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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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wird schleunig Veranstaltung getroffen, daß die gewünschte Sendung noch
heute abgehen könne, natürlich unter Führung eines zuverlässigen Mitgliedes
unseres Männerhilfs-Vereins. Da kommt ein weiteres Telegramm von Nunzig:
"Lazareth U- braucht große Mengen von Erfrischungen, Tabak, Wäsche, Verband¬
zeug, Gyps, Desinfectionsmitteln, Arm- und Beinschienen; einige Irrigatoren.
Prof. H." Schon die zweite Forderung aus Jnnerfrankreich, eirsem Ge¬
biete, welches wir regelmäßig zu versorgen weder die Aufgabe, noch auf die
Dauer die Mittel haben. Aber Prof. H. ist unser Abgesandter. Er arbeitet
mit Mitgliedern unseres Männerhilfsvereins in dem großen von ihm ge¬
schaffenen Lazareth. Also nicht lange geprüft: auch diese "Requisition" muß
heute noch erledigt werden. Da kommt ein Telegramm von der Erfrischungs¬
station zu Brumath, ein anderes von der zu Hagenau, je eines von unseren
Vereins-Depots in Kolbsheim, Hagenau und Walburg. Dort wird Ab¬
lösung der Mannschaft und Geld, hier werden jene tausend Kleinigkeiten ge¬
wünscht, an denen ein solches Depot stets Mangel und stets Bedarf hat.
Das ist ein guter Tag heute! Woher die Hände nehmen, um diese Hunderte
von Kisten zu packen und zu spediren, woher die Wagen und Pferde, um sie
zu befördern? -- denn ohne Zweifel ist die eingeleisige Bahn Winden-
Weißenburg-Wendenheim wieder einmal, wie so oft in diesem Kriege, voll¬
ständig verstopft, und muß, was in's Elsaß soll, also per Leiterwagen, was
nach Lothringen und weiter, über Mannheim-Ludwigshafen gesendet werden.
Die Schwierigkeiten findZ.'enorm; aber die Noth ist größer, und, Freunde,
heut gilt es eben zu schaffen mit doppelten Kräften! Jeden Schweißtropfen
den wir vergießen, lohnt uns ein freundlicher Blick oder ein Dankeswort
derer da draußen, die sich für uns in die mörderische Schlacht gestürzt und
die nun auf ihrem Schmerzenslager seufzen.

Von Erfrischungs-Stationen und Vereins-Depots sprach ich.
Was sind denn das für Anstalten? Sehr schnell hat uns die Erfahrung
belehrt, daß besonders an Eisenbahn-Knotenpunkten, welche von zahllosen
Verwundeten-Zügen passirt werden, die Organisation eines regelmäßigen Er-
frischungs-Dienstes ganz unerläßlich ist. Kommt der Zug mit seinen Hun¬
derten von kranken und verwundeten Insassen an -- wenn sie noch sich
äußern und klar aus den Augen schauen können -- Hunger und Durst ist
es gar oft, was sie im Augenblick mehr quält, als ihre Krankheit oder Ver¬
letzung; denn hastig wurden sie aufgerafft von jenen Stätten des Schreckens,
die man durch ihre Wegführung "evacuiren" wollte und nun gilt es, sie
aus Feindesland so rasch als möglich solchen Gegenden zuzuführen, wo
freundliche, sorglichste Pflege ihrer wartet; und nicht Stunden, nein Tage
lang gab es nichts sür die Armen, um sie zu erquickeen. Da auf halbdeut¬
schem Boden angelangt sehen sie an der Eisenbahnstation das freundliche


wird schleunig Veranstaltung getroffen, daß die gewünschte Sendung noch
heute abgehen könne, natürlich unter Führung eines zuverlässigen Mitgliedes
unseres Männerhilfs-Vereins. Da kommt ein weiteres Telegramm von Nunzig:
„Lazareth U- braucht große Mengen von Erfrischungen, Tabak, Wäsche, Verband¬
zeug, Gyps, Desinfectionsmitteln, Arm- und Beinschienen; einige Irrigatoren.
Prof. H." Schon die zweite Forderung aus Jnnerfrankreich, eirsem Ge¬
biete, welches wir regelmäßig zu versorgen weder die Aufgabe, noch auf die
Dauer die Mittel haben. Aber Prof. H. ist unser Abgesandter. Er arbeitet
mit Mitgliedern unseres Männerhilfsvereins in dem großen von ihm ge¬
schaffenen Lazareth. Also nicht lange geprüft: auch diese „Requisition" muß
heute noch erledigt werden. Da kommt ein Telegramm von der Erfrischungs¬
station zu Brumath, ein anderes von der zu Hagenau, je eines von unseren
Vereins-Depots in Kolbsheim, Hagenau und Walburg. Dort wird Ab¬
lösung der Mannschaft und Geld, hier werden jene tausend Kleinigkeiten ge¬
wünscht, an denen ein solches Depot stets Mangel und stets Bedarf hat.
Das ist ein guter Tag heute! Woher die Hände nehmen, um diese Hunderte
von Kisten zu packen und zu spediren, woher die Wagen und Pferde, um sie
zu befördern? — denn ohne Zweifel ist die eingeleisige Bahn Winden-
Weißenburg-Wendenheim wieder einmal, wie so oft in diesem Kriege, voll¬
ständig verstopft, und muß, was in's Elsaß soll, also per Leiterwagen, was
nach Lothringen und weiter, über Mannheim-Ludwigshafen gesendet werden.
Die Schwierigkeiten findZ.'enorm; aber die Noth ist größer, und, Freunde,
heut gilt es eben zu schaffen mit doppelten Kräften! Jeden Schweißtropfen
den wir vergießen, lohnt uns ein freundlicher Blick oder ein Dankeswort
derer da draußen, die sich für uns in die mörderische Schlacht gestürzt und
die nun auf ihrem Schmerzenslager seufzen.

Von Erfrischungs-Stationen und Vereins-Depots sprach ich.
Was sind denn das für Anstalten? Sehr schnell hat uns die Erfahrung
belehrt, daß besonders an Eisenbahn-Knotenpunkten, welche von zahllosen
Verwundeten-Zügen passirt werden, die Organisation eines regelmäßigen Er-
frischungs-Dienstes ganz unerläßlich ist. Kommt der Zug mit seinen Hun¬
derten von kranken und verwundeten Insassen an — wenn sie noch sich
äußern und klar aus den Augen schauen können — Hunger und Durst ist
es gar oft, was sie im Augenblick mehr quält, als ihre Krankheit oder Ver¬
letzung; denn hastig wurden sie aufgerafft von jenen Stätten des Schreckens,
die man durch ihre Wegführung „evacuiren" wollte und nun gilt es, sie
aus Feindesland so rasch als möglich solchen Gegenden zuzuführen, wo
freundliche, sorglichste Pflege ihrer wartet; und nicht Stunden, nein Tage
lang gab es nichts sür die Armen, um sie zu erquickeen. Da auf halbdeut¬
schem Boden angelangt sehen sie an der Eisenbahnstation das freundliche


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/52>, abgerufen am 22.12.2024.