt ist. Jedenfalls nimmt sie im Lothringischen verhältnißmäßig fast den zehnfachen Raum ein wie hier — wiederum ein Anzeichen von zurück¬ gebliebener Wirthschaft. Eine andere Uebersichtstabelle nach der „8tat. g,Zr." ist folgende, welche gleichfalls nach den Ermittelungen des Jahres 1862 aufgestellt ist. Bon der Gesammt¬ fläche des pflanzen¬ tragenden Landes.Acker.Wiesen.Wald.Weiber- n. Erlen- ge- sträuche.*)Wein¬ gärten.Kastanien-, O->>, Man. del., Maul- lieerbäume.Obstgär¬ ten, Baum¬ schulen") Procent.Procent.Procent.Procent.Procent.Procent.Procent. Dey. d. Murre . .S9,6613,2822,140,053,081,79 - d. Mosel . .26,2110,2119,810,071,162,54 - d. Nieder-Rheinsso,»115,5428 880,333,480,051.71 - d. Ober-Rheins45,3417,4931^960,023,210,211,67 Frankreich ....61,0212,3418,390,155,001,601,50 Preußen (alte Prov.)59,3710,9828,960,79 Auffallend ist hier der größere Reichthum der deutschen Bezirke, dem Durchschnitt von ganz Frankreich gegenüber, an Wiesen und Wald bis auf das Moseldepartement, welches in der Ausdehnung der Wiesen nachsteht. Die Weingärten nehmen in allen deutschen Bezirken, namentlich aber im Moselbezirk, einen verhältnißmäßig weit geringeren Raum ein, als durch¬ schnittlich in Frankreich; doch steht das Departement der Murthe den rheini¬ schen nur wenig nach, was eben auch dem nachtheiligen Urtheil über die dortige Landwirthschaft entgegensteht. Die folgende Tabelle aus derselben Quelle zeigt aber sogar einen Vorzug in der Ergiebigkeit dieses Gewächses, dessen Vortrefflichkeit gerade bei der elsassischen Landwirthschaft gerühmt wird. ") OssrÄIs, suIiiÄiss, «Äussaiss. ") Verxers, xöpiniSres, M'ain».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/107>, abgerufen am 28.12.2024.