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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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Dir welche gefallen, kannst Du sie komponiren. Ich schicke sie dann oder
doch einige davon an Vosz für den Almanach. Vosz ist einer meiner liebsten
Freunde, ein außerordentlicher Mensch. Mit Klingers Erlaubnis hab ich
ihm einige deiner Gedichte, die mir all unendlich lieb sind, für den diesjäh¬
rigen Almanach geschikt. Künftig must Du mir auch alles fehlten, was Du
machst, Jetzt kan ich Dir nur 2 Lieder*) schicken, die andern hat schon D. Weiß
zum Komponiren. Kennst Du seine Lieder fürs Klavier noch nicht? O sie
sind vortreflich.

Lieber herzlicher Freund! ich danke Dir noch tausendmal für deinen
Brief. Mein Herz hast Du auf ewig. Sehen müssen wir uns gewiß, wir
sind uns nah und ich habe schon längst den Plan zu einer Schweizer Reise
gemacht, ehe ich Dich noch da kannte. Lavatern hat mein Herz schon längst
geehrt und geliebt. Versichere Ihn meiner wärmsten Hochachtung und auch
Pfennigern! Wir müssen uns fleißig schreiben. Dieser Brief blieb einer
kleinen Reise wegen liegen. Deine Adresse weiß ich nicht gewiß. Schreib
mir sie! Mit heißer Liebe drück ich Dich ans Herz. Dein


Miller.
An die Abenddämmerung.
[Beginn Spaltensatz]
Wie warst Du kühle Dämmrung mir
Bor Kurzem noch so lieb!
Nun naht sich Traurigkeit mit Dir
Und alles ist mir trüb. 2.
Sonst hülltest Du in Dein Gewand
Mich und mein Mädchen ein,
An ihrer lieben weißen Hand
Vergaß ich aller Pein. 3.
Ihr Auge blickte, minder scheu
Mir freundlich ins Gesicht,
Und barg das Pfand der Lieb und Tre
Die stille Zähre nicht.
all" Mtwv"ma^ej'i'^'^ -
Manch leiser Seufzer schlich sich ihr
Tief aus des Herzens Grund
Und mancher Händedruck von mir
That meine Lieb ihr kund.[Spaltenumbruch]
Wir saßen ganze Stunden so,
Verloren nicht ein Wort
Un"d doch ging uns die Zeit so froh
Und ach, so eilig fort. 6.
Der Mond und alle Sterne sahn
Vom blauen Himmelszelt,
Wir sahn so froh und stolz sie an
Als dient uns alle Welt. ü)H?ü
Nun leb ich, von dem Mädchen weit
Beklage mein Geschick
Und wünsche die vergangne Zeit
Mit Thränen mir zurück. u
^stßbW 9?Ä .r j"in k) /wat's,
M.[Ende Spaltensatz]


") Das andere Lied fehlt, es stand jedenfalls auf einem besonderen Blatt und ging verloren.
Das Lied an die Abenddämmerung steht in den Gedichten nicht, die freilich (nach Goedele
S. 7"0) nicht vollständig sind.

Dir welche gefallen, kannst Du sie komponiren. Ich schicke sie dann oder
doch einige davon an Vosz für den Almanach. Vosz ist einer meiner liebsten
Freunde, ein außerordentlicher Mensch. Mit Klingers Erlaubnis hab ich
ihm einige deiner Gedichte, die mir all unendlich lieb sind, für den diesjäh¬
rigen Almanach geschikt. Künftig must Du mir auch alles fehlten, was Du
machst, Jetzt kan ich Dir nur 2 Lieder*) schicken, die andern hat schon D. Weiß
zum Komponiren. Kennst Du seine Lieder fürs Klavier noch nicht? O sie
sind vortreflich.

Lieber herzlicher Freund! ich danke Dir noch tausendmal für deinen
Brief. Mein Herz hast Du auf ewig. Sehen müssen wir uns gewiß, wir
sind uns nah und ich habe schon längst den Plan zu einer Schweizer Reise
gemacht, ehe ich Dich noch da kannte. Lavatern hat mein Herz schon längst
geehrt und geliebt. Versichere Ihn meiner wärmsten Hochachtung und auch
Pfennigern! Wir müssen uns fleißig schreiben. Dieser Brief blieb einer
kleinen Reise wegen liegen. Deine Adresse weiß ich nicht gewiß. Schreib
mir sie! Mit heißer Liebe drück ich Dich ans Herz. Dein


Miller.
An die Abenddämmerung.
[Beginn Spaltensatz]
Wie warst Du kühle Dämmrung mir
Bor Kurzem noch so lieb!
Nun naht sich Traurigkeit mit Dir
Und alles ist mir trüb. 2.
Sonst hülltest Du in Dein Gewand
Mich und mein Mädchen ein,
An ihrer lieben weißen Hand
Vergaß ich aller Pein. 3.
Ihr Auge blickte, minder scheu
Mir freundlich ins Gesicht,
Und barg das Pfand der Lieb und Tre
Die stille Zähre nicht.
all" Mtwv«ma^ej'i'^'^ -
Manch leiser Seufzer schlich sich ihr
Tief aus des Herzens Grund
Und mancher Händedruck von mir
That meine Lieb ihr kund.[Spaltenumbruch]
Wir saßen ganze Stunden so,
Verloren nicht ein Wort
Un"d doch ging uns die Zeit so froh
Und ach, so eilig fort. 6.
Der Mond und alle Sterne sahn
Vom blauen Himmelszelt,
Wir sahn so froh und stolz sie an
Als dient uns alle Welt. ü)H?ü
Nun leb ich, von dem Mädchen weit
Beklage mein Geschick
Und wünsche die vergangne Zeit
Mit Thränen mir zurück. u
^stßbW 9?Ä .r j»in k) /wat's,
M.[Ende Spaltensatz]


") Das andere Lied fehlt, es stand jedenfalls auf einem besonderen Blatt und ging verloren.
Das Lied an die Abenddämmerung steht in den Gedichten nicht, die freilich (nach Goedele
S. 7»0) nicht vollständig sind.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/436>, abgerufen am 22.12.2024.