Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.sehung außer dem entschiedenen guten Willen noch eine ganz bestimmte innere Ohne dieses Zwischenglied der Ordensritter wäre ohne Zweifel im gegen¬ Was bezüglich des Hilfs-Dienstes auf dem Schlachtfelde, das gilt auch sehung außer dem entschiedenen guten Willen noch eine ganz bestimmte innere Ohne dieses Zwischenglied der Ordensritter wäre ohne Zweifel im gegen¬ Was bezüglich des Hilfs-Dienstes auf dem Schlachtfelde, das gilt auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0062" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124768"/> <p xml:id="ID_174" prev="#ID_173"> sehung außer dem entschiedenen guten Willen noch eine ganz bestimmte innere<lb/> Befähigung und gewisse Kräfte des Geistes und Körpers, sowie eine gewisse<lb/> Vorbereitung erforderlich sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_175"> Ohne dieses Zwischenglied der Ordensritter wäre ohne Zweifel im gegen¬<lb/> wärtigen Kriege an manchen Stellen die freiwillige Hilfsthätigkeit ungleich<lb/> wirksamer gewesen, als sie wirklich gewesen ist. Denn für den gebildeten,<lb/> vorurtheilsfreien, thatkräftigen Mann ist es unerträglich, in rein freiwilligem<lb/> Dienst sich augenscheinlich verkehrten Anordnungen eines, unter Berufung<lb/> auf lächerliche Äußerlichkeiten Autorität beanspruchenden, aber seinem Posten<lb/> in keiner Weise gewachsenen, vorurtheilsvoller, oft genug unleidlich arrogan¬<lb/> ten und hochfahrenden Junkers zu fügen. Wenn uns Beispiele solcher Füg¬<lb/> samkeit vor Augen stehen, so wissen wir auch, daß sie geübt wurde mit schmerz¬<lb/> licher Resignation und lediglich, um nicht arme, unglückliche Brüder unter<lb/> den Verkehrtheiten einer bestehenden Organisation leiden zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_176"> Was bezüglich des Hilfs-Dienstes auf dem Schlachtfelde, das gilt auch<lb/> bezüglich der Verwaltung der von werkthättger Liebe gespendeten Gaben in<lb/> den Depots. Die Sanitätsabtheilungen der Armeecorps, so verstärkt, wie<lb/> ich oben vorschlug, müßten auch, da ihnen die Leitung der Feldlazarette<lb/> obliegt, zu bestimmen haben, wo solche Depots errichtet werden sollen. Sie<lb/> werden gut thun, solche Bestimmungen nicht zu treffen ohne sich vorher in's<lb/> Einvernehmen zu setzen mit denjenigen Stellen, von denen aus die Depots<lb/> versorgt werden müssen. Die Verwaltung dieser Depots muß diesen<lb/> Stellen, also in der Regel den Hilfsvereinen, lediglich überlassen werden. Sie<lb/> sind verantwortlich für die zweckentsprechende Verwendung dessen, was opfer¬<lb/> freudige Menschenliebe ihnen anvertraut hat. Sie werden sich ihre Depot-<lb/> Verwalter unter gewissenhafter Berücksichtigung der Eigenschaften, welche<lb/> dieses Geschäft erheischt, stets auszusuchen wissen. Aber ganz widersinnig<lb/> und höchst bedenklich ist es, die Orte, wo solche Depots errichtet werden<lb/> sollen, wiederum nur durch Personen bestimmen zu lassen, die auch für dieses<lb/> Geschäft xrimo loco nur einen bunten Rock und einen Orden u. s. w. mit¬<lb/> bringen und den Hilfsvereinen zuzumuthen, daß sie einem solchen Herrn<lb/> Holen« volölis das ihnen anvertraute Gut zur Verwaltung übertragen. Auf<lb/> keine Weise kann man den guten Willen der Geber schneller abstumpfen,<lb/> als wenn man sie erfahren läßt, daß, was sie gespendet, in ganz unzweck-<lb/> mäßer Weise von Männern verwaltet wird, die wohl ein Diner geschmackvoll<lb/> zu arrangiren, ein Salongespräch zierlich einzuleiten, aus alle Fragen des<lb/> Sports Bescheid zu geben, aber Weizenmehl nicht von Kartoffelmehl zu<lb/> unterscheiden, mit der einfachsten Buchführung nicht umzugehen wissen, und<lb/> es für unanständig halten, beim Abladen oder Oeffnen einer Kiste selbst Hand<lb/> anzulegen!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0062]
sehung außer dem entschiedenen guten Willen noch eine ganz bestimmte innere
Befähigung und gewisse Kräfte des Geistes und Körpers, sowie eine gewisse
Vorbereitung erforderlich sind.
Ohne dieses Zwischenglied der Ordensritter wäre ohne Zweifel im gegen¬
wärtigen Kriege an manchen Stellen die freiwillige Hilfsthätigkeit ungleich
wirksamer gewesen, als sie wirklich gewesen ist. Denn für den gebildeten,
vorurtheilsfreien, thatkräftigen Mann ist es unerträglich, in rein freiwilligem
Dienst sich augenscheinlich verkehrten Anordnungen eines, unter Berufung
auf lächerliche Äußerlichkeiten Autorität beanspruchenden, aber seinem Posten
in keiner Weise gewachsenen, vorurtheilsvoller, oft genug unleidlich arrogan¬
ten und hochfahrenden Junkers zu fügen. Wenn uns Beispiele solcher Füg¬
samkeit vor Augen stehen, so wissen wir auch, daß sie geübt wurde mit schmerz¬
licher Resignation und lediglich, um nicht arme, unglückliche Brüder unter
den Verkehrtheiten einer bestehenden Organisation leiden zu lassen.
Was bezüglich des Hilfs-Dienstes auf dem Schlachtfelde, das gilt auch
bezüglich der Verwaltung der von werkthättger Liebe gespendeten Gaben in
den Depots. Die Sanitätsabtheilungen der Armeecorps, so verstärkt, wie
ich oben vorschlug, müßten auch, da ihnen die Leitung der Feldlazarette
obliegt, zu bestimmen haben, wo solche Depots errichtet werden sollen. Sie
werden gut thun, solche Bestimmungen nicht zu treffen ohne sich vorher in's
Einvernehmen zu setzen mit denjenigen Stellen, von denen aus die Depots
versorgt werden müssen. Die Verwaltung dieser Depots muß diesen
Stellen, also in der Regel den Hilfsvereinen, lediglich überlassen werden. Sie
sind verantwortlich für die zweckentsprechende Verwendung dessen, was opfer¬
freudige Menschenliebe ihnen anvertraut hat. Sie werden sich ihre Depot-
Verwalter unter gewissenhafter Berücksichtigung der Eigenschaften, welche
dieses Geschäft erheischt, stets auszusuchen wissen. Aber ganz widersinnig
und höchst bedenklich ist es, die Orte, wo solche Depots errichtet werden
sollen, wiederum nur durch Personen bestimmen zu lassen, die auch für dieses
Geschäft xrimo loco nur einen bunten Rock und einen Orden u. s. w. mit¬
bringen und den Hilfsvereinen zuzumuthen, daß sie einem solchen Herrn
Holen« volölis das ihnen anvertraute Gut zur Verwaltung übertragen. Auf
keine Weise kann man den guten Willen der Geber schneller abstumpfen,
als wenn man sie erfahren läßt, daß, was sie gespendet, in ganz unzweck-
mäßer Weise von Männern verwaltet wird, die wohl ein Diner geschmackvoll
zu arrangiren, ein Salongespräch zierlich einzuleiten, aus alle Fragen des
Sports Bescheid zu geben, aber Weizenmehl nicht von Kartoffelmehl zu
unterscheiden, mit der einfachsten Buchführung nicht umzugehen wissen, und
es für unanständig halten, beim Abladen oder Oeffnen einer Kiste selbst Hand
anzulegen!
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