Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Bureauarbeit im Gange ist, müssen alle diejenigen warten, welche nicht Diese Briefe, nachdem sie eröffnet und flüchtig überlesen sind, wandern Der Telegraph ist in diesen Zeiten wohl stärker in Anspruch genommen, Da kommt ein Telegramm aus Pont°^-Moussou: "Rothe Krankenweine, 6*
Bureauarbeit im Gange ist, müssen alle diejenigen warten, welche nicht Diese Briefe, nachdem sie eröffnet und flüchtig überlesen sind, wandern Der Telegraph ist in diesen Zeiten wohl stärker in Anspruch genommen, Da kommt ein Telegramm aus Pont°^-Moussou: „Rothe Krankenweine, 6*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124757"/> <p xml:id="ID_140" prev="#ID_139"> Bureauarbeit im Gange ist, müssen alle diejenigen warten, welche nicht<lb/> dringendste Gründe haben, alsbald abgefertigt zu werden. Die Post bringt<lb/> Briefe von den hundert Vereinen und Sammelstellen des Landes, meist mit<lb/> Anmeldungen abgesendeter Gaben, für die gedankt, oder mit Anfragen über<lb/> den augenblicklichen weiteren Bedarf, auf welche nach dem Stande der Ma¬<lb/> gazinvorräthe Bescheid gegeben werden muß; ferner Briefe von den Verwal¬<lb/> tungen der Reservelazarethe des Landes mit Geld- oder Personalforderungen<lb/> oder langen Wunschzetteln, welche in das Lazareth-Utensilien- oder das Wäsche«<lb/> oder das ErfrischungsMagazin wandern, um da erledigt zu werden, mit<lb/> Kräuterkisten, mit Vorschlägen zu neuen Lazareth-Anlagen oder Erweite¬<lb/> rungen u. s. f.; weiter Briefe vom Berliner Centralcomite mit Bitten um<lb/> allerhand Auskunft, oder freundgenossenschaftlichen Anerbietungen; Briefe<lb/> von Behörden des Landes mit Eröffnungen wegen Benutzung der Staats¬<lb/> verkehrsanstalten, mit Vorschriften, welche die Rechnungsführung der mit<lb/> Staatszuschüssen verwalteten Lazarethe betreffen; Briefe von auswärtigen<lb/> Vereinen und Privaten mit geschäftlichen oder patriotischen Anerbietungen,<lb/> mit Anfragen nach Personen, Sachen und Einrichtungen, mit Bitten um<lb/> Weiterspedition übersendeter Collis, endlich Briefe von dem Genfer Comite<lb/> oder der Baseler ^geltes internationale, dieser rührigen und stets dienst¬<lb/> bereiten Vermittlerin zwischen dem deutschen, oder von Deutschen occupirten<lb/> und dem solcher Oceupatton noch ledigen französischen Lande.</p><lb/> <p xml:id="ID_141"> Diese Briefe, nachdem sie eröffnet und flüchtig überlesen sind, wandern<lb/> je in diejenigen Bureauabtheilungen, wo sie, sei es in hergebrachter Form,<lb/> sei es nach Maßgabe flüchtiger Notizen, erledigt werden. Da haben denn<lb/> die Concipienten bis auf Weiteres Arbeit die Fülle; die Schreiber haben<lb/> deren einstweilen noch von gestern genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_142"> Der Telegraph ist in diesen Zeiten wohl stärker in Anspruch genommen,<lb/> als in der geschäftigsten Frtedenszeit; ^nach dem Kriegsschauplatze hin und<lb/> von dort her arbeitet er fast zuverlässiger, als die Feldpost. Aber man be¬<lb/> dient sich seiner auch mit besonderer Vorliebe und ohne jene sorgsame Cal-<lb/> culation, welche man in gewöhnlichen Zeiten der Benutzung jenes Verkehrs¬<lb/> mittels vorausgehen läßt. Die telegraphische Sprache eignet sich sür solche<lb/> Zeiten und Geschäfte wie wir sie jetzt erleben und betreiben, ganz vor¬<lb/> zugsweise.</p><lb/> <p xml:id="ID_143" next="#ID_144"> Da kommt ein Telegramm aus Pont°^-Moussou: „Rothe Krankenweine,<lb/> Schinken, Zwieback, Kaffee, Thee. Chocolade, Fleischextrakt, Zucker in großen<lb/> Massen erwünscht im Lazarett) X,, v. N., Delegirter des Johanniter-Ordens."<lb/> Wir gewähren die Forderungen der Herren Ordensritter, nach den mit ihnen<lb/> gemachten Erfahrungen, nur mit großer Vorsicht. Aber dieser Unterzeichner<lb/> ist uns als ausnahmsweise praktisch, sachkundig und zuverlässig bekannt; es</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 6*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
Bureauarbeit im Gange ist, müssen alle diejenigen warten, welche nicht
dringendste Gründe haben, alsbald abgefertigt zu werden. Die Post bringt
Briefe von den hundert Vereinen und Sammelstellen des Landes, meist mit
Anmeldungen abgesendeter Gaben, für die gedankt, oder mit Anfragen über
den augenblicklichen weiteren Bedarf, auf welche nach dem Stande der Ma¬
gazinvorräthe Bescheid gegeben werden muß; ferner Briefe von den Verwal¬
tungen der Reservelazarethe des Landes mit Geld- oder Personalforderungen
oder langen Wunschzetteln, welche in das Lazareth-Utensilien- oder das Wäsche«
oder das ErfrischungsMagazin wandern, um da erledigt zu werden, mit
Kräuterkisten, mit Vorschlägen zu neuen Lazareth-Anlagen oder Erweite¬
rungen u. s. f.; weiter Briefe vom Berliner Centralcomite mit Bitten um
allerhand Auskunft, oder freundgenossenschaftlichen Anerbietungen; Briefe
von Behörden des Landes mit Eröffnungen wegen Benutzung der Staats¬
verkehrsanstalten, mit Vorschriften, welche die Rechnungsführung der mit
Staatszuschüssen verwalteten Lazarethe betreffen; Briefe von auswärtigen
Vereinen und Privaten mit geschäftlichen oder patriotischen Anerbietungen,
mit Anfragen nach Personen, Sachen und Einrichtungen, mit Bitten um
Weiterspedition übersendeter Collis, endlich Briefe von dem Genfer Comite
oder der Baseler ^geltes internationale, dieser rührigen und stets dienst¬
bereiten Vermittlerin zwischen dem deutschen, oder von Deutschen occupirten
und dem solcher Oceupatton noch ledigen französischen Lande.
Diese Briefe, nachdem sie eröffnet und flüchtig überlesen sind, wandern
je in diejenigen Bureauabtheilungen, wo sie, sei es in hergebrachter Form,
sei es nach Maßgabe flüchtiger Notizen, erledigt werden. Da haben denn
die Concipienten bis auf Weiteres Arbeit die Fülle; die Schreiber haben
deren einstweilen noch von gestern genug.
Der Telegraph ist in diesen Zeiten wohl stärker in Anspruch genommen,
als in der geschäftigsten Frtedenszeit; ^nach dem Kriegsschauplatze hin und
von dort her arbeitet er fast zuverlässiger, als die Feldpost. Aber man be¬
dient sich seiner auch mit besonderer Vorliebe und ohne jene sorgsame Cal-
culation, welche man in gewöhnlichen Zeiten der Benutzung jenes Verkehrs¬
mittels vorausgehen läßt. Die telegraphische Sprache eignet sich sür solche
Zeiten und Geschäfte wie wir sie jetzt erleben und betreiben, ganz vor¬
zugsweise.
Da kommt ein Telegramm aus Pont°^-Moussou: „Rothe Krankenweine,
Schinken, Zwieback, Kaffee, Thee. Chocolade, Fleischextrakt, Zucker in großen
Massen erwünscht im Lazarett) X,, v. N., Delegirter des Johanniter-Ordens."
Wir gewähren die Forderungen der Herren Ordensritter, nach den mit ihnen
gemachten Erfahrungen, nur mit großer Vorsicht. Aber dieser Unterzeichner
ist uns als ausnahmsweise praktisch, sachkundig und zuverlässig bekannt; es
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