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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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nachdrücklich betont worden. In höherem Maße bedarf es derselben bei einer
Anstalt, welche nicht vorübergehend, sondern dauernd die Interessen der durch
den Krieg Geschädigten wahrnehmen soll. Die örtlichen Vereine, welchen es
obliegen wird, in ihrem Kreise die Hilfsbedürftigen zu ermitteln, die Bei¬
träge einzufordern und angemessen zu vertheilen, bedürfen des Zusammen¬
hangs unter sich und vornehmlich einer Centraldireetion, welche in beständi¬
ger Wechselbeziehung mit den Zweigvereinen, ausgleichend und ordnend, eine
gleichmäßige Verwaltung herstellt und überwacht.

Ein solcher Organismus besteht für den Umfang des preußischen Staats
und eines kleinen Theils des norddeutschen Bundes schon seit mehreren Jahren.
Es ist ebenso natürlich als werthvoll für die neue Stiftung, daß der Schöpfer
derselben ihren Anschluß an ein schon bewährtes Institut bestimmt hat.

Die Victoria-National-Invaliden-Stiftung steht ebenfalls
unter der Protection des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Preußen
und ist ebenso wie die neue Stiftung auf dem Schlachtfelde geboren. Un¬
mittelbar nach der Schlacht von Köntggrätz, am 5. Juli 1866, durch die
Kronprinzessin Victoria angeregt, durch den Aufruf des Kronprinzen aus
Brünn vom 3. August ins Leben gerufen, hat die Stiftung in den vier
Jahren ihres Bestehens eine unausgesetzte, äußerst fruchtbringende Wirksam¬
keit entfaltet. In dem Central-Comite und dem geschäftsführenden Aus¬
schuß zu Berlin sitzen Männer von erprobter Umsicht, Geschäftstüch-
tigkeit und patriotischer Gesinnung aus allen Ständen und politischen
Parteien: verdiente Militärs, Beamte, Reichstagsmitglieder, Universitäts¬
professoren,. Aerzte. Kaufleute, Industrielle, Alle zu freiwilliger aufopfern¬
der Thätigkeit vereinigt. Denn es war gewiß kein Leichtes, das ganze Land
zur gemeinsamen Theilnahme heranzuziehen, die Bildung von Zweigvereinen,
welche die Hauptaufgabe der Stiftung blieb, in allen Theilen des Staates
zu organisiren, die fortlaufende Communication mit denselben zu regeln,
den durch unmittelbare Sammlungen oder außerordentliche Spenden und
normirte Beiträge der Zweigvereine gebildeten Fonds zu verwalten, die massen¬
haften, an die Centralstelle gerichteten Ansprüche, Erbietungen und Reklama¬
tionen zu prüfen und zu sichten. Eine beharrliche Arbeit, deren Mühselig¬
keit sich gewöhnlicher Schätzung entzieht, gehört dazu, in beständiger Verbindung
mit den verschiedenen Regierungs- und städtischen Behörden, mit der Presse,
mit einzelnen hochstehenden oder einflußreichen Persönlichkeiten und zahlreichen
patriotischen Vereinen den Gedanken der Stiftung populär zu machen und
die Kräfte des Landes überall zu thätiger Hilfe zu wecken. Und es war ein
großes Resultat, wenn der geschäftsführende Ausschuß schon am Ende des
ersten Verwaltungsjahres anzeigen konnte, daß von allen Kreisen der Monarchie,
mit Einschluß der neuen Provinzen, nur in neun die Gründung von Zweig-


nachdrücklich betont worden. In höherem Maße bedarf es derselben bei einer
Anstalt, welche nicht vorübergehend, sondern dauernd die Interessen der durch
den Krieg Geschädigten wahrnehmen soll. Die örtlichen Vereine, welchen es
obliegen wird, in ihrem Kreise die Hilfsbedürftigen zu ermitteln, die Bei¬
träge einzufordern und angemessen zu vertheilen, bedürfen des Zusammen¬
hangs unter sich und vornehmlich einer Centraldireetion, welche in beständi¬
ger Wechselbeziehung mit den Zweigvereinen, ausgleichend und ordnend, eine
gleichmäßige Verwaltung herstellt und überwacht.

Ein solcher Organismus besteht für den Umfang des preußischen Staats
und eines kleinen Theils des norddeutschen Bundes schon seit mehreren Jahren.
Es ist ebenso natürlich als werthvoll für die neue Stiftung, daß der Schöpfer
derselben ihren Anschluß an ein schon bewährtes Institut bestimmt hat.

Die Victoria-National-Invaliden-Stiftung steht ebenfalls
unter der Protection des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Preußen
und ist ebenso wie die neue Stiftung auf dem Schlachtfelde geboren. Un¬
mittelbar nach der Schlacht von Köntggrätz, am 5. Juli 1866, durch die
Kronprinzessin Victoria angeregt, durch den Aufruf des Kronprinzen aus
Brünn vom 3. August ins Leben gerufen, hat die Stiftung in den vier
Jahren ihres Bestehens eine unausgesetzte, äußerst fruchtbringende Wirksam¬
keit entfaltet. In dem Central-Comite und dem geschäftsführenden Aus¬
schuß zu Berlin sitzen Männer von erprobter Umsicht, Geschäftstüch-
tigkeit und patriotischer Gesinnung aus allen Ständen und politischen
Parteien: verdiente Militärs, Beamte, Reichstagsmitglieder, Universitäts¬
professoren,. Aerzte. Kaufleute, Industrielle, Alle zu freiwilliger aufopfern¬
der Thätigkeit vereinigt. Denn es war gewiß kein Leichtes, das ganze Land
zur gemeinsamen Theilnahme heranzuziehen, die Bildung von Zweigvereinen,
welche die Hauptaufgabe der Stiftung blieb, in allen Theilen des Staates
zu organisiren, die fortlaufende Communication mit denselben zu regeln,
den durch unmittelbare Sammlungen oder außerordentliche Spenden und
normirte Beiträge der Zweigvereine gebildeten Fonds zu verwalten, die massen¬
haften, an die Centralstelle gerichteten Ansprüche, Erbietungen und Reklama¬
tionen zu prüfen und zu sichten. Eine beharrliche Arbeit, deren Mühselig¬
keit sich gewöhnlicher Schätzung entzieht, gehört dazu, in beständiger Verbindung
mit den verschiedenen Regierungs- und städtischen Behörden, mit der Presse,
mit einzelnen hochstehenden oder einflußreichen Persönlichkeiten und zahlreichen
patriotischen Vereinen den Gedanken der Stiftung populär zu machen und
die Kräfte des Landes überall zu thätiger Hilfe zu wecken. Und es war ein
großes Resultat, wenn der geschäftsführende Ausschuß schon am Ende des
ersten Verwaltungsjahres anzeigen konnte, daß von allen Kreisen der Monarchie,
mit Einschluß der neuen Provinzen, nur in neun die Gründung von Zweig-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/96>, abgerufen am 22.12.2024.