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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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unter Führung verständiger Männer; unter den inactiven Offizieren Eurer
Bezirke werdet Ihr deren genug finden. -- Die Bewachung der Küste möge
zuvörderst Eure Aufgabe sein, um schleunige Mittheilung an die nächste
Militärbehörde, von der ihr jederzeit Unterstützung zu erwarten habt, machen
zu können. Bei einer eintretenden militärischen Abwehr dürfet
Ihr nicht fehlen. Jeder Franzmann, der Eure Küste betritt,
sei Euch verfallen. -- Von den stellvertretenden General-Commandos
Eurer Bezirke werden euch weitere Mittheilungen zugehen."

Der Aufruf nimmt auf eine Zuschrift Bezug, welche zwei Tage vorher,
kurz vor Schluß der außerordentlichen Session des Reichstages, eine Anzahl
von Reichstagsmitgliedern aus dem Nordseegebiet, und unmittelbar darauf,
diesem Beispiele folgend, auch eine Anzahl von Vertretern aus den Ostsee-Küsten¬
ländern an den damals noch in Berlin weilenden General Vogel von Falcken-
stein gerichtet hatten. Das von Reichstagsmitgliedern aus den Ostseeländern
ausgegangene, von etwa zwanzig Abgeordneten aus den Provinzen Preußen,
Pommern und Schleswig-Holstein und dem Großherzogthum Mecklenburg-
Schwerin unterzeichnete Schreiben lautet: "Berlin, 21. Juli 1870. Ew. Exe.
als dem Befehlshaber der zum Schutze der deutschen Küste be¬
stimmten Armee beehren sich die unterzeichneten Vertreter bezw. Bewohner des
Ostseeküstenbezirks im Reichstage, in der Ueberzeugung, daß sie damit
dem Sinne und den Gefühlen der von ihnen vertretenen Wahlkreise bezw.
ihrer Heimatskreise entsprechen, die Erklärung abzugeben, daß die Be-
völkerung bereit sein wird, etwa von der Militärbehörde für nothwendig oder
wünschenswert!) erachtete Beihilfen zur Küstenbewachung und Küstenverthei¬
digung gern und willig zu leisten. Die Unterzeichneten werden auf Ew. Exc.
Aufforderung in dieser Beziehung gewünschte Organisationen in die Hand zu
nehmen jederzeit sich zur Ehre rechnen."

Als Erwiderung auf diese Zuschrift erließ der General-Gouverneur
unter dem 22. Juli aus dem "Hauptquartier Hannover" ein "offenes Schrei¬
ben an die Reichstagsmitglieder der Küstendistricte der Nordsee", welches,
ohne Aenderung der Ueberschrift und ohne irgend eine sonstige Andeutung,
daß dasselbe auch für die Vertreter aus den Ostseeküstendistricten seine Gel¬
tung haben solle, diesen gedruckt zugefertigt wurde. Das Schreiben lautet:
"Geehrte Herren! Sie haben in einem Schreiben von gestern das Ansuchen
an mich gestellt, zur Abwehr von Landungsversuchen der Franzosen schleunigst
die Organisation einer energischen Thätigkeit der Küstenbewohner für die Ver¬
theidigung der ganzen Küste ins Leben treten zu lassen, und mir hierzu Ihre
Mitwirkung zugesagt. Ich danke Ihnen für den Ausdruck einer Gesinnung,
von der ja jeder Deutsche beseelt ist, wenn es gilt, Haus und Hof, nament¬
lich gegen den Erzfeind der Deutschen, zu vertheidigen. Sagen Sie im Vor-


Grenzboten IV. 1870. ! 9

unter Führung verständiger Männer; unter den inactiven Offizieren Eurer
Bezirke werdet Ihr deren genug finden. — Die Bewachung der Küste möge
zuvörderst Eure Aufgabe sein, um schleunige Mittheilung an die nächste
Militärbehörde, von der ihr jederzeit Unterstützung zu erwarten habt, machen
zu können. Bei einer eintretenden militärischen Abwehr dürfet
Ihr nicht fehlen. Jeder Franzmann, der Eure Küste betritt,
sei Euch verfallen. — Von den stellvertretenden General-Commandos
Eurer Bezirke werden euch weitere Mittheilungen zugehen."

Der Aufruf nimmt auf eine Zuschrift Bezug, welche zwei Tage vorher,
kurz vor Schluß der außerordentlichen Session des Reichstages, eine Anzahl
von Reichstagsmitgliedern aus dem Nordseegebiet, und unmittelbar darauf,
diesem Beispiele folgend, auch eine Anzahl von Vertretern aus den Ostsee-Küsten¬
ländern an den damals noch in Berlin weilenden General Vogel von Falcken-
stein gerichtet hatten. Das von Reichstagsmitgliedern aus den Ostseeländern
ausgegangene, von etwa zwanzig Abgeordneten aus den Provinzen Preußen,
Pommern und Schleswig-Holstein und dem Großherzogthum Mecklenburg-
Schwerin unterzeichnete Schreiben lautet: „Berlin, 21. Juli 1870. Ew. Exe.
als dem Befehlshaber der zum Schutze der deutschen Küste be¬
stimmten Armee beehren sich die unterzeichneten Vertreter bezw. Bewohner des
Ostseeküstenbezirks im Reichstage, in der Ueberzeugung, daß sie damit
dem Sinne und den Gefühlen der von ihnen vertretenen Wahlkreise bezw.
ihrer Heimatskreise entsprechen, die Erklärung abzugeben, daß die Be-
völkerung bereit sein wird, etwa von der Militärbehörde für nothwendig oder
wünschenswert!) erachtete Beihilfen zur Küstenbewachung und Küstenverthei¬
digung gern und willig zu leisten. Die Unterzeichneten werden auf Ew. Exc.
Aufforderung in dieser Beziehung gewünschte Organisationen in die Hand zu
nehmen jederzeit sich zur Ehre rechnen."

Als Erwiderung auf diese Zuschrift erließ der General-Gouverneur
unter dem 22. Juli aus dem „Hauptquartier Hannover" ein „offenes Schrei¬
ben an die Reichstagsmitglieder der Küstendistricte der Nordsee", welches,
ohne Aenderung der Ueberschrift und ohne irgend eine sonstige Andeutung,
daß dasselbe auch für die Vertreter aus den Ostseeküstendistricten seine Gel¬
tung haben solle, diesen gedruckt zugefertigt wurde. Das Schreiben lautet:
„Geehrte Herren! Sie haben in einem Schreiben von gestern das Ansuchen
an mich gestellt, zur Abwehr von Landungsversuchen der Franzosen schleunigst
die Organisation einer energischen Thätigkeit der Küstenbewohner für die Ver¬
theidigung der ganzen Küste ins Leben treten zu lassen, und mir hierzu Ihre
Mitwirkung zugesagt. Ich danke Ihnen für den Ausdruck einer Gesinnung,
von der ja jeder Deutsche beseelt ist, wenn es gilt, Haus und Hof, nament¬
lich gegen den Erzfeind der Deutschen, zu vertheidigen. Sagen Sie im Vor-


Grenzboten IV. 1870. ! 9
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[0313] unter Führung verständiger Männer; unter den inactiven Offizieren Eurer Bezirke werdet Ihr deren genug finden. — Die Bewachung der Küste möge zuvörderst Eure Aufgabe sein, um schleunige Mittheilung an die nächste Militärbehörde, von der ihr jederzeit Unterstützung zu erwarten habt, machen zu können. Bei einer eintretenden militärischen Abwehr dürfet Ihr nicht fehlen. Jeder Franzmann, der Eure Küste betritt, sei Euch verfallen. — Von den stellvertretenden General-Commandos Eurer Bezirke werden euch weitere Mittheilungen zugehen." Der Aufruf nimmt auf eine Zuschrift Bezug, welche zwei Tage vorher, kurz vor Schluß der außerordentlichen Session des Reichstages, eine Anzahl von Reichstagsmitgliedern aus dem Nordseegebiet, und unmittelbar darauf, diesem Beispiele folgend, auch eine Anzahl von Vertretern aus den Ostsee-Küsten¬ ländern an den damals noch in Berlin weilenden General Vogel von Falcken- stein gerichtet hatten. Das von Reichstagsmitgliedern aus den Ostseeländern ausgegangene, von etwa zwanzig Abgeordneten aus den Provinzen Preußen, Pommern und Schleswig-Holstein und dem Großherzogthum Mecklenburg- Schwerin unterzeichnete Schreiben lautet: „Berlin, 21. Juli 1870. Ew. Exe. als dem Befehlshaber der zum Schutze der deutschen Küste be¬ stimmten Armee beehren sich die unterzeichneten Vertreter bezw. Bewohner des Ostseeküstenbezirks im Reichstage, in der Ueberzeugung, daß sie damit dem Sinne und den Gefühlen der von ihnen vertretenen Wahlkreise bezw. ihrer Heimatskreise entsprechen, die Erklärung abzugeben, daß die Be- völkerung bereit sein wird, etwa von der Militärbehörde für nothwendig oder wünschenswert!) erachtete Beihilfen zur Küstenbewachung und Küstenverthei¬ digung gern und willig zu leisten. Die Unterzeichneten werden auf Ew. Exc. Aufforderung in dieser Beziehung gewünschte Organisationen in die Hand zu nehmen jederzeit sich zur Ehre rechnen." Als Erwiderung auf diese Zuschrift erließ der General-Gouverneur unter dem 22. Juli aus dem „Hauptquartier Hannover" ein „offenes Schrei¬ ben an die Reichstagsmitglieder der Küstendistricte der Nordsee", welches, ohne Aenderung der Ueberschrift und ohne irgend eine sonstige Andeutung, daß dasselbe auch für die Vertreter aus den Ostseeküstendistricten seine Gel¬ tung haben solle, diesen gedruckt zugefertigt wurde. Das Schreiben lautet: „Geehrte Herren! Sie haben in einem Schreiben von gestern das Ansuchen an mich gestellt, zur Abwehr von Landungsversuchen der Franzosen schleunigst die Organisation einer energischen Thätigkeit der Küstenbewohner für die Ver¬ theidigung der ganzen Küste ins Leben treten zu lassen, und mir hierzu Ihre Mitwirkung zugesagt. Ich danke Ihnen für den Ausdruck einer Gesinnung, von der ja jeder Deutsche beseelt ist, wenn es gilt, Haus und Hof, nament¬ lich gegen den Erzfeind der Deutschen, zu vertheidigen. Sagen Sie im Vor- Grenzboten IV. 1870. ! 9

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/313>, abgerufen am 22.12.2024.