Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.eine Wonne hat ich noch in Ulm nicht, seit ich wieder hier bin, wie heute. ") Heinrich Leopold Wagner. ") Dreyen Mädel. Deine Lieder sind mir schon in Frankfurt und noch öfter von einem meiner Freunde ge¬ spielt worden. Sie gefielen mir ausnehmend, weil die Gesinnung so wahr, natürlich und un¬ gekünstelt ist. Mach brav fort. 5) Nämlich: Auf, ihr wackre Hcrzcnsbriider -- in den Gedichten Seite 159. ff) Ich hab in fernem Land ein Mädchen, dem ichs gerne zuschickte. 54*
eine Wonne hat ich noch in Ulm nicht, seit ich wieder hier bin, wie heute. ") Heinrich Leopold Wagner. ") Dreyen Mädel. Deine Lieder sind mir schon in Frankfurt und noch öfter von einem meiner Freunde ge¬ spielt worden. Sie gefielen mir ausnehmend, weil die Gesinnung so wahr, natürlich und un¬ gekünstelt ist. Mach brav fort. 5) Nämlich: Auf, ihr wackre Hcrzcnsbriider — in den Gedichten Seite 159. ff) Ich hab in fernem Land ein Mädchen, dem ichs gerne zuschickte. 54*
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eine Wonne hat ich noch in Ulm nicht, seit ich wieder hier bin, wie heute.
Keiner meiner älteren Freunde hatte mir noch geschrieben, ich war unge¬
duldig drüber und da kamst Du Engel des Himmels mir mit ofnem Arm
entgegen, meinen Kummer zu verjagen. Hast es treulich gethan, lieber Kaiser
und ich bin mir selber böse, daß ich Dir mit Worten nicht genug sagen kann;
wie der Dank in meinem Herzen auflodert und Dir nach Zürich entgegen¬
fliegt. Ich habe von Giessen aus nur Schnurren geschrieben und Du be-
lohnst mich dafür mit einem so herrlichen Briefe und mit Deiner Freund¬
schaft. Schlag ein! ich bin ihrer wehrt. Ach was hatt ich bei Klingern für
ein Leben! Ihn sehen und ihn lieben war Eins: und so sagt er. seys ihm
auch mit mir gegangen. Wir haben rechte Bruderherzen, selbst unsere Ge¬
sichter sollen sich sehr ähnlich seyn und sein Bild, das Göthe gemacht hat,
könnte man für meines halten. Klinger ist ein herrlicher, göttlicher Mensch,
das Herz und den Verstand trift man kaum in Jahrhunderten beysammen
an. O, ich hab ihn unaussprechlich lieb und war nur acht Tage bey ihm.
Und hör, Kaiser, darum, daß er mir auch Dich erworben hat, hab ich ihn
noch tausendmal lieber. Ich liebe Dich auch unaussprechlich, denn ich kenne
Dich durch ihn. Dreymal hab ich mit der größten Ehrfurcht Dein Bild ge¬
küßt, so wie man seinem Mädchen den ersten Kuß gibt, so heilig wars um
mich herum; dann aber herze ichs noch unendlichmal und schö täglich an.
Meinen Schattenriß hat Wagner*)......in Offenbach gemacht; nun
hat ihn Göthe und will ihn verkleinern. Sobald ich ihn bekomme, holst Du
ihn haben. Kannst Du mir nicht das Kupfer von Göthe schaffen, das Du
Klingern und Wagnern geschickt hast? Ich hätt es gar zu gerne. Die Stol¬
berg werden mir ihren Schattenriß wol selbst fehlten. Weist Du nicht, wo
die Leute jetzt sind? Ich hoffe, sie kommen über Ulm. Fritz hat mir seinen
heissen göttlichen Freyheitsgesang noch nicht zugeschikt, bey Klingern hab ich
ihn schon 6 mal gelesen. Bey Wagnern bin ich 4 Tage gewesen und habe
den treuen Jungen recht lieb gewonnen. Göthe lernte mich und ihn nicht
genug kennen, wir wurden also nicht vertraut. Aber er hat mich sehr für
sich eingenommen.....***). An guten Liedern zum Singen festes uns
sehr. Komponir auch Deine eignen Lieder, denn die must Du am meisten
fühlen. Ich wünschte, daß Du mein deutsches Trinklieds) komponirtest und
mir schiktest .... 1-Z-). Alle meine neuen Lieder sollst Du haben, wenn
") Heinrich Leopold Wagner.
") Dreyen Mädel.
Deine Lieder sind mir schon in Frankfurt und noch öfter von einem meiner Freunde ge¬
spielt worden. Sie gefielen mir ausnehmend, weil die Gesinnung so wahr, natürlich und un¬
gekünstelt ist. Mach brav fort.
5) Nämlich: Auf, ihr wackre Hcrzcnsbriider — in den Gedichten Seite 159.
ff) Ich hab in fernem Land ein Mädchen, dem ichs gerne zuschickte.
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